Hallo Christian!
Ich kenne und schätze alle sieben Symphonien des Russen und denke auch, dass man an der merkwürdig sprunghaften Melodik und anderen, natürlich schwer zu beschreibenden Eigenarten, den Personalstil Prokofieffs stets ausmachen kann. Zweifellos sind die Werke aber auch in gewissen Blöcken von sehr unterschiedlicher Natur. Die „Symphonie Classique“ ist knapp, klassizistisch, ein verfremdeter Haydn, wenn man so will. Die zweite und dritte sind sicher am gewöhnungsbedürftigsten, extrem disparat, bizarr, expressionistisch, voller Härten, aber eben auch voller raffinierter Details in Harmonik und Klangfarbe, weniger im Rhythmus oder in der Melodik. Dann wird Prokofieff zunehmend geglätteter, milder, melodiöser, pathetischer, rhythmisch feinnnervig und oft einfach „schön“. Die vierte müsste ich jetzt erst wieder hören, um mich zu erinnern; sie ist sicher die unbekannteste seiner Sinfonien. Die fünfte wird am häufigsten aufgeführt, ist wohl auch die vielfältigste und interessanteste, aber weitaus klarer strukturiert als 2 und 3. Die sechste ist mollgetönt und ähnlich ergiebig wie die fünfte. Empfehlen würde ich Dir aber auch die siebente, wie eine Ballettszene, fast wie ein ganz später Tschaikowsky, streng tonal, aber blühend und raffiniert in der Melodik, vor allem im ersten und letzten Satz.
Brauchst Du noch einen Aufnahmetipp oder anderes?
Herzliche Grüße!
Wolfgang Zimmermann