Hallo Katharina,
eine ganze Menge Fragen, für deren Besprechung ich mit meinen Kunden meist 2 - 3 Stunden benötige. Dennoch versuche einmal kurz einen Leitfaden zu geben:
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Privathaftpflicht, Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherung (oder „Arbeitskraftabsicherung“) sind auf jeden Fall die wichtigsten Absicherungen, da diese dein regelmäßiges Einkommen sichern.
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Altersvorsorge kommt im Anschluss und sollte von der Zusammensetzung zu dir passen. Die VBL ist schon mal eine gute Sache!..gegen die man sich im ö. D. ja auch nicht wehren kann. 
Nun eine kurze Skizze zu den einzelnen Absicherungen:
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Privathaftpflicht: Besteht bereits, guckt aber, dass die Absicherung auch richtig gut ist. Eine Deckung von 50 Mio. € klingt zwar übertrieben, hält euch aber für (fast alle) Eventualitäten den Rücken frei und Anbieter mit dieser Deckungssumme haben in den entsprechenden Tarifen meist auch die umfangreichsten Einschlüsse auf dem Markt (Haftpflichtkasse Darmstadt, VHV etc.). Hier lohnt auch das sparen nicht, denn selbst diese Absicherungen gibt es für 100 € p. a. oder sogar weniger, je nachdem, bei wem man das abschließt.
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Rechtsschutzversicherung: Kfz habt ihr, Beruf ist wohl tatsächlich nicht zwingend (wobei dann schon, wenn der Betriebsrat einer Kündigung zustimmt, denn dann braucht man schon mal Hilfe), privat ist eigenes Ermessen und Mietrechtsschutz ebenso. Mehr kann ich garnicht ergänzen.
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Unfallversicherung: Sollten die Summen hier tatsächlich recht niedrig sein, so würde ich da als erstes ansätzen. Als „Schreibtischtäterin“ bist du in der besten Gefahrengruppe (A oder 1, je nach Anbieter) und bekommst - je nach Qualität - für 10 bis 20 € monatlich auch eine sehr gute Absicherung. Hier sind aber bei der Zusammenstellung der Leistungen und dem Bedingungswerk diverse Kleinigkeiten zu beachten, auf die ich nicht im einzelnen eingehen kann. Nur so viel:
Hohe Summen nützen nicht viel, wenn man schon hohe Invaliditätsgrade aufweisen muss, um diese auch zu bekommen!
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Berufsunfähigkeits-/Erwerbsunfähigkeitsversicherung:
Hier würde ich mich auf jeden Fall für erstere entscheiden, der Unterschied liegt in der Qualität, die sich im Grunde aus den Begriffen selbst erklärt. Als 24-jährige bekommst du bei Berufsunfähigkeit zudem vom Staat überhaupt nichts, bei Erwerbsunfähigkeit „nur“ die Erwerbsminderungsrente, die nicht sehr hoch ist, wie du als Fachfrau sicher selbst am besten weißt.
Hier ist die Rentenhöhe, die Laufzeit und dein Gesundheitszustand Grundlage für die Höhe des monatlichen Beitrags, deshalb kann ich dazu auch nicht ins Blaue hinein etwas sagen. Was wichtig ist: Du bist auch hier in einer guten Berufsgruppe, allerdings gibt es noch einmal Differenzierungen zwischen Berufsgruppe 1 und (bei manchen Anbietern) 1+. Letztere bringt natürlich noch einmal einen Beitragsnachlass und das sollte auch das Ziel deines Beraters sein, das zu erreichen.
- Altersvorsorge: Für gewöhnlich empfehle ich immer eine Betriebsrente, noch zumal wenn der Arbeitgeber etwas dazugibt. Das ist im ö. D. nicht immer bzw. nicht überall möglich. Sollte es dir angeboten werden, dann wäre das auf jeden Fall meine erste Wahl. Einerseits hast du nirgends einen besseren Fördereffekt als hier und andererseits muss du nichts beantragen (Riester!) oder extra eine Steuererklärung machen (Rürup- oder Basisrente!). Es wird dir einfach etwas vom Brutto abgezogen und du zahlst dadurch weniger Steuern und SV-Abgaben. Einfacher geht’s nicht.
Und lass dich nicht schrecken von der Versteuerung der Rente im Alter! Einerseits werden wir alle in 30 - 40 Jahren sicher keine enormen Steuerprobleme wegen utopischer Renten haben und andererseits greift diese Rentenbesteuerung bei allen anderen Altersvorsorgen ja auch, wenn auch nicht überall in gleichem Umfang.
Von Riester-Rente halte ich nicht so besonders viel, es sei denn man ist mit vielen Kindern gesegnet und verdient nicht übermäßig. Dann ist nämlich der Fördereffekt u. U. sehr gut. Für mittlere bis gute Einkommen ist es nicht sonderlich attraktiv, wobei die es ggf. wieder zum Steuern sparen nutzen. Geschmackssache.
Eine private Rente wäre noch eine Möglichkeit. Die wird in keiner Weise gefördert und auch die Beiträg sind nicht absetzbar, dafür hat sie die geringste Besteuerung im Alter.
Was ich nicht machen würde ist eine Kapitallebensversicherung. Das ist nur eine Kombination aus Rentenversicherung und Risikolebensversicherung. Wenn du bei Bedarf beides separat abschließt hast du erheblich mehr Flexibilität (z. B. wenn die Risiko-LV wegen der Kinder oder einer Hausfinanzierung abgeschlossen wird, dann kann sie auf die jeweiligen Bedürfnisse von den Summen her abgestellt werden und nur so lange laufen (bzw. bei Bedarf gekündigt werden), wie sie gebraucht wird. Bein Selbständigkeit der Kinder oder Ende der Finanzierung wird gekündigt, die Rentenversicherung als Altersvorsorge, die man separat abgeschlossen hat, läuft weiter. Hat man eine Kapital-LV, so geht das nicht so einfach!
Ergänzung:
- Krankenzusatzversicherung: Das Thema wird ja immer wichtiger. Hier könnte man sich überlegen, ob eine Absicherung für die Zähne Sinn macht oder auch eine stationäre oder ambulante Zusatzversorgung. Die letzten beiden sind wiederum Geschmackssache, bei den Zähnen ist es teilweise Mathematik. Wer keine so guten Zähne hat, für den kann sich auf lange Sicht so eine Absicherung lohnen. Einige meiner Kunden haben (allerdings in etwas höherem Alter als 24) sowas bei mir abgeschlossen, weil sie wussten, dass teurer Zahnersatz auf sie zukommen wird. Unter’m Strich spart man hier schnell 4-stellig.
So, das waren nun doch eine Menge Informationen und nicht ganz so kurz. Ich hoffe aber es war trotzdem verständlich und hat dir ein paar hilfreiche Denkanstöße gebracht.
Toi toi bei der Entscheidungsfindung und Grüße aus Berlin.
Alex Haid
Versicherungsmakler