Welche Vorschriften sind konkret bei Dachständern zur Stromversorgung zu beachten?

Ich bin auf der Suche nach den relevanten Voschriften für den Aufbau von Dachständern für die Stromversorgung von Gebäuden über das Dach. Kann mir da bitte jemand konkrete Hinweise geben welche Normen und Vorschriften dabei zu beachten sind und idealerweise wo man diese nachlesen kann?

Im vorligenden Fall hat der Netzbetreiber nach dem Rückbau einer Stromleitung an einem Dachständer eine Konstruktion hinterlassen, die m.E. statisch wirkungslos und dynamisch schädlich ist. Der Mast wurde auf der freien Hälfte mit einem Querbalken versehen, über den von der Spitze bis zum von außen zugänglichen Fuß ein Drahtseil gespannt wurde. Am Biegemoment an der Stelle der größten Belastung (an der obersten Schelle ca. 30cm unterhalb der Dachhaut) ändert diese Konstruktion statisch m.E. nichts. Dafür wird dynamisch im oberen Teil des Rohrs die Elastizität reduziert, wodurch ruckartige Belastungen (z.B. durch Windböen) jetzt unmittelbarerer auf die Stelle des stärksten Biegemoments übertragen werden. Das so etwas sinnvoll und zulässig sein soll leuchtet mir nicht ein.

Abspannung eines Rohrs an sich selbst.

Bei genauerer Betrachtung wurden die abgeschnittenen Kabelenden auch noch mit Klebeband isoliert und auch mit Klebeband an einem der Drahtseile befestigt. Das Ganze macht auf mich keinen sehr vertrauenswürdigen Eindruck. Da Netzbetreiber üblicherweise große, träge, rechthaberische Organisationen sind, wüsste ich gerne ob das tatsächlich vorschriftsgemäß ist und wenn nicht mit welchem Hebel man da beim Netzbetreiber ansetzen kann.

Überdachleitung mit Klebeband isoliert und befestigt.

Viele Dank im Voraus

Hallo!

was ist denn von der Freileitung noch übrig gebleiben ?  Warum musste man es eigentlich außen auf dem Dach abtrennen und hat es nicht innen am Hausanschlusskasten abtrennt ?

Und das mit der Quertraverse und Abspannung ?  Es soll wohl die Durchbiegung auf Zugbeanspruchung in Seilrichtung mindern.
Mag hier unüblich aussehen (kennt man von Segelschiffen und Yachten),gängiger wäre eine Abspannung von Mastspitze schräg zu einem Festpunkt im Dach.
Beides macht das selbe.
Mast soll sich eben nicht in Seilzugrichtung biegen.

Überhaupt, als „Freileitung“ würde ich es nicht mal bezeichnen, es ist Erdkabel an einem Tragseil.

Zur Sicherung der Kabelenden ?  Ich nehme ja stark an, es ist am anderen Punkt elektrisch abgetrennt und freigeschaltet ist und nicht allein das Isoband schützt. Das wäre mir zu wenig, weil nicht langzeitwitterungsbeständig. Schrumpfkappen sichern und stellen die ursprüngliche Isolationsdicke her.

MfG
duck313

Hallo duck313,

ich hatte das auch gar nicht als Freileitung bezeichnet. Den Begriff hast du selber dafür eingeführt. Ein Erdkabel ist es aber auch nicht. Das ist ein spezielles Kabel für genau diesen Zweck der Versorgung über das Dach. Es ist isoliert, vieradrig verdrillt und geht am Mast in eine spezielle Klemme in der jede Ader einzeln eingespannt wird. Ein Tragseil ist dabei nicht nötig.

Das war mal eine Leitung die vom Nachbar links kam und zum Nachbar rechts gegangen ist. Jetzt will links dazwischen noch jemand bauen und wegen dem Baukran musste die Leitung zum linken Nachbar rückgebaut werden (das sind jetzt die Stummel mit dem Klebeband). Damit unsere Häuserzeile trotzdem wieder Strom hat, wurde auf der rechten Seite zwischen zwei anderen Häusern eine provisorische Verbindung über die Straße gemacht. Wir sind also jetzt versorgungstechnisch das Ende der Häuserzeile und werden als letztes Haus über diese Leitung versorgt.

Auf dem Bild sieht man oben ein paar Drähte im Deckel des Rohrs verschwinden. Die laufen zu den Sicherungen die unter dem Dach am Rohr befestigt sind. Wir werden also weiterhin über diese Leitung versorgt und der Nachbar links (von dem der Strom kam) ist abgetrennt worden. Dafür kommt der Strom jetzt von rechts auf einem anderen neuen Weg.

Dass die Abspannung über die Quertraverse das selbe macht wie eine ordentliche Abspannung zu einem festen Punkt würde ich aber stark bezweifeln. An dem Punkt, an dem das größte Biegemoment auftritt, nämlich direkt an der Mastschelle unter der Dachhaut dürfte sich durch diese Art der Abspannung überhaupt nichts ändern. Das Biegemoment dort ist einfach nur von der Kraft und der Länge des Hebels und in keinster Weise von dessen Form abhängig. Also wird genau da wo die größte Belastung ist nichts geändert.

Kennst du die Vorschriften diesbezüglich?

MfG
Gezeiten

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Diese Art der Konstruktion hat nur darauf Einfluss, wie strark sich das Rohr durchbiegt und somit schwingt. Man kann den Teil des Rohres innerhalb der Verpannung als völlig starr betrachten.
Die Dreiecksverspannung verhindert ein Durchbiegen des Rohres. Übersteigt das Drehmoment den Maximalwert für dieses Rohr knickt es am Dach ab. Das tut es auch ohne die Verspannung.
Ob es für die Art der Konstruktion eien Vorschrift gibt und worauf die beruht, kann ich die nicht sagen. Das ist eher ein mechanisches Problem.

Hallo!

Es ist also ein Provisorium während der Baustellenzeit beim Nachbarn.
Und Leitungen gingen also vorher beidseits vom Dachständer weg, stabilisierten ihn so.
Deshalb keine Schrägabspannung wie am Endpunkt nötig.

Da man nicht einfach Dein Dach öffnen und sich einen Festpunkt suchen konnte, hat man die Traverse und Dreieckabspannung gewählt.

Man sollte (und darf wohl) erwarten, die Monteure machten das nicht zum ersten Mal.

MfG
duck313

Hallo duck313,

der Konzern hat blitzschnell reagiert und heute Mittag ist diese Konstruktion meinem Vorschlag folgend korrigiert worden:
1.) Das Biegemoment wurde einfach dadurch reduziert dass man die Leitung tiefer hängt, bis das Provisorium beendet ist. Damit verringert sich er effektive Hebel wirksam.
2.) Die Kabelenden wurden mit den dafür vorgesehenen Kabelendhülsen versehen.

http://abload.de/img/statik_w22nsk6.jpg

Man sollte (und darf wohl) erwarten, die Monteure machten das nicht zum ersten Mal.

Das ist vollkommen korrekt. Nach eigenen Aussagen machen sie das seit 30 Jahren so und es sei bisher nichts passiert. Angeblich soll sogar ein Statiker diese Konstruktion berechnet haben (sie wollten mir nur nicht verraten welcher Statiker das war :smile:.

Daran kann man m.E. sehr schön sehen wie gefährlich diese Art der Argumentation ist. Alles was schief geht, ging vorher eine Weile (durchaus auch mal eine längere) nicht schief. Erinnern wir uns nur mal an die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Seit dem ersten Kernkraftwerk (1954) sind da auch 32 Jahre ins Land gegangen ohne Kernschmelze.

Vielen Dank für die Beiträge, die Sache ist damit für mich erledigt. Der jetzigen Konstruktion traue ich zu, dass sie Eislast und Winterstürme übersteht und unsere Heizung auch zu Weihnachten noch läuft und kein Loch im Dach ist.

Viele Grüße
Gezeiten

Hallo,

Ein paar Zeilen von mir zur Statik:

Zur Tragsicherheit:
Das Biegemoment ist Kraft x Hebelarm. Somit ist das Biegemoment an der Einspannstelle des Mastes gleich, also unabhängig davon, ob ein zusätzliches Drahtseil gespannt wurde oder nicht.
Formeln:
M = F * l
Sigma = M / W
M - Biegemoment
W - Widerstandsmoment
Sigma - errechnete Stahlspannung

Zur Durchbiegung:
Meiner Meinung nach wird sich die Durchbiegung nicht reduzieren. Die Formel für die Durchbiegung eines Kragarmes mit einer Last an der Kragarmspitze ist
w = F * l^3 / (3 * E * I)
E - E-Modul
I - Flächenträgheitsmoment
w - errechnete Durchbiegung

Bemessung
Für die Bemessung reichen einfache Formel aus. Schwierig sind die  Lastannahmen für das Kabel. Da müsste man neben dem Wind und auch eventuelle Eislasten berücksichtigen.
Die Normen sind:
Lastannahmen: Eurocode 1
Stahlkonstruktion: Eurocode 3
Eine Übersicht gibt es unter http://www.eurocode-online.de/Viele Grüße

Adrian

Hallo Adrian,

du bestätigst nochmal, was inzwischen sogar der Netzbetreiber bestätigt hat. Diese Konstruktion (obwohl angeblich seit 30 Jahren in Verwendung) ist weitgehend wirkungslos und für das Schwingungsverhalten sogar eher schädlich. Die Reaktionszeit des Netzbetreibers auf diesen Hinweis war sensationell; ca. 4.5 Stunden (wenn die am Mo Morgen um 8 Uhr angefangen haben). Inzwischen hat man den Hebel (und damit das Biegemoment) auf ca. ein Drittel reduziert:

http://abload.de/img/statik_w22nsk6.jpg

Danke und viele Grüße
Gezeiten