Hallo Luluanu,
wow, auch ich bin beeindruckt, wieviel Wissen du dir schon angeeignet hast und wie du deine Ansprüche formulierst. Finde ich wirklich toll!
möchte ich auch noch fragen , ob ihr noch andere Hunderassen
kennt (…) .Zudem ist mir ein verspieltes Wesen wichtig .
Ich versuche einmal, die ein paar Eindrücke als ehemalige Hundehalterin zu vermitteln:
Als ich etwa in deinem Alter war, haben sich meine Eltern für einen Collie entschieden. Wir kauften die Hündin 2-jährig beim Züchter. Der holte zwei Tiere ins Wohnzimmer, eine Hündin davon hatte ein total abgefressenes Fell, weil sie erst kürzlich geworfen hatte. Aber genau diese Hündin legte sich sofort zwischen meinen Bruder und mich, rollte sich ein und ließ sich mit einer Engelsgeduld streicheln. Der Blick war herzerweichend. Fanden auch meine Eltern, die sich entgegen ihrer Vorstellungen nicht für den hübschen jüngeren Rüden, sondern die verdusselte Dame entschieden. Dann ging’s aber erst richtig los:
Aufwachsen war das arme Tier im ehemaligen Jugoslawien zu Kriegszeiten, d.h. sie hatte furchtbare Angst vor allem Lärm (Busse, vorbeifahrende Autos, ganz schlimm: Feuerwerkskörper!). Wenn mein Vater abends den Gürtel aus der Hose zog, war sie sofort im Bad, um sich zu verstecken. Da wusste man, was das Tier erlebt hatte… Erst nach einem Dreivierteljahr war sie soweit, dass wir sie im Park einmal ableinen konnten. Noch nie habe ich ein glücklicheres Tier gesehen! Mir steigen heute noch, 20 Jahre danach, die Tränen in die Augen, wenn ich daran denke.
Fortan wich uns die Collie-Dame nicht mehr von der Seite. Sie spielte – mit uns Kindern ausgesprochen geduldig und vorsichtig –, sie liebte Spaziergänge und wenn jemand hinter uns lief, den sie nicht kannte, blieb sie stehen und wartete, bis er vorbei war (–> Beschützerinstinkt).
Was will ich mit diesem Roman sagen:
1.) Zunächst einmal, dass ich Collies als sehr familienfreundliche Hunde kennen gelernt habe. Wir waren von dem Mädchen so überzeugt, dass meine Eltern nach ihrem Tod wieder einen Collie kauften. Mit ihm haben wir ähnlich gute Erfahrungen gemacht. Allerdings ist der aktuelle Hund ein richtiger Rüde inkl. schlechtem Hören, wenn er läufige Hündinnen riecht, und etwas Wichtigtuerei.
Aber generell zeichnen sich Collies durch Lauffreudigkeit aus, und über Beschäftigung à la Hundeschule oder Agility sind sie glücklich. Auch haben sie als Hütehunde einen ausgeprägten Hütedrang, d.h. sie halten z.B. bei Spaziergängen immer die „Schäfchen“ der Familie zusammen, und sie sind sehr wachsam. Diese Eigenschaft ist vielleicht nicht zu verachten, wenn du als Mädchen vielleicht abends allein auf dem Feld noch eine Runde laufen willst. Bisher habe ich nur von einem Collie gehört, der völlig verzogen war.
2.) Dass alles Wissen und alle Vorstellungen sehr schnell über Bord geworfen werden, wenn man sich in ein Tier verliebt – dann muss es nicht der preisgekrönte Rüde sein, sondern es kann eben auch die „hässliche Chimäre“ sein, wenn sie eben lieb ist und herzerweichend guckt.
3.) Dass es darauf ankommt, dass das Tier zu einem selbst passt. Da spielen viele Dinge eine Rolle, nicht nur die Rasse. Ich höre von vielen Tierbesitzern, dass sich das Tier die Halter ausgesucht hätte.
Es ist also auch eine Gefühlssache – oder besser: Eine gewisses Zusammenspiel von Verstand und Gefühl. Tatsächlich hat jedes Tier auch einen eigenen Charakter. Es gibt zickige und total relaxte Hunde. Persönlich empfinde ich viele Handtaschenhunde eher als zickig als die Großen, aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Auch muss man abwägen, wie sich welche Rasse (bzw. welches Tier) wie mit anderen Hunden versteht. Unkastrierte Rüden reagieren z.B. oft streitlustig auf andere Rüden. Manche Hunde wurden so oft von kleinen Angstkläffern angebellt oder gar von hinten in die Fesseln gezwickt, dass sie versuchen, kleinere Hunde zu dominieren (das kann unfreundlicher sein als es klingt). Manche sind echte Sozialhunde, die mit allen anderen spielen usw. usf.
4.) Dass Hunde generell viel Geduld brauchen, manche mehr als andere.
5.) Hunde sind eine „Lebensaufgabe“. Ein Collie lebt ca. 12 Jahre. Dann wärst du 25. Was machst du mit dem Tier, wenn du in der Ausbildung oder im Abi steckst? Wer kann ihn dann versorgen?
6.) Züchterfrage: Wenn man sich einen Hund kauft, sollte man sich evtl. mehrere Züchter anschauen. Je nach Zucht werden bestimmte körperliche oder psychische Merkmale bevorzugt. „Unsere“ Züchterin beim 2. Collie gewährte den Tieren z.B. viel Auslauf auf dem gesamten Hof, die Welpen hatten ein eigenes Haus (den Schuppen) – das war ein Riesengegenteil zum ersten Züchter, wo 7 Hunde nur den Platz zwischen Garage und Gartentor hatten.
So, ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen.
Viele Grüße
sgw