Guten Tag,
welche Gründe sind ausschlaggebend, dass der eine oder der anderen Flussname beibehalten wird?
Rein historische?
Wassermenge?
Länge der jeweiligen Flüsse bis zur Mündung?
Gibt es sowas wie ein „Flussnamensgebungsgesetz“?
Vielen Dank
welche Gründe sind ausschlaggebend, dass der eine oder der
anderen Flussname beibehalten wird?
Hallo,
das wurde gerade eben unter dem Stichwort Quelle umfassend diskutiert, siehe dort. Die Fragestellung ist ja die gleiche nur mit anderem Ausgangspunkt.
Gibt es sowas wie ein „Flussnamensgebungsgesetz“?
Wozu? Es ist ziemlich selten, dass hier in Deutschland ein neuer Fluss auftaucht. Es ist alles schon benamst.
Gruss Reinhard
danke schön
Gibt es sowas wie ein „Flussnamensgebungsgesetz“?
Wozu? Es ist ziemlich selten, dass hier in Deutschland ein
neuer Fluss auftaucht. Es ist alles schon benamst.
schon wahr, aber umbenannt wird ja vielleicht schonmal was, und hätte ja sein können, dass es, um zu verhindern, dass der graf sowieso irgendeinen fluss nach dem bächlein benennt, welches von seinem hof in ihn mündet, ein -sagenwirmal- kgl. preussischen erlass a.d. jahr x-zehnhundertnochwas gab, der dann bis in die bundesrepublikanische flurordnung (nennt man das so?) überlebt hat.
davon abgesehen wäre es auch nicht das einzige gesetz, bei dem man sich die frage nach dem „wozu“ stellen könnte.
nochmals danke
Flusshierarchie
Guten Tag,
Gibt es sowas wie ein „Flussnamensgebungsgesetz“?
Vielen Dank
Gesetz ist das nicht, aber in der Hydrologie und dem Wassermanagment gibt es schon andere Einteilungskriterien aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Ansätzen.
google mal mach FLOZ = Flußordnungszahl
FGKZ=Fließgewässerkennziffer
hier sind Hierarchische Ordnungsysteme als Grundlage, die aber nur auf spezialkarten verzeichnet sind, wobei man dann in (Teil)-einzugs bzw Niedersachlagsgebiete kommt, die wiederum wichtig für Hochwasserberechnung sind
Gruss
M@x
welche Gründe sind ausschlaggebend, dass der eine oder der
anderen Flussname beibehalten wird?
Warum sollte man etwas über Jahrtausende gewachsene denn plötzlich ändern?
Rein historische?
Meistens 99%.
Gibt es sowas wie ein „Flussnamensgebungsgesetz“?
Sicher. Gesetz wohl nicht, aber eine Änderung. In Afrika z.B. Kongo-Zaire-Kongo. Überall, wo Kolonialmächte Flußnamen gegeben haben, werden bzw wurden diese wieder geändert. Zu Recht!!!
Denn, nicht der weiße Mann „entdeckte“ diese Flüsse. Die Afrikaner kannten sie schon lange vorher.
mfgConrad
vielen dank, das ist ein sehr interessanter ansatzpunkt für mich
Hallo,
nein, Flüsse werden grunsätzlich nicht umbenannt.
Fast alle in Europa liegenden Flüsse haben vorzeitliche Wurzeln.
Sie sind fast alle abgeleitet von uralten Wörtern für fließen, strömen usw.
*el-/*ol- fließen, strömen, Bsp. Elbe, Ebro, die skandinavischen -alv Endungen
*wer-/*wor- Wasser, Regen, Fluss, Bsp. Werra, Weser, Weichsel
*ser-/*sor- fließen, strömen, Bsp. Saar, Seine, Saone
*ab- Wasser, Fluss - Abens (Nfl. der Donau), Abelica
*ad- Wasserlauf - Adda (Nfl. des Po), Oder
*am- Flussbett - Ems (ältere Form Amisa)
*aw- Quelle, Flusslauf - Auma (in Thüringen), Aumenau (Nfl. der Lahn)
*drow- Flusslauf - Trave (Fluss zur Ostsee, vgl. Travemünde) Drohn (Nfl. der Mosel). *aha Wasser - A(a)ch.
weitere Ähnlichkeiten sind Don/Donau, Dnjepr/Dnjestr, Lahn/Lein, Rhein/Rhone, Ahr/Aare/Ache.
Kein Herrscher, keine neue Volksgruppe haben diese Namen verändert, sondern immer die ursprünglichen Namen beibehalten.
Selbst bei der Besiedelung Amerikas wurden ja oft die indianischen Flussnamen beibehlaten (Mississippi, Missouri, Tennessee, Ohio u.v.a.)
Gruß
Lawrence
hallo conrad,
vielen dank für deine antwort. deine gegenfrage
Warum sollte man etwas über Jahrtausende gewachsene denn
plötzlich ändern?
beantwortest du ja fast selbst
Sicher. Gesetz wohl nicht, aber eine Änderung. In Afrika z.B.
Kongo-Zaire-Kongo. Überall, wo Kolonialmächte Flußnamen
gegeben haben, werden bzw wurden diese wieder geändert. Zu
Recht!!!
Denn, nicht der weiße Mann „entdeckte“ diese Flüsse. Die
Afrikaner kannten sie schon lange vorher.
also gibt es beispielsweise politische gründe, umbenennungen infolge von veränderten herrschaftsverhältnissen, sei es durch kolonialimperialismus, durch annektion von angrenzenden territorien oder sei es völkerwanderung. die sind innerhalb deutschlands zwar nicht so gewichtig wie bei der rückbenennung ex-kolonialer fluss- und ortsnamen, aber dein beispiel hat mich, im zusammenhang mit dem kürzlich auf diesem brett verhandelten „quell“-problem, auf folgendes szenario gebracht:
es gebe zwei flüsse, von der indigenen bevölkerung a und b genannt, die ineinander münden. a ist bis dorthin länger, trägt aber weniger wasser als b. der entstehende strom wird nach dem längeren (zu)fluss a benannt.
auftritt einer sich flussaufwärts bewegenden kolonialmacht: die hat dem strom schon einen eigenen namen gegeben: c. als sie (die kolonialmacht) an der mündung ankommt, entscheidet sie, dass c als fortsetzung des wasserreicheren zufluss anzusehen sei und benennt diesen ebenfalls in c um. der zufluss a bekommt den namen d.
ich hab versucht ein „schaubild“ zu machen (die punkte sind nur dafür da, dass die einander entsprechenden a,b,c&ds übereinander stehen).
…c
…/-----
…c…/…b
danke für die antwort,
aber wie siehts aus mit:
Memel/Nemunas!
Dank und Erläuterung des Hintergrunds
Hallo, erstmal vielen Dank für die bisherigen Antworten.
Ich möchte kurz darlegen, wie ich auf die Frage kam:
Ich bin Schriftsteller und recherchiere für ein fiktives Szenario, in welchem eine Bürgerbewegung die Umbenennung eines größeren Flusses durchsetzen möchte, weil dieser entgegen der üblichen Konventionen (bzw., und darum gings in der Frage: geltenden Rechts?) den Namen von einem kleineren Zufluss erhalten hat.
Dass die meisten europäischen Flussnamen keltischen Ursprungs sind und im Falle von sich ändernden Landesgenzen meist nur den lautlichen Verältnissen der jeweiligen Landessprache angepasst wurden (z.B. Etsch/Adige) ist mir bewusst.
Dennoch danke auch für diese Hinweise.
Hallo Harvel,
es ist zu vermuten, dass alle Bezeichnungen Memel/Nemunas/Njeman/Njoman/Niemen den gleichen Ursprung haben, nämlich „still, langsam, schweigend“.
Und tatsächlich, bei der Memel denkt man nicht an einen reißenden Fluß, sondern an einen langsam und still endlose Wälder durchquerenden.
Das ist nun nicht keltisch oder vorindogermanisch, sondern Kurisch.
Kurisch ist eine baltische Sprache.
Die Balten sind in diesem Gebiet wohl immerhin schon seit 3400-3200 v. Chr. ansässig.
Die Stadt Memel wurde übrigens im 13. Jahrhundert unter dem Namen Klaipeda gegründet und heißt auch heute wieder so. Auch Klaipeda ist baltisch und heißt soviel wie Brotstadt.
Gruß
Lawrence
Hallo Lawrence,
es ist zu vermuten, dass alle Bezeichnungen
Memel/Nemunas/Njeman/Njoman/Niemen den gleichen Ursprung
haben, nämlich „still, langsam, schweigend“.
Interessant, ist denn lit. Nemunas eine Rückentlehnung aus dem Slawischen?
Mich hat halt gewundert, dass der litauische, also baltische Name des Flusses den slawischen Bezeichnungen so viel ähnlicher ist als dem zugrunde liegenden kurischen memelis (oder *memelis? ist das Wort belegt?)
Ich hatte daher vermutet, dass es sich um zwei unabhängige Namensgebungen handelt (denen vielleicht allerdings dasselbe Benennungsmotiv zugrundeliegt).
Wie auch immer: der lautliche Unterschied zwischen Memel und Nemunas ist entscheidend größer als bsw. zwischen dem marginalen Saar vs. Sarre oder selbst dem etwas stärkeren Etsch vs. Adige -auch dort fällt noch dem Laien die gemeinsame Etymologie auf- weshalb ich finde, dass hier (also bei der Memel) von einer echten Umbenennung die Rede sein kann, und zwar wäre irgendwann der kurische Name durch einen slawischen ersetzt worden, im 19. Jahundert dann durch den aus dem Kurischen stammenden deutschen, und im 20. wieder (zurück) in den aus dem Slawischen stammenden (jeweils in russischer, belorussischer, polnischer und litauischer Morphologie).
So ungefähr jedenfalls.
Vielen Dank fürs Erste,
harvel