Welches Obst wächst auch im Winter?

Hallo,
ich finde im Web keine Informationen dazu.

Haben Pflanzen grundsätzlich eien eingebauten Zeitplan, wann sie blühen, oder kann man alle Pflanzen grundsätzlich dazu bewegen zu jeder Zeit zu blühen, wenn man die entsprechenden klimatischen Bedingungen schafft?

Konkreter:
Kann man alles Obst zu jeder Zeit blühen lassen und somit auch zu jeder Zeit ernten, wie man will?

noch konkreter:
Ich wüsste nämlich nicht wie man z.B. einen Apfelbaum oder einen Brombeerstrauch dazu bringt in unseren Breiten im Gewächshaus im Winter Früchte zu tragen.

Danke

Servus,

bei Pflanzen, die in Gebieten mit Jahreszeiten zu Hause sind, gibt es grundsätzlich die Steuerung der Blüte über Tageslänge und die Steuerung über Temperatur. Normal ist eine Mischung von beiden Systemen mit Schwerpunkt auf einem der beiden.

Man kann bei Pflanzen, die im Rhythmus von Jahreszeiten blühen und fruchten und dabei „Winter brauchen“, um einen neuen Zyklus anzufangen, durch Entfernen der Blätter Winter simulieren. Mir ist ein Weinstock in Jarabacoa (Dominikanische Republik) bekannt, der auf diese Weise zu zwei Ernten im Jahr gebracht werden konnte, und in der gleichen Provinz La Vega eine von einem Investor aus den USA angelegte Apfelplantage, die Unmengen Brennholz brachte, aber keinen einzigen Apfel, weil Äpfel ohne Winter und Neuaustrieb halt nicht blühen.

Wenn man bei Pflanzen, die in einem Jahreszeitenrhythmus blühen und fruchten, diesen Rhythmus verschieben will, muss man experimentell ermitteln, ob Tageslänge oder Temperatur oder beides dafür ausschlaggebend sind, und dann entsprechende Bedingungen simulieren.

Bei Pflanzen, die wenig oder nicht von Jahreszeiten abhängig sind, genügt es, wenn man im Winter für ausreichend hohe Temperatur und genügend Licht sorgt, vgl. die in Holland mehrjährig gehaltenen Tomaten, die ganzjährig fruchten.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

noch konkreter:
Ich wüsste nämlich nicht wie man z.B. einen Apfelbaum oder
einen Brombeerstrauch dazu bringt in unseren Breiten im
Gewächshaus im Winter Früchte zu tragen.

Ev. kann man die Pflanzen derart manipulieren - aber das Obst müsste dann mit wenig und schwacher Sonne reifen, was kaum zu wünschenswerten Ergebnissen führen wird.

Früher hatte man neben Sommeräpfeln auch Lageräpfel, die auf dem kühlen Dachboden überwinterten und bis ins Frühjahr gut eßbar waren. Wurden immer schrumpeliger und süßer.

Gruß, Paran

Servus,

aber das Obst müsste dann mit wenig und schwacher Sonne reifen, was kaum zu wünschenswerten Ergebnissen führen wird.

Man kann mit elektrischer Beleuchtung geeigneten Spektrums genau gleiche und je nach Jahreszeit bessere Ergebnisse erzielen als mit Tageslicht. Wenn das nicht geschieht, ist es keine Frage des technisch Möglichen, sondern der Kosten.

Früher hatte man neben Sommeräpfeln auch Lageräpfel

Berlepsch, Brettacher, Glockenapfel und Ontario gibt es heute noch, da ist „früher“ nicht vorbei. Weitgehend verschwunden ist der Bohnapfel, aber das find ich nicht besonders traurig.

Viel besser geeignet als ein Dachboden ist übrigens ein Keller.

A propos „früher“: Fahr mal ins schwäbische Oberland, konkret nach Rottum. Dort steht heute noch der erste Baum der Sorte „Jakob Fischer“ (beiläufig sehr kurz lagerfähig), der vor über hundert Jahren 1912 das erste Mal getragen hat. Moral: So ganz weit weg ist früher nicht, wenn man die Augen offen hält.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Man kann mit elektrischer Beleuchtung geeigneten Spektrums
genau gleiche und je nach Jahreszeit bessere Ergebnisse
erzielen als mit Tageslicht. Wenn das nicht geschieht, ist es
keine Frage des technisch Möglichen, sondern der Kosten.

Eben. Nachher kosten die so gezogenen Äppel mehr Energie, als die aus Südamerika importierten.
Das ist begrenzte Ressourcen en Masse verbraten um z.B. frische Brombeeren im Winter zu essen.
Ich bevorzuge grundsätzlich den sparsamen Umgang mit begrenzten Mitteln. Und manche Früchte/Gemüse schmecken doch gerade wegen der zeitlich eingeschränkten Verfügbarkeit besonders lecker (siehe den Spargelhype).

Viel besser geeignet als ein Dachboden ist übrigens ein
Keller.

Das kommt auf die regionalen Witterungsverhältnisse und aufs Haus selbst an. Bei uns war halt der Dachboden für Äpfel die beste Wahl.

A propos „früher“: Fahr mal ins schwäbische Oberland, konkret
nach Rottum. Dort steht heute noch der erste Baum der Sorte
„Jakob Fischer“ (beiläufig sehr kurz lagerfähig), der vor über
hundert Jahren 1912 das erste Mal getragen hat. Moral: So ganz
weit weg ist früher nicht, wenn man die Augen offen hält.

Klar ist das garnicht weit weg. So alt bin ich noch nicht und wenn ich auf dem Land leben würde mit altem Obstbaumbestand (der selten, aber doch noch vorhanden ist), könnte ich es noch ebenso handhaben. Aber üblich ist es nicht mehr.
Teils sicher mangels passender Sorten oder mangels Wissen, überwiegend verm. weil der Supermarkt das ganze Jahr frische Äpfel aus der ganzen Welt anbietet.

Ist Energieverschwendung für ein bißchen Luxus.
Wir sind inzwischen einerseits ziemlich verwöhnt, essen andererseits lauter geschmackloses Zeug. Äpfel sind da noch gut.
Aber Tomaten, Schluppen und selbst Kohl wird immer geschmackloser. Auch die Bio-Varianten. Und erst Pfirsiche - die esse ich nur noch aus der Dose, das sind die Besten. Die Frischen sind entweder unreif oder trocken.

Hatte mal kurz einen Schrebergarten und selbst Tomaten, Pflaumen, Mirabellen und Schluppen etc. (den Kohl hat div. Ungeziefer gefressen - war wohl lecker) und Erdbeeren.
Der geschmackliche Unterschied zur Kaufware war überwiegend sehr deutlich, bei Tomaten extrem.

An meinen gealterten Geschmackszellen liegt es also nicht. Tomaten können unglaublich viel mehr als nach nichts bis fast nichts schmecken. Und man kann sie zu haltbaren Soßen einkochen, schmeckt immernoch super. Das ganze Jahr Tomatensoßen mit enorm Geschmack.

Gruß, Paran

Pflanzen haben Zeitpläne und auch innere Thermometer.

Hallo,
ich finde im Web keine Informationen dazu.

Schau mal unter Kurz- und Langtagspflanzen
Vegetationsperiode
Temperatursumme
Pflanzenphysiologie
Agrarmeteorologie

http://www.oekophysiologie.hu-berlin.de/agrarmet

Tilli

Servus,

so dramatisch viele Gemüsepflanzen sind das nicht, die ohne Jahreszeiten nicht kultiviert werden können. Selbst so ur-deutsche Gemüse wie Weißkohl und Kohlrabi (seit einigen Jahrzehnten), aber auch Bohnen (seit vielen Jahrhunderten) gehören zum Landbau in den Tropen. Eine der gar nicht so häufigen erfolgreichen Aktionen der deutschen Entwicklungshilfe war die Einführung des Anbaus von Kartoffeln, Weißkohl und Kohlrabi in den Western Ghats - der aus dortiger Sicht „exotische“ Kohlrabi hat bei dieser Gelegenheit übrigens den hübschen, von Kolhapur aus gehört wohl sehr deutsch klingenden Namen „Knol Kol“ bekommen.

Es muss nicht unbedingt wie bei holländischen Tomaten und Blattsalaten künstliches Licht, künstliche Wärme und eine künstliche Atmosphäre (in Holland wird CO2 aus Kraftwerken in die Treibhäuser geblasen) sein - für Paprika aus Marokko und Auberginen und Zucchini aus Andalusien genügt Bewässerung und eine PET-Plane drüber, und sie fruchten ganzjährig, weil es warm genug ist und bereits keine so kurzen Tage im Winter sind.

Es gibt übrigens Agrumen, die blühen, bevor die Früchte aus der vorigen Blüte reif sind - sie produzieren sozusagen 24/365.

Und dort, wo bestimmte Temperaturminima, bestimmte Tageslängen oder auch Winter zur Blühinduktion notwendig sind, kann man das alles simulieren. Geht nicht immer so leicht wie bei Legehennen, die drei Tage in 48 Stunden erleben, aber das sind jedenfalls keine Hindernisse für eine ganzjährige Kultivierung.

Schöne Grüße

MM

Stimmt.
Aber soo bin ich gar nicht mehr drin im Stoff.
Dank.
Tilli