Hallo liebe Hundebesitzer, Hundetrainer und Hundepsychologen. Ich habe ein Problem mit meiner Kylie, die am 28.02.2012 geboren ist und seit gut einer Woche bei mir lebt. Sie kommt aus Rumänien( Tierheim oder Tötungsstation)und ist ein Herder-Collie-Mix. Das sie nie gelernt hat stubenrein zu sein und laut zu geben wenn sie muss ist verständlich und macht mir auch nichts aus. Hab sie ja schon soweit das sie die Nacht durch schläft und erst morgens raus muss. Das größte Problem ist das sie weder an der Leine noch am Geschirr läuft. Sind wir angeleint draußen, läuft sie drei Meter, pinkelt und bewegt sich dann nicht mehr. Auch wenn ich sie rufe, den Clown spiele oder versuche sie mit Leckerchen zu locken. Was soll ich machen? Danke schonmal an alle die schreiben.
Hallo,
du bringst deinem Hund gerade bei, dass Spazierengehen unglaublich gefährlich ist . Das Locken uns Rumgetue, das Stehenbleiben und auf-den Hund-Einreden signalisieren ihm nämlich nur eins: Der Mensch hat Schiss und weiß nicht, was er will.
Was dein Hund braucht, ist jemand, an dem sie sich orientieren kann. Heißt: Zieh ihr das Geschirr an, leine sie an, und dann geh’ einfach drauflos. Locke sie nicht, bleib nicht stehen, werde nicht langsamer, rede nicht mit ihr, schaue sie nicht mal an.
Sag einmal aufmunternd „Komm“ und dann geh los. Du wirst sie ein Weilchen hinter dir herziehen, und es ist entscheidend wichtig, nicht langsamer zu werden und schon gar nicht anzuhalten. DU bestimmst den Weg, nicht ihre Angst. Sie bleibt deswegen stehen, weil sie dir und der Welt da draußen nicht traut. Je nach Geschichte des Hundes hast du vielleicht ohnehin das Problem, dass sie keine Bindung zum Menschen entwickeln kann.
Trotzdem kannst du ihr ein Mindestmaß an Sicherheit dadurch vermitteln, dass du dich sicher bewegst. Und nein: Es schadet ihr nicht, wenn du sie erst mal hinter dir herziehst. Du wirst feststellen, dass sie irgendwann ihren Widerstand aufgibt und mitläuft. DANN - und NUR dann, wendest du dich ihr zu und lobst sie. Sollte sie wieder stehen bleiben, geh weiter und zieh sie mit.
Das Ganze ist in spätestens 2 Tagen gegessen . Und du wirst kaum noch glauben können, was für ein verängstigtes, zaghaftes Hundetier noch vor Kurzem an der Leine hing.
Schöne Grüße
Jule
Welpenerziehung eines BCs
Hallo reprisal,
soweit ich mich erinnere, hat Deine Kylie Border-Collie-Gene im Blut?!
Ich kann Dir aus meiner Erfahrung mit meinem BC sagen: Er braucht einen ganz klaren/verlässlichen „Führer“, der eben die Richtung angibt. In den ersten Monaten seines Lebens ist mein Hund mit niemanden anderes spazieren gegangen, wenn ich nicht dabei war. Und er ist beileibe nicht „ängstlich“.
Du hast für die Sicherheit und Richtungsvorgabe zu sorgen, damit Dein Hund sich „frei“ bewegen kann. Denn eigentlich sind BCs „Schattenhunde“, wenn sie einmal eine Bezugsperson ausgemacht haben - meiner rannte mir vom ersten Tag an überall hinterher.
Deine Kleine (besonders mit dem Hintergrund) muss erst einmal ansatzweise eine Bindung zu Dir aufbauen. Das funktioniert bei BCs - meiner Erfahrung nach - überhaupt nicht über Leckerlies, sondern über Aufgaben/Beschäftigung.
BCs sind keine „geborenen“ Leinenhunde (daher haben sie nach meinem Geschmack definitiv nichts in der Stadt zu suchen).
Was soll
ich machen?
Du solltest - neben dem, was Jule bereits geschrieben hat - auf jeden Fall mit ihr ohne Leine in einem ihr bekannten und überschaubaren Umfeld täglich trainieren. Für BCs ist der Blickkontakt mit klaren Anweisungen sehr wichtig. Du kannst einen BC auch zuquatschen und er versteht davon auch interessanterweise recht viel, aber letztlich zählt für ein Pfiff, eine Handbewegung und eine Orientierung über den Blickkontakt mehr (wenn er gut erzogen ist, musst Du ohnehin nur noch Befehle flüstern). Lass daher den Clown und die Leckerlies weg, sondern gib klare Angaben.
Bei Verhaltensauffälligkeiten empfehle ich immer wieder den Kontakt zu http://bordercollie-in-not.de
Ich kopiere noch einmal meine Hauptregeln aus einem anderen Thread hierher:
1.) Powerzeiten (mein Hund schwimmt sehr gern), hierbei gibt es nur kleine Trainingseinheiten (Abrufbarkeit, Sitzenbleiben, Stock aus dem Wasser holen etc.). Übertreibe es aber nicht, denn sonst ziehst Du Dir einen „Dauer-Forderer“ heran.
2.) Ruhezeiten (das heißt dann aber wirklich Ruhe ohne Außenreize). BCs benötigen wirklich mehr Ruhe, als immer behauptet wird, um nicht zu überdrehen/nervös zu werden.
3.) Trainingszeiten, aber auch nicht zu lang/zu viel auf einmal, da ein BC sich schnell langweilt und dann gern auch Fehler lernt oder alles Gelernte „abspult“ und daher…
4.) Ständiges kleines Training im Alltag (Schuhe, Leine bringen, Leute vorstellen, Gegenstände benennen etc.). Du wirst verwundert sein, wie viel er davon versteht!
5.) Ein BC kann so hervorragend die Leute um den Finger wickeln, und alle denken immer auch, was ist er sensibel: Konsequent bleiben! Lass nicht zu, dass sich andere in Deine Hundeerziehung einmischen. Diese „vermeintlichen Sensibelchen“ benötigen eine besonders starke Führung.
6.) Der BC arbeitet selbstständig, orientiert sich aber auch sehr, sehr stark an seinen Führer. Aber da kann es für ihn zumeist nur einen geben. Daher ist es wichtig, eine ganz klare Bezugsperson auszumachen, die den Hund erzieht, trainiert und reglementiert.
7.) Meinen BC kannst Du mit Suchspielchen (habe hier auch noch die mittlerweile verstaubten „Hütchenspiele“) und Leckerlies nicht wirklich locken. Aber seinen kleinen Agility-Park im Garten liebt er - vielleicht wäre das ein Ansatzpunkt für Dich, um mehr Führung/Vertrauen/Beziehung zu dem Hund aufzubauen?
Einige Macken hatte mein Hund in der Pubertät natürlich auch - aber die konnte ich ihm doch recht gut mit Geduld und Konsequenz austreiben.
Betone nicht immer, dass sie aus Rumänien kommt - denn das und das damit verbundene Mitleid hilft dem Hund überhaupt nicht - im Gegenteil.
Viele Grüße
Kathleen
Hallo Jule959,
Trotzdem kannst du ihr ein Mindestmaß an Sicherheit dadurch
vermitteln, dass du dich sicher bewegst. Und nein: Es schadet
ihr nicht, wenn du sie erst mal hinter dir herziehst.
ich habe auch damals gedacht, daß das meinem Welpen nichts macht, wenn ich ihn ziehe, er hat leider Brandblasen an den 4 Pfoten bekommen .
Dagegen hilft aber Melkfett hat man mir gesagt, ich hab’s hingeschmiert und die Brandblasen waren wieder weg nach ein paar Tagen, wollte jetzt nur mal drauf aufmerksam machen, daß es eben doch schaden kann, halt nur nicht allzu sehr.
Mit freundlichen Grüßen
Susanne