Wie ist das wirkliche Verhältnis des Wertes der Realwirtschaft in Summe des BIP aller Länder zum weltweiten Geldumlauf in der Finanzwirtschaft ?
Kann es richtig sein, das meine bisherfige Information stimmt, der der Wert der Finanzwirtschaft weltweit die Realwirtschaft um das 70fache übertrifft?
Ich finde leider gerade keine passenden Quellen… Nach meinem Kenntnisstand liegen realwirtschaftliche Transaktionen bei 5% und Finanztransaktionen bei 95% des weltweiten Finanztransfers.
Ich habe es in letzter Zeit zwar nicht beobachtet, „Mißverhältnis“ würde ich aber sofort unterschreiben ;o)
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Hallo!
Gemeint ist damit eigentlich, dass die weltweite Summe der Transaktionsgrößen um ein Vielfaches größer ist als die Realwirtschaft (pro Tag werden Transaktionen im Wert von mehr als 3 Billionen Dollar auf die Reise geschickt).
Der Faktor 70 ist in etwa richtig.
LG Robert
Kann ich leider nicht belegen, ein mehr als Dutzendfaches ist aber sehr wohl richtig
.
Ein interessantes Interview liest sich hier:
http://www.alumni.at/upload/summitPics/Alumni-News_6…
Hallo,
bei dieser Frage kann ich leider nicht weiterhelfen.
Gruß Retep
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Mir kommt deine Zahl relativ hoch vor.
GROBE (!) Schätzung auf Basis von Zahlen die VOR der Krise datiert sind (durchdie Krise wurde viel Wert vernichtet und die gehandelten Volumina sind gesunken).
Aktienmarkt 37 (globale Marktkapitalisierung)
Anleihenmarkt 83 (aushaftendes Gesamtvolumen)
Derivate 791 (aushaftendes Gesamtvolumen)
Währungen 1040 (gehandeltes Volumen / Jahr)
Summe 1951 Billionen
Global BIP 57 Billionen (IWF Schätzung für 2009)
–> Finanzmarkt ist ca. das 34 bis 35 fache das globalen BIP
Für den Geldmarkt (der riesig ist) habe ich leider keine Zahlen… ob man den überhaupt zum Finanzmarkt hinzuzählen will / soll ist fraglich. Falls man das tut könnte ich mir aber vorstellen, dass man sich letzten Endes deiner Zahl (70 x) durchaus annähert.
Das Problem dabei liegt allerdings generell in der Frage wie man den Wert der Finanzwirtschaft bestimmt bzw. definiert. Wie du an der Liste merkst kann man nicht für alle Teile des Marktes eine idente Definition von „Volumen“ verwenden.
Alleine beim Aktienmarkt (und der ist noch relativ überschaubar weil mittels Börsen gehandelt) gäbe es die Varianten „Marktkapitalisierung“ und „gehandeltes Volumen“.
Komplizierter wird es bei Währungs-, Kredit- und Derivativmärkten. Eine Marktkapitalisierung lässt sich dort teilweise gar nicht messen und das gehandelte Volumen kann nicht überwacht werden weil ein Großteil der Transaktionen „over the counter“ also bilateral und ohne Börsen etc. stattfindet.
Ein Großteil des Volumens bei Derivaten „löscht sich gegenseitig aus“ weil es entgegengesetzte Positionen sind.
Das „Volumen“ ist natürlich auch abhängig vom Marktwert… nach einem Crash ist der Wert deutlich geringer als davor. Das trifft auch Aktien (nach einem Kurssturz von 50% ist die Marktkapitalisierung auf einmal auch nurnoch die Hälfte).
Dann kommt noch die Frage was man alles zum „Finanzmarkt“ rechnet und was nicht mehr…
Kurz: Es gibt keine endgültige Antwort auf deine Frage. Grob geschätzt könnte deine Zahl aber durchaus stimmen (wenn man Geldmärkte hinzurechnet).
Hallo lieber Klaus Remmler,
ich bin Betriebswirtin. Dies ist eine Frage für einen Volkswirt.
Aber ich vermute, dass Ihre bisherige Information zutreffen kann.
Ich habe Ihnen hier einen Link eingefügt den Sie im unten Bereich lesen sollten.
http://www.banklounge.de/fileadmin/data_archive/pdf/…
Siehe auch unter dem Stichwort: Kreditmultiplikator
Klar ist auch, dass Staaten versuchen sich über Inflation zu entschulden.
Viele Grüße und es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiter helfen konnte.
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Sehr geehrter Herr Remmler,
Über das genaue Verhältnis habe ich keine Angaben. Es stimmt aber, dass der Wert des Geldumlaufes, den Wert der Realwirtschaft um ein Vielfaches übersteigt.
Dies liegt einerseits daran, dass die Geldschöpfung der Zentralbanken nicht wie früher durch reale Werte (Gold, Rohstoffe etc.) gedeckt wird, sondern durch Schulden/Staatsanleihen (zukünftige Kaufkraft der Staaten). Dieses so genannte Giralgeld finanziert mittels Kredit die aktuelle Wirtschaft. Entsteht ein Missverhältnis zwischen Geldmenge und Realwirtschaft oder verliert der Staat seine Kreditwürdigkeit, kommt es zur Geldentwertung. Die EU versucht deshalb ihre Mitgliedsstaaten auf eine Neuverschuldung in Höhe von maximal 3% des BIP zu verpflichten, mit dem Ziel der Geldwertstabilität.
Auch die Privatwirschaft trägt einen Teil dazu bei, dass der Wert der Geldmenge und der Realwirtschaft nicht deckungsgleich sind. An den Finanzmärten werden so genannte Derivate gehandelt. Dies sind Geschäfte bei denen nicht die eigentliche „Ware“ (z.B. Rohstoffe, Aktien, Anleihen, Kreditrisiken) gehandelt wird. Statt dessen wird der Warenwert lediglich dazu benutzt, die zu zahlenden Geldsummen zu berechnen. Deshalb können solche Geschäfte prinzipiell in unbegrenzter Höhe abgeschlossen werden. Verstärkt wird der Effekt durch so genannte Hebel, z.B. ein Euro Preisänderung für ein Fass Öl führt zu 10 Euro Preisänderung des Derivats.
Das ist grundsätzlich nichts Böses, dem ganzen liegt der Gedanke eines Versicherungsabschlusses zu Grunde.
Will ein Getreidehändler sich gegen zukünftig fallende Getreidepreise absichern, kann er dies mittels einer Verkaufsoption für ein Rohstoffderivat(sofern er einen findet, der an steigende Preise glaubt).
Die Gegenpartei hat entweder ein gegenläufiges Interesse (Bäcker hat Angst vor steigenden Preisen) oder sie spekuliert, d.h. sie geht ein Risiko ein in der Hoffnung auf Gewinn. Spekulieren jedoch zu viele Teilnehmer ohne Rücksicht auf eventuelle Verluste kommt es zu Blasenbildungen und Finanzmarktcrashs.
Wie in der Krise des letzten Jahres gesehen, ist die Wirkung solcher Crashs verheerend, da die Werte wie beschrieben ein Vielfaches der Realwerte darstellen.
Die Regieren sollten deshalb grundsätzlich die Finanzmärkte international regulieren, die Finanzmarktaufsicht stärken und bestimmte Arten von Geschäften (wenn sie ausschließlich der Spekulation dienen oder wenn gegen Staaten spekuliert wird) untersagen.
Ich hoffe ich habe Ihnen ein wenig weitergeholfen.
Mit freundlichen Grüßen
Ch. Grajek