die Mittelschicht gefällt sich in der Opferrolle
Hallo!
also ich denke, der wahre verlierer ist die sog.
mittelschicht.
Hmm, ein paar Einwände:
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Wir reden vom „Sozialstaat“, nicht von „Sozialhilfe“. An diesem Sozialstaat partizipiert die sog. Mittelschicht durchaus auch.
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Gerade die Mittelschicht und ihr Wohlstandsniveau ist abhängig vom Wohlergehen der inländischen Volkswirtschaft, weil sie eben nicht schnell ihr einziges nennenswertes Kapital, ihre Arbeitskraft, an andere Orte der Welt verlagern kann. Deshalb profitiert sie mehr als Ober- und Unterschicht von einer prosperierenden Volkswirtschaft und von einem „ruhigen“ politischen Klima. Ihre ganze Mittelschichtexistenz beruht darauf.
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Die Frage ist, ob man bei dieser Gewinner- und Verliererrechnung den Sozialstaat (Sekundärverteilung) isoliert betrachten sollte, oder ob man eher das Gesamtpaket „Primär- und Sekundärverteilung“, also Markt+Staat, heranziehen sollte.
In letzterem Fall würde ich überhaupt nicht verstehen, warum der angesprochene leitende Angestelle mit seinem 40-Stunden-Bürojob, seiner Eigentumswohnung, seinem Familienvan, seinem Pferd und seiner Geliebten bitteschön ein „Verlierer“ des ganzen Systems sein soll.
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Die Frage nach „Gewinnern“ und „Verlierer“ führt notwendig zu einer ideologisch gefärbten Sichtweise - auf allen Seiten.
Aus einer liberalistischen Sicht heraus kann ich es durchaus verstehen, warum die Mittelschicht der „Verlierer“ sein soll.
Diese Ideologie trennt Markt und Staat auf eine sehr naive Weise und erzeugt dadurch die Sichtweise „ich habs verdient und der Staat nimmts mir wieder und gibts anderen“.
Dass aber der Staat u.a. auch mit den Mitteln der Sekundärverteilung erst die volkswirtschaftlichen Grundlagen gerade für das Arbeitseinkommen der Mittelschicht bereitstellt (die Oberschicht ist weit weniger auf den Staat angewiesen, weil das Kapital global operieren kann), das blendet der Liberalismus völlig aus.
denn, die empfänge
r von staatlichen transfers zahlen keine
bzw. wenig sozialabgaben und steuern
Wie oben gesagt, halte ich die Mittelschicht auch für den übergroßen Nutznießer des Staates (Umverteilung, Ideologie- und Repressionsapparate, Infrastruktur, Konjunkturpolitik). Das hängt mit der Position der Mittelschicht zusammen, nicht mit den einzelnen Personen, die allesamt vollkommen ersetzbar sind.
wir müssen also sehr sorgsam mit diesen menschen umgehen,damit
sie sich das gefallen lassen.denn verweigern sie die
gefolgschaft, dann sind ,wie schon in früheren zeiten, die
geringverdiener(neudeutsch:stuck_out_tongue:rekariat) die verlierer.
Entschuldige, aber diese Sicht halte ich für sehr naiv, weil sie erstens die enorme Interdependenz ausblendet zwischen staalichem Tun, sozialem Frieden, inländischer Nachfrage usw. und ihrem eigenen Wohlstand (die Mittelschicht würde sich mit dieser „Verweigerung“ definitiv das eigene Wasser abgraben, und sich dann in ihrer materiellen Lage kein bißchen mehr vom „Prekariat“ unterscheiden, weil sie ohne diese oben genannten staatlichen Voraussetzungen auch nicht mehr zu bieten hätte als alle anderen, eher weniger: schick doch mal den genannten leitenden Angestellten auf den Bau, aufs Feld oder auf die Straße zum klauen und dealen), und weil sie zweitens das den Personen der Mittelschicht zuschreibt, was größtenteils einfach nur mit der Position der Mittelschicht zu tun hat.
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