Hallo Kitty,
Was ich mich frage ist- wie geht man als Therapeut dann mit
MEnschen um, die sich nicht wirklich weiter entwickeln.
Geht Euch sowas dann nicht auf den Nerv?
Dazu eine interessante Tatsache: Als Therapeutin, deren Sitzungen von der Kasse nicht bezahlt werden, habe ich dieses Problem nicht. Wer für seine Psychotherapie zu jeder Sitzung Bargeld mitbringt, ist ausgesprochen motiviert, dass es ihm besser geht.
Es gibt zwar auch hier - relativ - erfolglose Therapien. Aber a) sind sie sehr sehr selten. Und b)habe ich es noch nie erlebt bei Menschen, denen es wirklich richtig schlecht geht, sondern nur bei Klienten, die mit Problemen kommen, die lästig, aber zu verschmerzen sind (z.B. Höhenangst), wo also auch der Leidensdruck nicht so groß ist.
Schickt Ihr solche Menschen dann auch eventuell weg?
Nein, denn man kann auch solche sogenannten Widerstände auflösen/transformieren, oder man kann mit dem Widerstand gehen, ihn offenbaren, akzeptieren, damit arbeiten. Es gibt viele Möglichkeiten.
Oder, so wie heute wieder passiert, der entsprechende Klient sagt selbst ab, bevor es zum Erstgespräch kommt. Das tut mir dann leid für ihn, ist aber seine eigene Verantwortung. In diesem Fall hat es mich nicht gewundert, denn die Klientin sagte schon beim Kennenlernen „Mir kann sowieso keiner helfen.“
Wie persönlich wird es von Euch genommen, wenn ein Patient
leidet aber aus dieser Schleife nicht schafft auszusteigen?
Ich habe diese Absage heute überhaupt nicht persönlich genommen, aber die Klientin hat mir etwas leid getan, weil ich sehr zuversichtlich war, ihr helfen zu können und sie offenbar sehr leidet.
Aber um nochmal auf die erste Frage zurück zu kommen: Manchmal dauert es etwas länger als erwartet, dass es jemandem besser geht (in meinem Fall heisst das, wenn es mehr als 3 Sitzungen dauert, bis der Klient einen ersten Effekt merkt), und dann denke ich schon mal, naja, Depressive sind nicht meine Lieblingsklienten, und es kann auch sein, dass ich etwas genervt bin, WENN ich das Gefühl habe, der Klient gibt sich keine Mühe und glaubt, die Arbeit müsse allein ich machen 
Aber ich arbeite u.a. systemisch und frage immer nach Zielen, und bleibe immer wieder dran, ob das was grade passiert uns auch dem Ziel näher bringt. Jeder Klient merkt dann sehr schnell, dass die dauernde Jammerei nicht zielführend ist und lässt sich schließlich doch noch auf neue Wege ein.
Und wenn jemand gar nicht da raus kommt, setze ich gestalttherapeutische Methoden ein oder, wenn gewünscht, Hypnose. Da können sich die Klienten sogar vorübergehend einbilden, selber nichts tun zu müssen und sind daher sehr damit einverstanden. Und dann kann man ihnen schon sanft raushelfen aus ihrer Sackgasse, indem man u.a. hilft, den Selbstwert zu steigern. Denn das Hauptproblem der „Widerständler“ ist fast immer das (unbewusste) Gefühl, es nicht wert zu sein, dass es einem besser gehen darf.
Liebe Grüße,
Julia