Wenn man sein Kind verdächtigt

Hallo,
ich hab ein Problem. Gestern habe ich in einer anderen Stadt 100,- EUR am Geldautomaten abgehoben. Es waren ein 50er, 2 Zwanziger und ein 10er. Ich habe danach nur etwas Kleingeld ausgegeben und abends am Bahnhof den 10er. Dann bin ich mit dem Zug nach Hause gefahren und war erst spät nachts zu Hause. Meine Handtasche, in der mein Portmonnaie war, hatte ich die ganze Zeit bei mir. Heute morgen bin ich dann zur Arbeit gefahren, und heute mittag war ich einkaufen, da war der 50er weg. Ich hab die ganze Zeit überlegt, ob ich ihn doch ausgegeben habe, aber das habe ich definitiv nicht. Und unterwegs geklaut schließe ich auch aus, denn wenn wirklich jemand die Gelegenheit gehabt hätte, dann hätte er bestimmt auch die beiden 20er mitgenommen. Also blieb eigentlich nur noch mein Sohn (14). Er steht morgens immer eher auf als ich, so auch heute. Und meine Handtasche steht immer im Flur. Er hat mir früher schon mal kleinere Beträge geklaut, aber das ist schon lange her. Ich hab ihm völlig vertraut. Und jetzt frage ich mich die ganze Zeit, ob er mir Geld geklaut hat. Ich habe ihm vorhin erzählt, dass ich 100 EUR abgehoben habe und heute gemerkt habe, dass 50 fehlen usw., die ganze Geschichte halt. Dann hab ich zu ihm gesagt, dass dann ja eigentlich nur eine meiner Arbeitskolleginnen das Geld geklaut haben könnte (was ich aber völlig ausschließen kann). Er fragte: „Wieso sollten die dir was klauen?“. Ich fragte ihn dann, ob ich sie wohl darauf ansprechen solle. Er meinte, er würde es an meiner Stelle nicht tun. Er wirkte ein klein wenig schon so, als ob er ein schlechtes Gewissen hatte, aber ich kann es nicht beschwören. Ich hab ihn dann etwas länger angeschaut, und er schaute kurz darauf weg, was aber auch noch nichts heißen muss. Nach einer Weile habe ich dann gefragt: „Oder hast du das Geld genommen?“ Er sagte nur „Nein.“ Ich nochmal: „Wirklich nicht?“ Und er: „Nein“. Ich hatte damit gerechnet, dass er beleidigt ist, nach dem Motto „Sowas traust du mir zu“, aber da kam nichts. Sonst regt er sich jedes Mal auf, wenn ich ihm (angeblich oder wirklich) irgendwas unterstelle, z.B. dass er ein Fenster aufgelassen hat oder was auch immer („immer beschuldigst du mich“). Aber diesmal - keine Beschwerde. Danach hat er das Thema gewechselt und ganz normal mit mir gesprochen. Ich weiß jetzt überhaupt nicht, was ich machen soll. Ich möchte meinen Sohn nicht verdächtigen, aber es gibt eigentlich keine andere Möglichkeit, wo das Geld geblieben sein könnte. Und wie gesagt, es macht mich stutzig, dass er sich nicht wegen meiner Frage beschwert hat. Was soll ich jetzt tun? Die Sache auf sich beruhen lassen und in Zukunft mein Geld verstecken? Oder es nicht verstecken? Ich bin ratlos.

LG Anna

Langer Rede kurzer Sinn…
Hallo,

Was soll ich jetzt tun? Die Sache auf sich beruhen lassen und in
Zukunft mein Geld verstecken?

Ja.

Du traust dich nicht direkt zu fragen, er muss daher nicht einmal ausweichen. Wenn er tatsächlich das Geld gestohlen hat und es weiterhin nötig hat, dann muss er zukünftig „offensichtlich“ aktiv werden, in irgendeiner Form. Das wirst du dann feststellen können.

Grüße
Tommy

Servus,

es heisst immer vor Gericht, man ist solange unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen wurde.

Es könnte auch einfach sein, dass du die 50 Euro verloren hast irgendwo und/oder sie tauchen früher oder später wieder auf.

Wegen dem „Nicht beleidigt sein“: Es kommt immer auf den Jugendlichen a, den man fragt. Einige wirken sofort beleidigt und sind evt. sogar sauer auf die Eltern deswegen. Andere wiederum sagen einfach „Nein, ich war es nicht“ und tun so, als wäre man garnicht da.

Du hast eig. eine Hand voll möglichkeiten:

  • Überwachung
  • weiter Vertrauen
  • Geld bei sich tragen
  • Geld verstecken
  • Zimmer durchsuchen vom Sohn(wobei das Geld sicherlich schon verbraucht wurde)
  • Versuchen deinen Sohn auszutricksen und somit ein Geständnis erzwingen
  • evt. verlegen/verlieren des 50ers akzeptieren

Ich sage nicht, dass sie eine Möglichkeit nehmen sollen, geschweige denn, dass manche davon gut sind(in hinsicht auf Vertrauen etc.), sondern Liste nur Möglichkeiten auf.

Hanzo

Hallo Anna,

ich hätte folgende Idee: Setz’ dich in den nächsten Tagen mit ihm zusammen und schildere ihm genau den Konflikt, in dem du steckst.

Sag’ ihm, dass du dich grade ganz komisch fühlst, weil du es zumindest für möglich hältst, dass er das Geld genommen hat. Und dass du dir gleichzeitig Vorwürfe machst, dass du ihn verdächtigst, weil du ihm gerne glauben willst. Dann könntest du vorschlagen, dass du nicht damit anfangen möchtest, ihm hinterher zu schnüffeln oder dein Geld vor ihm zu verstecken und dass du aus diesem Grund alles so lassen wirst, wie bisher, weil du denkst, dass du ihm vertrauen kannst.

Und dann mach’ das auch. Ich finde es gar nicht sooo wichtig, dass er jetzt zugibt, wenn er tatsächlich geklaut hat. Ich finde wichtig, dass er weiß, dass das Verschwinden des Geldes nicht unentdeckt geblieben ist, und dass du bereit bist, ihm erst mal weiterhin zu vertrauen. Dann liegt es in seiner Hand, dieses Vertrauen zu rechtfertigen.

Nach meiner Erfahrung ist ein solcher Vertrauensvorschuss meist erfolgreicher, als Drohungen oder Heimlichkeiten.

Achte trotzdem darauf, was du wo an Geldbeträgen aufbewahrst, damit du bei weiteren Vorkommnissen sicher sein kannst, in welcher Situation das Geld verschwunden ist. Sollte es soweit kommen, sind sicher weitere Gespräche und auch Konsequenzen nötig.

Zunächst mal finde ich es aber wichtig, ihm eine Tür aufzumachen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,
ich würde auch so vorgehen. Gleichzeitig würde ich ankündigen, dass ich nacher nochmal die Taschen meiner Jacke genau durchsuchern würde, die an der Garderobe hängt, bloß jetzt habe ich grade keine Zeit dafür.

Damit gibst du dem Kind Gelegenheit den Schein wieder in die Tasche zu stecken, wo Du ihn dann - Deine Schussligkeit verdammend wiederfindest.

Damit sollte dann aber die Angelegenheit erledigt sein.

Gruß
Eckard

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Hallo!

Ich habe danach nur etwas Kleingeld
ausgegeben und abends am Bahnhof den 10er.

Ich habe bei schlechtem Licht schon zweimal jemandem einen 50er statt einem 10er gegeben. Einmal in einem Lokal - und wenn der Kellner mich nach meinem „Stimmt so“ nicht darauf hingewiesen hätte, hätte ich es nicht gemerkt, daß ich grad 40,70 Euro Trinkgeld gegeben habe.

Also blieb eigentlich nur
noch mein Sohn (14).

Verdächtigungen, die durch Ausschlußverfahren entstehen, betrachte ich immer skeptisch.

Gruß,
Max

Hi,
ich hatte aber den 50er Schein hinten und den 10er vorne, dazwischen die 20er. Und der 10er war ja weg.
Und ich hab meinen Sohn ja auch nur deshalb verdächtigt, weil er mir früher schon mal Geld geklaut hat, und er hat auch schon mal im Laden was geklaut, aber das ist alles lange her und vergeben und vergessen, aber bei so einer Gelegenheit fällt es einem dann halt wieder ein…

Aber wer weiß, vielleicht hab ich doch aus Versehen den 50er gegeben. Sicher wissen werde ich es wohl nie.
Jedenfalls finde ich den Vorschlag von Jule gut.

LG Anna

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Hallo Jule,

deinen Vorschlag finde ich gut! So werde ich es machen. Danke!

LG Anna

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Hallo Eckard,

Damit gibst du dem Kind Gelegenheit den Schein wieder in die Tasche zu stecken, wo Du ihn dann - Deine Schussligkeit verdammend wiederfindest.

Das würde ich nicht tun, zumindest nicht mehr bei einem 14-Jährigen. Es würde nämlich bedeuten, dass ich schauspielern müsste, denn ich wüsste ja genau, dass er das Geld dorthin zurückgelegt hat. Und er wüsste, dass ich weiß.

Ich persönlich würde es bevorzugen, dem Jungen rückzumelden, dass mich sein Verhalten freut. Ein „Finde ich prima!“ würde in meinen Augen reichen, um zu signalisieren, dass mir die Rückgabe mehr imponiert als mich das Wegnehmen geärgert hat.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo!

Und der 10er war ja weg.

Hmja, stimmt. Ich wollte im wesentlichen nur darauf hinweisen, daß es oft noch sehr obskure andere Möglichkeiten gibt, was passiert sein kann. Und daß ein „Wer soll’s denn sonst gewesen sein?“ oft auf sehr schwachen Füßen steht.

Jedenfalls finde ich den Vorschlag von Jule gut.

Ja, ich auch.

Gruß,
Max

Hallo!

passiert sein kann. Und daß ein „Wer soll’s denn sonst gewesen
sein?“ oft auf sehr schwachen Füßen steht.

einem Bekannten von mir ist etwas passiert, das wohl öfters passieren dürfte.

Er wurde auf der Strasse gefragt, ob er Kleingeld (Münzen) welchseln kann. Eine 2 Euro Münze auf 2 einser und dann einen der beiden Einser auf kleinere. Der Bekannte dachte sich nichts dabei und wechselte.

Als er dann im Geschäft einkaufen war und zahlen wollte, fehlte ihm das ganze Papiergeld. Der Bekannte hätte schwören können, dass der Geldwechsler mit seinen Händen nicht einmal in der Nähe des Geldbörsels war. Bei der Polizei wo er Anzeige erstattete, kannte man diese Art von Diebstahl sehr gut.

Seit dem wechsel ich generell kein Geld mehr.

Liebe Grüße

Martin
PS: Dennoch kann er es gewesen sein. Als ich ein Kind war, hatte ich meinen Großeltern einmal Geld gestohlen (waren damals vielleicht 1 Euro).

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Hallo Anna

Es ist schon schwierig deien Artikel zu lesen.

Kleiner Tip noch.
Achte mal drauf, ob dein Sohn jetzt verstärkt Geld ausgibt.

Gruss

Ratz

Der Bekannte hätte schwören
können, dass der Geldwechsler mit seinen Händen nicht einmal
in der Nähe des Geldbörsels war.

Wir haben mal das ganze Haus durchsuchtr, weil meine Frau Stein und Bein geschwört hat, daß ihr der Geldbeutel unmöglich in der S-Bahn gestohlen worden sein kann. Zwei Wochen später wurde 50 Kilomeeter entfernt auf einem Bahnhof gefunden.

Seit dem wechsel ich generell kein Geld mehr.

Ich schon. Und wenn ich alle tausendmal bestohlen werden, freue ich mich, daß ich 999mal helfen konnte.

PS: Dennoch kann er es gewesen sein. Als ich ein Kind war,
hatte ich meinen Großeltern einmal Geld gestohlen (waren
damals vielleicht 1 Euro).

Meine ältere Schwester hat meine Sparbüchse ausgeräumt. :smile:

Gruß,
Max

Sie hat ihn doch direkt gefragt owt.

Du traust dich nicht direkt zu fragen, …

Ergebnis
Ich habe heute nochmals zu ihm gesagt, dass mich das immer noch beschäftigt, wo das Geld wohl geblieben sein könnte, und ihm auch gesagt, dass ich mich ganz blöd fühle, weil ich denke, dass er es vielleicht gewesen sein könnte, und dass ich ihn aber eigentlich nicht verdächtigen möchte. Er hat mir nochmal versichert, dass er es nicht war.

Ich hatte ihn vorher auch noch gefragt, ob er irgendwelche Geldprobleme hat, Schulden oder so, oder ob ihn jemand unter Druck setzt. Er hat es verneint, und es kam mir auch nicht gelogen vor. Wir haben nochmal zusammen überlegt, wo das Geld geblieben sein könnte, aber wir sind zu keinem Ergebnis gekommen.

Ich glaube ihm jetzt, dass er es nicht genommen hat, weil ich ihm auch glauben will.

Ich danke euch allen für eure Ratschläge.

LG Anna

Danke fürs Feedback
Das kommt nicht allzuoft vor und ist umso schöner :smile:

Schöne Grüße,
Jule

Sie hat ihn lange vorbereitet auf das, …
was kommen wird. Anstelle „direkt zu fragen“: Ihr Thema mit ihm ohne Ausschweifungen und ellenlange Einleitungen angehen.

Hallo,

nun hat Anna überflüssigerweise (wegen ihres schlechten Gewissens) nochmal nachgelegt in der Sache, die eigentlich schon abgeschlossen war.
Ihre neue Erkenntnis
Ich glaube ihm jetzt, dass er es nicht genommen hat, weil ich ihm auch glauben will.
hat sie keinen einzigen Schritt weiter gebracht, im Gegenteil.
Es bleibt nun alles beim alten in der Sache (Gelegenheit unterbinden).
Für Anna selbst ist es jetzt eine anhaltende „Glaubens- und Unsicherheitsfrage“, keine Vertrauensfrage mehr. Ihr Erkenntnisgewinn aus der Geschichte ist gleich Null. Es wird sie vermutlich noch längere Zeit beschäftigen.

Es ist in keine Richtung etwas klarer geworden oder gewonnen, weil ein wenig Konsequenz und auf-den-Punkt-bringen von Anfang an fehlen. Viel Aufhebens um nichts also.

Grüße
Tommy

Hi,

das siehst du aber falsch.

Für mich bedeutet

„ich glaube ihm, weil ich ihm glauben will“ = „ich glaube ihm“

und nicht

„ich glaube ihm, weil ich ihm glauben will“ = „ich zweifle immer noch an ihm“.

Glauben ist (oder kann zumindest sein) eine Entscheidungssache.

Ich habe mich entschieden, ihm zu glauben, weil er sich glaubhaft verhalten hat. Und ich kann mit dieser Entscheidung sehr gut leben.

Möglicherweise ist er ein sehr guter Schauspieler und hat mich angelogen. Aber das weiß ich jetzt nicht und ich werde mir auch nicht den Kopf darüber zerbrechen, weil ich dazu im Moment keinen Anlass habe.

Und entschuldige bitte, dass ich hier so „viel Aufhebens“ gemacht habe. Aber ich dachte, das Forum hier wäre dazu da, sich gegenseitig zu helfen, und mir hat es geholfen.

Dein Weg wäre vielleicht gewesen, ihn einfach ganz direkt zu fragen. Aber dann wäre seine Antwort in jedem Fall auch „nein“ gewesen, und ich wäre auch nicht schlauer als jetzt, zumal er dann wahrscheinlich auch jedes weitere Gespräch abgeblockt hätte.

LG Anna

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Hi auch,

Und entschuldige bitte, dass ich hier so „viel Aufhebens“
gemacht habe. Aber ich dachte, das Forum hier wäre dazu da,
sich gegenseitig zu helfen, und mir hat es geholfen.

Ich hatte „Aufhebens“ mitnichten auf dein Posting im Forum bezogen. Das hast du völlig missverstanden.

Dein Weg wäre vielleicht gewesen, ihn einfach ganz direkt zu
fragen. Aber dann wäre seine Antwort in jedem Fall auch „nein“
gewesen

vielleicht …

und ich wäre auch nicht schlauer als jetzt, zumal er
dann wahrscheinlich auch jedes weitere Gespräch abgeblockt
hätte.

Nun, mit meiner Gutesten macht er es so, mehr oder weniger regelmäßig. Sohnemann und ich haben hier eine andere Basis zueinander. Eine sehr intensive, aber ebenso ruhige und gelassene. Wir nivellieren die Ausschläge nach oben und unten gegenseitig. In jeder Beziehung.

OK, hat Vor- und sicherlich auch ein paar Nachteile. Aber es macht keiner dem anderen was vor.

Grüße
Tommy

Tja, mein Sohnemann hat nur mich, die ihn auf sowas ansprechen kann. Die Möglichkeit wie bei dir fällt leider weg.

LG Anna