Wenn man ständig irgendwelche "Geräusche" machen muß

Hallo,
wir haben einen Kollegen, der irgendwie allen auf die Nerven geht. Zwar nett und fröhlich und auch nicht „zurückgeblieben“ oder so, aber ist halt sehr anstrengend. Zum einen ist er sehr laut, wenn er spricht und lacht und im Kundengespräch ist er oft sorglos gesprächig, was dann zu langen Wartezeiten für die anstehenden Kunden führt.

Was ich jetzt aber fragen wollte: Er hat auch die Angewohnheit immer irgendwelche „Geräusche“ zu machen. Er kommt z.B. ins Gebäude und summt oder singt oder „Spielt LKW“, indem er „brrmmm, Brmmmm“ macht. Alles wird dann auch mit irgendwelchen Kommentaren belegt. „Nanu, da sind ja keine Bohnen mehr in der Kaffeemaschine… Na, dann füll ich die wohl mal nach… Uff… Komm du Tüte. … Boah… Sooo… Bohnen sind wieder drin… Ist noch Wasser da? … Ja Wasser ist drin… Brrmmmm… Brmmm… Dummdidumm… Soo… Nun läufts“.
Das natürlich auch wenn er ganz alleine irgendwo ist.
Es ist eher selten, dass er mal wirklich 5 Minuten still ist. Meistens, wenn er irgendwas am Handy liest.

Ich frage mich, ob sowas eine Psychologische Sache ist und ob es dafür einen Begriff gibt? Oder ob man sowas irgendwie „behandeln“ kann.

Vielen Dank

Woher willst du das denn wissen? Dann ist doch gar niemand dabei, der dies bezeugen könnte!

Und ja: Solche Leute kennt wahrscheinlich jeder.
Ärgerlicherweise richten sich die wenigsten Menschen nach unseren Wünschen. Man muss sich, wenn man mit Menschen zu tun hat, einige Gelassenheit antrainieren. Selbst wenn das eine Störung ist, die behandlungsbedürftig ist, wirst du den Menschen nicht dazu überreden können, eine solche vornehmen zu lassen, wenn er selbst sein Leiden nicht erkennt und gewillt ist, es abzustellen.

Da gibt es doch das Leukoplast in verschiedenen Breiten!

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Gegen Summen hilft das nicht :grin: und ich könnte mir vorstellen, dass es in Kundengesprächen iauch etwas hinderlich ist

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Ein interessantes Thema :wink:

Tatsächlich legt die Forschung nahe, dass Selbstgespräche der
Selbstregulierung, Stressbewältigung oder Beruhigung dienen.
Oft erhöht es sogar die Konzentration, die Fokussierung …

Vielleicht ist dein Arbeitskollege ein ziemlich nervöser Typ?

Anbei ein Artikel, in dem das Phänomen ziemlich umfassend erklärt wird,
wie ich finde.

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Hallo,

Logorrhoe

Gruß
Kreszenz

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Servus,

Du hast vergessen, darauf einzugehen, dass der Arbeitskollege

und nicht ab und zu zu sich selber was sagt.

Schöne Grüße

MM

Hi,

was du beschreibst, exzessives Kommentieren des eigenen Tuns oder Erlebens, deutet zunächst durchaus in die Richtung „Selbstgespräche“ - wie es in dem von @Inka verlinkten Überblicksartikel dargestellt ist. Dagegen spricht aber, daß er es ja - zumindest auch - im aktuell vorhandenen sozialen Umfeld tut.

Der von @Kreszentia vorgeschlagene Terminus „Logorrhoe“ (übrigens ein bloß beschreibender, aber kein eigentlich diagnostischer Terminus in Logopädie und Psychotherapie) trifft wohl nicht zu, da er ja offenbar deutlich artikuliert, jeweils sachbezogen auf die aktuelle Tätigkeit und wohl auch im normalen Redetempo spricht. Das spricht gegen „Logorrhoe“.

Aber das von dir Beschriebene zusammen mit diesem hier:

verweist zunächst nur auf eine Form von sog. → „Hyperverbalität“. Sie ist vorab zunächst lediglich ein Persönlichkeitsmerkmal. Aber permanentes Selbstkommentieren, bei kontrolliertem, formal korrektem Sprechen, ohne inhaltliche Notwendigkeit und sozial unangemassen übermäßig (z.B. im Kundenkontakt) könnte eventuell zumindest auf ein zwanghaftes („anankastisches“) Verhalten verweisen - was wir hier aber nicht beurteilen können. Es käme darauf an, wie er reagiert, wenn er darauf aufmerksam gemacht würde, Auch darauf, daß es in der Umgebung als sehr störend empfunden wird, und im Kundenkontakt auch schädlich sein dürfte.

Wenn er es dann nicht abstellen oder zumindest besser kontrollieren kann. könnte es auch auf eine Begleiterscheinung anderer psychischer Phönomene (die ich hier nicht aufzähle) deuten. Das aber zu sondieren bliebe ihm ausschließlich selbst überlassen. Wenn er nicht selbst unter diesem Verhalten leidet, erübrigt sich jedenfalls die Frage …

Gruß
Metapher

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hi,

du hättest total Spass mit mir.

Bei mir ist es zum überwiegenden Teil pure Langeweile bei routinemäßigem Arbeitsalltag.
Teils Stressabbau, wenn ich Dinge beschimpfe und manchmal brauch ich schlicht ne kompetente Antwort.

Abzugrenzen wären komplexere Sachverhalte oder Fehlersuchen. Es gibt Dinge, die muss ich z.B. hören damit ich mit sicher bin, keinen Fehler zu übersehen.

Wenn ich bemerken würde, dass dich das nervt, hätte ich glaub auch nen Tagesziel gefunden.

mal ehrlich, wer nicht ‚piep piep peip‘ macht, wenn er mit einer Schubkarre rückwärts fährt, hat den Sinn am Leben aber auch verpasst.

so… wo ist jetzt die Entertaste?

grüße
lipi

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Na ja, bei dem Link von @Kreszentia stand allerdings:
„Man unterscheidet inkohärente und kohärente Logorrhoe, wobei bei der inkohärenten Form dem Redefluss nicht mehr zu folgen ist.“ (Stangl, 2025).

Verwendete Literatur
Stangl, W. (2025, 31. Juli). Logorrhoe. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik .
https://lexikon.stangl.eu/5449/logorrhoe.

(Nicht wundern über die Quellenangabe, es ist der Vorschlag, der von der Website selbst beim Kopieren von Text kommt)

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Ich weiß nicht, ob es einen psychologischen Begriff dafür gibt. Aber ich denke die Person möchte damit etwas kompensieren. Sollte euch das arg stören, sprecht es doch einfach mal an :wink:

Ja, aber.
Auch bei der sog. „kohärenten“ Logorrhoe ist charakteristisch, daß die Rede schnell ist - sozusagen wortwörtlich „ohne Punkt und Komma“, wie wir es z.B. von Heidi Reichinek oder Tino Chrupalla kennen - und im dialogischen Verhalten kaum unterbrechbar.

Der von Kreszentia verlinkte Text von Stangl (der den Unterschied nur kurz benennt) steht als erster Absatz auch in Wiki Logorrhoe. Und dort gibt es einen Link zu einem sehr → anschaulichen Bericht über das Phänomen. Das wird aber auf den von @Takima geschilderten Kollegen nicht zutreffen. Er hätte das sicherlich zusätzlich erwähnt.

Danke Dir besonders hierfür!

Schöne Grüße

MM

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Du übersiehst die nonverbaben Geräusche und lautmalerischen Äußerungen, von denen auch berichtet wird. Da mag neben ggf. bestehenden psychischen Problemen und dem Heischen nach Aufmerksamkeit auch eine fehlende Kinderstube und/oder ein fehlendes Bewusstsein dafür eine Rolle spielen, dass die Grenzen der eigenen Handlungsfreiheit da liegen, wo sie das berechtigte Interesse Dritter an eigener Handlungsfreiheit - auch im Sinne von Ungestörtheit - tangieren. Es gibt viele aus diesen Gründen für ihre Umwelt nervige und störende Mitmenschen, bei denen es keinen pathologischen Befund gibt.

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offtopic - Disclaimer:

Sorry für den Fauxpas, daß ich die beiden Personen in einundemselben Einschub nannte. Es sollte um Himmels Willen kein Affront gegen Frau Reichinnek sein! Es war lediglich rein sprachphänomenologisch gemeint.
Daß inhaltlich ein ganzes Universum zwischen ihr und der anderen Person liegt, steht außer Zweifel.

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Es könnte eine Form von ADHS im Erwachsenenalter sein.

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Genau. Eine der von mir bewust nicht erwähnten psychischen Störungen, von denen das Verhalten eine Begleiterscheinung sein könnte. Auch im Autismus-Spektrum findet sich Ähnliches. Gerade auch das Geräusche-Nachahmen gehört dazu, ebenso wie der exzessive Selbstgesprächsmodus. Auch die sog. → Disinhibition (die aber meist hirnphysiologisch bedingt ist) könnte im Hintergrund sein. Die Gleichgültigkeit gegenüber möglicher Störung der sozialen Umgebung spräche dafür. Sei aber alles nur interessehalber erwähnt. Eine Spekulation über das Verhalten der erwöhnten Person schließt sich selbstverständlich in unserem Kontext aus.

Insgesamt jedenfalls fällt das gesamte beschriebene Verhalten unter Hyperverbalität, was auch immer sich im Hintergrund verbergen könnte. Sie findet sich recht oft bei Kleinkindern, verliert sich aber meist im 4-5 Lebensjahr, wenn Kriterien der Sozialkompatibilität allmählich eine Selbstkontrolle des sprachlichen Verhaltens ermöglichen. Gerade diese Kriterien sind aber im höheren Alter bei psychischen Störungen ausgeschaltet und spielen daher bei der Selbstbeobachtung keine Rolle mehr.

@Wiz - nein, eine Kinderstube kann eine solche Entwicklung nicht verhindern. Im Gegenteil: Im Falle eines gleichartigen frühkindlichen Verhaltens könnte eine maßregelnde, negativ bewertende oder gar bestrafende Kinderstube eine solche spätere pathologische Entwicklung geradezu provozieren. zumindest dazu beitragen. So z.B., daß die Sozialkompatibilität aus Gründen des inneren Gleichgewichtes regelrecht eliminiert wird. Das spätere (beschriebene) Erscheinungsbild könnte dann sogar in Richtung Infantilismus weisen - im Sinne eines → Abwehrmechanismus.

Gruß
Metapher

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Danke für diesen Nachsatz!
Hatte mich tatsächlich etwas verstört und nur, weil ich wohl darauf vertraut habe, dass gerade Du das so auch nicht gemeint haben wirst habe ich das regulieren können :grin:.
Bei Heidi frage ich mich immer wieder, ob sie tatsächlich auch so schnell denkt, wie sie spricht, das muss sie ja wohl tun, sonst würde das nicht überwiegend fehlerfrei so raus kommen.

Die meisten Menschen denken viel schneller als sie sprechen, selbst wenn sie sehr, sehr schnell sprechen wie z.B. Heidi … es gibt aber auch Menschen, die anscheinend gar nicht denken (Leerdenker) bevor sie sprechen, schreiben oder handeln.

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Wo ist der Kontext hier?
Nur mal austeilen, ach, andererseits, wer könnte das besser verstehen als ich.

Wenn Heidi noch schneller denkt, als sie spricht, dann möchte ich wirklich nicht tauschen, das fühlt sich für mich anstrengend an. Obwohl sie selber behauptet, das sei es nicht. Feuer brennt schnell und das ist seine Natur.