Hallo Liliana,
im speziellen Fall hast du die Frage für dich ja schon beantwortet, und offenbar stimmig.
Grundsätzliche Antworten gibt bei diesem Thema meiner Meinung nach nicht, auch Achims Auskunft hilft nicht wirklich weiter. Eine Beerdigung ist nun einmal ein gesellschaftliches Ereignis, weil der Mensch, um den es geht, ein gesellschaftliches Wesen war. Von ihm verabschieden kann man sich natürlich ganz individuell, durch einen Gang zum Grab „hinterher“ oder durch ein anderes selbst gewähltes Zeichen. Aber damit reduziert man die Beziehung, die man zu ihm hatte, auf die „Vier-Augen-Ebene“, und das ist eine Abstraktion. Die Beziehung stand in einem gesellschaftlichen Kontext, und dieser Kontext macht das Wesen (und die Schwierigkeit) von Beerdigungsfeierlichkeiten aus.
Unser Orts- und Zeitgeist hat eine Schlagseite zum „personalistischen Individualismus“: Ich und du - jetzt und hier: das ist alles. Vorgegebenes, Rituelles, Überindividuelles, Soziales gilt von vornherein als „unecht“, nicht „authentisch“. Wer ein bisschen Einblick in andere Kulturen hat, weiß, wie arm wir uns dadurch machen.
Man kann mit einem Verstorbenen auch lediglich über eine dritte Person „vernetzt“ sein, wie in deinem Fall, und auch das kann ein guter Grund sein, an der Beerdigung teilzunehmen.
Da wir letztlich mit allen Menschen / Lebewesen vernetzt sind, kommen wir ums Abschätzen natürlich nicht herum: wie dicht ist der Bezug - wie groß ist der Aufwand für die Teilnahme?
Gruß,
Pietro