Wer hat Erfahrung mit Waldorf-Schule?

Da ich meinen Sohn wahrscheinlich nicht in der Realschule unterkriege und ich ihn nicht gern auf die Hauptschule hier im Ort schicke, möchte ich mich über andere Möglichkeiten informieren. Ca. 20 km weiter gibt es eine Freie Waldorfschule, bei der ich ihn anmelden kann (leider z.Zt. mit Warteliste).
Das hieße also: Erst mit Glück auf die Realschule und nächstes Jahr auf Waldorf-Schule wechseln.
Wer hat Erfahrungen mit der Waldorf-Schule an sich und mit einem solchen Schulwechsel?
Bin für jede Info dankbar.

Hallo und guten Abend :smile:

Da ich meinen Sohn wahrscheinlich nicht in der Realschule
unterkriege und ich ihn nicht gern auf die Hauptschule hier im
Ort schicke, möchte ich mich über andere Möglichkeiten
informieren. Ca. 20 km weiter gibt es eine Freie
Waldorfschule, bei der ich ihn anmelden kann (leider z.Zt. mit
Warteliste).

Kleine Rückfrage: was bedeutet „in der Realschule nicht unterkriegen“? Wartezeit zu lang?

Das hieße also: Erst mit Glück auf die Realschule und nächstes
Jahr auf Waldorf-Schule wechseln.
Wer hat Erfahrungen mit der Waldorf-Schule an sich und mit
einem solchen Schulwechsel?

Waldorfschulen sind in einem Punkt den staatlichen Schulen vergleichbar: es gibt deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Schulen. Du wirst ausgezeichnete, moderne, weltoffene Waldorfschulen finden und eben andere. Insofern ist es schwer, Erfahrungen in einer Waldorfschule auf eine andere zu übertragen.

Meine beiden Kinder (2. und 3. Klasse) sind in der Frankfurter Waldorfschule, und die Erfahrungen sind bisher sehr gut. Ein Schulwechsel, wie Du ihn vorhast, dürfte hier aber aufgrund der Wartezeiten relativ schwer werden, da die Kinder, die von Anfang an dabei sind, Vorrang genießen würden. Die Lehrer sind bestrebt, einigermaßen homogene Klassen zusammenzustellen, und nach einem Jahr Realschule dürfte Dein Sohn einiges gelernt haben, das er den anderen Kindern voraus hat - und umgekehrt dürfte er einiges nicht gelernt haben, was er mit Sicherheit brauchen wird. Die Schwerpunkte sind eben anders.

Generell würde ich mich an Deiner Stelle mit der Ausrichtung der Schule beschäftigen, bevor Du Dein Kind dorthin schickst. Die Enstcheidung für oder gegen Waldorf sollte pädagogisch begründet sein und weniger aufgrund von praktischen Erwägungen getroffen werden. Ein erster Schritt wäre sicher ein Informationsabend, der bei Eurer Schule sicher auch angeboten wird.

Gruß

J.

Hallo,

was spricht gegen die Hauptschule?
Das schlechte Image? Ich war selbst auf einer Hauptschule (weil ich in meiner Kindheit einfach nur zu faul zum lernen war) und muss sagen, dass es mir gar nicht schlecht getan hat.
Ich habe dort gelernt auch mit schwierigen Menschen umzugehen bzw. wurde mit der Härte des wahren Lebens konfrontiert, und somit auf die Realität vorbereitet. Das hört sich vielleicht brutal an, ist aber nur halb so schlimm. Das schlechte Image der Hauptschulen wird leider durch einige wenige Chaoten geprägt. Auch mit solchen Menschen gilt es aber später umgehen zu können.
Soziale Gefahren bestehen in anderen Schulformen ebenfalls.
Die Bildungschancen möchte ich mal als gut bewerten. Wenn eine gewisse Eigenmotivation (und natürlich Intelligenz) besteht kann man nach der Hauptschule nahezu jeden Bildungsabschluss erreichen.
Aus meiner Abschlussklasse (Hauptschule) haben zumindestens 3 Personen (von denen ich weiss) direkt im Anschluss ihr Abitur gemacht. Andere haben die Fachhochschulereife erlangt.
Einige von uns (zu denen ich mich auch zähle) studieren sogar. Und das mit Erfolg.

Das soll jetzt kein Lobgesang auf die Hauptschulen sein, sondern einfach nur zeigen, dass diese nicht so schlimm sind, wie oft dargestellt.

Zu Waldorf-Schulen kann ich leider nicht viel sagen. Das pädagogische Konzept halte ich (nach Informationsbeschaffung) allerdings für etwas fragwürdig. Doch lies einfach mal selbst http://home.t-online.de/home/0725186140/

Dort findest Du zwar überwiegend Kritik am Waldorf-Konzept, aber man sollte beide Seiten der Medallie kennen bevor man eine so wichtige Entscheidung trifft.

Entscheiden musst Du jedoch selbst!

MfG
Stephan

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo.
Bevor du ein Kind zur Waldorfschule schickst, solltest du dich eingehend mit der pädagogischen Orientierung beschäftigen und dir auch darüber im Klaren sein, ob du die Schullaufbahn deines Kindes aktiv unterstützen willst. Wir haben auch überlegt, ob wir unseren Sohn auf eine Waldorfschule schicken sollen. Dort werden Elternabende angeboten, die man wahrnehmen muss , wenn man sich ernsthaft interessiert und es wird auch erwartet, dass man an allen teilnimmt. Man muss nicht die komplette Lehre von Rudolf Steiner aus dem FF beherrschen, aber man sollte schon wissen, wie sich die Waldorfpädagogik von anderen Schulen unterscheidet. Nur mal ein paar kleine Unterschiede: In Waldorfschulen kann man nicht sitzenbleiben. Es gibt keine Zeugnisse, sondern Beurteilungen. Es gibt Epochenunterricht, d.h. über mehrere Wochen wird ein Fach im Block unterrichtet, danach kommt ein anderes. Es gibt Fremdsprachenunterricht ab der ersten Klasse und zwar in zwei Fremdsprachen ( Englisch/Russisch oder Englisch/Französisch; auf die Auswahl hat man keinen Einfluss ). Es gibt Eurythmieunterricht, das ist eine Art Köpererfahrung, kombiniert mit Text und Sprache ( sorry, ich kann es nicht besser beschreiben ) Waldorfschulen legen sehr viel Wert auf die musische Erziehung; es wird jedem Kind nahe gelegt, ein Instrument zu erlernen, Blockflöte wird klassenweise erteilt. Die Eltern sind fest eingebunden, viel mehr als in staatlichen Schulen und eine aktive Mitarbeit ist, möchte ich sagen, Voraussetzung für einen Schulbesuch. Um in einer Waldorfschule einen Platz zu kriegen, muss man sich auf die Treppe setzen und weinen, anders wirds kaum klappen, weil die Schule sehr voll sind.
Achja, die Klassengröße liegt bei bis zu 40 Kindern! Auch das ist Absicht ( warum weiß ich nicht mehr, wurde uns erklärt, habs aber vergessen ). Die Schüler behalten den ersten Klassenlehrer für 8 Jahre.Da Waldorfschulen Privatschulen sind, kosten sie Schulgeld, dass sich allerdings nach der finanziellen Leistungsfähigkeit der Familie richtet.
Wir haben uns vor 5 Jahren aktiv gegen die Waldorfschule entschieden, weil wir einerseits sehr weit weg wohnen davon, weil wir unser Kind aus einem intakten sozialen Rahmen gerissen hätten. Außerdem konnten wir uns nicht mit der Pädagogik identifizieren, jedenfalls nicht gänzlich. Waldorfschulen haben sehr schöne Erziehungsmethoden, viele Anregungen und vermitteln viele Werte. Aber sie sind auch ein Schonraum in unserer Gesellschaft, in dem diese Kinder täglich sind. Nach der 12 verlassen sie die Schule,um dann in einem "normalen " Schulsystem mit "normalen " Anforderungen Abitur zu machen und dann hat man eine Durchfallquote von 60% bei Waldorfschülern, die es nicht gewöhnt sind, mit Leistungsdruck umzugehen… Wir haben einen solchen Fall in der Familie. Wahrscheinlich reißen mir jetzt alle Waldorfverfechter den Kopf ab *duck*, aber wir haben uns, nachdem wir alle Elternabende absolviert haben, gegen die Waldorfschule entschieden.
Du kannst also deine Entscheidung eigentlich nicht von praktischen Überlegungen abhängig machen, weil du Waldorfschulen nicht wirklich mit einer staatlichen Schule vergleichen kannst. Das ist eine Alternative, aber kein Entweder-Oder.
Möglichkeiten, dich zu informieren, bieten eben diese Elternabende oder auch Universitätsbibliotheken, wo man in den Werken von Rudolf Steiner nachlesen kann.
Achja, Legosteine und knallbuntes Spielzeug und den Fernseher haben die Waldorflehrer auch nicht so gerne.
Im übrigen beziehen sich meine Erfahrungen auf die Waldorfschule in unserer Nähe, d.h. es kann an anderen Waldorfschulen durchaus andere Verhältnisse geben. Die sind nicht alle gleich.
Liebe Grüße
R.

Hallo Oppossum,

die Argumente von Rabchen solltest du sehr genau prüfen.

Ich empfehle dir dringend dich mit Erwachsenen zu unterhalten, die mit der Waldorff-Pädagogik erzogen wurden:

Kurz meine erahrung:

eigentlich fürs Leben untauglich, aber musisch voll drauf.

Entscheide, was dein Kind werden soll. Wenn er kein Künstler werden soll, dann besser eine normale Schule.

gruss
winkel

Hi Rabchen,

In Waldorfschulen kann man nicht sitzenbleiben.

Nun, in seltenen Fällen ist auch das möglich (Fall in der Klasse meiner Tochter).

Achja, die Klassengröße liegt bei bis zu 40 Kindern!

Hmmm, bei uns ist bei 34 Schluß, wobei manchmal auch ein oder zwei Kinder dazukommen können (Ortswechsel aus einer anderen Waldorfschule, usw.)

Da Waldorfschulen Privatschulen
sind,

Da werden Dir die Waldorfler den Kopf abreißen - sie nennen sich „Schulen in freier Trägerschaft“, was nicht das gleiche ist - etwa 75% des Schuletats steuert nach wie vor der Staat bei (Achtung, Zahl aus dem Kopf genannt, die Größenordnung stimmt).

kosten sie Schulgeld, dass sich allerdings nach der
finanziellen Leistungsfähigkeit der Familie richtet.

Das stimmt.

Nach der 12 verlassen sie die Schule,um dann in einem
"normalen " Schulsystem mit "normalen " Anforderungen Abitur
zu machen und dann hat man eine Durchfallquote von 60% bei
Waldorfschülern, die es nicht gewöhnt sind, mit Leistungsdruck
umzugehen…

Ups! Das stimmt nicht, zumindest in Frankfurt machen die Schüler in der Schule ein vollwertiges Abitur. Kann es sein, daß es in einem anderen Bundesland so geregelt ist?
Aus dem Hessen-Rundbrief zitiert, der mir heute reingeflattert ist:
„Übrigens liegen die hessischen Waldorfschulen im Ländervergleich derzeitiger Schulabschlussmöglichkeiten an der Spitze: In keinem Bundesland können alle Schulabschlüsse so früh, mit so wenigen Prüfungen und mit von den eigenen Lehrern gestellten Aufgaben erreicht werden wie in Hessen (ein Erfolg der Verhandlungen der LAG mit dem Kultusministerium Anfang der 70er und Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts).“

Wir haben einen solchen Fall in der Familie.

Aus welchem Bundesland stammt denn der Fall?

Wahrscheinlich reißen mir jetzt alle Waldorfverfechter den
Kopf ab *duck*, aber wir haben uns, nachdem wir alle
Elternabende absolviert haben, gegen die Waldorfschule
entschieden.

Hmmm. Als Waldorfverfechter finde ich das klasse, wenn sich Eltern vorab informieren.

Du kannst also deine Entscheidung eigentlich nicht von
praktischen Überlegungen abhängig machen

Genau das meinte ich auch!

Achja, Legosteine und knallbuntes Spielzeug und den Fernseher
haben die Waldorflehrer auch nicht so gerne.

Das stimmt. Den Fernseher habe ich auch vor Jahren abgeschafft, mit Legosteinen bauen meine Kinder noch heute. Will sagen: man kann und sollte in die Waldorfschule gehen und die Erziehung seiner Kinder selbst in der Hand behalten.

Gruß

J.

2 Like

Hallo Jose.
Du hast recht, ich bin auch nicht mehr sehr fit , was die Waldorfschulen angeht. Unsere Entscheidung liegt bereits vier Jahre zurück. Aber mir ging es vor allem auch darum, klar zu machen, dass man die Waldorfschulen nicht mir nichts dir nichts mit den Regelschulen vergleichen kann. Ein Bild muss sich sowieso jeder selber machen und die Entscheidung nimmt einem auch keiner ab.
Liebe Grüße
Rabchen