Wer hilft dem Helfenden in einer Beziehung zu einer emotional missbrauchten Person?

Ein, leider, nicht ungewöhnliches Szenario: eine Frau mit jungen Kindern lebt in einer Ehe mit anscheinend erheblichem jahrelangem emotionalem Missbrauch (und einigen körperlichen Übergriffen); sie hat nun eine neue, sehr glückliche (und auch tatssächlich aufrichtige, gesündere) Beziehung gefunden, während sie momentan noch mit dem (Noch-)Ehemann wohnen muß. Allerdings hat sie den praktischen und emotionalen Absprung, oder: die “Flucht” aus der Ehe, und Beginn einer formalen Scheidung offenbar noch nicht wirklich innerlich geschafft.

Der neue Partner unterstützt wo er kann, aber reibt sich dabei fast selbst auf.

Gibt es Stellen / Berater usw., die ihm helfen können, damit er seiner Partnerin nun angemessen und produktiv weiter zur Seite stehen kann ohne er dabei allzu sehr selbst belastet wird?

Es beginnt nun die konkretere, komplizierte Phase, in der sie sich vom Ex trennen werden muß, und das ja auch irgendwie will, wobei die Angst davor immer wieder mal lähmend durchkommt

Es ist ziemlich klar, daß dies wenigstens teilweise auf der „Gehirnwäsche“ vom Ex beruht. Klar sollte sie wohl auch besser Beratung einholen (Frauenhäuser und Initiativen etc.), aber im Moment ist sie noch so befangen in manchen Elementen und Mechanismen der alten Beziehung, daß sie das sich offenbar nicht selbst eingestehen kann, oder über sich bringt.

Der neue Mann gerät nun unter erheblichen Druck, das alles zu absorbieren, und läuft das Risiko, da er wirklich ein sehr fürsorglicher Typ ist, sich da selbst zu sehr für sie zurück zu nehmen, womöglich fast aufzugeben. Er ist aber bereit für alles, da er fühlt, hier die wirkliche „Frau fürs Leben“ gefunden zu haben.

Also, gibt es Resourcen usw. die ihm helfen können?

Danke für Hinweise.

Wenn seine emotionale Anteilnahme derart stark ist, dass er sich selbst kaputtmacht, sollte er sich erstmal an einen guten Psychotherapeuten wenden, bevor er eine Beziehung mit der Frau eingeht.
Sonst kann es passieren, dass sie mittelfristig beide dort sitzen - oder die „wirkliche Frau fürs Leben“ sich doch nicht als das Gelbe vom Ei rausstellt…

Zusatztip für die Frau: Sie sollte Tagebuch über den Missbrauch führen. Was hat der Ehemann wann gesagt/getan, ihr und evtl. auch den Kindern gegenüber? Das dürfte bei den kommenden Auseinandersetzungen helfen.

Gruß,

Kannitverstan

Dass der Helfende hier von der hilfsbedürftigen Frau selbst missbraucht wird, scheint ihm überhaupt nicht klar zu sein. Das mag von Seiten der Frau unbewußt geschehen, ändert aber nichts daran, dass es geschieht.
Wie wär´s denn mit einem klärenden Gespräch dergestalt, dass der Frau klar gemacht wird wie sehr ihr Verhalten an die eigene Substanz geht und dass die Gefahr besteht, dass dadurch die Beziehung massiv leidet um nicht zu sagen, dass sie in die Brüche gehen kann. Solch klare Worte würden u.U. die Entscheidungsvorgänge bei der Dame beschleunigen. ramses90

Der Dame nun (aktiven) Mißbrauch vorzuwerfen ist recht starker Tobak.

Klar ist es wichtig, daß der neue Mann gewisse Grenzen zieht (zum Schutz von beiden) - und ich glaube, im Großen und Ganzen macht er das auch ziemlich gut bisher; es ist halt recht anstrengend.

Die Frau ist, würde ich sagen, voll in Ordnung, und ist liebevoll, geistreich, attraktiv usw., und die beiden verstehen sich wirklich prima, aber sie hat im Moment halt diesen Schatten in ihrem Leben, den es abzuschütteln gilt.
Natürlich könnte man, vielleicht auch etwas zu bequem, vor einer solchen „Hypothek“ einfach zurückschrecken und versuchen, das Ganze rational zu beurteilen (und vielleicht zu beenden), aber dann denke ich, würden viel weniger Beziehungen in unserer Gesellschaft zustande kommen als jetzt schon.

Man kann und muß halt manchmal auch etwas Risiko eingehen (können) und in eine neue Beziehung investieren wollen - dann kann es schon etwas werden, wie sonst auch…?

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Bieten Missbrauchsstellen evtl. etwas entsprechendes für (neue) Partner an? Es geht ja nicht nur um eine generelle Psychotherapie, sondern um eine etwas spezifischere Situation.

Der Mann macht sich, zum Glück, bisher nicht selbst „kaputt“, aber ist halt sehr gefordert. Es ist ja nicht unbedingt so einfach zu wissen, wieviel Initiative usw. er ergriffen sollte, ohne sie zu stressen (oder sich selbst).

Übrigens baut doch fast jede neuen Beziehung auf einem gewissen „Ballast“ auf, sofern wenigstens einer der beiden vorher schon wenigstens eine Beziehung (und damit dann auch eine Trennung) hatte, Natürlich gibt es Abstufungen von Schwerigkeiten oder Komplexitäten dabei.

P.S. Ja, Zustimmung bzgl. Buch führen über die Probleme und Schikanen vom (Ex-)Partner.
Es besteht eine Gefahr von Verdrängung und „Vergessen“, wenn es nicht dokumentiert ist.
Es kann gut sein, daß das Ganze noch vor Gericht gehen muss, und da wäre eine solche Chronic u.U. sehr wichtig.

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Das was Du in dieser Antwort schreibst, unterscheidet sich allerdings zum Eingangsthread um fast 100%.
Erst hört sich´s an wie wenn sie Dich vollkommen aussaugen würde.
Jetzt hört sich´s an als wäre das überhaupt nicht der Fall und dass der Mann willens ist trotzdem zu 100% in die Beziehung zu investieren.
Dann mach das und finde Dich damit ab, dass Dir diese Last niemand nehmen kann.
Und falls die Frau garnicht wissen sollte, wie sehr die Situation an Deine Substanz geht dann sag ihr das. Evtl. ändert sich danach schon deswegen die Lage zum Besseren. ramses90

Hi Tillmann!

Ich glaube, ihr solltet euch beide professionelle Hilfe holen, unabhängig voneinander.

Sie hat noch eine Riesenbaustelle mit ihrem Ex abzuarbeiten, und das ist ihre Geschichte, die sie für sich bearbeiten muss. Aus diesen Verstrickungen wird sie kaum allein herausfinden.

Und du brauchst eine ganz deutliche Abgrenzung, sonst zieht dich die Sache runter. Auch hier ist ne professionelle Hilfe keine schlechte Idee, gerade weil du möglicherweise gerade rechtzeitig merkst, was passiert, bevor es dir entgleitet.

Neben Psychotherapeuten gibt es manchmal sehr gute Beratungsstellen oder psychologische Berater, die das weiterhelfen.

Alles Gute dafür!

Gruß, Diva

Danke. Ich stimme zu.

Hast Du irgendeinen Tip bzgl. Beratungsstellen, die sich mit gerade so einer Situation auch etwas auskennen, als nicht nur generelle Psychotherapie machen?

Verzeihung, falls die Anfangsfrage und -beschreibung nicht so ganz klar war.

Es geht nicht um ein Problem der Balance des Gebens und Nehmens, weil die Dame nichts geben „will“, sondern eher, weil die momentane, temporäre schwierige Situation halt naturgemäß sehr zentral ist, so daß die Kapazität für mehr Ausgewogenheit ziemlich beansprucht.

Gibt es außer einer Frauenberatung für sie auch etwas ähnliches für den Partner (nicht nur generelle Psychotherapie)…?

Hallo Tillmann,

aus eigener Erfahrung:
man geht dann aus einer Beziehung, wenn man WILL.
Und dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wie gut oder schlecht die Beziehung ist.

Diese Frau scheint gerade am Anfang eines Weges zu stehen, der vielleicht auch Jahre dauern wird.
Das ist keine übertriebene mögliche Dauer- stell dich auf Jahre ein und die Verbindung zu diesem Mann wird auch sehr wahrscheinlich nie ganz enden, der ist immer im Hintergrund.

Das sie diesen Mann wollte, hat einen guten Grund und der liegt tief in ihr.
Solltest du hören „er war am Anfang ganz anders und hat sich erst so entwickelt“- dann mag das auf der rational betrachteten Ebene sogar zutreffen, wir erfassen einen Gegenüber aber viel tiefer und weiter als mit unseren 5 Sinnen. Bedeutet nochmal: es ist kein Zufall, dass sie diesen Mann hat- genau der wurde „gesucht und gefunden“.

Und man kann aus solchen STrukturen heraus wachsen, aber nicht indem man nur das Umfeld wechselt (den Mann). Hier wäre professionelle Begleitung an der absolut richtigen Stelle plaziert.

Für mich liest es sich so, als ob sie noch Welten davon entfernt ist, ihre jetzige Lebensform tatsächlich lozulassen.

Kommen wir zu dir- dann stellt sich nur die Frage, warum es DIESE Frau sein muss?
Es wird dir ganz sicher als Antwort nicht gefallen, aber diese Frau zeigt ganz viele belastende Verhaltensweisen und ist auch noch unerreichbar für dich (sicherlich ein Reiz für sich).
Was IN dir, fühlt sich von ihr angezogen? Um wsa genau geht es?

Das wird dir nicht klar sein und du wirst vermutlich alles mögliche von ihr separat behandeln. Der Mann und ihr Verhalten sind eine Sache, ihre Liebenswürdigkeit und Hingabe an dich, etwas ganz anderes und ihr „tatsächliches Wesen“…dabei gehört wirklich ALLES zu ihr.

Das du sie nun wie retten willst- passt perfekt zu euch zwei und das meine ich keinesfalls ironisch.
Ihr habt euch offenbar genauso „gefunden“ wie sie auch ihren Mann- wie kann man in einer konsequenten Art lang und zäh leiden…(könnte man auch fragen- innenliegend die Unerreichbarkeit).

Mein Vorschlag- schau dich selbst an.
Sie ist ein toller Spiegel, damit du erkennen kannst- was DU brauchst.
Du bist es wert von einer Frau ganz und gar geliebt zu werden.

Und du musst nicht um Liebe kämpfen, du musst keine Frau retten, du musst nicht mehr warten (das hast du sicher schon lange genug).

Alles andere zeigt nur, wie sehr du dich nach hinten stellst, dich wie in einer Schlange anstellst und wie du in einer recht ausweglosen Situation hoffst udn sehnst…vielleicht deine Verbundenheit mit jedem stehen-gelassen-werden noch steigt…Vorsicht, falls du es so erkennst!

Was du tun kannst?
Geh zB zu einer Lebensberatung und schau das Thema an- geh in das Thema hinein und gib dir die Chance, dich von dem zu befreien, was dich heute nur in Leid und Belastung bringt-- im Kern der Wunsch nach Liebe.

alles Gute für dich

Beratungsstellen für deine Freundin wären möglicherweise ProFamilia, Caritas, Diakonie - da muss sie einfach mal googlen, was es in eurer Region für Beratungsstellen gibt.
Ob es therapiewürdig ist kann da herausgefunden werden.

Bei dir sehe ich noch keinen Therapiebedarf, wohl aber einen Beratungsbedarf und dafür könnte ich mir außer Psychotherapeuten (die meist eine lange Wartezeit haben) auch Heilpraktiker für Psychotherapie vorstellen, die Lebens- und Krisenberatung anbieten und meist - auf eigene Kosten - schneller verfügbar sind.

Gruß

Das ist nur zu verständlich und zeigt was hier los ist:
Sein Leidensdruch und seine Verzweiflung sind groß genug um ihn
hier diese Frage stellen zu lassen, aber sowie er (hier zu unrecht!)
einen Angriff auf die Frau wittert, wird er zum ‚weißen Ritter‘ und
wirft sich vor sie um sie zu schützen.
So ein Verhalten ist typisch für eine Ko-Abhängigkeit mit dem ‚Opfer‘
und macht ihm eine objektive Analyse der Lage sicher unmöglich.

Ansonsten ist alles gesagt: Wenn die Frau ihre destruktive Beziehung
weiterführen will, muss man dies eben akzeptieren und sie zu trösten
und ihr als ‚Schulter zum Ausheulen‘ zu dienen, stabilisiert diese
Situation nur, da ihre Beziehung so für sie erträglicher wird. Vorallem
sollte man ihr Gejammer nicht zu ernst nehmen solange sie unterm
Strich doch weiter mit ihrem Mann lebt.

Mein Rat: Gezielt Informationen und Hilfe zum Theme ‚Ko-Abhängigkeit‘
suchen um sich selber besser in den Griff zu bekommen und sauber
die Rolle des potenziellen Partners und des Therapeuten dieser Frau
trennen, denn man kann letztlich nur eines davon sein.

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Wow, das ist deine Ansicht? Da hast du aber auch nur einen sehr begrenzten Erfahrungshorizont!

Dann ist das womöglich DEIN Muster, neue Beziehungen zu beginnen, bevor alte verarbeitet sind.

Meine Erfahrung: Ich habe immer erst mit ner Beziehung abschließen müssen (und damit meine ich nicht die Trennung, sondern auch die darauf folgende Verarbeitung der Trennung, und das in einer Zeit als Single) bevor ich mich auf ne neue Beziehung eingelassen habe.
DAS sollte wohl auch der Normalfall sein, wenn die nächste Beziehung nicht ständig von den alten Geschichten beeinflusst werden soll.

Da kannste ja mal drüber nachdenken, warum du Ballast mitschleppst anstatt aus jeder Beziehung zu lernen und klüger in die nächste Beziehung zu gehen…

no offence!

Gruß, Diva

Vielleicht ist da jeder ein wenig anders. Ich meinte mit „Ballast“ übrigens nicht nur schwerwiegende, komplizierte Probleme, sondern auch einfach nur etablierte Gewohnheiten, Ansichten, Erwartungen usw., also neutrale, oder vielleicht auch positive Dinge, die, dennoch, in einer neuen Beziehungen erst einmal „stören“ können, da sie unterschiedlich zum Neuen sind.

Ob diese Ansicht nun ein „sehr begrenzten Erfahrungshorizont“ sind kann ich nicht komplett objektiv beurteilen (wie auch?).
Die Vorgehensweise, erst voll mit einer alten Beziehung „abzuschließen“ (was auch immer das genau sein möge) ist sicherlich okay, muß aber vielleicht auch nicht sein. Vielleicht ist die alte Beziehung gezwungenermaßen noch nicht ganz beendet (aber die facto vorbei, dem auch beide Partner voll zustimmen würden), wenn eine neue Beziehung bereits beginnt.
Es gibt Witwen und Witwer, die schon nach ein paar Wochen eine neue Dauerbeziehung eingehen (können), die dann auch gut klappen kann, wenn es die richtige Person ist.
In dem Fall wäre eine Unterdrückung dieser Chance (z.B. weil die gesellschaftlichen oder familiären Konventionen mindestens ein „Trauerjahr“ vorschreiben, oder so etwas) äußerst unnütz. Eine Trennung (oder ein Trauerfall) sind für immer Teil des eigenen Lebens und können auch immer ein bißchen weiter verarbeitet werden, selbst, wenn bereits eine neue Beziehung begonnen hat.

Also, ich persönlich will da niemandem etwas moralisch vorschreiben oder spezifische Standards für Normalität definieren.

Ich möchte übrigens noch anmerken, daß die orginiale Anfrage wirklich bzgl. einer anderen Person ist und nicht mich selbst.

Danke. Mal sehen.
Ich möchte anmerken, daß die orginiale Anfrage wirklich bzgl. einer anderen Person ist und nicht mich selbst.
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie offen sie für Therapie oder Heilpraktik usw. sind, aber das liegt an ihnen selbst.
Der Zugang dazu wäre evtl. einfacher, wenn es auch praktische Beratung bzgl. technische und rechtliche Aspekte einer solchen, etwas schwierigeren Situation einschließt.

Gute Gedanken und Argumente. Um fair zu sein, die Frau ist wirklich nicht aus Spaß oder aus einer Freude an Selbsterniedrigung noch bei dem Macker.
Da spielen rein finanzielle und praktische Dinge momentan noch eine signifikante Rolle (Finanzen, Haus, Ausbildung, kleine Kinder im Vorschulalter), die die Unabhängigkeit und Wahlmöglichkeiten beeinflussen oder beeinträchtigen. Ich glaube, es sollte jedem Fühlenden klar sein, daß es da keine einfache Patentlösung gibt, oder ein rein rationales Vorgehen - auch der Kinder wegen, die von den Spannungen bisher erfolgreich abgeschirmt wurden.

Dazu kommt natürlich aber auch die „Gehirnwäsche“ oder „erlernte Hilflosigkeit“ bei ihr über die Jahre mit dem Typ. Klar muß man da aufpassen, daß sie das nicht, unbewusst oder nicht, irgendwie wiederholt oder negativ auf eine neue Beziehung überträgt. Da wird es wohl, früher oder später Hilfe vom Profi brauchen.

Allerdings ist im Moment der Neustart mit einem ehrlich unterstützenden neuen Partner schon mal eine Chance. Es ist halt anstrengend und er muß sehen, daß er sich nicht verausgabt, aber es wird schon. Er versucht auch offenbar nicht „therapeutisch“ tätig zu werden, sondern wirklich recht praktisch zu bleiben. Er ist generell eher ein „helfender“ Typ, läuft als manchmal eher ein wenig Gefahr, „zu viel“ zu geben und sich selbst dabei zu vergessen, oder sich etwas zu start unterzuordnen. Also, kein „Superman“ oder (narzisstischer) „Prinz auf weißem Ross“. Deswegen braucht er eher etwas zusätzliche Unterstützung, da er sie sich spontan eher nicht einfordern würde.