wer hilft einer alleinerziehenden Mutter, die ein chron. krankes Kind hat und selber chron. krank ist und daher mit allem überfordert ist (Haushalt, Behördenkram, Arzttermine etc.)? Welche Behörde oder Stelle ist dafür zuständig?
Im konkreten Fall gab es wohl schon mal eine Hilfe vom Jugendamt, aber die war letztlich keine große Hilfe, weil das in die Richtung ging „Sie sind unfähig, sich zu organisieren, deshalb müssen wir das mit Ihnen einüben.“ Sie braucht aber keine Psycho-Tante, die ihr schlaue Tipps gibt, sondern jemand, der anpackt und ihr Arbeit abnimmt. Also eher Hauswirtschafterin und Kindermädchen als Sozialarbeiter. Gibt’s das vom Staat oder ist das eine Versorgungslücke?
Bei uns vor Ort wäre die Sozialstation die richtige Anlaufstelle dafür. Die Krankenkassen bezahlen unter gewissen Voraussetzungen bei Erkrankungen nicht nur die eigentliche Pflege, sondern auch eine Hilfe im Haushalt.
In Brandenburg gibt es das Netzwerk gesunde Kinder mit Familienpaten, die helfend zur Seite stehen, vielleicht gibt es etwas vergleichbares auch woanders?
Sonst eine soziale Beratungsstelle aufsuchen - Caritas, AWO, was es halt in der Gegend gibt, die sollten dann wissen, was möglich ist.
Hi,
jetzt müsste man schon genau wissen, worin die chronische Krankheit der Mutter besteht, dass sie ihren Haushalt nicht selbst führen kann.
Die Hilfe der Sozialbehörde besteht vorrangig aus der „Hilfe zur Selbsthilfe“ - aber die ist ja nicht gewollt. „Schlaue Tipps“, wie die Mutter ihre Aufgaben trotz Krankheit erledigen kann, werden ja abgelehnt.
Und ob das Sozialamt in dem Fall eine Hauswirtschafterin und ein Kindermädchen zahlt…
Es bleiben jetzt wirklich nur noch die bereits benannten Stellen der Caritas etc.
Genau, „Hilfe zur Selbsthilfe“ und „schlaue Tipps“ werden abgelehnt, in deinen Worten: JA abgelehnt, weil die nichts bringen, wenn man einfach oft zu krank ist, um aus dem Bett aufzustehn. (Wurden übrigens erst mal nicht abgelehnt, sondern ausprobiert.) Wenn du mit einer schweren Grippe im Bett liegst, brauchst du auch keine Lebensberatung.
Danke für diese sehr hilfreiche Antwort. Bei der Recherche werde ich leider nicht so recht schlau, welche Leistung in diesem Fall die zutreffende wäre. Bei der Haushaltshilfe ist auf den Seiten der Krankenkassen ständig von „vorübergehend“ die Rede (wird nicht ganz klar, ob das für alle aufgeführten Fälle gilt), aber es ist ja nicht vorübergehend. Und bei der Sozialstation scheint es mehr um Pflege bzw. schwerere Fälle zu gehen.
An wen kann sie sich denn wenden, wer kann am schnellsten und besten sagen, welcher Antrag in ihrer Lage Sinn macht und welcher nicht?
Beratungsstelle für Eltern, Paare, Kinder Jugendliche … (z.B. Caritas, Diakonie, Awo …) kontaktieren und um Rat fragen
bei der Krankenkasse nach Haushaltshilfe nach § 38 SGB V erkundigen (die Einzelheiten sind je nach Krankenkasse sehr unterschiedlich)
ggf. für Mutter und Kind klären, ob die Erkrankung so gravierend ist, dass eine Pflegestufe vorliegt (z.B. auch bei psych. Erkrankungen)
beim Jugendamt ein sehr sachliches Gespräch mit einem Vorgesetzten führen: Was ist leistbar? Was ist nicht leistbar? Wo wird zum Wohle des Kindes konkrete Hilfe benötigt? …
ggf. kann auch eine Mutter-Kind-Kur hilfreich sein (§ 41 SGB V)
Die Sozialstationen beraten auf jeden Fall auch, sprich: Selbst wenn sie nicht zuständig sind, könnten sie im Zweifelsfall an den richtigen Ansprechpartner weiterverweisen.
Ich selbst musste derlei Dienste noch nicht in Anspruch nehmen, aber im Bekanntenkreis meiner Schwester gibt es eine Familie mit zwei Kindern im Grundschulalter, in der die Mutter immer wieder für mehrere Wochen in stationärer Behandlung ist und die auch dann, wenn sie zu Hause ist, den Haushalt nicht vollständig bewältigen kommt. In diese Familie kommt regelmäßig jemand, um Haushaltsaufgaben zu verrichten, nicht aber, um irgendwelche unwillkommenen Erziehungstipps o.ä. zu geben.
grundsätzlich ist es so, dass jeder Mensch sein Leben und das seiner Kinder selbst auf die Reihe bekommen muss.
Wenn ein Mensch über längere Zeit so krank ist, dass er für sich und seine Kinder nicht gut sorgen kann, und auch keine Verwandten oder Bekannten zur Hand sind, die das übernehmen können, muss der Staat einspringen. Also Jugendamt, Pflegefamilie oder Heim für die Kinder. Dort werden die Kinder versorgt.
Es gibt keine Institution, die auf Staats- oder Vereinskosten über längere Zeit oder auf Dauer Hilfskräfte finanzieren, die den Haushalt einer chronisch kranken Mutter übernehmen.
Das ist keine Versorgungslücke. Es gibt keine garantierte Rundum-Versorgung.
Man kann sein Leben auch so leben und organisieren, dass man im Ernstfall nicht in diese Situation gerät. Z.B. durch gute Freunde haben???
Hallo,
es wäre auch wichtig festzustellen, ob die chronische Erkrankung physischer oder psychischer Natur ist.
Für chronisch psychisch Erkrankte gäbe es des Sozialpsychiatrischen Dienst und drüber hinaus die Möglichkeit der ambulanten Betreuung durch einen Sozialpädagogen. Bei Bedürftigkeit übernimmt sowas der überörtliche Sozialhilfeträger.
Wie es bei körperlichen Erkrankungen damit aussieht, weiß ich leider nicht so genau.
Und das ist dann angemessener und billiger als eine Haushaltshilfe, die zweimal die Woche vorbeikommt und hilft? Die Kinder aus der Familie und dem vertrauten Umfeld reißen? Der Mutter, die unverschuldet in diese Situation gekommen ist, die Kinder wegnehmen? Hast du eine Ahnung, was ein Heim kostet?
Doch genau das ist es, aus den oben genannten Gründen.
Es geht hier nicht um eine soziale Hängematte oder überbordenden Sozialstaat, sondern um einen Fall bzw. um Fälle, wo Hilfe mindestens genauso nötig, sinnvoll und Schlimmeres verhindernd wäre, wie in vielen anderen Bereichen, wo heute schon der Staat einspringt. Das nennt sich Sozialstaat. Da wird bestimmt auch viel Geld verschwendet, aber dies wäre bestimmt kein Beispiel dafür. Wenn Assi-Eltern ihr Kind verwahrlosen lassen, dann schickt das Jugendamt auch z.B. zweimal die Woche jemand hin, der nach dem Rechten sieht, das wird auch alles bezahlt. Aber wenn eine Mutter, die eigentlich alles richtig macht und machen will, einfach nicht mehr kann, dann lässt man sie hängen?
Übrigens gab es mal vor ein paar Jahren einen Artikel in der „Zeit“ darüber, da wurde genau das als Problem geschildert, dass an diese Gruppe (chron. Kranke mit Kindern) nicht gedacht ist, und ich glaube, daher hab ich auch das Wort „Versorgungslücke“.
Es ist schon immer wieder erstaunlich, welche Reaktionen man im Internet kriegt, wenn man einfach eine sachliche Frage stellt. Irgendwer findet immer einen Grund, dagegen zu sein. Aber das gehört wohl dazu.
Wenn man lange schwer chronisch krank ist, hat man i.d.R. irgendwann kaum noch Freunde. Das wissen z.B. auch Gutachter in EM- /BU- Verfahren. Und selbst wenn, haben die Freunde ihre eigenen Probleme, Kinder, Sorgen. Und verstehen auch nicht unbedingt die Situation des Betroffenen.