Wer verbraucht in Deutschland Kohle?

Hallo Ihr,
wenn es jetzt täglich in den Nachrichten darum geht, dass die Kohleförderung mittelfristig eingestellt werden soll: wer verbraucht im Moment so viel Kohle, dass dies mit Milliarden subventioniert werden muss?
Gruß Regina

Servus Regina,

über ein Fünftel, ein knappes Viertel des in D erzeugten Stroms kommt derzeit noch von Steinkohle. Etwa 20 Mio Tonnen deutscher Steinkohle gehen in die Kraftwerke; 6 Mio Tonnen in die Stahlwerke. Wobei es den Kraftwerken, den Kokereien und den Stahlöfen allerdings egal ist, woher die verheizte Kohle kommt (in Ludwigshafen sehe ich täglich Ganzzüge mit schlesischer Kohle für Frankreich).

Das war vor langer Zeit ein wichtiges Argument für die Subventionierung des Kohlebergbaus: Es ging um die Erhaltung einer einheimischen Energiequelle, in der Zeit des kalten Krieges und der damit einhergehenden Autarkieideen von ähnlicher Bedeutung wie die Stützung der Erzeugerpreise in der Landwirtschaft - alles, was „von draußen“ kam, war erstmal suspekt, getragen von der Idee, es könnte plötzlich fehlen.

Später, als gerade in den Steinkohlerevieren und wesentlich begünstigt durch die Subventionspolitik, der Strukturwandel verpasst war, der zu Zeiten annähernder Vollbeschäftigung in den 1970er Jahren mit relativ wenigen Schmerzen möglich gewesen wäre ging es vordergründig vor allem um den Erhalt der historisch gewachsenen Strukturen, der Wegfall des Steinkohlebergbaus wäre für die betroffenen Gebiete eine soziale Katastrophe gewesen, sie waren vom Rückgang der Branche schon genug gebeutelt. Seltsamerweise dachte in den 1990er Jahren kaum jemand an einen Vergleich mit dem zügig deindustrialisierten Beitrittsgebiet und dem Schicksal der Industriearbeiter dort.

Wieauchimmer, ob mit oder ohne Absicht dürfte eine wichtige Funktion der Steinkohlesubventionierung sein, dass man auch an Subventionen ganz gute Erträge einfahren kann. Nicht nur die Steinkohleindustrie zeigt dieses, sondern auch die wenigen großen Betriebe, die es in der Landwirtschaft gibt, und z.B. auch die „börsenfähige“ DB AG.

Technisch geht es in der kommenden Zeit darum, dass man ein einmal stillgelegtes Steinkohlebergwerk, wenn der Schacht einmal abgesoffen ist, nicht oder zumindest nicht mit vertretbarem Aufwand wieder in Betrieb nehmen kann - das heißt, dass die in großer Tiefe noch vorhandenen Kohlereserven mit der Stillegung der Bergwerke preisgegeben werden: Dieses wäre wohl das einzige halbwegs tragfähige Argument für die Aufrechterhaltung eines „Reservebetriebes“. Daher auch der Gedanke, sich das Thema in einigen Jahren nochmal vorzunehmen.

Schöne Grüße

MM

Hallo Regina!

wenn es jetzt täglich in den Nachrichten darum geht, dass die
Kohleförderung mittelfristig eingestellt werden soll: wer
verbraucht im Moment so viel Kohle, dass dies mit Milliarden
subventioniert werden muss?

Die größten Verbraucher von Steinkohle sind Stahlwerke und Kraftwerke. Die jährlich 2,5 Mrd. € Steinkohle-Subventionen dienen aber nicht dazu, die Versorgung der genannten Verbraucher zu sichern, vielmehr sind es politische Rücksichtnahmen auf die derzeit noch 35.000 Beschäftigten im Steinkohle-Bergbau. Die inländischen Verbraucher lassen sich ohne Steinkohle-Subventionen mit billiger importierter Kohle aus z. B. Australien versorgen.

Die Subvention des Steinkohle-Bergbaus wird noch einige Jahre fortgeführt. Ob es nach Entfallen des Zuschusses aus der Staatskasse zur Schließung der Zechen kommt, ist eine mögliche Variante. Es kann aber auch sein, daß die Preise für Energieträger bis dahin ein Niveau erreicht haben, das den rentablen Abbau erlaubt. Also letztlich: Nix Genaues weiß man nicht.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

die Frage sollte besser lauten: Wer braucht deutsche Kohle?

um es einfach zu sagen -> Niemand!

der gesamte Verbrauch könnte z.Zt. über Importe finanziert werden, dies würde zwar zu keiner Kostenersparnis führen, hätte aber den immensen Vorteil der Ersparnis der Subventionen.

DIESEN Wahnsinn muss man sich vor Augen führen:

die Bundesrepublik unterstützt den Steinkohlebergbau mit 2.500.000.000 € jährlich (JA, soviele Nullen …) - dies sind für die 35.000 (wieder richtig - soWENIG Nullen …) rd. 71.500 € jährlich pro Arbeitnehmer.

Würde man die Menschen also BEI VOLLEM GEHALT nach Hause schicken und einfach fürs Nichtstun bezahlen und dieses Gehalt aus der Staatskasse VOLL übernehmen, würde dies rd. 500.000.000 € (ja, wieder soviele …) sparen!

Kommen wir also zur modifizierten Ausgangsfrage zurück -> NIEMAND!

Ralf

Hallo,

die Frage sollte besser lauten: Wer braucht deutsche Kohle?

Z.B die ESA bei Ihrem Schwachsinnsprojekt „bemannte Raumfahrt“
Und nicht zu wenig „Kohle“.

um es einfach zu sagen -> Niemand!
der gesamte Verbrauch könnte z.Zt. über Importe finanziert
werden, dies würde zwar zu keiner Kostenersparnis führen,
hätte aber den immensen Vorteil der Ersparnis der
Subventionen.

Das ist richtig: Wir hätten sehr viel ehrlichere Preise! Wenn, wie du sagst, keine Kostenersparnis vorliegt, aber die Subventionen wegfallen, müssen die 2,5 Mrd vom Markt (=Verbraucher) getragen werden. Das würden die Stahlverbraucher und Stromkunden schon zahlen, schon weil sich ein Energieversorger nicht allzu dämlich anstellen, wenn Preissteigerungen weiterzugeben sind…

DIESEN Wahnsinn muss man sich vor Augen führen:
die Bundesrepublik unterstützt den Steinkohlebergbau mit
2.500.000.000 € jährlich (JA, soviele Nullen …) - dies sind
für die 35.000 (wieder richtig - soWENIG Nullen …) rd.
71.500 € jährlich pro Arbeitnehmer.

Würde man die Menschen also BEI VOLLEM GEHALT nach Hause
schicken und einfach fürs Nichtstun bezahlen und dieses Gehalt
aus der Staatskasse VOLL übernehmen, würde dies rd.
500.000.000 € (ja, wieder soviele …) sparen!

Ja, wir haben aber in der letzten Zeit gesehen, dass es sich lohnt, über Energieversorgung und „nationale Energiereserven“ wenigstens mal nachzudenken. Wir wissen nicht, wie die Zukunft unserer Energieversorgung asussehen wird. Und wenn man die Kumpel nach Hause schickt, hat man zwar die 500.000.000 gespart, aber auch vollgelaufene -und damit „tote“- Stollen und Strecken. Ich denke die Diskussion ist noch nicht beendet - die Kohlen sind die einzigen Energieträger, die wir haben. Ich bin mir nicht sicher, ob man sich bei der Energieversorgung völlig dem Markt „hingeben“ sollte.

Viele Grüsse!

Denis

Hi,

Ich denke die Diskussion ist noch nicht beendet

  • die Kohlen sind die einzigen Energieträger, die wir haben.

Stimmt nicht, wir haben Uran. Das ist zwar politisch-populistisch iiiiih-baaaeeeh-pfuiii aber es ist da. Die Foerderung wurde Anfang der 90er zwar gestoppt (wegen Unrenatbilitaet), aber die Preise sind in der Zwischenzeit auf das Sechsfache angestiegen.

Ich bin mir nicht sicher, ob man sich bei der
Energieversorgung völlig dem Markt „hingeben“ sollte.

Nach den jungsten Entwicklungen lieber nicht.

Gruss
Paul

die Frage sollte besser lauten: Wer braucht deutsche Kohle?

Z.B die ESA bei Ihrem Schwachsinnsprojekt „bemannte Raumfahrt“
Und nicht zu wenig „Kohle“.

seh ich überhaupt nicht so. Wenn man bedenkt, dass die Sonnensegel zur Energieversorgung in Dland gefertigt werden, zeigt sich der Effekt -> Innovation! und bei Sonnensegeln und der Solarenergiegewinnung sind wir Weltmarktführer; DAS schafft und sichert Arbeitsplätze

um es einfach zu sagen -> Niemand!
der gesamte Verbrauch könnte z.Zt. über Importe finanziert
werden, dies würde zwar zu keiner Kostenersparnis führen,
hätte aber den immensen Vorteil der Ersparnis der
Subventionen.

Das ist richtig: Wir hätten sehr viel ehrlichere Preise! Wenn,
wie du sagst, keine Kostenersparnis vorliegt, aber die
Subventionen wegfallen, müssen die 2,5 Mrd vom Markt
(=Verbraucher) getragen werden. Das würden die
Stahlverbraucher und Stromkunden schon zahlen, schon weil sich
ein Energieversorger nicht allzu dämlich anstellen, wenn
Preissteigerungen weiterzugeben sind…

das versteh ich nicht - ausländische Kohle wird mit dem Weltmarktpreis gehandelt; unsere Kohle wird auf dieses Weltmarktniveau runtersubventioniert. Wenn nun also die hiesigen Anlagen (Energie und Stahl) die Importkohle kaufen , bezahlen sie den gleichen Preis wie jetzt; eine Steigerung ist dann nur dem Weltpreis geschuldet; aber DAS ist schon jetzt so, also …

was bleibt sind die 2,5 Mrd. (SOviele Nullen sind mir einfach zuviel)

DIESEN Wahnsinn muss man sich vor Augen führen:
die Bundesrepublik unterstützt den Steinkohlebergbau mit
2.500.000.000 € jährlich (JA, soviele Nullen …) - dies sind
für die 35.000 (wieder richtig - soWENIG Nullen …) rd.
71.500 € jährlich pro Arbeitnehmer.

Würde man die Menschen also BEI VOLLEM GEHALT nach Hause
schicken und einfach fürs Nichtstun bezahlen und dieses Gehalt
aus der Staatskasse VOLL übernehmen, würde dies rd.
500.000.000 € (ja, wieder soviele …) sparen!

Ja, wir haben aber in der letzten Zeit gesehen, dass es sich
lohnt, über Energieversorgung und „nationale Energiereserven“
wenigstens mal nachzudenken.

die Stollen werden ja nicht verschwinden, wenn der Weltpreis sich SO in die Höhe entwickelt, dass dt. Förderung wieder attraktiv wird, warum nicht?

Wir wissen nicht, wie die Zukunft
unserer Energieversorgung asussehen wird. Und wenn man die
Kumpel nach Hause schickt, hat man zwar die 500.000.000
gespart, aber auch vollgelaufene -und damit „tote“- Stollen
und Strecken.

wieviele Stollen kann man mit dem ersparten Geld denn „offen halten“?

Ich denke die Diskussion ist noch nicht beendet

  • die Kohlen sind die einzigen Energieträger, die wir haben.

ohne Zweifel

Ich bin mir nicht sicher, ob man sich bei der
Energieversorgung völlig dem Markt „hingeben“ sollte.

wieso nicht? Du siehst doch, wozu Nichtmarkt (Im Energiesektor) führt. Strom kannste von überall in jeder Farbe bekommen -> Preise niedrig und stabil; Gas (und Wasser/Abwasser und Straßenreinigung und Müll undundund) wird weiter monopolisiert und nicht dem Markt übergeben -> staatlich gewollte Massenabzocke durch die kommunalen Zwangsversorger.

einheimische Energiequelle oT

Das war vor langer Zeit ein wichtiges Argument für die
Subventionierung des Kohlebergbaus: Es ging um die Erhaltung
einer einheimischen Energiequelle, in der Zeit des kalten
Krieges und der damit einhergehenden Autarkieideen von
ähnlicher Bedeutung wie die Stützung der Erzeugerpreise in der
Landwirtschaft - alles, was „von draußen“ kam, war erstmal
suspekt, getragen von der Idee, es könnte plötzlich fehlen.

Hallo,
endlich mal ein griffiges Argument…

…fuer Solarenergie, Geothermie, Ethanol fuer Autos, Biodiesel, Sunfuel, Biogasanlagen.
Nur wie kommen die an die Gelder der Kohlesubvention?
Gruss Helmut

Euch allen DANKE - jetzt hat doch glatt OBI Kohle in seinem Sonderangebot - ist das nicht seltsam? Kaum befasst man sich mit einer Frage, fallen einem von mehreren Seiten her Antworten zu. DANKE
Gruß Regina

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi

bestes Beispiel der letzten Zeit: Europas modernste Kokerei " Duisburg Kaiserstuhl" seit mitte der 90er in Betrieb anfang der 2000er an China verkauft, abgebaut da wieder aufgebaut. Mittlerweile kostet die Kokskohle auf dem Weltmarkt weit über das doppelte, dafür muss nun importiert werden. Einer der Verantwortlichen sagte mal dazu: So haben wir uns Globalisierung nicht vorgestellt…

LG
Mikesch

Die Stromkraftwerke.
1 Tonne kostet 60 euro auf dem weltmarkt.
3 mal soviel kostet die heimische.
Sone richtige Subevntion ist das eigentlich nicht.
2/3 kriegt der Staat ohnehin zurück.
Eh die Leute arbeitslos sind.
Wenn die Leute besser Technologieprodukte machen
sollten, die sich gut verkaufen liessen,
dann sollte man den Bergbau zumachen.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

bestes Beispiel der letzten Zeit: Europas modernste Kokerei "
Duisburg Kaiserstuhl" seit mitte der 90er in Betrieb anfang
der 2000er an China verkauft, abgebaut da wieder aufgebaut.

mal abgesehen davon, daß das Ding in Dortmund stand und derzeit in China Koks in zweifelhafter Qualität produziert: Die Anlage war zum Zeitpunkt der Stillegung unwirtschaftlich. Wer als Vorstand eine unwirtschaftliche Anlage in der reinen Hoffnung weiterbetreibt, der Preis des produzierten Gutes könnte steigen und die Anlage deswegen wieder wirtschaftlich werden, gehört verdroschen.

Gruß,
Christian

Hallo Regina!

…jetzt hat doch glatt OBI Kohle in seinem Sonderangebot - ist das
nicht seltsam?

Die ganze Zeit war hier von Subventionen und möglicher Grubenschließung die Rede, aber das betrifft nur die Steinkohle. Was u. a. Obi anbietet, sind Briketts. Diese werden aus Steinkohlestaub gepresst, aber überwiegend werden Briketts aus Braunkohle hergestellt. Deutschland ist mit weitem Abstand der weltweit größte Braunkohleproduzent und hat riesige Lagerstätten, die im Tagebau abgebaut werden. Braunkohle wurde neben Koks (Koks ist ein Steinkohleprodukt) lange Zeit für Hausheizungen verwendet. Diese Nutzung ist stark rückläufig, geblieben ist die Verfeuerung von Braunkohle in Kraftwerken.

Die Braunkohleförderung ist von Stillegung nicht betroffen, obwohl Förderung und Verfeuerung in mehrfacher Hinsicht Umweltprobleme aufwerfen. Der Tagebau läßt komplette Regionen samt Ortschaften und aller Infrastruktur verschwinden und hinterläßt komplett zerstörte Landschaften, deren Renaturierung Generationen dauert. Die Verfeuerung von Braunkohle ist für das Klima problematisch.

Möglicherweise hast Du bei Obi Holzkohle gesehen. Holzkohle wird durch Verkokung von Holz gewonnen.

Mir ist Kohle in Scheinen am liebsten.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang

oh, hab alles in einen Topf geworfen … Deine Erklärung tat mir gut.
Gruß Regina

Hi,

oh, hab alles in einen Topf geworfen

Wahrscheinlich in den sog. Kohlenpott. :smile:

[SCNR] :smile:

Viele Grüße
WoDi

Servus Wolfgang,

in den letzten Jahren werden in den Baumärkten für Grillbeschickung ziemlich groß gepresste Eierbriketts aus Lignit angeboten - aus welchem Tagebau die kommen, weiß ich nicht, Ungarn hat glaub ich einiges davon.

Sie haben den Vorteil, dass man damit beim Anheizen fast so gut wie mit Eierkohlen von Steinkohle die Grillgäste mit Kohlenmonoxidschwaden vergiften kann, so dass nachher nicht so viel gegessen und getrunken wird. Mit etwas Glück fällt dann noch eine Amsel vom Himmel, wenn sie einen guten Lungenzug erwischt hat, und kann dann gleich mit auf den Rost.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin!

in den letzten Jahren werden in den Baumärkten für
Grillbeschickung ziemlich groß gepresste Eierbriketts aus
Lignit angeboten - aus welchem Tagebau die kommen, weiß ich
nicht, Ungarn hat glaub ich einiges davon.

Ja, siehe hier: http://www.mert.hu/Nemet/nemet_banya.htm

Alternativ könnten wir ein paar Moore trockenlegen und Torf stechen. Zu Briketts gepresst und hübsch verpackt läßt sich das Zeug bestimmt als Spezial-Grillkohle vermarkten.

Gruß
Wolfgang