Wer versteht meinen Arbeitgeber?

Hallo Jürgen,

du hast gesagt, dass die rechtlichen Aspekte dich für deine Frage nicht interessieren. Auf meinen Beitrag hin entgegnest du mir aber mit der gesetzlichen Lage.

Die ist aber für das Verhalten eines Menschen nicht relevant. Relevant ist vielmehr, was der Mensch d e n k t, wie die (gesetzliche) Lage ist.

Gruß
PW

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Welche positiven Gefühle könnte er dabei haben?

Na, vereinfacht gesagt, das Gefühl der Rache.
Du sollst es wenigstens nicht besser haben, als er.

Zusätzlich zu dem von „Wolfgang Dreyer“ gesagten:

Es gibt ein einfaches, aber eindrucksvolles Spiel, leider weiß ich nicht mehr wie es heißt, es ist aber sehr bezeichnend dafür, wie Menschen handeln.

Person A bekommt 100.- Euro geschenkt und soll einen Teil davon, wie viel bleibt ihm überlassen, an Person B weiter geben.

Person B kann annehmen dann behält jeder seinen Anteil.
Person B kann aber auch ablehnen, dann bekommt keiner was.

Wäre der Mensch rein wirtschaftlich eingestellt, so müsste A 1,-Euro weiter geben, worauf B diesen Euro nehmen müsste, denn immerhin ist der besser als nichts.

In der Praxis hat sich aber gezeigt und zwar quer durch alle Kulturen, dass B gewöhnlich ablehnt, wenn sein Anteil weniger als 20.-Euro ist. Um A zu „bestrafen“ verzichtet er selbst auf die geringe Summe, nimmt also seinen eigenen Nachteil in Kauf, damit A auch nichts bekommt.

Der Durchschnitt liegt bei 35 - 40 Euro. Das wurde am Häufigsten gegeben und auch angenommen. Übrigens auch quer durch alle Kulturen.

Fazit: Menschen nehmen, der Rache wegen, auch eigene Nachteile in Kauf.

mfg

hi

sondern nur um den psychologischen.

Dies lehnte mein Arbeitgeber ab. Daher kommt es
wohl zu einem zweiten Kammer/Urteilstermin, der ihn 50,–
Gebühren kostet und er nochmal ca. 500 km fahren muss. Für
möglicherweise 50,-- Ersparnis, falls er den Kammertermin
gewinnt, nimmt er Gerichtskosten in Höhe von ebenfalls 50,–,
das zweite Mal 500 km Fahrt und Fahrtkosten sowie fast einen
Arbeitstag Verdienstausfall in Kauf.

Nun meine Frage: Was könnte jemanden zu so unwirtschaftlichen/
unsinnigen Verhalten bewegen? Spekulationen sind erwünscht!

er will ein Exempel statuieren - ihm gehts nicht um die Kosten und nicht um die Strecke, sondern um die Sache und darum, dass er sich das von dir nicht gefallen lassen kann und will

Gruß H.

Homo evolutionensis

Hallo!

Was könnte jemanden zu so unwirtschaftlichen/
unsinnigen Verhalten bewegen?

Google mal unter Evolution und Wirtschaft…

Tilli

Hi,

Es gibt ein einfaches, aber eindrucksvolles Spiel, leider weiß
ich nicht mehr wie es heißt, es ist aber sehr bezeichnend
dafür, wie Menschen handeln.

falls es interessiert: Das ist das Ultimatumspiel aus der Spieltheorie.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ultimatumspiel

Gruss,
Herb

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Hi,

als erstes fiel mir der Begriff „Prinzip“ bzw. „Prinzipienreiterei“ ein. Er ist der Boss und hat das Sagen. Wie kannst Du Arschloch (so könnte er Dich wertschätzen) Dir erdreisten ihn zu kritisieren?

Überhaupt können viele Menschen in unserer narzisstischen Zeit schlecht mit Kritik umgehen, erst recht wenn sie das Sagen haben oder meinen es zu haben. Umso heikler finde ich das Ganze, wenn Dein Chef in anderen Lebensbereichen nicht so das Sagen hat, obwohl er es gerne hätte, z.B. im privaten Bereich, und Mängel in anderen Lebensbereichen eben zu kompensieren sucht.

Du erwähnst, dass er viele Minijobber hat. Vielleicht hat er mit einigen bis vielen davon ähnliche Vereinbarungen getroffen und fürchtet, dass wenn er bei Dir „nachgibt“ (so wird er es vermutlich empfinden), dann könnten die anderen auch daherkommen und ihn - aus seiner Sicht - abzocken.

Spekulieren kann man viel. Eine Machtkiste wäre nicht untypisch.

Doch wie kam es denn dazu? Hast Du im Vorfeld mit ihm gesprochen und wie verlief eventuell das Gespräch oder die Gespräche, bei denen Du ihm klarzumachen suchtest, dass Du noch Geld von ihm zu bekommen hast?

Manche Menschen (Arbeitnehmer/-innen) klagen ja erst bevor sie Konflikte verbal zu klären suchen. Manche Chef/-innen können halt auch nur Chef/-in sein und nichts klären, da sie keine Fehler zugeben können.

Im Grunde, so es Dich interessiert, kannst Du nur ihn in einer ruhinge Minute mal versuchen anzusprechen und ihm um eine Erkärung bitten.

Doch gleich was seine Bewegggründe sind, interessant ist doch auch herauszufinden, weshalb Du in diese Situation geraten bist? Wieso ist Dir das passiert und was ist Dein eigener Anteil am Geschehen?

Ciao,
Romana

Hallo,
danke für deine Antwort!
Ja, er hat viele Minijobber, andere hat er auch nicht (ganz) bezahlt.

Mein Verschulden war es, dass ich zuviel im Voraus gearbeitet habe. Plötzlich bekam ich kein Geld mehr. Ich rief mehrfach an, schließlich wurde ein Rückruf versprochen, der nie kam. Mahnungen per Mail und Einschreiben blieben unbeantwortet. Ein früheres Versäumnisurteil wird ignoriert. Im kürzlichen Vergleichstermin stritt er meine Arbeit der letzen Zeit ab. Wie soll ich da mit ihn reden?

Viele Grüsse
Jürgen

Hi,

wenn man manchen Leuten zu Diensten ist, im besten Sinne des Wortes, probieren es manche einfach aus, ob sie das nicht auch unentgeltlich bekiommen. „Lohnsklaverei“ ist sicherlich kein Begriff der von ungefähr kommt.

Die Frage ist, was ziehst Du für Konsequenzen daraus?

Ansich wäre es eine einfache Sache online via Terminkalender (Doodle müsste das locker leisten) oder was auch immer einen Auftrag einzutragen und ihn Dir vom Brötchengeber mit Datum und Signatur bestätigen zu lassen. Fax ginge auch.

Verträge sind zum Vertragen da. Es muss ja nichts Hochoffizielles sein, doch eben etwas mit dem Du Nachweise leisten kannst.

Wer viel macht ohne Sicherheiten bzw. ohne Abrechnungen, da wird das teils gerne mal schnell falsch verstanden, der / die hat das Geld gar nicht nötig.

Außerdem gibt es wohl mehr Menschen wie Dich, die dann darauf vertrauen das Geld schon bezahlt zu bekommen. Und solange man immer wieder solche findet, kann man ja den einen oder anderen nicht bezahlen.

Vertrauen ist gut. Klare nachweisbare Absprachenregelungen in Schriftform sind besser.

Es muss ja nicht mal böse gemeint sein. Angenommen Du pumpst Deinem Chef Geld oder er behält Deinen Monatslohn ein, weil er Dir gesagt hat, andernfalls müsse er Insolvenz anmelden. Sowas ist ja schon vorgekommen. Doch was wenn der Chef beispielsweise an einem Herzinfarkt verstirbt und die Gattin nichts von dem Darlehen wissen will und schwört, Deine letzten drei Monatslöhne hättest Du Dir direkt auf die Hand auszahlen lassen… Ärger ist da wohl mal fast vorprogrammiert.

Was läuft denn nicht selten unter dem Deckmäntelchen von Liebe in Familien ab?! Da sollte das eine oder andere (Fehl-)Verhalten von Fremden bzw. Arbeitgebern nicht verwundern, da denen man in der Regel emotional noch ferner steht.

Ciao,
Romana

OT: Gerichtsvollzieher
Hallo Jürgen,

eine kleine Geschichte beim ersten Arbeitgeber. Der bezahlte uns zwar, aber nur selten Gläubiger. Eine ex-Kollegin schickte den Gerichtsvollzieher. Der klingelte unten und stiefelte 4 Etagen zu uns rauf. Währenddessen füllte der Chef eine Überweisung aus und heftete eine Kopie ab.

Dann Verwunderung, da diese Forderung doch unlängst … hier im Regal … unlängst … da ist ja der Ordner … also unlängst erfüllt wurde … wie Sie hier sehen.

Der Gerichtsvollzieher zog ab, der Chef zerriss Original und Kopie. Wieder ein paar Tage Aufschub.

Wir fanden das … eher gewieft.

Gruß
wilbert

mmmmh… mehrere Hundert Mini-Jobber … wenn da jeder 100€ (aus seiner Sicht)zuviel fordert oder 50, dann könnte Kaviar knapp werden … Vielleicht echte Verlustangst?