Hallo,
mir geht es hier überhaupt nicht um den rechtlichen Aspekt, sondern nur um den psychologischen. Nun zu meinem Fall:
Ich habe einen Arbeitgeber, bei dem ich 100,-- im Monat nebenbei verdiene. Der Einsatzort ist jedoch ca. 250 km von seinen Firmensitz entfernt. Da mein Arbeitgeber mich nicht mehr bezahlt, habe ich eine Klage über 100,-- Euro bei dem Arbeitsgericht an meinen Wohn-und Einsatzort eingereicht. Nun gab es einen gebührenfreien Vergleichs-/Gütetermin, wo der Arbeitgeber meinen Anspruch abstritt. Wegen der unterschiedlichen Aussagen konnte der Vorsitzende die Rechtslage nicht einschätzen und schlug die Hälfte, also 50,-- Zahlung vor. Dies lehnte mein Arbeitgeber ab. Daher kommt es wohl zu einem zweiten Kammer/Urteilstermin, der ihn 50,-- Gebühren kostet und er nochmal ca. 500 km fahren muss. Für möglicherweise 50,-- Ersparnis, falls er den Kammertermin gewinnt, nimmt er Gerichtskosten in Höhe von ebenfalls 50,–, das zweite Mal 500 km Fahrt und Fahrtkosten sowie fast einen Arbeitstag Verdienstausfall in Kauf.
Nun meine Frage: Was könnte jemanden zu so unwirtschaftlichen/ unsinnigen Verhalten bewegen? Spekulationen sind erwünscht!
Vielen Dank für eure Vermutungen und schon mal ein schönes Wochenende!
Jürgen
Hallo !
Macht. Recht haben wollen und dies auch bestätigt bekommen. Bloß nicht nachgeben.
Soweit meine Spekulation.
Grüße !
Hallo,
gerade im Arbeitsrecht geht es finanziell oft um Peanuts im Vergleich zum Aufwand, den die Geschichte den AG kostet. Und bei der AN-„Freundlichkeit“ unserer ArbG könnte man in der Tat aus rein vordergründigen wirtschaftlichen Überlegungen dazu kommen, doch einfach jede Forderung unterhalb von € x einfach mal zu bezahlen. Allerdings würde das ein fatales Signal dahingehend setzen, dass dies geradezu eine Herausforderung dafür wäre, so einen AG künftig nach Belieben zu schröpfen. Und insoweit ist es wirtschaftlich unter dem Strich durchaus vernünftig, sich auch bei Beträgen zu wehren, die höhere Kosten und höheren Aufwand verursachen, weil damit ein Signal gesetzt wird, dass hier jemand klar macht, dass er nicht alles mit sich machen lässt. Auf einem anderen Blatt steht dann, dass er damit das Problem oft nur um eine Stufe verschiebt, weil er dann als grundsätzlich böser AG mal wieder vor dem ArbG wie der letzte Verbrecher behandelt und abgewatscht wird.
Abgesehen davon darf man natürlich gerade bei Unternehmen, in denen es noch einen Gründer/Nachfahren als Chef gibt auch den Faktor Mensch nicht unterschätzen. So jemand lässt sich nicht so ohne weiteres die Butter vom Brot nehmen, indem er jeder kleinen Aushilfskraft gegenüber sofort klein bei gibt.
Gruß vom Wiz
Des Menschen Ehre ist ein hohes Gut! (Auch wenn die jeder wo anders sieht.)
Und ein subjektiv falsches Urteil ist immer auch ein Angriff auf die Ehre.
Wer schon einmal Unrecht erdulden musste, weil ihm die finanziellen Mittel sich zu wehren, fehlten, weiß, wovon ich spreche.
mfg
Hallo Jürgen,
um den AG zu ‚verstehen‘ (Motiv), müsste ich mehr über ihn persönlich wissen.
Hingegen ist sein Handeln absolut ‚nicht nachvollziebar‘.
Grüße mki
Hallo,
psychologisch betrachtet könnte er so einer sein, der immer Recht behalten will.
Ich kann es mir aber nicht verkneifen noch einen rechtlichen Aspekt reinzumogeln: gibt es Abrechnungen, die die Zahlungen belegen? Wenn ja, waren es regelmässige Einsätze oder, wie man so schön sagt „projektbezogen“?
Viele Grüße
Hallo,
mit dem von dir beschriebenen Verhalten beschäftigt sich die rel. neue Disziplin der ‚Neuroökonomie‘.
Hier werden u.a. unterschiedliche, auf den ersten Blick unlogische, Verhaltensweisen von Menschen untersucht. Das geschieht inzwischen oft mit fMRI’s und EEG’s.
Die These, dass der reine Geldwert bei der Verhaltens’wahl’ nicht der einzige Grund ist wird dabei immer wieder bestätigt.
So muss z.B. ein Gewinn der einem Verlust gegenübersteht wesentlich größer sein um den Verlust ‚weg stecken‘ zu können. Mit ein Grund warum z.B. von teuren Projekten nur schwer Abstand genommen werden kann - auch wenn schon lange klar ist, dass es eine Pleite wird.
Ein nettes Beispiel für irrationales Verhalten ist z.B. die Dollarauktion von M. Shubik oder eben das Verhalten deines (Ex)Chefs.
otherland
Hallo!
Was könnte jemanden zu so unwirtschaftlichen/
unsinnigen Verhalten bewegen?
Würden wir unser Handeln überall wirtschaftlichen Überlegungen unterordnen, würden wir vieles anders, aber nicht unbedingt besser machen. An zahllosen Stellen wäre rein wirtschaftlich orientiertes Handeln ärmlich, erbärmlich, erniedrigend, jedenfalls nicht wünschenswert.
Würdest du heiraten? Ist unwirtschaftlich, eine Haushälterin und gelegentlich eine Prostituierte sind wirtschaftlich gesehen vernünftiger.
Kaufst du dein privates Auto nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten? Dann wäre es vermutlich eine Nummer kleiner oder du würdest darauf verzichten.
Hast du Freude an irgendwas im Leben, liest du, hörst Musik, gehst einem Hobby nach? Warum das? Bringt doch kein Geld.
Ernährst du dich nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten? Nehm’ ich dir nicht ab.
Hast du dich je gestritten? Ging es dabei wirklich nur um Geld?
Unser Handeln ist eben nicht nur wirtschaftlich, ja nicht einmal vorwiegend rational bestimmt. Selbst an Stellen, an denen wir rein wirtschaftliche Orientierung vorgeben, ist das nur selten der Fall. So kann es auch beim Arbeitgeber sein, der die ehemalige Aushilfskraft mit ihrer Nummer nicht durchkommen lassen will - hat mit Wirtschaftlichkeit und Geld gar nichts mehr zu tun.
Gruß
Wolfgang
Was könnte jemanden zu so unwirtschaftlichen/
unsinnigen Verhalten bewegen?
Hallo Jürgen,
es könnte die Gewissheit sein, dass er im Recht ist und die Vorfreude darauf, die Kohle von Dir zurückzufürdern.
Alles Gute
PW
Nun meine Frage: Was könnte jemanden zu so unwirtschaftlichen/
unsinnigen Verhalten bewegen? Spekulationen sind erwünscht!
Der Arbeitgeber kann nicht damit umgehen, daß Du es „gewagt“ hast, ihn zu verklagen. Die Klagesumme ist dabei eher nebensächlich.
Hat er noch weiteres Personal? Vorzimmer? Buchhaltung?
Dann hat das Vorzimmer (Posteingang!) mitbekommen, daß es die Klage gibt.
Die Buchhaltung hatte Anweisung, die 100 Euro nicht zu überweisen, weiß also auch irgendwas.
Und dann wird er wohl ein „Dem zeig ich’s aber“ (damit bist Du gemeint) fallengelassen haben, und um seinen Chef-Status zu wahren „muß“ er das jetzt durchziehen, koste es, was es wolle.
Gruß
Hallo Gudrun,
danke für deine Erklärung. Ja, er hat mehrere Hundert Mini-Jobber und auch einige Leute festes Personal. Du meinst, daß er sich blamiert (fühlt), wenn er es einfach bezahlt? Aber wrüde er sich nicht viel mehr blamieren, wenn eines Tages unangemeldet der Gerichtsvollzieher kommt?
Viele Grüsse
Jürgen
Hallo,
im Arbeitsrecht ist es im Gegensatz zum sonstigen Zivilrecht jedoch so, daß jeder - egal wie der Prozes ausgeht - seine Kosten selber trägt. Da ich außerdem für das Geld ja gearbeitet habe, hat er wohl eher die Gewißheit, daß er im Unrecht ist.
Viele Grüsse
Jürgen
Hallo Wolfgang,
ja, da hast Du sicherlich Recht. Bei deinen Beispielen hat man jedoch einen sichtbaren Nutzen, positive Gefühle wie bei der Heirat oder Anerkennung von Status, z.B. durch ein Auto. Mein Arbeitgerber war jedoch im Gerichtstermin genervt, daß er die Fahrt auf sich nehmen mußte und nicht unbedingt gut gelaunt. Dann muss ich meine Frage vielleicht anderes definieren: Welche positiven Gefühle könnte er dabei haben?
Vielen Dank für deine Antwort und viele Grüsse
Jürgen
Hallo,
danke für deine Antwort. Damit werde ich mich nächste Woche mal näher beschäftigen!
Viele Grüsse
Jürgen
Hallo,
ja, dass könnte sein. Danke für deine Antwort.
Es waren unregelmäßige Einsätze, die jedoch zuletzt nicht abgerechnet und bezahlt wurden.
Viele Grüsse
Jürgen
Hallo,
danke für deine Antwort, die ich jedoch nicht ganz verstehe. Du meinst, er fühlt sich in seiner Ehre angegriffen?
Mit der Nichtbezahlung meines Lohnes hat er mir Unrecht angetan und die Arbeitsgerichte sind sehr kostengünstig. Aber es geht doch um den Arbeitgeber!
Viele Grüsse
Jürgen
Hallo Wiz,
danke für deine Erklärung. Dies ist eine Erklärung für mich, daß ich nicht alles mit mir machen lasse (zu arbeiten ohne bezahlt zu werden). Ich wollte damit auch ein Signal für künftige Lohnzahlungen setzen (Ich bin dort noch angestellt!). Aber dann siehtr es wohl schlecht aus, daß ich ohne Gerichtsprozess und Vollstreckung mein Geld bekomme. Jedoch hat der AG eine Anreise von 250 km, ich von 10 km.
Der Richter war jedoch ziemlich neutral bzw. ich fand ihn sogar etwas arbeitgeberfreundlich, als er mich wiederholt gefragt hat, ob ich für das Geld gearbeitet hätte.
Es ist vielleicht auch ein Machtspiel, für den AG jedoch nicht unbedingt billig.
Viele Grüsse
Jürgen
Hallo,
ja, wenn er wirklich Recht hätte, würde ich es ja verstehen. Aber es gibt Beweise, die er nur schwer vernichten kann, daher ist seine Aussicht, dies bestäötigt zu bekommen, doch hoffentlich nicht ganz so groß.
Viele Grüsse
Jürgen
Du wechselst die Spielregeln …
während des Spiels …
im Arbeitsrecht ist es im Gegensatz
denn
mir geht es hier überhaupt nicht um den rechtlichen Aspekt,
Spekulationen sind erwünscht!
außerdem kommt es nur darauf an, was der Chef denkt, was richtig ist und nicht, was richtig ist.
Gruß
PW
Hallo,
was meinst Du damit, daß ich die Spielregeln wechsle? Diese werden doch vom Gesetzgeber aufgestellt.
Vielen Dank und viele Grüsse
Jürgen