Wer versteht meinen Kollegen?

Hallo,

ein Mitarbeiter stört erheblich den Betriebsfrieden, indem er ständig wegen absoluter Lappalien (welche er zu Tragödien aufbauscht), heute über diesen und morgen über jenen Mitarbeiter hetzt. Jeder Mitarbeiter fungiert bei ihm einmal als seelischer Mülleimer, das nächste Mal als Opfer seiner Hetzerein.

Nicht drauf einzusteigen, wird zunehmend anstrengender. Er setzt seinen unfreiwilligen Zuhörer total unter Druck und versucht alles, auch mit Hilfe von Suggestivfragen, ihn auf seine Seite zu ziehen.
"Findest du nicht auch, dass der X nicht alle Tassen im Schrank hat …, dazu musst du doch eine Meinung haben… "

Eine sachliche Kommunikation mit ihm ist nicht möglich da er nur in der Beziehungsebene diskutiert, nicht zuhören kann und nur seine Meinung zählt. An einer Lösung der Probleme ist er nicht interessiert sondern nur, Zwietracht zu säen.

Ich hab keine Ahnung von Psychologie deshalb meine Fragen:

Wie halte ich seinem Druck stand und mache ihm klar, dass mich seine „Tragödien“ nicht interessieren und ich mich nicht an Intrigen gegen Kollegen beteilige? Die Aussage, dass man sich raushalten möchte wird komplett ignoriert und er versucht, mit allen Mitteln eine persönliche Meinung abzufordern. Dazu hab ich weder Lust noch Zeit.
Was ist schiefgelaufen bei ihm, dass er Probleme herbeiredet und dann Zuspruch sucht? Kann man ihm helfen, damit er zufriedener wird? (Bestätigung bekommt er genügend im Job)

Bin sehr gespannt auf die Antworten und vielen Dank im voraus.

LG, Lola

Hallo,

ich würde es in dem Fall so handhaben, wie bei Grundschulkindern: zuerst sollen sie versuchen das Problem unter sich zu lösen. In dem Fall den Quälgeist geradeaus zu sagen, dass man es nicht interessant findet, was er da von sich gibt und dass er das umgekehrt sicher auch nicht lustig findet, wenn über ihn schlecht geredet wird. Die zweite Stufe wäre das ignorieren bzw. aus den Weg gehen. Hier wird es bei Arbeitskollegen grenzwertig, da man ja eventuell gemeinsam arbeiten muss. In dem Fall sollte man versuchen die Kommunikation auf die Arbeitsvorgänge zu beschränken und dennoch eine gewisse Höflichkeit zu bewahren. Man möchte ja schließlich nicht selber hinterher als Mobber dastehen. Hält er sich nicht daran und versucht erneut über andere herzuziehen, wieder sagen, dass er gerne seine Meinung für sich behalten darf und weitere Kommentare ignorieren. Am besten ist es, wenn alle sich ähnlich verhalten.

Wenn das alles nicht klappt, muss man zum Lehrer gehen und Hilfe holen, also zur Chefetage. Da hilft es auch wieder sachlich zu bleiben, die Situation ruhig darzustellen, aber auch deutlich machen, dass das Betriebsklima und die Produktivität erheblich durch sein Verhalten beeinflusst wird.

Viele Grüße

Hallo,

was hälst Du von Rückfragen?
Rückfragen wie " was genau willst du mir damit sagen?"- „was ist dein Anliegen?“.
Bedeutet natürlich, Du musst auf ihn eingehen und er wird gezwungen noch mehr auszuholen- aber es wäre einmal eine ganz neue Strategie und wenn unterm Strich als Antwort von Dir " ich versteh Dich nicht" kommt, könnte es sein daß er sich nicht bestätigt sondern nur noch mehr genervt sieht.

Er braucht ja Bestätigung und wortlos kommst Du bei einem Arbeitskollegen nicht immer davon- das Übliche zu reden bringt ja auch nichts, wie schon bemerkt.

Vielleicht hilft ja ein „eifrig bemüht“, was dann doch nicht versteht…und er findet keinen Zuspruch- auch keine direkte Ablehung…dürfte ihn irritieren…
Nur mal als Idee…

Ansonsten wäre für mich der Weg eine Stufe höher durchaus auch eine Option. Ist natürlich nie ganz einfach, denn „was Paul über Peter sagt, sagt mehr über Peter aus als über Paul“…gut wäre es dann, wenn mehrere Kollegen ganz unabhängig voneinander so einen Weg gehen.

kitty

Hallo Kitty,
vielen Dank für deine Antwort, klingt ganz interessant, das muss ich mir nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Dazu werd ich starke Nerven brauchen. Ich werde es dann morgen gleich mal testen wie er reagiert, Gelegenheiten bekomme ich täglich.
LG Lola

Hallo Chili,
vielen Dank für deine Mühe aber das haben wir alles schon durch. Dem Chef ist das Problem im Groben bekannt, auch bei ihm jammert sich X über andere aus, und bei den anderen über den Chef. Chef ist auch ratlos.
LG Lola

Hallo,
tja, das ist natürlich Mist, wenn der Chef nicht kompetent genug ist seine Mitarbeiter zu leiten.

Da hilft nur der Zusammenhalt.
Ein Vorschlag: geht gemeinsam einen Trinken (nur symbolisch, also nicht wörtlich nehmen) und sagt ihm, was ihr von seinem Verhalten haltet. Das geht auch ohne Vorwürfe. "WIR / ICH trifft es sehr, wenn Du so über mich / meinen Kollegen redest. WIR / ICH möchte/n kollegial miteinander umgehen, wie ist Deine Haltung dazu? Wäre das Leben nicht einfacher, wenn wir nett zueinander sind?

Also von sich selber sprechen und ihn durch fragen mit ins Boot holen.

Wenn das nicht hilft, geht es nur über das konsequente Ignorieren und darauf setzen, dass er geht bzw. sich selber einen anderen Job suchen. Ich kann mir vorstellen dass es auch in anderen Bereichen nicht so rund läuft, wenn der Chef nicht Chef genug ist ein Machwort zu sprechen.

Viele Grüße

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Hallo,

eine Idee wäre vielleicht ja auch ihm mal zu sagen, daß er „dazugehört“!
Was so simpel klingt, wird er selber so nicht fühlen- umsonst wird er nicht gegen jeden und alles kämpfen und verzweifelt Verbündete suchen.

Ob das ankommen kann, weiss ich nicht- als Erwachsener steckt man natürlich schon tief in den Strukturen drin.
Wenn es aber irgendwann mal „ruhig“ ist-- bedeutet, er ist nicht in seinem Fahrwasser sondern arbeitet mal entspannt und still vor sich hin- könnte man zu ihm gehen und ohne ein Gespräch zuzulassen ihm in einem freundlichen Ton sagen, daß er DAZUGEHÖRT.
Eventuell noch mit dem Zusatz, daß man über all die, die DAZUGEHÖREN- also auch ihn betreffend- nichts Schlechtes hören möchte…denn damit schliesst man einen aus.

Nicht mehr und nicht weniger sagen-- sonst zerredet man die Chance des Darübernachdenkens.

Ist zugegeben sehr übergriffig, aber es besteht ja die Möglichkeit, daß man den anderen doch mal an einem passenden Punkt erreicht.

kitty

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Transparenz für Denunzianten
Sobald der Betreffende damit beginnt, über Kollegen herzuziehen, kurz aufblicken, ihn gerade + fest ansehen und ruhig sagen: „Dir ist hoffentlich klar, dass das, was Du mir gerade erzählst, in 5min über’n gesamten Flur ist?“. Das sitzt.

Denunzianten gedeihen in der Atmosphäre mangelnder Transparenz.

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Danke an alle! owt
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