–> Laozi / Lao-tse / Lao-tzu
Hallo Demetrius,
im Altertum, bis hinein ins frühe Mittelalter, kannten die verschiedenen nicht-chinesischen Völker unterschiedliche Begriffe für China, etwa „Cathay“ oder auch „Serikoi“ (gr.: Seidenspinner) u. a. Insbesondere im 12. und 13. Jhd. gelangten neben Kaufleuten auch viele Gelehrte und Geistliche (Jesuiten) an den chinesischen Kaiserhof, zumeist traten sie dort sogar Stellungen im Dienste des Kaisers an.
Die Jesuiten lernten Chinesisch und begannen wichtige chinesische Texte und die chinesische Geschichte in westliche Sprachen zu übertragen. Da es kein einheitliches Transkriptionssystem gab, erfolgte dies meist nach Gehör und war recht ungenau. Aus dieser Zeit stammen Bezeichnungen wie Sina oder auch Sinae (China --> abgeleitet von der ersten [kaiserlichen] Chin-Dynastie, 221-264 v. Chr, heute Qin-Dynastie geschrieben), Confucius (Konfuzius), Lao-tse (Lao-tzu, heute Laozi), Peking (später Khanbaligh [Cambaluc], heute Beijing, Nanking (heute Nanjing) um nur einige zu nennen.
Gegenwart:
Seit 1949 betrieb die chin. Regierung mehrere Schriftreformen, um die Schrift der chin. Zeichen zu vereinfachen. Die sog. Kurzschrift wurde eingeführt. (Vgl. die Schrift unserer Großeltern mit dem Deutsch, wie es heutige Schulkinder lernen.) In den 50er Jahren wurde zudem das Transkriptionssystem „Pinyin“ als offizielle Lautumschrift als verbindlich eingeführt. Danach muß etwa statt „Peking“ „Beijing“ geschrieben werden, statt „Lao-tse“ „Laozi“ usw. Dennoch existierten auch noch andere Umschriftsysteme in der Welt (etwa Wade-Giles [brit.], Yale [am.] oder Bopomofo [Taiwan].
Da China Mitglied im UN Sicherheitsrat ist, ist Chinesisch eine der vier UNO Geschäftssprachen (neben russ., engl. u. franz.). Um Mißverständnissen vorzubeugen, und um sich definitiv von Taiwan (verwendet „Bopomofo“!) abzugrenzen, verlangte China seit 1958 ständig die offizielle und weltweite Verwendung von „Pinyin“ als Lautumschrift für Chinesisch. Mit einer erneuten, diesbezüglichen Anfrage bei der UNO (1978) hatte China dann endlich Erfolg, „Pinyin“ wurde offiziell eingeführt. Die meisten Länder der Erde halten sich seither daran, Karten, Atlanten und Übersetzungen werden seither zumeist in der Umschrift „Pinyin“ verfasst. Natürlich können nicht sämntliche existierende Werke nachträglich geändert werden, s. d. man auch heute noch in vielen Büchern die alten Schreibweisen findet.
Da auch alle chinesischen Kinder neben den chinesischen Schriftzeichen auch „Pinyin“ in der Schule lernen, legt China großen Wert auf die einheitliche Verwendung dieses Systems. Im Übrigen enthält dieses System alle in der chin. Sprache vorkommenden Silben und nur die kann ein Chinese üblicherweise auch aussprechen.
Aus mehrfachen Reisen nach China weiß ich, daß kaum ein Chinese etwas mit „China“ oder „Konfuzius“ anfangen kann, sei es geschrieben oder auch gesprochen. Erst bei „Zhongguo“ (–> Reich der Mitte, China) oder Kongzi (Meister Kong) wissen sie, was gemeint ist. Die chinesische Sprache ist jahrtausende älter, als unsere Zivilisation und hat sich in den letzten tausend Jahren kaum geändert. Jeder lesekundige Bauer dort, kann, wenn er eine uralte Schrifttafel beim Pflügen des Feldes findet, diese fast mühelos lesen. Dagegen ist es uns kaum mehr möglich, deutsche Texte zu entziffern, die aus der Zeit von vor Schiller und Goethe stammen. Deneben sprechen und schreiben die mit Abstand meisten Menschen der Erde Chinesich, und dies schon, als wir uns noch mit der Keule durchsetzten. Nicht die Chinesen müsssen also sprachlich umdenken und sich an eine einheitliche Schreibweise gewöhnen, sondern wir - wenn wir keine abendländischen Kulturbanausen sein wollen 
Mit freundlichen Grüßen, Andreas
P.S.: Natürlich kann nicht jeder Nicht-Chinese immer gleich die richtigen Schreibweisen der chin. Lautumschrift wissen. Daher sei auch dieser Beitrag eher als freundlicher, augenzwinkernder Hinweis gedacht, der den Horizont weiten soll. Aufgefallen ist jedoch bestimmt schon vielen, daß auch in den deutschen Medien (TV und Zeitungen) fast nur noch „Beijing“, „Nanjing“, „Taiwan“ (früher Formosa), „Wuhan“ (früher Wuchang), Yangtse (früher Yangtze oder Jangtsekiang) oder Macao (früher Aomen) verwendet wird.