Wer waren die 'Heiligen Drei Könige'

Hallo,

in Erweiterung des Artikels „Ist Weihnachten biblisch?“ stelle ich diese Frage einzeln heraus. Der Grund für eine Kritik an den „Heiligen Drei Königen“ einschließlich ihres heutigen Status ist nach der Betrachtung des folgenden Artikels u.U. angebracht:

http://de.wikipedia.org/wiki/Heilige_Drei_K%C3%B6nige

Die Frage die sich daraus ergibt, lautet: Verehren wir heute drei Spiritisten? Wenn nein, wie lautet die Beweisführung?

Gruß, Herbert

die ‚wahre‘ Geschichte der ‚Heiligen Drei Könige‘
Hi Herbert,

du redest offenbar in unseren Zusammenhängen gerne von „Kritik“ (an traditionellen Ritualen) und von „Beweisführung“. Du solltest nicht übersehen, daß wir es bei allen diesen Dingen mit einer äußerst komplexen (und komplizierten) Geschichte religiöser Ideen zu tun haben.

Die Geschichte der sogenannten „Hl. Drei Könige“ in Kurzform:

  1. Es gibt im Matthäus-Evangelium (Mt 2.1-12) eine Episode, in der eine unbenannte(!) Anzahl von magoi „aus dem Osten“ nach Jerusalem kommen, und dort die Priester nach „dem neugeborenen König der Judäer“ fragen. Den Hinweis haben sie (laut diesem Text) aus einer astronomischen Beobachtung gedeutet.

  2. Mit magi wurden ursprünglich die Priester der Religion des Zarathuštra bezeichnet. Von ihnen wurde unter anderem Astronomie und Atrologie betrieben. Zu der besagten Zeit ist Babylon eines der Zentren des Zarathuštrismus. Unter „Osten“ verstand man im judäischen Sprachraum Mesopotamien.

  3. Aus dieser Erzählung wird ca. im 3. Jhdt. in einem Text, der als „Armenisches Kindheitsevangelium“ überliefert ist, die Geschichte von drei verbrüderten Königen mit dem persischen Namen Gaspar, dem babylonischen Namen Balthazar und dem altsyrischen Namen Melqor

  4. Diese Namen werden ca. im 9. Jhdt in Kaspar, Melchior und Balthasar umgewandelt und als „biblische Geschichte“ aufgefaßt … Symbolische Abkürzung dieser Drei: K+M+B

  5. Diese 3-Königs-Legende vermischt sich dann mit einer bereits in vorchristlicher Zeit vorhandenen keltischen Göttinnen-Triade (es ist eine „Triade“, und nicht eine „Trinität“!) mit diversen, aber sprachlich verwandten Namensgebungen. Auch in germanischen Mythologien
    werden in Variationen Dreiheiten aufgezählt.
    → Nornen, sowie
    → die drei Bethen, Perchten usw.

  6. Im Zuge der - wie fast immer - recht ruppigen Christianisierung keltischer und germanischer Kulte wurden dann diese Triaden weiter in (existierende und nicht existierende) christliche Heilige verwandelt, wobei aber die ursprünglichen Insignien und Symbole meist erhalten blieben.
    → Katharina, Margaret, Barbara (dito K+M+B)

  7. Der 6. Januar („Epiphanie“, Fest der „Erscheinng des Herrn“) hat also im katholischen Ritus nichts mit den „hl. 3 Königen“ zu tun hat, obwohl der Feiertag fast nur mit diesem Namen bekannt ist. Allerdings stimmt das nur insofern, als - wie oben gesagt - diese im Mt-Ev. gar nicht vorkomen. Aber dennoch wird in der kath. Liturgie dieses Tages die Episode aus dem Evangelium verlesen.

Gruß

Metapher

Hallo Herbert,

kurz gesagt:

die Herren, auf die Du Dich beziehst waren weder
heilig
noch drei
noch Könige :wink:

mehr dann bei metapher

viele Grüsse

Iris

Servus,

zu der Kreideinschrift der Sternsinger „C+M+B“ ist mir hinterbracht worden, es sei eigentlich ein lateinischer Haussegen „Christus mansionem benedicat“, daher das C - weil der Kaspar sich wohl auch lateinisch nicht ohne weiteres mit C schreibt.

Damit wären die Magoi immerhin von dem Job, auch noch Penaten sein zu müssen, entlastet…

Was meinst Du dazu?

Schöne Grüße

MM

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  1. Der 6. Januar („Epiphanie“, Fest der „Erscheinng des
    Herrn“) hat also im katholischen Ritus nichts mit den „hl. 3
    Königen“ zu tun hat, obwohl der Feiertag fast nur mit diesem
    Namen bekannt ist. Allerdings stimmt das nur insofern, als -
    wie oben gesagt - diese im Mt-Ev. gar nicht vorkomen. Aber
    dennoch wird in der kath. Liturgie dieses Tages die Episode
    aus dem Evangelium verlesen.

Hallo,

Metapher!

In den Liturgien der byzantinischen Observanz heißt dieses Fest „Theophanie“ (also etwa „Gott-Erzeigung“). Das auf diesen Festtag treffende Evangelium ist die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes (und zwar Mt 3,13-17) mit dem Erweis der Gottheit Jesu durch die Bezeugung durch Gott als Gottes Sohn.
Hat eigentlich das Dreikönigsfest am 6. Januar mit der Übertragung der Reliquien der Heiligen Drei Könige zu tun?
Schönen Gruß!
Hannes

on-K+M+B-off
Hi MM,

mit

Kreideinschrift der Sternsinger „C+M+B“

= „Christus mansionem benedicat“
hast du Recht. Diese Inschrift, auf die Türschwelle oder den Türbalken zu schreiben, geht wohl auf einen römischen, aber „heidnischen“ Brauch der Dämonenabwehr zurück. Genaueres weiß ich dazu aber nicht, nur, daß die Türschwelle sogar recht international der Ort für solcherlei Praktiken war (ein berühmtes Beispiel ist ja sogar von den Israeliten bekannt aus dem AT).

Die „effizienteste“ Form (da weit verbreitet zwischen Ägypten und Asien) der Türschwellen-Magie war übrigens, die Vorfahren unter ebendieser zu beerdigen. Daß verwandte Formen davon in den christlichen Reliquienkult eingegangen sind, brauch ich sicher nicht noch zu erwähnen :smile:

Damit wären die Magoi immerhin von dem Job, auch noch Penaten sein zu müssen, entlastet…

Diese Last, auch noch Penaten-Jobs erledigen zu müssen, kann man aber glaub ich den nichtexistierenden 3 Königen nicht ersparen: Die Ärmsten sind es ja selbst, die diese Symbole in der Nacht zum 6. Jan. auf die Türen malen. Daß sie ihre eigenen Monogramme (Caspar schreibt sich lat. sehr wohl mit „C“) mit dem o.g. Bannspruch identifizieren, ist mit Sicherheit das, was in der Biologie „Konvergenz“ heißt und in der Religionswissenschaft „Synkretismus“ - hier von inhaltlich unterschiedlichen, formal aber identischen magischen Praktiken.

Schöne Grüße zurück und nimm zur Not einfach einen Mistelzweig für den Türbalken. Der funktioniert genauso und genauso gut :wink:

Metapher

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In den Liturgien der byzantinischen Observanz heißt dieses
Fest „Theophanie“ (also etwa „Gott-Erzeigung“). Das auf diesen
Festtag treffende Evangelium ist die Taufe Jesu im Jordan
durch Johannes (und zwar Mt 3,13-17) mit dem Erweis der
Gottheit Jesu durch die Bezeugung durch Gott als Gottes Sohn.

Ja, in der byzantinischen Tradition ist das das Tauffest. Die Überschneidung hat wohl damit zu tun, daß der gregorianische 6. Jan mit dem julianischen 24. Dez. identisch ist. Btw. ist „epiphanie“ = „theophanie“ auch schon vorchristlich der Ausdruck für die irdische Erscheinung eines Gottes. Eine solche ist es ja z.B. auch, wenn „Zeus regnet“ … oder der deus ex machina der griech. Tragödie.

Hat eigentlich das Dreikönigsfest am 6. Januar mit der
Übertragung der Reliquien der Heiligen Drei Könige zu tun?

Leider keine Ahnung. Man müßte dazu wohl in dem Familienklüngel Kaiser Konstantins nachforschen?

Schönen Gruß zurück

Metapher

Sind sie Sterne?
Hallo auch

Die Frage die sich daraus ergibt, lautet: Verehren wir heute
drei Spiritisten? Wenn nein, wie lautet die Beweisführung?

In folgendem Video
http://video.google.de/videoplay?docid=2394247001276…
wird ab Minute 16:00 eine weitere Möglichkeit durchgespielt:
Dass es die drei als Personen nämlich nie gegeben hat, und sie stattdessen für die Sterne im Gürtel des Orion stehen.
Diese Sterne stehen in einer Linie mit Sirius -dem hellsten Stern-, und zeigen ungefähr auf den Sonnenaufgangspunkt des 25. Dezember.
Lapidar ausgedrückt: Sie folgen also dem hellen Stern - in Richtung genau DER Stelle wo das „Licht der Welt“ geboren wird.

Eine nicht uninteressante Perspektive.

Man mag von dem ganzen Video denken was man will, es ist auch sicher nicht alles richtig was dort erzählt wird - aber man sollte vielleicht im Hinterkopf behalten, dass Jesus Christus möglicherweise auf einem sehr viel älteren Mythos beruht, als man denkt.

Viele Grüsse!

Denis

P.S: Die einleitenden Bilder des Videos sind nicht für Kinder geeignet. Es handelt sich um Kriegszenen und Kriegs-/Gewaltopferdarstellungen im schnellen Schnitt. Meine Nichte hatte sich angeschlichen und war überfordert, und wir haben uns deswegen eine zeitlang unterhalten (müssen). ;o)

Ja, in der byzantinischen Tradition ist das das Tauffest. Die
Überschneidung hat wohl damit zu tun, daß der gregorianische
6. Jan mit dem julianischen 24. Dez. identisch ist.

Wieso das ein Grund sein soll, verstehe ich nicht.
Die Anbetung durch die „magoi“ wird in den byz. Texten schon an Weihnachten mitgefeiert, zusammen mit der Anbetung durch die Hirten.
Vgl. die berühmte Antiphon („Kontakion“) von Romanos dem Meloden:
„[…] Die Engel lobpreisen mit den Hirten und die Weisen wandern mit dem Stern. Denn für uns ist geboren das kleine Kind, der urewige Gott.“
Auch die Perikope mit der Anbetung des Kindes durch die drei Magier (und zwar Mt 2,1-13) wird deshalb dort schon am Weihnachtstag verlesen.

„epiphanie“ = „theophanie“ auch schon vorchristlich der
Ausdruck für die irdische Erscheinung eines Gottes.

Ja, bei den Götterfesten im Alten Griechenland wartete man auf die Manifestation des betreffenden Gottes. Der hellenistische Dichter Kallimachos hat (in der Tradition Homers) nochmals Götterhymnen gedichtet, allerdings nur pseudofromme, fast als eine Art Gelehrtenulk, und in einer davon wird dann bedauert, dass der Gott sich wieder nicht gezeigt hat.

Hat eigentlich das Dreikönigsfest am 6. Januar mit der
Übertragung der Reliquien der Heiligen Drei Könige zu tun?

Leider keine Ahnung. Man müßte dazu wohl in dem
Familienklüngel Kaiser Konstantins nachforschen?

Aber nein! Ich dachte doch da an die translatio der Reliquien der Drei von Mailand nach Kölle 1164.
Schönen Gruß!
Hannes