Werden linke und oekologische Politik gespalten?

Hallo,

nicht erst seit der Koalition der Gruenen mit CDU/FDP und dem erstaunlich hohen Zuspruch bei den Gruenenwaehlern (2/3) frage ich mich ob die Gruenen noch viel mit linker Politik zu tun haben.

Foerderungen von Solaranlagen kommen meist nur Besserverdienern zugute welche sich so etwas auf ihr Eigenheim montieren lassen koennen. (Kommt dazu dass das Ganze nur fuer Besserverdiener rentabel ist weil man es steuerlich geltend machen kann.)

Dafuer werden die Energiekosten noch teuerer als sie schon durch die Oekosteuer sind - welche dann die Familien mit Kindern in ihrer schlecht isolierten Altbauwohnung tragen muessen…

Dazu kommt dass die gleichen Menschen mit niedrigem Einkommen ein Vielfaches an Kfz-Steuer fuer ihr altes Auto bezahlen muessen - waehrend die Vielfahrer (meist Geschaeftsleute) mit ihrem neuen Oberklassemodellen viel guenstiger weg kommen.

Die Hartz-Reformen, den Angriffskrieg gegen Serbien usw. muss man nicht extra erwaehnen…

Die europafreundliche Einstellung der Gruenen kann man auch nur mit Liebe zu Globalisierung, Kapitalismus und den damit verbundenen Verschlechterungen fuer die Bevoelkerung erklaeren…

Kurzum: M.E. sind die Gruenen eine Mischung aus CDU und FDP mit dem Markenimage fuer die Umwelt zu stehen - deshalb finde ich es eigentlich nur konsequent dass sie mit diesen Parteien auch zusammenarbeiten.

Gruene und linke Politik ist m.E. damit entgueltig auseinanderdividiert, was eigentlich schade ist da beide Seiten eigentlich gegen den ungebremsten Kapitalismus der Natur und Menschen zerstoert zusammenarbeiten sollten - und zusammen natuerlich auch staerker sind.

Was findet ihr davon? Kann man die Gruenen noch links/sozial… nennen?

Gruss

Desperado

Hallo!

nicht erst seit der Koalition der Gruenen mit CDU/FDP und dem
erstaunlich hohen Zuspruch bei den Gruenenwaehlern (2/3) frage
ich mich ob die Gruenen noch viel mit linker Politik zu tun
haben.

Naja, mehr jedenfalls als die FDP.
Wenn man etwas bewirken kann, warum soll man die Chance nicht nutzen?

Foerderungen von Solaranlagen kommen meist nur
Besserverdienern zugute welche sich so etwas auf ihr Eigenheim
montieren lassen koennen. (Kommt dazu dass das Ganze nur fuer
Besserverdiener rentabel ist weil man es steuerlich geltend
machen kann.)

So sehr viel bringt das nicht, hab mir das auch schon durchgerechnet.
Allerdings ist da eine echte Industrie entstanden, die das Solarzeugs herstellt und installiert,
die Arbeitskräfte werden davon wohl am meisten profitieren. Obwohl ich selbst der Meinung bin, dass die Photovoltalik zumindest hier in Mitteleuropa wenig bringt, aber viel kostet.

Dafuer werden die Energiekosten noch teuerer als sie schon
durch die Oekosteuer sind - welche dann die Familien mit
Kindern in ihrer schlecht isolierten Altbauwohnung tragen
muessen…

Elektroheizungen sind unzeitgemäss, und wenn mehr Öko-Strom erzeugt wird, auch wenn der nicht verheizt wird, müsste dadurch rein theoretisch das Heizöl, oder die Kohle billiger werden. Oder zumindest weniger nachgefragt werden.

Dazu kommt dass die gleichen Menschen mit niedrigem Einkommen
ein Vielfaches an Kfz-Steuer fuer ihr altes Auto bezahlen
muessen - waehrend die Vielfahrer (meist Geschaeftsleute) mit
ihrem neuen Oberklassemodellen viel guenstiger weg kommen.

Das ist auch nicht so richtig, was Du meinst, sind die Uralt-Autos, aber davon dürften die letzten durch die „Umweltprämie“ auch gepresst sein. Mein 21 Jahre alter Golf mit G-Kat + Kaltlaufregler ist relativ preiswert bei den Steuern.

Zu dem Rest kann ich nichts sagen,
aber das was die Grünen mal waren, sind sie nicht mehr. Das ist richtig.

Grüße, Steffen!

Kann man die Gruenen noch
links/sozial… nennen?

Waren sie nie. Also nein.

Du hast 'ne Menge Zeit, oder?

WoDi

Hallo,

um die Frage gleich zu beantworten: Ja! Grüne Politik ist nach wie vor links.

Zunächst einmal waren und sind die Grünen Sammelbecken für einen Teil der Bevölkerung der ökologisch denkt und Verantwortung übernehmen will aber auch überdurchnittlich verdient und gebildet ist. Die klassische Klientel der Grünen findet man daher auch im Südwesten und eben nicht im Nordosten der Republik. Die Grünen versuchen zumindest eine nachhaltige Perspektive in der Politik zu implementieren (durchaus ein linker Ansatz) während andere Parteien dieses Spektrums mehr auf die kurzfristigen Themen setzen (Revision der Hartz Gesetze etc.).

Die Frage ist erstmal was eigentlich linke Politik Deiner Meinung nach ist, aber das ist jetzt vielleicht etwas zu grundsätzlich für dieses Medium hier.

nicht erst seit der Koalition der Gruenen mit CDU/FDP und dem
erstaunlich hohen Zuspruch bei den Gruenenwaehlern (2/3) frage
ich mich ob die Gruenen noch viel mit linker Politik zu tun
haben.

Woher hast Du diese Zahl? Du darfst den Parteitag der Delegierten im Saarland nun wirkllich nicht mit der günen Basis gleichsetzen. Ich bin überzeugt, dass ein Grossteil der Grünen Wähler der Koalition sehr ablehnend gegenüberstehen.

Foerderungen von Solaranlagen kommen meist nur
Besserverdienern zugute welche sich so etwas auf ihr Eigenheim
montieren lassen koennen. (Kommt dazu dass das Ganze nur fuer
Besserverdiener rentabel ist weil man es steuerlich geltend
machen kann.)

Jetzt ist mal die grundsätzliche Frage ob man als Besserverdienender nicht links sein darf oder kann. Ich bin auch Besserverdiener und trotzdem links. Ich setze ein Teil des Geldes das ich verdiene dazu ein linke und ökologische Projekte zu unterstützen, wo ist das Problem? Mich nervt es echt in eine bürgerliche Ecke gestellt zu werden nur weil ich Geld habe!

Dafuer werden die Energiekosten noch teuerer als sie schon
durch die Oekosteuer sind - welche dann die Familien mit
Kindern in ihrer schlecht isolierten Altbauwohnung tragen
muessen…

Deswegen sollten alle Altbauwohnungen ja auch saniert werden - durch die Besitzer!

Die Hartz-Reformen, den Angriffskrieg gegen Serbien usw. muss
man nicht extra erwaehnen…

Die Linke Bewegung war traditionell fortschrittlich. Was ist aus ihr geworden? Unter grössten Schmerzen vollzieht sie Reformen die die Konservativen 16 Jahre lang nicht hinbekommen haben, versucht der Schuldenfalle zu entkommen und was hat sie davon? Sie wird nicht mal mehr als links wahrgenommen.

Die europafreundliche Einstellung der Gruenen kann man auch
nur mit Liebe zu Globalisierung, Kapitalismus und den damit
verbundenen Verschlechterungen fuer die Bevoelkerung
erklaeren…

Man kann auch sagen, dass die Staaten Osteuropas endlich wieder zurück in unsere europäische Gemeinschaft kommen, nachdem sie 40 Jahre lang das Pech hatten auf der falschen Seite des eisernen Vorhanges zu sein.

Gruene und linke Politik ist m.E. damit entgueltig
auseinanderdividiert, was eigentlich schade ist da beide
Seiten eigentlich gegen den ungebremsten Kapitalismus der
Natur und Menschen zerstoert zusammenarbeiten sollten - und
zusammen natuerlich auch staerker sind.

Nochmal: Was ist „links“? Die Themen die Lafontaine besetzt?

Was findet ihr davon? Kann man die Gruenen noch
links/sozial… nennen?

Sich als einzige Partei ernsthaft Sorgen um das nachhaltige gesellschaftliche Zusammenleben zu machen ist sehr links und sehr sozial.

Gruss
Tom

Hallo Tom,

um die Frage gleich zu beantworten: Ja! Grüne Politik ist nach
wie vor links.

Das ist definitionssache.

Zunächst einmal waren und sind die Grünen Sammelbecken für
einen Teil der Bevölkerung der ökologisch denkt und
Verantwortung übernehmen will aber auch überdurchnittlich
verdient und gebildet ist. Die klassische Klientel der Grünen
findet man daher auch im Südwesten und eben nicht im Nordosten
der Republik.

Die Grünen versuchen zumindest eine nachhaltige

Perspektive in der Politik zu implementieren (durchaus ein
linker Ansatz) während andere Parteien dieses Spektrums mehr
auf die kurzfristigen Themen setzen (Revision der Hartz
Gesetze etc.).

Sind die Hartz-Reformen denn nachhaltig? Erst jetzt bemueht sich das Bundessozialgericht damit festzustellen ob die Reformen mit dem Gesetz vereinbar sind. Nachhaltig ist m.E. Investition in Bildung, Investition fuer Jugend allgemein (Streetworker, Kindertagesstaetten, Hausaufgabenbetreuung, Abschaffung der Studiengebuehren…). Auch wenn die Gruenen einige Dinge davon auch unterschreiben wuerden koalieren sie doch mit Parteien die dies nicht umsetzen (bzw. nur unter hohem Druck umsetzen muessen).

Woher hast Du diese Zahl? Du darfst den Parteitag der
Delegierten im Saarland nun wirkllich nicht mit der günen
Basis gleichsetzen. Ich bin überzeugt, dass ein Grossteil der
Grünen Wähler der Koalition sehr ablehnend gegenüberstehen.

Leider falsch, die Mehrheit der Waehler findet es gut und nur 15 % lehnen es ab.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,655…

Foerderungen von Solaranlagen kommen meist nur
Besserverdienern zugute welche sich so etwas auf ihr Eigenheim
montieren lassen koennen. (Kommt dazu dass das Ganze nur fuer
Besserverdiener rentabel ist weil man es steuerlich geltend
machen kann.)

Jetzt ist mal die grundsätzliche Frage ob man als
Besserverdienender nicht links sein darf oder kann.

Natuerlich. Mir geht es aber eher um die Politik der Gruenen: Sie machen politische Entscheidungen die Besserverdienern zu Gute kommen. Links bedeutet fuer mich u.a. sich fuer die Schwachen in der Gesellschaft einzusetzen und mit solcher Politik wird dies nicht getan.

auch Besserverdiener und trotzdem links. Ich setze ein Teil
des Geldes das ich verdiene dazu ein linke und ökologische
Projekte zu unterstützen, wo ist das Problem? Mich nervt es
echt in eine bürgerliche Ecke gestellt zu werden nur weil ich
Geld habe!

Ich muss zugeben dass dies ein allgemeines Problem der Linken Szene ist und durch Informationsarbeit aufgeloest werden muss, das hat aber nicht viel mit den Gruenen zu tun.

Dafuer werden die Energiekosten noch teuerer als sie schon
durch die Oekosteuer sind - welche dann die Familien mit
Kindern in ihrer schlecht isolierten Altbauwohnung tragen
muessen…

Deswegen sollten alle Altbauwohnungen ja auch saniert werden -
durch die Besitzer!

Welche das dann wieder auf die Mieten aufschlagen - somit sind die Geringverdiener wieder die Opfer.

Die Hartz-Reformen, den Angriffskrieg gegen Serbien usw. muss
man nicht extra erwaehnen…

Die Linke Bewegung war traditionell fortschrittlich. Was ist
aus ihr geworden? Unter grössten Schmerzen vollzieht sie
Reformen die die Konservativen 16 Jahre lang nicht hinbekommen
haben, versucht der Schuldenfalle zu entkommen und was hat sie
davon? Sie wird nicht mal mehr als links wahrgenommen.

Sind Einsparungen Fortschritt? Kommt auf den Einzelfall an aber generell sind Investitionen fortschrittlicher…

Die europafreundliche Einstellung der Gruenen kann man auch
nur mit Liebe zu Globalisierung, Kapitalismus und den damit
verbundenen Verschlechterungen fuer die Bevoelkerung
erklaeren…

Man kann auch sagen, dass die Staaten Osteuropas endlich
wieder zurück in unsere europäische Gemeinschaft kommen,
nachdem sie 40 Jahre lang das Pech hatten auf der falschen
Seite des eisernen Vorhanges zu sein.

Das ist zwar ein anderes Thema aber kurz zur EU: Freier Markt (Globalisierung) bedeutet dass in Billiglohnlaendern (d.h. Laender mit schwachen Gewerkschaften) produziert und in Staaten mit hohem Wohlstand verkauft werden kann. Folge: Wohlstand in reichen Staaten nimmt ab da Arbeitsplaetze verlagert werden, Wohlstand in armen Staaten nimmt fuer den Grossteil der Bevoelkerung nicht zwangslaeufig zu da die Gewerschaften sich nicht so schnell entwickelen koennen - und wenn sie es in einem Land doch tun und das Entgeltniveau steigt suchen sich die Investoren ein neues, billiges Land. D.h. Umverteilung von unten nach oben.

Nochmal: Was ist „links“? Die Themen die Lafontaine besetzt?

Das ist definitionssache, aber allgemein: Einsatz fuer Schwache zu Lasten der Starken. Die Gruenen betreiben diese Politik m.E. nicht (mehr).

Was findet ihr davon? Kann man die Gruenen noch
links/sozial… nennen?

Sich als einzige Partei ernsthaft Sorgen um das nachhaltige
gesellschaftliche Zusammenleben zu machen ist sehr links und
sehr sozial.

Was tut denn die Linkspartei? Was (einige) andere (kleinen) Parteien?

Gruss

Desperado

Hallo Steffen,

Wenn man etwas bewirken kann, warum soll man die Chance nicht
nutzen?

Weil man damit andere Parteien unterstuetzt (z.B. CDU/FDP) welche Dinge planen welche nicht mit dem eigenen Gewissen vereinbar sind bzw. sein sollten.

Foerderungen von Solaranlagen kommen meist nur
Besserverdienern zugute welche sich so etwas auf ihr Eigenheim
montieren lassen koennen. (Kommt dazu dass das Ganze nur fuer
Besserverdiener rentabel ist weil man es steuerlich geltend
machen kann.)

So sehr viel bringt das nicht, hab mir das auch schon
durchgerechnet.
Allerdings ist da eine echte Industrie entstanden, die das
Solarzeugs herstellt und installiert,
die Arbeitskräfte werden davon wohl am meisten profitieren.
Obwohl ich selbst der Meinung bin, dass die Photovoltalik
zumindest hier in Mitteleuropa wenig bringt, aber viel kostet.

Dass es sinnlos ist finde ich auch, aber es entsteht eine subventionierte Industrie auf Steuerzahlerkosten und nebenbei werden Steuergelder an Besserverdiener gegeben. (Wieviel es bringt haengt von der individuellen Steuerklasse ab).

Dafuer werden die Energiekosten noch teuerer als sie schon
durch die Oekosteuer sind - welche dann die Familien mit
Kindern in ihrer schlecht isolierten Altbauwohnung tragen
muessen…

Elektroheizungen sind unzeitgemäss, und wenn mehr Öko-Strom
erzeugt wird, auch wenn der nicht verheizt wird, müsste
dadurch rein theoretisch das Heizöl, oder die Kohle billiger
werden. Oder zumindest weniger nachgefragt werden.

Oel, Gas sind auch Energie. Oekostrom macht einen so kleinen Anteil aus, das faellt nichts ins Gewicht (zumindest nicht auf dem Weltmarkt).

Dazu kommt dass die gleichen Menschen mit niedrigem Einkommen
ein Vielfaches an Kfz-Steuer fuer ihr altes Auto bezahlen
muessen - waehrend die Vielfahrer (meist Geschaeftsleute) mit
ihrem neuen Oberklassemodellen viel guenstiger weg kommen.

Das ist auch nicht so richtig, was Du meinst, sind die
Uralt-Autos, aber davon dürften die letzten durch die
„Umweltprämie“ auch gepresst sein. Mein 21 Jahre alter Golf
mit G-Kat + Kaltlaufregler ist relativ preiswert bei den
Steuern.

„Kaltlaufregler“ ist fuer die meisten Menschen mit alten Autos ein Fremdwort, d.h. sie bezahlen die doppelte Steuer als sie eigentlich muessten. Auch mit Euro 2 sind alte Autos aber noch viel teuerer als neue.

Gruss

Desperado

grün und links
Hallo Desperado,

als Historiker möchte ich einmal in die Debatte werfen, dass „grün“ ursprünglich eine (stramm-)konservative Sache war. Das hat weniger mit dem „Erhalten der Schöpfung“ zu tun, auf das sich CDU/CSU berufen, als vielmehr mit der vorherigen Blut-und-Boden-Ideologie (jaja!). Es gab mal einen Aufkleber: „Die Grünen, die Melonenpartei: außen grün, innen rot mit braunen Kernen“.

In den fünfziger Jahren galt es entsprechend als links, fortschrittlich zu sein. Denkmal- und Naturschutz galten als reaktionär. Städte wie Darmstadt, Kassel, Hannover legen Zeugnis dafür ab. Industrie- und Infrastrukturpolitik waren in diesem Sinne ausgerichtet.

Die Ursprünge der Grünen kamen ja auch dem bürgerlichen Lager und waren nach der Linkswende dieser Partei Gründer der ÖDP. Insofern ist links-ökologisch eine recht neue Sache.

Gruß,
Andreas

Hallo, Andreas!

als Historiker möchte ich einmal in die Debatte werfen, dass
„grün“ ursprünglich eine (stramm-)konservative Sache war. Das
hat weniger mit dem „Erhalten der Schöpfung“ zu tun, auf das
sich CDU/CSU berufen, als vielmehr mit der vorherigen
Blut-und-Boden-Ideologie (jaja!).

Ich weiß nicht, ob du weißt, was du da vermutlich losgetreten hast.

In den fünfziger Jahren galt es entsprechend als links,
fortschrittlich zu sein.

Auch später noch. Solange man an Blochs Prinzip Hoffnung glaubte und an die Kernkraft als Erlösung von allem Übel.
Überhaupt links und der Fortschritt: Auch die „autogerechte Stadt“ als Vorstellung und Wille war etwas Linkes (wenn auch nicht Grünes). Als damaliger Münchner erinnere ich mich noch mit einem weinenden und einem tränenden Auge, dass wir die grauenhafte Schneise namens Innerer Ring vom englischen Garten quer durch die Maxilianstraße zum Isartor-Platz dem Helikopterflug des damaligen SPD-Oberbürgermeisters über eine amerikanische Großstadt verdanken. (So stand’s jedenfalls damals in der Zeitung.)
Schönen Gruß!
Hannes

Hallo!

Wenn man etwas bewirken kann, warum soll man die Chance nicht
nutzen?

Weil man damit andere Parteien unterstuetzt (z.B. CDU/FDP)
welche Dinge planen welche nicht mit dem eigenen Gewissen
vereinbar sind bzw. sein sollten.

Ja, aber als Koalitionspartner hat man zumindest grössere Möglichkeiten der Einflussnahme, als sich in die Opposition zu verkriechen.

Foerderungen von Solaranlagen kommen meist nur
Besserverdienern zugute welche sich so etwas auf ihr Eigenheim
montieren lassen koennen. (Kommt dazu dass das Ganze nur fuer
Besserverdiener rentabel ist weil man es steuerlich geltend
machen kann.)

So sehr viel bringt das nicht, hab mir das auch schon
durchgerechnet.
Allerdings ist da eine echte Industrie entstanden, die das
Solarzeugs herstellt und installiert,
die Arbeitskräfte werden davon wohl am meisten profitieren.
Obwohl ich selbst der Meinung bin, dass die Photovoltalik
zumindest hier in Mitteleuropa wenig bringt, aber viel kostet.

Dass es sinnlos ist finde ich auch, aber es entsteht eine
subventionierte Industrie auf Steuerzahlerkosten und nebenbei
werden Steuergelder an Besserverdiener gegeben. (Wieviel es
bringt haengt von der individuellen Steuerklasse ab).

Also die Winkraft bringt schon was. Vor ca. einem Jahr hat der Chef einer mitteldeutschen Braunkohlenfördergesellschaft in unserer Tageszeitung rumgejammert, dass er in einem halben Jahr 500 000 Tonnen weniger Kohle verkauft hat, und die Windkraftanlagen ihm das Geschäft versauen.
Wenn das kein Erfolg ist, wenn auch ganz klein,
weiss ich auch nicht…

Oel, Gas sind auch Energie. Oekostrom macht einen so kleinen
Anteil aus, das faellt nichts ins Gewicht (zumindest nicht auf
dem Weltmarkt).

Naja, siehe oben.
Man müsste halt Energie einsparen, die Energiesparlampen sind da nicht so der Bringer,
vielleicht wäre es besser, wenn man gebrauchsfähige Autos nicht verschrottet, allgemein langlebigere Waren produziert, und nicht jeden Mist 3 x durch halb Europa und nach China und zurück transportiert, damit das am Ende billig wird.

Schönes Beispiel dazu:
Meine Waschmaschine war kaputt: Trommellager defekt.
Nur die Ersatzteile hätten 240 € + Versand gekostet.
Was macht da der normaldenkende Mensch? Klar, Schrott, bei dem alten Ding.
Ich hab das dann aber trotzdem selbst gebaut, für 30 € Normteile und bischen Dichtungsmasse und die Dichtflächen nachdrehen. Funktioniert, schon einige Monate lang.
Das ist halt nicht gewollt, dass was lange hält, man erhöht da lieber die Ersatzteilpreise, weil es das Zeugs woanders nicht gibt, und zwingt die Leute regelrecht dazu, ansonsten intakte Geräte zu verschrotten.
Wegwerfgeselschaft halt.

„Kaltlaufregler“ ist fuer die meisten Menschen mit alten Autos
ein Fremdwort, d.h. sie bezahlen die doppelte Steuer als sie
eigentlich muessten. Auch mit Euro 2 sind alte Autos aber noch
viel teuerer als neue.

Hast Du schon mal einen Kaltlaufregler gesehen?
So rein optisch betrachtet dürfte der so 10 € kosten, und dann halt noch die Bürokratie.
Interessannterweise kosten die Kaltlaufregler incl. Einbau und Abnahme aber ziemlich genau soviel, dass man das Geld nach 2 Jahren an Steuerersparnis wieder rein hat. In den meissten Fällen zumindest.
Wenn man ein 15 Jahre altes Auto hat, überlegt man sich da schon, ob das Auto noch 2 Jahre fährt, bis man das Geld wieder „rein“ hat.

Und was der KLR bringt, und welchen Nutzen er hat, darüber schreibe ich mal lieber nichts… das ist die reine Öko-Abzocke.

Grüße, Steffen!

Guten Abend Desperado,

Sind die Hartz-Reformen denn nachhaltig? Erst jetzt bemueht
sich das Bundessozialgericht damit festzustellen ob die
Reformen mit dem Gesetz vereinbar sind. Nachhaltig ist m.E.
Investition in Bildung, Investition fuer Jugend allgemein
(Streetworker, Kindertagesstaetten, Hausaufgabenbetreuung,
Abschaffung der Studiengebuehren…). Auch wenn die Gruenen
einige Dinge davon auch unterschreiben wuerden koalieren sie
doch mit Parteien die dies nicht umsetzen (bzw. nur unter
hohem Druck umsetzen muessen).

Ich stimme Dir vollkommen zu, dass Investitionen in die Zukunft absolute Priorität haben sollten. Allerdings sehe ich keine Partei (wirklich keine) die dies wirklich mit Ernst und Herzblut versuchen würde umzusetzen. Keine Ahnung welches Kalkül dahinter steht, ob überhaupt. Jedenfalls sind die Grünen was gesellschaftlicher Fortschritt anbelangt doch schon deutlich den anderen voraus. Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften z.B. war ein grünes Projekt. Ebenso wie die eingetragenen Partnerschaften für Heteros, mit denen jetzt Wahlkampf gemacht wurde. Keine andere Partei ist in diesen Punkten derart fortschrittlich.

Leider falsch, die Mehrheit der Waehler findet es gut und nur
15 % lehnen es ab.

http://www.spiegel.de/politik/deutsch

Ich nehme das zur Kenntnis, auch wenn Zweifel bleiben. Am gleichen Tag stand in Spiegel online wie Künast die Parteijugend abkanzelte, die harsche Kritik an der geplanten Koalition im Saarland übte. Ich kenne in meinem Umfeld keinen Grünen, der das Projakt an der Saar gut finden würde…

Natuerlich. Mir geht es aber eher um die Politik der Gruenen:
Sie machen politische Entscheidungen die Besserverdienern zu
Gute kommen. Links bedeutet fuer mich u.a. sich fuer die
Schwachen in der Gesellschaft einzusetzen und mit solcher
Politik wird dies nicht getan.

Zunächst mal machen Sie eine Politik die der Umwelt und damit jedem Menschen hilft. Die Unterstützung alternativer Energien hat in Deutschland zu zehntausenden neuen Arbeitsplätzen geführt - schon ein Einsatz für die Gesellschaft.

Sind Einsparungen Fortschritt? Kommt auf den Einzelfall an
aber generell sind Investitionen fortschrittlicher…

Man muss einfach zur Kenntnis nehmen, egal ob links oder rechts, dass nur das Geld ausgegeben werden kann das in der Kasse ist. Schuldenfinanzierte Wohlfahrtsprogramme sind das Gegenteil von sozial - denn bezahlen müssen nich nachfolgenden Generationen. Aus diesem Grund ist der Versuch den Haushalt auszugleichen zutiefst sozial - leider hat Schröder diese Erkenntis niemals wirklich in den Köpfen der Menschen verankern können.

Man kann auch sagen, dass die Staaten Osteuropas endlich
wieder zurück in unsere europäische Gemeinschaft kommen,
nachdem sie 40 Jahre lang das Pech hatten auf der falschen
Seite des eisernen Vorhanges zu sein.
Das ist zwar ein anderes Thema aber kurz zur EU: Freier Markt
(Globalisierung) bedeutet dass in Billiglohnlaendern (d.h.
Laender mit schwachen Gewerkschaften) produziert und in
Staaten mit hohem Wohlstand verkauft werden kann. Folge:
Wohlstand in reichen Staaten nimmt ab da Arbeitsplaetze
verlagert werden, Wohlstand in armen Staaten nimmt fuer den
Grossteil der Bevoelkerung nicht zwangslaeufig zu da die
Gewerschaften sich nicht so schnell entwickelen koennen - und
wenn sie es in einem Land doch tun und das Entgeltniveau
steigt suchen sich die Investoren ein neues, billiges Land.
D.h. Umverteilung von unten nach oben.

Naja, also der Lebensstandard, und nicht zu vergessen die persönlichen Freiheiten, in Ländern wie Polen, Tschechien oder Ungarn haben sich deutlich positiv entwickelt. Den Menschen dort geht es besser als vor dem EU Beitritt. Die Umverteilung von West nach Ost ist doch vollkommen konsistent mit linken, internationalen, Bestrebungen.

Im Gegenteil kann ich nicht verstehen, wie „Die Linke“ tatsächlich Politik gegen Europa machen kann. Dieser verkappte Nationalismus hat nichts mit linker Ideologie zu tun, dafür aber sehr viel mit der muffigen pseudosozialistischen Weltsicht alter SED Kader. Dass es eine linke Bewegung gibt, die internationale Öffnung ablehnt ist ja wohl ein Treppenwitz. Populismus in Reinstform.

Nochmal: Was ist „links“? Die Themen die Lafontaine besetzt?

Das ist definitionssache, aber allgemein: Einsatz fuer
Schwache zu Lasten der Starken. Die Gruenen betreiben diese
Politik m.E. nicht (mehr).

Nein, nicht zwangsläufig zulasten der Starken! Links heute muss heissen, dass alle Menschen die selben Chancen bekommen, egal woher sie sind, was ihre Eltern machen, welche Hautfarbe sie haben oder welchen Gott sie anbeten. Links sein heisst Verantwortung jenseits der alten Gräben zwischen links und rechts zu übernehmen. Links sein heisst nachhaltig zu wirtschaften, die Umwelt zu schützen und sich weltweit für mehr Gerechtigkeit zu engagieren (notfalls auch mit Waffengewalt).

Was tut denn die Linkspartei? Was (einige) andere (kleinen)
Parteien?

Die Linkspartei tut nichts ausser Phrasen dreschen.

Gruss
Tom

Lieber Desperado!

Foerderungen von Solaranlagen kommen meist nur
Besserverdienern zugute welche sich so etwas auf ihr Eigenheim
montieren lassen koennen.

Trotzdem ist gerade die FDP gegen die Subventionierung der Einspeisevergütungen … Verstehe einer die Parteien der Besserverdiener, vielleicht teilen sich FDP und die Grünen die schwere Aufgabe der Förderung dieser Klientel ja einfach auf nach dem Spiel (ideologisch) guter Cop - (ideologisch) böser Cop.

Zur Beantwortung deiner Fragen: die Wählerschicht der Grünen ist durchschnittlich höherer Bildung, höheren Einkommens.
À la longue drückt sich dies m.E. immer in eine entsprechende Politik aus. Nun erreichen die Grünen wohl allmählich das Ende der Longe.

Dazu kommt dass die gleichen Menschen mit niedrigem Einkommen
ein Vielfaches an Kfz-Steuer fuer ihr altes Auto bezahlen
muessen - waehrend die Vielfahrer (meist Geschaeftsleute) mit
ihrem neuen Oberklassemodellen viel guenstiger weg kommen.

Keine Frage, Umweltpolitik as we know it ist das glatte Gegenteil von Sozialpolitik.

Die Hartz-Reformen, den Angriffskrieg gegen Serbien usw. muss
man nicht extra erwaehnen…

Doch, da hätte die FDP auch mitgezogen.

Gruene und linke Politik ist m.E. damit entgueltig
auseinanderdividiert

Sehe ich auch so, wobei dieser Bruch nicht jetzt stattfindet, sondern schon in den späten 80ern stattfand.
Wenn du mal Zeit hast, dann google nach den Namen der Ausgetreten in diesen Jahren.

was eigentlich schade ist da beide
Seiten eigentlich gegen den ungebremsten Kapitalismus der
Natur und Menschen zerstoert zusammenarbeiten sollten

so war das von einigen der frühen Grünen in der Tat mal gedacht.

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Nachtrag: Tarek Al-Wazir sagt …
Hier noch ein aktuelles Positionspapier der Grünen zum Threadthema.
Lang, aber interessant:

http://www.gruene-partei.de/cms/default/dok/309/3096…

GRÜN als inhaltlich führende Kraft der linken Mitte - 18 Thesen zur künftigen Rolle von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im 5-Parteien-System

zur angepeilten Wählerklientel:

Sie sind die alten Grabenkämpfe zwischen dem selbst ernannten bürgerlichen Lager und selbstzufriedenen Alt-Linken leid. Sie wissen, dass weder in der Huldigung der freien Kräfte des Marktes noch in einer Rückkehr zur nationalstaatlichen Wirtschafts- und Sozialpolitik der 70er-Jahre …
[L]inkes Bürgertum, bürgerliche Linke, Linksliberale und ein früherer Kanzler hat um Teile dieser Gruppe mit seinem Slogan der „Neuen Mitte“ geworben …
Zu dem selbstbewussten Anspruch, führende Kraft der linken Mitte sein zu wollen, gehört auch, sich aus alten Koalitions- und Lagerzwängen zu befreien.

Sagte ich ja schon:
FDP: rechtsliberal
GRUENE: linksliberal
BEIDE sind Vertreter des Liberalismus bzw. des Bürgertums in einer Art ‚ideologischer Arbeitsteilung‘.
Beide verstehen jedenfalls soziale Gerechtigkeit als Chancengerechtigkeit, wie das hier …

Sie verstehen sich selbstbewusst als modernes Bürgertum, dem das eigene gute Leben wichtig, aber nicht wichtiger ist als die Chancen von Menschen, die weniger gute Startchancen hatten.

… gleich dreimal (incl. „Start“) in einem Satzteil enthalten ist, obwohl der Grammatik mit einer „Chance“ bereits vollauf Genüge getan gewesen wäre.

Ach ja, nochmal schnell zurück zur Ausgangsfrage:
m.E. entweder ‚links‘ ODER die Verkürzung der sozialen Gerechtigkeit auf Chancengerechtigkeit.
Hängt aber natürlich auch davon ab, was man unter ‚links‘ versteht. Ich verstehe darunter, das, was das GRUENE Positionspapier oben ‚altlinks‘ nennt.
Das, was das Papier 'links" nennt, das würden andere (u.a. ja unser aller Schröder) ‚jenseits von links und rechts‘ nennen. Das trifft es m.E. bei den GRUENEN inzwischen auch besser.
Dass sie weiterhin das Epitheton ‚links‘ rumtragen, hat m.E. vorwiegend biographische Gründe in der Wählerschaft. Will ja keiner mit vollem Bewusstsein den langen Marsch in die Mitte getan haben.
Ein moderner Linker dagegen zu sein, wow, das klingt ja gleich doppelt klasse. Darauf einen Chianti, während auf ARTE ein armenischer Dokumentarfilm mit chinesischen Untertiteln läuft - inclusive der obligatorischen deutsch-französischen Nachbetrachtung des Films natürlich.

Rudi Dutschke finally meets Peter Müller.

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Selbst wenn es so wäre…
…was wären denn die Alternativen?
Parteien, die ihr Fundament aus dem diktaturischen Bereich haben?
Kanns ja wohl auch nicht sein.

Was findet ihr davon? Kann man die Gruenen noch
links/sozial… nennen?

Im großen und ganzen: ja.
Von den grundlegend demokratischen Parteien sind die GRÜNEN nach wie vor die linkesten, zumkindest die sozialsten.
Zumindest sind die Grünen immer noch links von der SPD. Ihr Programm ist ähnlich der SPD, nur eben konsequenter und radikaler im sozialen Bereich. Nimm beispeilsweise nur einen wesentlichen Aspekt: Abschaffung der Studiengebühren (für mich als Vater von 4 Kindern der wichtigste Prgrammpunkt überhaupt) - hier ist die SPD etwas unklarer/weichgespülter als die Grünen. In vielen anderen Punkten auch. Und in Umweltfragen waren die Grünen ja eh immer am konsequentesten.
Gruß,
Branden

Sei gegrüßt, Branden.

…was wären denn die Alternativen?
Parteien, die ihr Fundament aus dem diktaturischen Bereich haben?

Aktuell regiert uns eine Koalition aus Parteien, die auch aus diktatorischen Systemen kommen und die die mit Lichtjahren Abstand schlimmste deutsche Diktatur der Geschichte an die Macht hievten.

Von den grundlegend demokratischen Parteien

die in demokratischen Wahlen in unserer Repräsentantenoligarchie gewählt worden sind

sind die GRÜNEN nach wie vor die linkesten, zumindest die sozialsten.

ist die Linkspartei als grundständige sozialdemokratische Partei die am weitesten links stehende. Daß die Grünen „link“ sind, oder gar die „linkesten“ wußten wir ja seit der Umfallerkoalition unter Schröder. :wink:

Ich muß Dich erinnern, das große Teile des Wahlprogramms der Linkspartei im Grunde aus dem SPD-Wahlprogramm von vor der Machtergreifung bestehen.

Laß Dich doch nicht immer zu Deinen undifferenzierten Diktatursprüchen hinreißen. :smile:

Grüße