Hallo,
ich schreibe gerade einen Aufsatz über Henry Dunant, den Gründer des Roten Kreuzes.
Dunant hatte im Jahr 1867 Schulden in Höhe von rund einer Million Schweizer Franken und ging Bankrott.
Einerseits ist 1 Million ja viel Geld, andererseits kann ich mir aber nicht vorstellen, dass jemand der so bekannt war wegen dieser Schulden Bankrott anmelden muss.
Daher vermute ich mal, dass der Wert für die damaligen Verhältnisse deutlich höher war.
Kann mir jemand sagen, was dieser 1 Million Franken im Jahr 1856 heute in etwa in Euro entsprechen würde??
Danke
Servus,
unabhängig davon, wie hoch die Brotpreise und die Löhne 1867 in der Schweiz waren: Wer Schulden von einer Million Franken nicht bedienen kann, ist bankrott - man kann sich nichts davon kaufen, wenn man bekannt ist, und insbesondere wenn man weithin einen Ruf als unberechenbarer Phantast hat, der in manischen Phasen jedes Gefühl für Größenordnungen verliert, wird einem dann keiner noch mehr Geld leihen.
Henri Dunant war bei weitem nicht der einzige zu Lebzeiten oder später bekannte Mensch, der bettelarm gestorben ist. Niemand bezahlt einen für einen Namen.
Schöne Grüße
MM
Hallo,
https://www.unilu.ch/fileadmin/universitaet/unileitung/dokumente/universitaetsreden/Unireden_26_Web.pdfSeite 8, „1850: Der Franken als Einheitswährung“
1 Franken besteht 4,5 g Silber und weiteren, nichtedlen Metallen.
1 Mio. Fr. entsprechen demzufolge dem Materialwert von 4,5 to Silber (99%).
Derzeitiger Kilopreis http://www.scheideanstalt.de/silber-ankaufskurse/ ca. 500 €. Gesamtwert somit ca. 500.000 Euro. Ziemlich entäuschend, oder?
Niemand kann Dir sagen, wie hoch der Wert auf heutige Verhältnisse umgerechnet wäre. Auch mit sog. Warenkörben geht das nicht, weil der Inhalt der Körbe und der Wert der Waren sich im Laufe der Jahre massiv verändern kann. Da sind bspw. Reisen mit eingerechnet. Wie will man einen Billigflug in die Türkei umrechnen? Oder Unterhaltungselektronik bzw. Computer. Auch das beliebte Spiel es auf Kleinwagen umzurechnen, muss scheitern. Erstens gab es damals keine, aber selbst ein VW Käfer wäre techn. nicht mehr mit einem heutigen vergleichbar. Fahren können sie beide, trotzdem liegen Welten dazwischen.
Eine Familienpackung Antibiotikum kostet X Euro und ist in der Schweiz überall erhältlich. Damals wäre Dir die Packung u.U. in Juwelen aufgewogen worden, wenn man eine Ahnung von der Heilwirkung gehabt hätte.
Auch die Umrechnung auf Kartoffeln oder Häuser ist immer nur eine Hilfskrücke ohne wirkliche Aussagekraft.
Gruß
vdmaster
Hallo!
rechne mal ganz grob mit mindestens dem 10-fachen des heutigen Frankenwertes !
Also eine sehr beachtliche Schuldenlast.
MfG
duck313
Was hast’n da gerechnet ´?
4,5 t Ag x 500 €/kg = 2,25 Millionen €
Schreibe eine Zeitung in der Schweiz an.
Nzz.ch, BAZ.ch oder Blick.ch an.
Die freuen sich auf diese Sch… aber interessante Frage.
Lass dann hören.
Upps . Ich hab offenbar einfach bei ner Tonne dichtgemacht, weil es mir zu schwer wurde.
Hallo!
Die Lebensverhältnisse veränderten sich. Aus nahe liegenden Gründen wird man mit dem Versuch scheitern, Pauschalreisen, Autokosten oder Handypreise von 1867 mit denen von 2016 zu vergleichen. Man bekommt aber einen durchaus brauchbaren Einblick in frühere Verhältnisse, wenn man das Lohnniveau von Fabrikarbeitern, das Mietniveau und die Preise von Grundnahrungsmitteln recherchiert. Wenn man dann auch noch weiß, in welchem Umfang Kinderarbeit üblich war, ob es kostenlose öffentliche Schulen und irgendeine Art sozialer Sicherung gab, wird der Einblick noch tiefer. Hilfreich sind weitere Informationen, etwa ob Auswanderung in nennenswertem Umfang ein Thema war (wer aus dem gewöhnlichen Volk konnte, sah damals in CH und D zu, dass er nach Amerika, Argentinien oder auch nach Russland, jedenfalls weg kam).
Von Auswanderungsbewegungen abgesehen, erweist es sich regelmäßig als schwierig und aufwendig, die o. g. Informationen, die eine Vorstellung der Lebensverhältnisse geben können, zu finden. Zwar existieren zu jeder Epoche und jedem Land zahllose Beiträge von Historikern, aber Lebensnahes aus der zeitgenössischen Bevölkerung scheint der Historikerkaste eher unbedeutend zu sein. So bleibt nur, sich die Informationen selbst zusammenzustellen. Taugliche Quellen sind u. a. redaktionelle Beiträge und Inserate in Zeitungen (die Beschaffung der alten Ausgaben ist wieder ein eigenes Problem), Lehr- und Rechenbücher sowie Lexika, etwa Meyers Konversationslexikon aus den 1870er Jahren. So könnte ich den damaligen Wert des Schweizer Franken/ seine Kaufkraft sicherlich dem Meyers entnehmen, aber für die u. U. stundenlange Recherche fehlen mir Zeit und Lust.
Gruß
Wolfgang
Hallo,
nix mit Billigflug und Kleinwagen und all den anderen angeführten Exempeln, bei denen man nolens volens den Eindruck hat, sie seien gezielt auf ihre Un-Eignung hin ausgewählt.
Brotpreis und Stundenlohn eines Arbeiters sind die Maßstäbe, mit denen man bis etwa ins 15. Jahrhundert zurück (in Ländern und Regionen, die früher eine bedeutende Arbeiterschaft kannten, von denen sie lebten, z.B. Italien ab Milan bis etwa Florenz - Siena, auch noch deutlich früher) kommt und mit einer je nach Fragestellung nicht dramatischen Ungenauigkeit auch noch über tausend Jahre weiter in die Antike.
Schöne Grüße
MM
Moin,
sie sollen nur aufzeigen, dass techn. Entwicklung einen entscheidenden Einfluss hat. Dies hat auch eine Auswirkung auf z.B. Bergbau/Förderquote und damit auf die Grundkosten vieler anderer Produkte.
Man könnte ja auch den Preis einer Tulpe als Basis heranziehen.
Sind unterm Strich auch Nonsens. Der Maschineneinsatz und andere Energieträger haben den Brotpreis massiv fallen lassen. Arbeiterstundenlöhne sind abhängig von dem Einsatzgebiet. Alle Sozialversicherungen waren de facto nicht vorhanden, sind heute aber eingepreist. Unterschiedliche Besteuerungen kommen oben drauf.
Das sind alles Hilfskrücken, die aufgrund ihrer eintretenden Unschärfen keine Aussagekraft haben. Ob die Summe heute 5, 10 oder 20 Mio. steht ziemlich in den Sternen und ist eben vom Vergleichsmassstab abhängig. Kurswechselschwankungen bei der Umrechnung Euro zu SF und die unterschiedliche Kaufkraftparität beider Währungen in ihren Verwendungsgebieten kommen oben drauf.
Gruß
vdmaster