Gründe:
- Mangelhafte Medizinische Versorgung und mangelhafte
Hygiene, was vor allem zu einer immensen
Säuglingssterblichkeit führte.
Aber nicht nur der Säuglingssterblichkeit. Der Punkt der mit hier fehlt ist Infektionen nach Verwundungen. Denn die Unfallrate war ja auch hoch.
- Unter- und Fehlernährung, die vor allem die niederen
Schichten betraf.
Dieser Punkt zeigt insbesondere die Gefahren des Mittelwertes auf. Denn er griff natürlich in den Städten mit hoher Bevölkerung und niedriger Lebensmittelproduktion stärker als auf dem Land, wo es eher umgekehrt war. Das Problem, dass es sehr stark die niedrigen Schichten betraf war demzufolge natürlich auch in den Städten stärker ausgeprägt.
- Lokale Nahrungsversorgung nahe dem Subsidenzniveau, was bei
einem Ernetausfall zu regelmäßigen Hungersnöten führte.
Nahrungsmittel konnten in so einem Fall mangels Infrastruktur
nicht von aussen zugeführt werden.
Das stimmt für viele Gegenden und viele Zeiten. Es stimmt natürlich nicht im Sinne einer globalen Annahme. Ein Grund für den Reichtum der italienischen Seerepubliken des Mittelalters war eben, dass sie genau diese Infrastruktur hatten und Güter aus aller (damals bekannten) Welt trasportierten bzw bei Bedarf auch einführten.
- Die direkten Bevölkerungsverluste durch Kriegshandlungen
waren eher gering. Die Zerstörungskraft mittelalterlicher
Heere war viel geringer als heute bereits mit Konventionellen
Mitteln erreicht werden kann.
Sachlich falsch. Ein Massaker wie beispielsweise das bei der Einnahme Jerusalems 1099, bei dem innerhalb von 24 Stunden 80% der Bevölkerung umgebracht wurde, sollte, rein mathematisch, den Durchschnitt verändert haben. Der nette Schachzug Pestleichen über Mauern zu schleudern führte 1346 in Kaffa zu einer Epidemie , die von Flüchtlingen über halb Italien verbreitet wurde. Usw, usw. Da aber die Gesamtbevölkerung nicht so groß war, die Anzahl der äußerst brutal geführten Auseinandersetzungen jedoch viel höher, machten sich Kriegshandlungen mit Sicherheit statistisch bemerkbar.
Allerdings führte der Krieg dann zu einer großangelegten
Humanitären Katastrophe, vor allem durch Ernteausfälle. Somit
führten die Mittelalterlichen Kriege nicht zu einem
Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen. Beide
Geschlechter waren gleichermaßen vom Tod betroffen.
Was von der mathematischen Seite her die höhere Sterblichkeit von Frauen wegen Kindbettfieber etwas vertuscht.
All das führte zu einer signifikant geringeren
Lebenserwartung, wobei die „niederen“ Schichten ein viel
höheres Risiko hatten als die meist gut ernährten Mitglieder
der Oberschicht.
Der Unterschied bei Frauen und Männern ist auf das hohe Risiko
bei Geburten zurückzuführen.
Die Unterschiede in der Darstellung der durchschnittlichen
lebenserwartung rühren meist daher, dass einmal die
Säuglingssterblichkeit mit eingerechnet wird, zum anderen die
Überlebenswahrscheinlichkeit nach dem 1 Lebensjahr genommen
wird.
Tatsächlich greift in der Präindustriellen Gesellschaft das
Prinzip von Malthus, dass die Bevölkerung durch die zur
Verfügung stehenden Resourcen begrenzt werden.
Was die Sache grob vereinfacht, da die Menge der zur Verfügung stehenden Ressourcen wiederum durch die zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte begrenzt wurden. Es ergibt sich also wiederum ein sich ausbalancierendes Kreislaufmodell. Nur wurde der Zustand des Ausbalancierens im Mittelalter nicht erreicht weil nämlich schon wieder der nächste Krieg stattfand, die nächste Pest von außerhalb eingeschleppt wurde, umgekehrt aber auch immer neue Erfindungen und Entdeckungen zum Produktionsanstieg führten. Insofern: Malthus trifft es dann doch nicht, auch wenn er gerne angeführt wird.
Gruß
Peter B.