Wettbewerbsfähigkeit

Hallo Christian,

Ich habe noch niemanden gehört, der eine Reduzierung des
Lohnniveaus von 90 oder 95% gefordert hätte. Es ist allen
klar, daß die Löhne in Deutschland um ein mehrfaches über
denen in irgendwelchen Dritte Welt-Ländern liegen müssen. Nur
um den Faktoi kann man sich streiten.

OK, Punkt für Dich! Aber 17% waren bei DC schon im Gespräch und wurden durch die Gewerkschaft verhindert. Wieder eine der überzogenen Forderungen, die vermutlich nur kamen, weil der jetzige Kompromiss gewollt war. Nehme ich die Realität als angesrebtes Ziel, kann ich damit gut leben.

Nach dem jüngsten Tarifabschluß ist es praktisch nicht mehr
möglich, im Bankgewerbe jemanden nach der Ausbildung zu
übernehmen, ohne ihm ein Monatsgehalt von mindestens € 1.940
zu zahlen. Aufs Jahr gerechnet sind das € 26.190 oder rd. DM
51.200. Hallo?

Ich arbeite in der falschen Branche. :wink:

Du bist gehörst doch auch zu denjenigen, die immer
postulieren, daß die Menschen arbeiten und genug verdienen
müssen, damit sie konsumieren und dann die Wirtschaft brummt.

Exakt das sind meine Gedanken.

M.E. gibt ein Mensch mehr aus, der 100 Tage im Jahr arbeitet,
als jemand, der gar nicht arbeitet.

Sicher? Wird das bisschen Zusatzeinkommen nicht voll angerechnet, so daß er kaum einen Euro mehr in der Tasche hat?

Planbarkeit zu erreichen, ist einfach. Wenn ein Kollege einen
Kredit für einen Kunden beantragt und sofort eine Antwort
will, kann er die haben: Nein.

Wenn jemand unbedingt Planbarkeit haben will, gibt’s die auch
sofort: Hartz IV.

Das klingt nicht besonders motivierend. Private Altersvorsorge ist so nicht möglich.

Oder Projektgebundener Zeitvertrag. :wink:

Klar, und dann verdient der Arbeitnehmer weniger als wenn er
direkt angestellt wäre, den Arbeitgeber kostet er mehr und die
Differenz geht an die Zeitarbeitskräftevermittler. Aus meiner
Sicht suboptimal.

Nein, nicht Zeitarbeit. Zeitvertrag! Bei uns werden alle MA befristet eingestellt. Das Gesetz läßt einen monatliche Befristung und monatliche Verlängerung in einem Zeitraum von zwei Jahren zu. dann darf das Unternehmen den Vertrag auslaufen lassen und dafür einen anderen AN einstellen. (Bei uns ist das noch nicht passiert, alle AN haben bisher nach zwei Jahren einen festen Vertrag bekommen.)

Das ist ja auch der entscheidende Punkt: Der Unternehmer muß
in seinen unternehmerischen Entscheidungen frei sein, in deren
Umsetzung aber nicht zwangsläufig. Niemand kann einem
Unternehmer verbieten, die Produktpalette zu bereinigen oder
einen Geschäftszweig stillzulegen. Wie das aber dann umgesetzt
wird, ist auch Sache des BR.

Ich finde das OK. Das schränkt die Möglichkeiten willkürlicher Entscheidungen ein und zwingt den AG, auf die AN in gewissem Maße Rücksicht zu nehmen. Anderes mag ich mir gar nicht ausmalen.

Nein, ich rede von allen Arbeitnehmern in Deutschland. Wenn es
so weitergeht wie bisher, haben wir in fünf Jahren nicht 6
sondern 12 Mio. Arbeitslose und in zehn Jahren regiert Adolf
II.

Ja, da sind wir ja einer Meinung. Nur bei den wegen, wie das zu verhindern ist, stimmen wir nicht immer ganz überein. :wink:

Ich finde es deutlich unwürdiger, wenn man ab 50 gar nicht
mehr eingestellt wird, weil man im Vergleich zu jüngeren
Kollegen praktisch unkündbar ist. Der entscheidende
Unterschied zwischen dem „wegwerfbaren“ und dem gar nicht erst
eingestellten Mitarbeiter ist, daß ersterer beweisen kann, daß
er gut genug ist, um beim Ende der Auftragsspitze nicht
entlassen zu werden. Die Chance bekommt der nicht eingestellte
nicht.

Aber warum wird er denn nicht eingestellt? Am Kündigungsschutz liegt es nicht. Befristete Arbeitsverträge kann man auch mit 50 jährigen abschließen und den Vertrag jeweils zum ablauf der Frist einfach nicht verlängern. Nach zwei Jahren sollte der AG in der Lage sein, zu entscheiden, ob er dem AN einen festen Vertrag geben will, oder nicht. Erst mit dem festen Vertrag besteht Kündigungsschutz.

Das mit den Tarifdebatten war nur ein Beispiel. Seine
Forderungen künstlich zu erhöhen, um dann
vermeintlich kompromißbereit zu sein, halte ich für
unseriös. Ob das nun in der Politik, bei den
Gewerkschaften oder von den Arbeitgebern so gehandhabt wird.

Z.B. DC Mal die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich fordern und am Ende die 40-Stunden-Woche mit Lohnausgleich nur für die Entwicklungsabteilung vereinbaren. Was hätte die Gewerkschaft tun sollen?

Wer initiativ im Gewerbegebiet nachfragt, ob
was zu tun gibt, ist im allgemeinen arbeitswillig. Wer vom
Arbeitsamt aus süßer Agonie aufgeschreckt wird, nicht
zwangsläufig.

Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Inzwischen bin ich über 50. Wenn ich noch einmal in die Situation kommen würde, hätte ich vermutlich keine Chance. Eine ICH-AG wäre dann wohl der einzige Ausweg.

Gruß, Rainer

Hallo nochmal,

Ich habe noch niemanden gehört, der eine Reduzierung des
Lohnniveaus von 90 oder 95% gefordert hätte. Es ist allen
klar, daß die Löhne in Deutschland um ein mehrfaches über
denen in irgendwelchen Dritte Welt-Ländern liegen müssen. Nur
um den Faktoi kann man sich streiten.

OK, Punkt für Dich! Aber 17% waren bei DC schon im Gespräch
und wurden durch die Gewerkschaft verhindert.

ich weiß ja, daß das jetzt wieder eine andere Liga betrifft, aber etliche meiner Kollegen, haben in 2003 und 2004 auf ihren Bonus verzichten müssen, der teilweise 25 % des Bruttogehalts ausmacht. Das stand nicht in der Presse. 17% klingt viel, muß es aber nicht zwangsläufig sein, wenn das die gleichen leute betrifft, die Spätzuschläge für Arbeit nach 12 Uhr erhalten.

M.E. gibt ein Mensch mehr aus, der 100 Tage im Jahr arbeitet,
als jemand, der gar nicht arbeitet.

Sicher? Wird das bisschen Zusatzeinkommen nicht voll
angerechnet, so daß er kaum einen Euro mehr in der Tasche hat?

Nein, das wird anders sein, als bei der bisherigen Sozialhilfe. "Zusatz"verdienst wird zwar angerechenet, aber nicht zu 100%. Frag mich nicht nach der genauen Quote, aber erst ab 1500 Euro im Monat wird voll angerechnet.

Klar, und dann verdient der Arbeitnehmer weniger als wenn er
direkt angestellt wäre, den Arbeitgeber kostet er mehr und die
Differenz geht an die Zeitarbeitskräftevermittler. Aus meiner
Sicht suboptimal.

Nein, nicht Zeitarbeit. Zeitvertrag! Bei uns werden alle MA
befristet eingestellt. Das Gesetz läßt einen monatliche
Befristung und monatliche Verlängerung in einem Zeitraum von
zwei Jahren zu. dann darf das Unternehmen den Vertrag
auslaufen lassen und dafür einen anderen AN einstellen. (Bei
uns ist das noch nicht passiert, alle AN haben bisher nach
zwei Jahren einen festen Vertrag bekommen.)

Hm, OK, hab ich zu flüchtig gelesen.

Das ist ja auch der entscheidende Punkt: Der Unternehmer muß
in seinen unternehmerischen Entscheidungen frei sein, in deren
Umsetzung aber nicht zwangsläufig. Niemand kann einem
Unternehmer verbieten, die Produktpalette zu bereinigen oder
einen Geschäftszweig stillzulegen. Wie das aber dann umgesetzt
wird, ist auch Sache des BR.

Ich finde das OK.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich auch.

Nein, ich rede von allen Arbeitnehmern in Deutschland. Wenn es
so weitergeht wie bisher, haben wir in fünf Jahren nicht 6
sondern 12 Mio. Arbeitslose und in zehn Jahren regiert Adolf
II.

Ja, da sind wir ja einer Meinung. Nur bei den wegen, wie das
zu verhindern ist, stimmen wir nicht immer ganz überein. :wink:

Tja…:wink:

Ich finde es deutlich unwürdiger, wenn man ab 50 gar nicht
mehr eingestellt wird, weil man im Vergleich zu jüngeren
Kollegen praktisch unkündbar ist. Der entscheidende
Unterschied zwischen dem „wegwerfbaren“ und dem gar nicht erst
eingestellten Mitarbeiter ist, daß ersterer beweisen kann, daß
er gut genug ist, um beim Ende der Auftragsspitze nicht
entlassen zu werden. Die Chance bekommt der nicht eingestellte
nicht.

Aber warum wird er denn nicht eingestellt? Am Kündigungsschutz
liegt es nicht. Befristete Arbeitsverträge kann man auch mit
50 jährigen abschließen und den Vertrag jeweils zum ablauf der
Frist einfach nicht verlängern. Nach zwei Jahren sollte der AG
in der Lage sein, zu entscheiden, ob er dem AN einen festen
Vertrag geben will, oder nicht. Erst mit dem festen Vertrag
besteht Kündigungsschutz.

Da kann ich jetzt nichts zu sagen. Beim Thema Zeitverträge kenne ich mich nicht aus. Ich weiß aber, daß Kunden von mir teilweise bis zur Maximalzeit von 2 Jahren Zeitarbeitskräfte beschäftigen und nicht Zeitverträge abschließen.

Das mit den Tarifdebatten war nur ein Beispiel. Seine
Forderungen künstlich zu erhöhen, um dann
vermeintlich kompromißbereit zu sein, halte ich für
unseriös. Ob das nun in der Politik, bei den
Gewerkschaften oder von den Arbeitgebern so gehandhabt wird.

Z.B. DC Mal die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich fordern
und am Ende die 40-Stunden-Woche mit Lohnausgleich nur für die
Entwicklungsabteilung vereinbaren. Was hätte die Gewerkschaft
tun sollen?

Ich habe ausdrücklich beide Seiten gemeint. Da ist in den letzten 25 Jahren reichlich Verhandlungskultur verloren gegangen. Bei uns fängt das inzwischen auch schon so an. Weil der Vertrieb weiß, daß manche Kreditentscheider an der Summe schrauben, beantragen sie vorsichthalber das doppelte. Schwachsinn in Reinkultur.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

17% klingt viel, muß
es aber nicht zwangsläufig sein, wenn das die gleichen leute
betrifft, die Spätzuschläge für Arbeit nach 12 Uhr erhalten.

Stimmt. Das war auch nicht das Problem.
Bei Siemens wurde teilweise die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich durchgesetzt. Bei MAN ist das für September beabsichtigt. Hätte es bei DC auch geklappt, wäre die 35-Sunden-Woche bis Weihnachten Bundesweit Geschichte gewesen. Kleine Unternehmen wären dann zur 45-Stunden-Woche zurückgekehrt. Ebenfalls ohne Lohnausgleich. Da lag die Gefahr. Daß das wieder mal nur viel Getöse ist, hatte ich nicht bedacht.

erst ab 1500 Euro im Monat wird voll angerechnet.

Die Quote kann ich ja im SGBII nachlesen. Ein Anreiz zum Arbeiten ist es nicht, was da übrig bleibt.

Ja, da sind wir ja einer Meinung. Nur bei den wegen, wie das
zu verhindern ist, stimmen wir nicht immer ganz überein. :wink:

Tja…:wink:

OK, ich hätte da mal wieder einen Gedanken … :wink: Ich hänge den an den Schluß.

Ich habe ausdrücklich beide Seiten gemeint. Da ist in den
letzten 25 Jahren reichlich Verhandlungskultur verloren
gegangen. Bei uns fängt das inzwischen auch schon so an. Weil
der Vertrieb weiß, daß manche Kreditentscheider an der Summe
schrauben, beantragen sie vorsichthalber das doppelte.
Schwachsinn in Reinkultur.

Ja, ich kenne das ja auch. Nur kann ich nicht damit umgehen.
Beim Einkaufen zahle ich den Preis, der dran steht und merke nicht, wie ich ausgelacht werde. Mal sehen, ob ich das noch lerne. :wink:

OK, der angekündigte Vorschlag.

Wie wäre es, die Gewerkschaften und Verbände dazu zu bewegen, daß Tariflohnerhöhungen künftig nur noch zum Teil prozentual vereinbart werden, der größere Teil als Betrag in Euro. Kostenneutral für die Unternehmen.

Und ganz zum Abschluß noch ein Beispiel, wovon ich immer rede. Ein Bekannter (sicherheitshalber anonymisiert) hat einen neuen Job gefunden. Er bekommt jetzt € 7,-/Stunde. Hier im Saarland. Die Kinder der beiden sind erwachsen. Eine Familie könnte er damit nicht ernähren.

Gruß, Rainer

Hallo Rainer,

17% klingt viel, muß
es aber nicht zwangsläufig sein, wenn das die gleichen leute
betrifft, die Spätzuschläge für Arbeit nach 12 Uhr erhalten.

Stimmt. Das war auch nicht das Problem.
Bei Siemens wurde teilweise die 40-Stunden-Woche ohne
Lohnausgleich durchgesetzt. Bei MAN ist das für September
beabsichtigt. Hätte es bei DC auch geklappt, wäre die
35-Sunden-Woche bis Weihnachten Bundesweit Geschichte gewesen.

ja, schade, daß es nicht so gekommen ist. Einen vernünftigen Grund, warum wir in Deutschland ein Drittel weniger arbeiten als in den USA, der Schweiz oder in Japan hat mir noch keiner genannt.

Kleine Unternehmen wären dann zur 45-Stunden-Woche
zurückgekehrt. Ebenfalls ohne Lohnausgleich.

Wir haben knapp 3000 Mitarbeiter und ich kenne keinen, der unter 45 Stunden wegkommt, zumindest jetzt im Sommer und da schließe ich Praktikantinnen und Sekretärinnen ein.

erst ab 1500 Euro im Monat wird voll angerechnet.

Die Quote kann ich ja im SGBII nachlesen. Ein Anreiz zum
Arbeiten ist es nicht, was da übrig bleibt.

Tja, ich hab die Regeln nicht gemacht, aber wer für 100 Euro mehr im Monat nicht arbeiten geht, sollte die Unterstützung komplett gestrichen bekommen. Wer nicht (fast) alles unternimmt, um die Leistung der Gesellschaft zu vermindern, hat die Unterstütuung durch die Gesellschaft nicht verdient.

Wie wäre es, die Gewerkschaften und Verbände dazu zu bewegen,
daß Tariflohnerhöhungen künftig nur noch zum Teil prozentual
vereinbart werden, der größere Teil als Betrag in Euro.
Kostenneutral für die Unternehmen.

Ein glatter Leistungskiller. Gerade hat man bei uns dafür gesorgt, daß zwischen tariflich und außertariflich bezahlten Mitarbeitern wieder ein vernünftiger Absatnd entsteht. Bei letzteren ist in den vergangenen drei Jahren nicht nur der Bonus sondern auch die Gehaltserhöhung weggefallen, während die tariflichen Mitarbeiter jedes Jahr fein ihre Erhöhungen bekommen haben, unabhängig von ihrer Leistung.

Warum ein Abstand? Bei den außertariflichen Mitarbeitern sind die Überstunden schon inklusive.

Und ganz zum Abschluß noch ein Beispiel, wovon ich immer rede.
Ein Bekannter (sicherheitshalber anonymisiert) hat einen neuen
Job gefunden. Er bekommt jetzt € 7,-/Stunde. Hier im Saarland.
Die Kinder der beiden sind erwachsen. Eine Familie könnte er
damit nicht ernähren.

Ich dachte immer, bei Kindern gäbs Kindergeld und steuerliche Freibeträge, vom Wohngeld ganz abgesehen. 7*40*4 = rd. 1120 Euro im Monat. Damit liegt er rd 500 Euro über dem, was seine Bedarfsgemeinschaft mit ALG 2 bekommen würde. Ein guter Grund zu arbeiten? Ich finde schon.

Gruß,
Christian