WfbM - Das richtige für mich?

Hallo, liebe wwwler,

Bei mir steht ein „Besuch“ einer WfbM an, da ich von Geburt an einen Kognitivschaden (von dem man nichts merkt) habe. Ich habe aber eine Bürokaufmannlehre abgelegt. Die WfbM-Maßnahme habe ich im Zuge einer anderen Maßnahme für Wiedereingliederung kennen gelernt. Nun mache ich mir Gedanken, ob dieses der richtige Weg ist, ich meine: Ist man nicht in der untersten Stufe angekommen? Des weiteren habe ich Bedenken, dass man mich in die Produktion steckt, wo ich - meiner Meinung nach - fehl am Platze bin. Die Dame dort meinte, dass es jedenfalls nicht ausgeschlossen sei.

Ich habe einfach Bedenken, dass dort über meinen Kopf hinweg entschieden wird. Noch haben die Gremien nicht getagt, aber alles scheint halt eben in Richtung WfbM zu laufen. Ich würde gerne auch ein paar Erfahrungsberichte über WfbM-Maßnahmen hören.

Vielen Dank

Sebastian Schulte

Hallo Sebastian,

erst einmal…keine Angst vor einer WfBM. Da arbeiten auch „normale“ Menschen. Unterste Stufe? Das geht noch tiefer…! Produktion? Noch kannst Du selber entscheiden, was Du dort machen moechtest. Kommt natuerlich darauf an, was fuer eine Werkstatt Du Dir ausgesucht hast und wo Deine Fahigkeiten liegen. Ich war vor meiner Rente auch in der Produktion. Habe komplizierte Verloetungen fuer medizinische Geraete erledigt…(das ist ein wenig anders als Briefumschlaege kleben:smile:).
Klar, die wollen auch sehen was Du kannst. Werden aber schnell merken, dass sie Dich woanders besser einsetzen koennen. Schau es Dir an und wenn es Dir nicht gefaellt, hoer wieder auf. Ausserdem hast Du dort jederzeit einen Ansprechpartner.

P.s.: Haben die nur eine Werkstatt und Dir nicht die verschiedenen Bereiche und Werkstaetten gezeigt???

Hallo Herr schulte
Meiner Erfahrung nach ist es nicht so einfach einen Platz in einer WfbM genehmigt zu bekommen. Ich habe eine Weile den Berufsbildungsbereich einer WfbM geleitet. Ich sehe es auch nicht als die unterste Stufe an sondern ein Platz der Raum und Sicherheit bietet um sich auszuprobieren. Der Weg aus der WfbM ist ja auch jederzeit offen, wobei ich dies selten erlebt habe, da man nach ein paar Jahren in einer WfbM eine gute finanzielle Absicherung hat die man zumindest teilweise wieder verlöre wenn man wieder auf den freien Arbeitsmarkt geht
Ich hoffe ich konnte ein wenig weiter helfen. Viel Glück bei der Entscheidung
viele Grüße

Lieber Sebastian Schulte
Ich wage Zweifel anzumelden. So gut wie du dich ausdrücken kannst, kann sich üblicherweise kein Mensch mit einer Behinderung im kognitiven Bereich ausdrücken. Ich gehe davon aus, dass du Hilfe bei den Formulierungen in Anspruch genommen hast.
In den Arbeitsbereich kann man dich nicht gegen deinen ausdrücklichen Willen stecken! Grundsätzlich ist eine WfbM eine Reha-Einrichtung. Mach bereits im Eingangsverfahren deutlich, wo du den optimalen Arbeitsplatz für dich sehen würdest.
Viele Grüße
Voltaire

Hallo Sebastian,

leider kann ich dir urlaubsbedingt erst heute antworten.

Ich denke, bei dir gibt es mehr Spielräume, als du derzeit siehst (bzw man dir erzählt).

Wenn man bei dir zur Einschätzung WfbM kommt wird das in der Regel begründet sein. Es ist zwar richtig, das in der gesellschaftlichen Warhnehmung die WfbM das untere Ende der Fahnenstange darstellt, tatsächlich kann man es aber als Privileg sehen, dass einem diese Leistung zugestanden wird. Immerhin bedeutet dies einen nicht unerheblichen Kostenaufwand für den Leistungsträger/Rehaträger/Kostenträger.

Traditionell sind die meisten Werkstätten noch Monopolisten und verhalten sich auch so; daher kommen viele Schieflagen. Tatsächlich ist es so, dass du dir natürlich in einer WfbM einen bestimmten Arbeitsbereich aussuchen kannst, die WfbM ist sogar verpflichtet, dich so zu fördern, dass dein Potential optimal entwickelt wird. Natürlich kann man von keiner WfbM verlangen, dass sie alle möglichen Arbeitsangebote vorhält, aber ein gewisses Spektrum sollte es schon sein. Gegen deinen Willen läuft sowieso gar nichts, du kannst natürlich mitbestimmen, aber im Zweifel müsstest du natürlich die WfbM wechseln, wenn es nichts passendes gibt. Dass ist leider nicht so einfach, da es in vielen Regionen keine Wahl gibt.

Mittlerweile gibt es aber auch Sonderkonstruktionen, sog. Außenarbeitsplätze und Außenarbeitsgruppen und ähnliches. Das läuft zwar noch unter Werkstatt, ist von außen aber gar nicht mehr als solches zu erkennen. Gerade Einzelaußenarbeitsplätze werden sehr individuell auf deine Fähigkeiten abgestimmt. Aber auch hier gilt, nicht alle Werkstattträger sind da gleich flexibel, das hängt von deinem Wohnort ab.

Mitterleile gibt es auch die Möglichkeit, sich selbst einen Arbeitsplatz über das sog. Persönliche Budget zu schaffen. Dann bekommt ein Arbeitgeber das Geld, das normalerweise die Werkstatt als Pflegesatz erhält. Falls dr das ncoh keiner erklärt hat, kannst du gerne nochmal nachfragen.

Und nicht zuletzt - die Werkstatt ist keine Einbahnstraße. Natürlich gibt es von hier auch den Weg auf den allgemeinen Arbeitsmnarkt. Es ist ja zumindest einer der Werkstattaufträge, auch das immer wieder in den Blick zu nehmen.

So viel mal in Kürze - mehr geht einfach in so einer Antwort nicht - am besten fragst du nochmal konkret nach, falls irgendwas für dich unklar sein sollte.

Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Umsetzung

Axel