Wie als Präposition?

Es geht um den Satz „wie ein Pfeil fliegt sie vorbei“.
Ist es richtig, dass „Wie“ in diesem Fall eine Präposition ist? Weil „ein Pfeil“ steht ja wohl im Nominativ und Präposition können doch nicht mit dem Nominativ stehen.

In einem Online-Test der Uni Marburg wird in diesem Fall „Präposition“ als Lösung angegeben. Dass es keine Konjunktion ist, ist ja klar, weil es keine Sätze verbindet.

Hallo, Annelyrik,

„wie“ ist in deinem Beispiel eine Konjunktion.

wie (2) Konjunktion;

(1) verwendet, um einen Vergleich einzuleiten: Er ist stark wie ein Bär; Sie ist so alt wie ich; Sie arbeitet nicht so gut wie du

[2003 Langenscheidt KG Berlin und München]

Konjunktionen verbinden nicht nur Sätze, sondern auch einzelne Satzglieder. WIE und ALS sind koordinierende (beiordnende) Konjunktionen.

Viele Grüβe

Molena

Hallo, Molena

vielen Dank!!

Jetzt bin ich ganz durcheinander. Habe mittlerweile auf der Seite des DUDEN nachgeschaut, dort wird „wie“ in diesem Fall als Vergleichspartikel bezeichnet.

Grammatik
Vergleichspartikel
Beispiele
[so] weiß wie Schnee
stark wie ein Bär
mit Hüten wie (so groß wie) Wagenräder
das riecht wie Benzin

Schauen Sie hier mal nach:

http://www.duden.de/rechtschreibung/wie_Konjunktion_…

VG

Molena

Hallo, miteinander!

Ohne jetzt ein Fass allzu sehr aufmachen zu wollen, mit dem man sich ein Studium lang als Linguist beschäftigen kann, so viel zum thema:

Wortarten lassen sich auf unterschiedliche Art klassifizieren - nach ihrer Bedeutung, ihrer Funktion im Satz und ihrer Form (veränderlich oder unveränderlich). Stets bleiben aber Lexeme (Wortschatzeinheiten) übrig, die sich der Eindeutigkeit solcher Zuordnungen entziehen. Ein typisches Beispiel ist das Lexem „wie“.

Der DUDEN bemüht sich als Lernergrammatik um Mischklassifikationen. Dann kann es aber passieren, dass Begriffe nebeneinander stehen bleiben, die je nach Modell ihre Berechtigung haben.

Wenn „wie“ als „Vergleichspartikel“ bezeichnet wird, so steht das in keinem Widerspruch zu der Einordnung als Konjunktion, ja nicht einmal zu der als Präposition.

Die Bezeichnung „Partikel“ wird im Rahmen unterschiedlicher Lernergrammatiken als Bezeichnung für schwer subsumierbare Lexeme verwendet.

Wenn Du die Bedingung „Präpositionen dürfen kein Substantiv im Nominativ nach sich ziehen“ für Dein Modell aufhebst, könnte „wie“ auch eine Präposition sein. Alle anderen Merkmale für diese Wortart würden nämlich zutreffen. Im Rahmen eines Lernermodells könnte dies sinnvoll sein.

Alles in allem: Für die Beschreibung von Sprache benötige ich Modelle. Diese sollten möglichst ausnahmefrei funktionieren. Da Sprache aber nicht wie Mathematik konstruiert erscheint, wird es stets Ausnahmen geben, die dem Linguisten erst das Leben schwer machen.

Gruß, Wolfgang Zimmermann

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Hallo Wolfgang,

ganz lieben Dank für die ausführliche Erklärung.
Ich hatte mich in der Tat am Nominativ gestört. Wenn es Ausnahmen von den Regeln gibt, ist ein Klassifizieren in einem Test, der ja zu Ergebnissen (d. h. Bestehen oder nicht-Bestehen) führt, für mich problematisch, ja kritisch.
Des Weiteren habe ich hier eine Klassifikation, in der der nun wiederum als Kriterium aufgeführt ist, dass Konjunktionen ko-/subordinierend sind und Partikel nicht. Wieder eine Ausnahme?
Weiterhin ist eine Präposition doch kasusregierend und ein Partikel ja wohl auch nicht, oder sehe ich das nun auch falsch?
Wenn es nun immer Ausnahmen gibt, wie soll ich meinen Onlinetest, der für mein Basismodul im Studium unabdingbar ist, dann bestehen?
Seufz…

LG
Annely

Hallo, Annely!

Zwar kenne ich Dein Modell nicht, aber es dürfte eine typische Mischklassifikation sein, die eine bestimmte Zahl an Regeln definiert.

Soweit Du diese beschreibst, scheint mir die Wortart „Konjunktion“ für das Lexem „wie“ die richtige Wahl zu sein.

Wie gesagt: Der Begriff „Partikel“ stellt fast immer eine Notlösung dar. Ich meine aber schon auch, dass eine Partikel keine obliquen Kasus beim folgenden Nomen regiert.

Ich hoffe (auch wenn Du das vielleicht gar nicht hoffst :wink:), dass ihr Eure Wahl im Zweifelsfall begründen sollt. Das kannst Du dann im Sinne Deiner Regelkenntnisse tun und bei Zweifelsfällen eben problematisieren, warum Du zu einer bestimmten Entscheidung gelangt bist, auch wenn diese nicht lupenrein funktioniert. Das ist dann eben Deine Eigenleistung. Oder steht Euch ein reiner Multiple-Choice-Test bevor?

Wolfgang

Hallo Wolfgang,

nochmals vielen Dank. Ja, leider Multiple-Choice. Es handelt sich um ein aufeinander aufbauenes Propädeutikum mit einer Reihe von Tests. Es nutzt wohl nichts, da werde ich mir Hilfe suchen in einer Lerngruppe o. ä.

LG
Annely