Wie artikulieren sich Polizisten/Kommissare?

Wie artikulieren sich Polizisten / Kommissare?

Werthes Forum,

ich schreibe gerade an einem Krimi und würde folgendes gerne wissen:

Wie unterhalten sich Polizisten/Kommissare untereinander, wenn es um einen Geschädigten geht? Reden sie dann vom „Opfer“, vom „Geschädigten“ oder „Toten“ - oder benennen sie ihn beim Namen (sofern er bekannt ist). Sagen sie auch schon einmal 107 für Leiche oder 110 für Mord? (im Funkverkehr??)

Wie sprechen Sie über den gleichen Fall mit einem Vorgesetzten oder der Staatsanwaltschaft?

Wird ggf. vom „Opfer“ oder dem „Täter“ gesprochen, um genauer bzw. rascher zu differenzieren oder auch um emotionalen Abstand zu halten?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen und bedanke mich bereits jetzt für Ihre freundliche Unterstützung.

Beneteau

Hallo,
ich bin weder Polizeibeamter/Kommissar, noch sonst etwas Vergleichbares. Von daher kann ich Ihnen nicht sagen, wie sich Beamte während der Ermittlungsarbeit untereinander verständigen.

Ich bin Humanbiologe mit fundierten kriminologischen, kriminalistischen und strafrechtlichen Kenntnissen.
Generell sprechen wir, also wir Biologen, Rechtsmediziner, und wir mit den Beamten und Strafrechtlern, von Geschädigten und Tätern. Individuen werden mit „die M, der P“ usw. benannt. Nur mit Nummern würde nie und nimmer einer arbeiten. Ein gewisser Abstand ist durchaus gewünscht, aber selbst in der Anthropologie, in der teilweise riesige Gräberfelder mit Skelettserien die in den Hunderten liegen, heisst es immer INDIVIDUUM Nr. Xx. Niemals nur die Nummer.

Um genaueres zu erfahren, sollten Sie Ihre Frage einem Polizisten stellen. :wink:

Mit besten Grüßen

Geschätzter Beneteau !
Wir benennen die jeweiligen beteiligten Personen mit Namen, falls diese bekannt sind. Bei Tätern mit einer einschlägigen Vergangenheit sagt man auch, dass sie schon einen „110er“ etc gehabt haben. Wir sagen praktisch nie „Leiche“, sondern „der/die Tote“. Diese Bezeichnungen verwendet man eigentlich nicht um sich nicht zu sehr mit Emotionen zu beladen. Solche haben die meisten Kollegen nur in wenigen Ausnahmefällen (zB bei Kindern, bei besonderen Umständen wie Vergewaltigungen uä). Beim Gespräch mit einem Vorgesetzten läuft das ähnlich; bei Gesprächen mit der Staatsanwaltschaft hängt das davon ab, wie gut man sich kennt. Bei ersten Kontakten wählt man immer eine sehr korrekte Umgangsform (wie immer im Leben).
Alles Gute und schöne Feiertage
Josef H.

Hallo Herr Hiesböck,

vielen Dank für Ihre aufschlussreiche Antwort. Sie hat mir sehr geholfen.
Auch Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich ein frohres Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr.
Beneteau