Hallo Gernot
es gibt auf dem (deutschen) Markt recht unterschiedliche Bibelübersetzungen unterschiedlicher Qualität.
Und es gibt natürlich auch immer Neuauflagen (alleine schon durch die Anpassungen an moderne Rechtschreibung, aber auch, um eine Übersetzung behutsam zu modernisieren).
Mein Favorit, was eine möglichst wörtliche Übersetzung, die immer noch verständlich ist, angeht, ist die Elberfelder Bibel.
Die Lutherbibel hat 1984 ihre letzte Revision erfahren, auch hier ging es um sprachliche Modernisierung aber auch darum, die neuen Erkenntnisse, was den hebräischen und griechischen Urtext angeht, mit einzubeziehen.
Deine Bekannte wird wahrscheinlich die sogenannte Einheitsübersetzung geschenkt bekommen haben, das ist eine rk verantwortete Übersetzung unter evangelischer BEteiligung.
Eine gemeinsame Revision der Einheitsübersetzung ist gescheitert
http://www.ekd.de/presse/pm163_2005_einheitsueberset…
Ein anderes modernes Bibelübersetzungsprojekt ist die „Bibel in gerechter Sprache“ http://www.bibel-in-gerechter-sprache.de/
M.E. ein höchst fragwürdiges Projekt.
Sprachlich kenne ich keine Übersetzung, die mit der Lutherbibel konkurrieren könnte - was allerdings wahrscheinlich daran liegt, dass das Lutherdeutsch so sehr (gerade sprichwörtlich) in unseren alltäglichen Sprachgebrauch Einzug gefunden hat, dass man mit Luthers Stil am ehesten vertraut ist.
Dabei hat man ja nie was davon gehört oder gelesen, daß
irgendeine große Kirchenkonferenz sich damit befaßt hätte und
das Ganze neu gefaßt hätte - zumindest die breite
Öffentlichkeit hat nix gemerkt davon.
Da ich annehme, dass sich das auf die Einheitsübersetzung bezieht: Sie wurde 1972 (NT)/1980 (AT) hergestellt. Nun weiß ich nicht, ob dieses Projekt es bis in die NAchrichten geschafft hat, aber gerade in evangelischen Gemeinden war dieses Projekt heiß diskutiert, die Kirchenzeitungen waren voll davon, die Synoden haben darüber diskutiert. Also die kirchliche breite Öffentlichkeit sollte es mitbekommen haben…
Und nun frage ich mich, wie oft in den letzten 2.000 Jahren
das schin geschehen ist - und was dabei alles auf der Strecke
geblieben ist, neu eingefügt oder umgedeutet wurde.
Das eine wäre die Fage nach dem Urtext: Da wurde eigentlich recht wenig eingefügt. Das berühmte Comma Iohanneum natürlich schon, auch die hier schon diskutierte Perikope von der Ehebrecherin („Wer von Euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“) ist zwar eine frühe, aber doch eine Einfügung. Die neutestamentliche Textforschung erkennt in den Handschriften i.d.R. das Werk von SChreibern (nicht Theologen). Es gibt Fehler, Ungenauigkeiten, die sich oft durch „Schlamperei“ beim Abschreiben erklären lassen (also Zeilensprünge, Wortsprünge, so was in der Art, man schreibe mal das NT auf Deutsch ab:wink:. Ein anderes häufig aufkommendes Problem sind die parallelen Perikopen bei den Synoptikern, da merkt man, dass offensichtlich jemand eine Perikope aus dem „falschen“ Evangelium schreibt.
Andere „Einfügungen“ sind grammatischer Natur (das NT-Griechisch ist nun wahrhaft nicht das Beste).
Tatsächlich ist die Überlieferung des NT zuverlässig, auch wenn wir nie (außer durch neue Funde) über das 2. Jh. hinauskommen werden.
Man weiß ja, daß z.B. im Mittelalter die heutigen Formen
wissenschaftlicher Arbeit noch ungekannt waren und daß gerade
dann, wenn es um Abschriften und Übersetzungen von Dokumenten
ging, Ungereimtheiten und scheinbare Wiedersprüche mitunter
recht großzügig geglättet wurden.
Nun ja, einige Formen wissenschaftlicher Arbeit waren schon bekannt:wink:
Bei den Abschreibern des NT haben wir oft, gerade im Hochmittelalter, das Problem, das die Leute nicht die griechische Sprache beherrschten, glätten hätten sie da eh nichts gekonnt.
Und Ihnen war schon klar, dass sie nichts irgendetwas abschrieben…
Im Mittelalter war außerdem die Vulgata (Latein), auch im theologischen Gebrauch, nicht das Griechische NT.
Die erste griechische Ausgabe des NTs nach Erfindung des Drucks stammt von ERasmus, eine höchst schlampige Arbeit…
Sie war übrigens Grundlage Luthers Übersetzung, allein schon deswegen muss man neuere (Luther-)Übersetzung den heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand anpassen.
Ich unterstelle da noch
Dann mag man sich zwar auf airgendwelchen Konzilen oder so
immer mal wieder auf eine einheitliche Schrift geeinigt haben
- aber wie authentisch ist die am Ende noch, was ist davon
wirklich noch echt?
Hat man nicht.
Denn immerhin - ich habe eigentlich ja angenommen, daß man bei
einem Werk wie der Bibel um absolute Genauigkeit gemüht ist -
und so unverständlich war Luthers Deutsch ja nicht. Aber wenn
es da selbst heute in unserem wissenschaftlichen
Medienzeitalter noch so sang- und klanglos möglich ist,
einfach den Text zu ändern - dann war das ja früher noch viel
einfacher und dann stimmt eventuell außer dem Titel gar nichts
mehr.
Jetzt reden wir von Übersetzungen - und Übersetzen ist immer ein schwieriges Geschäft (siehe die Links oben).
Ich selbst übersetze derzeit Märtyrerakten, und da ist auch die Frage, wie man übersetzen soll: So wörtlich wie mögliche? Soll man boule mit „Stadtrat“ übersetzen, oder aufgrund möglicher Missverständnisse „boule“ stehen lassen. Soll man das in Fußbnoten erklären? Übersetze ich in ein gepflegtes Deutsch oder aber soll ich möglichst die grammatische Struktur des griechischen/Lateinischen Satzes nachahmen, damit ein Leser, der vielleicht rudimentäre Kenntnisse dieser Sprachen hat, meine Übersetzung besser nachvollziehen und kontrollieren kann? Wie übersetze ich „HÄretiker“, schließlich bedeutet das erst einmal nur „der, der anders lehrt“ und nicht „Ketzer“?
Wer überestzt, muss also nicht nur die Sprache beherrschen, die er übersetzt, sondern, und das ist viel Schwieriger, auch den Sprachgebrauch der Zielsprache kennen und seine Übersetzung daran prüfen.
Beispiel: „Eingeborener Sohn“ : Das versteht heute keiner mehr, soll ich also besser „einziggeborener SOhn“ übersetzen, um Missverständnisse zu vermeiden, auch wenn uns dieser Begriff arg fremd ist?
Etwas länger geworden:wink:
Grüße,
Taju