Wie berechnen sich die VA-Angaben auf Trafos?

Hallo

Auf Trafos sind ja meistens die VA-Werte angegeben, nur verstehe ich nicht wie man auf die Werte kommt. Z.B. auf meinem Ölheizungs-Zündtrafo, dieser hat eine Ausgangsspannung von 10.000 Volt bei 0,02 A, das wären rechnerisch 160 Watt, drauf stehen aber nur 70VA.
VA bedeutet ja Wirkleistung(Watt) + Blindleistung, VA müsste bei Trafos also immer mehr als die reine Wattleistung sein.
Wie aber kommt man dann nur auf 70VA?

Dank im Voraus
Gruß
Tommy69

Hi Tommy69,

Ausgangsspannung von 10.000 Volt bei 0,02 A

das ist wahrscheinlich keine Angabe für Gleichstrom, sondern ein Impulswert - eine Spannungsspitze, die rasch abfällt und nach einer Erholungszeit neu aufgebaut wird. Bei meiner Heizung kann ich sogar das „Spratzeln“ hören.

Gruß Ralf

hallo,

nein, das ist anders.

In der Wechselspannungstechnik ist Strom I * Spannung U nicht gleich der Leistung, zumindest nicht unbedingt. Als Produkt deiner genannten Werte (10000 V * 0,02 A) komme ich aber nicht auf 160 W. Ist auch egal, selbst wenn da 200 rauskämen, es ist nicht unbedingt richtig.

Du sagst selbst, dass es sich hier um einen Trafo handelt. Wir überlegen mal, was ist in solch einem Trafo so an Bauteilen Drin? Schrauben, Adern, Gehäuse, SPULE! Ah ja, was ist eine Spule? Ein komplexer Widerstand für Wechselstrom. Die Spannung über die Spule berechnet sich zu U = L * j*omega * dI/dt. Sie ist ein komplexer Widerstand, welcher als ohmschen Widerstand NUR den Drahtwiderstand besitzt. Der Rest ist imaginär. (…)

Durch Addition eines Imaginären und eines Reellen Widerstandes erhält man nicht eine größere Zahl sondern eine andere. BSP: R(reell) = 5 ohm, R(imaginär) = 3 Ohm; R(gesamt) bzw. R(komplex) = ( 5 + j3 ) Ohm.

Die Angabe VA (Voltampère) ist einfach nur das Produnkt aus der Eingangsspannung und dem Eingangsstrom. Bei 230 V Wechselspannungsanschluss ergäbe das knapp 1/3 A. Das ist die sog. Scheinleistung. In Wahrheit ist aber nur die relle Leistung gefragt, also der rein reelle Anteil davon. Der berechnet sich aus 70 VA * cos PHI. PHI ist die Winkelverschiebung. Da ich nicht weiß, ob PHI angegeben ist, kann ich über den reellen Anteil keine Aussage machen.

Desweiteren sind da bestimmt noch andere Bauteile drin, z.B. Kondensatoren, um kurzfristig einen deutlich höheren Strom zu liefern, als eigentlich über die Spule fließen würde. Diese Daten müssten wirklich alle vorliegen, aber so verwurstet, wie es hier ist, kann ich keine detaillierteren Aussagen machen, tut mir leid.

mfg

thea

hallo,

Desweiteren sind da bestimmt noch andere Bauteile drin, z.B.
Kondensatoren, um kurzfristig einen deutlich höheren Strom zu
liefern, als eigentlich über die Spule fließen würde. Diese
Daten müssten wirklich alle vorliegen, aber so verwurstet, wie
es hier ist, kann ich keine detaillierteren Aussagen machen,
tut mir leid.

mfg

thea

Hallo Thea
Das ist ein haufen Theorie den Du da in den Raum geworfen hast, den ich nicht bewerten kann.
Sicher ist aber, dass der Trafo ein sogenannter Streufeldtrafo ohne weitere Bauteile ist.
Nur was ist ein Streufeldtrafo? Das ist nichts anderes als ein durch ein Streujoch künstlich verschlechterter Trafo der bei nur geringer Leistung spannungsmäßig relativ stark einbricht, also weich ausgelegt ist wie ein Schweißtrafo.
Der Nennstrom im Betrieb mit Lichtbogen dürfte sich dann bei 20mA einpendeln während die Spannung entsprechend einbricht.

Gruß Armin

Hallo Thea,

für Sinus-förmige monofrequente Spannungen hast du teilweise recht:
zur Berechnung der Wirkleistung P (Angabe in W) sollte man wirklich noch die Phasenverschiebung zwischen Spannung und Strom kennen! Für die Berechnung der Scheinleistung S (Angabe in VA - auf dem Trafo) reichen jedoch die Effektivwerte von Spannung und Strom. Und da hat der Fragesteller recht: S >= P
Und ob wirklich nur die Wirkleistung gesucht ist, oder nicht vielleicht doch auch noch die Blindleistung, hängt vom einzelnen Fall ab. Gerade bei Trafos schaut man eben nicht auf die Wirkleistung, sondern auf die Scheinleistung, da die Blindleistung u.U. signifikant zur Erwärmung beiträgt.
Grundsätzlich gilt: je größer die zu übertragende Energie wird, desto interessanter wird die Blindleistung. Während im normalen Haushalt die Blindleistung eigentlich nicht interessiert (wird nicht abgerechnet), unternehmen die Energieversorger bereits im 400V-Netz und v.a. in den höheren Spannungsebenen z.T. große Antrengungen (Kompensation, Filter, …) um die Blindleistung in einem bestimmten Bereich zu halten.

Hier allerdings handelt es sich um einen Zündtrafo , das heißt das Ding soll einen Lichtbogen (und damit irgendwas anderes) zünden. Dazu reichen kurze Impulse (siehe auch Antwort von drambeldier) hoher Spannung aus, es müssen keine Sinusgrößen auftreten.
70VA ist die Dauerscheinleistung des Trafos (also das, was mit einem reinen Sinus dauerhaft übertragen werden könnte bzw. maximal aus dem Netz aufgenommen wird) - 10kV und 20mA sind die Peak-Werte eines Zündimpulses. Ob jetzt der Impulserzeuger in der Kiste integriert ist oder nicht, geht für mich nicht aus den ursprünglichen Angaben hervor. Ohne die Kenntniss über Dauer und Verlauf der Impulse kann man hier keine weiteren Aussagen zur Belastung des Trafos treffen!

Viele Grüße
peherr

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