Hallo Johnny,
In den meisten Hundeschulen finden diese Spielstunden nichttäglich, sondern lediglich ein- bis zweimal die Woche statt
Den Hundebesitzern wird dabei aber gerne mal vermittelt, dass sie jede Gelegenheit nutzen sollten, ihrem Welpen auch außerhalb der Welpengruppe Kontakte zu suchen.
…auch eine Welpenspielstunde sollte m. E. durchaus erzieherische Elemente enthalten.
Das tun die meisten auch. Im Normalfall, NACHDEM die Welpen erst mal miteinander rumgerannt sind. Viele Trainer erzählen dann beim Üben, dass die Welpen sich noch nicht lange konzentrieren können. Was es die Hunde an Energie gekostet hat, vorher 15 Minuten oder noch länger Sozialspiel betrieben zu haben, übersehen sie dabei gerne mal. Häufig wird auch nicht vermittelt, den Welpen aus dem Sozialspiel heranzurufen. Gerade das wäre aber wichtig.
Der bange Ausruf „Rüde oder Hündin?“ ist den meisten - mangels Notwendigkeit - gar nicht geläufig.
Das halte ich spätestens ab dem Alter von 3-4 Jahren (bei vielen Hunden auch früher) für Wunschdenken. Und zwar ganz einfach deswegen, weil es für gleichgeschlechtliche erwachsene Hunde nicht normal ist, mit rudelfremden Artgenossen zu paktieren. Ein gut sozialisierter Hund beherrscht ein möglichst umfangreiches Repertoire an Körpersignalen, die es ihm ermöglicht, weitestgehend konfliktfrei anderen Hunden zu begegnen. Auf jeden Hunde zuzurennen, um ihn zu „begrüßen“ (was es nicht ist) gehört nicht dazu und ist im Prinzip ein Stück gelerntes aggressives Verhalten.
Das richtige Verhalten lernt ein Welpe aber definitiv nicht von Welpen. Dort lernt er, Hetzen, Jagen und Packen zu perfektionieren und (zu einem Teil) Beißhemmung einzuüben. Er lernt NICHT, sich korrekt zu unterwerfen und Rangfolgen zu beachten. Für all diese wesentliche Dinge sind erwachsene Hunde zuständig.
Die wenigsten Hunde können sich richtig unterwerfen, weil sie über Jahre hinweg aus dem „Spiel“ (was es eigentlich nicht ist) mit Gleichaltrigen nicht herauskommen. Im Welpen- und Junghundalter werden aber Unterwerfungsgesten nur grob ritualisiert gezeigt. Das heißt, dass der Hund sich mal eben kurz auf den Rücken legt oder sich duckt, um sofort wieder weiterzurennen. Tut er das später im Erwachsenenalter bei einem ebenfalls erwachsenen Hund, führt das häufig zu ernsthaften Beißereien mit Beschädigungen, weil dieses Verhalten nicht als Unterwerfung akzeptiert wird. Entsprechend entsetzt sind dann auch die Besitzer, die den Angriff des anderen Hundes in der Folge gerne als „gestört“ bewerten.
Ich bin übrigens kein Gegner von Welpengruppen - ich dürfte zu den Ersten in Deutschland gehört haben, die diese Idee aufgegriffen haben. Ich habe allerdings in einigen Jahrzehnten die Erfahrung gemacht, dass Vieles, was in Welpengruppen (heute noch) als Gewinn verkauft wird, nicht wirklich einer ist. Die Gruppen, die ich heute leite, unterscheiden sich komplett von denen, mit denen ich mal begonnen habe.
Was ich ablehne, ist das große Gewicht, das viele Gruppen auf das Welpenspiel legen - oft verbunden mit der fehlenden gleichzeitigen Bindungsarbeit an den Besitzer. Wenn Leute heute meine Welpengruppe verlassen, folgt jedem von ihnen der eigene Welpe lieber freudig hinterher, als zu einem anderen Welpen zu rennen.
Und ja: Ich will Hunde, die sich in Abhängigkeit von mir befinden. Ich will, dass sie mir die Entscheidung überlassen, ob sie zu einem anderen Hund oder zu einem Menschen hinlaufen oder nicht. Ich will Hunde, die, wenn ich mit ihnen im Rudel (derzeit 4, früher bis zu 8 Hunde) unterwegs bin, auf mein Kommando hin nicht als Rudel agieren, wenn sich z.B. ein ungehorsamer „Dertutnix“ mit Selbstmordabsichten zwischen sie wirft. Und ich will Hunde, die ich beim Spaziergang nicht rufen und auf die ich nicht besonders achten muss, weil sie selbst darum bemüht sind, mich nicht aus den Augen zu verlieren.
Schöne Grüße,
Jule