Wie ein Büchlein veröffentlichen?

Liebe/-r Experte/-in,

als Hobbyzeichnerin illustriere ich ehrenamtlich ein (wenn man es einfach nur ausdruckt) 40-seitiges Versepos eines Bekannten, der ebenfalls hobbymäßig humorvoll und zugleich nachdenklich das aufs Papier gebracht hat, was manche Tiere so über ihre Namen denken mögen, die die Menschen ihnen gegeben haben. Deren Reflexionen reichen von Stolz bis zur Empörung und lesen sich sehr heiter.
Das Büchlein ist für Erwachsene gedacht, kann aber durchaus auch Kinder oder Jugendliche ansprechen.
Des Autors größter Traum ist nun die Veröffentlichung;sehr engagiert und ausdauernd hat er bereits zahlreiche Verlage angeschrieben und ihnen das Skript, auch einige Illustrationen zuggesandt.
Zuletzt haben 3 (kleinere, z.T. lokale) Interesse gezeigt (alles aber noch offen), einer davon würde das Buch allerdings „nur“ verkaufen und dafür werben, während der komplette Druck privat zu finanzieren wäre. Der Gewinn würde scheinbar geteilt werden. Da frage ich mich: Ist das fair bzw. üblich?

Meine Fragen: Was ist von letzterer Möglichkeit zu halten?
Und: Wie könnte / sollte man außerdem vorgehen?

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

Nicole

Hallo Nicole,

zum Buchdruck gehören, wie beschrieben, mehrere „Teile“: Das Schreiben, der Druck, Vermarktung und Vertrieb. Wenn man keinen Verlag findet, der Aufgaben übernimmt, die nach dem Schreiben kommen, dann kann das Angebot des kleinen Verlags, die risikoarmen Aufgaben Marketing und Vertrieb zu übernehmen, wenigsten schon einmal einen Schritt weiter bedeuten.

Die Fairness dieses Angebots muss jeder für sich selbst entscheiden. Wenn der Verlag nicht das alleinige Verkaufs-/Vertriebsrecht besitzt (vertraglich regeln!), so entlastet das Angebot den Autor in diesen bereich - gibt ihm aber bei freier Kapazität und entsprechendem Engagement die Möglichkeit, selbst am Verkauf der von ihm finanzierten Auflage mitzuwirken. Die kann recht effektiv durch Lesungen insbesondere im regionalen Raum funktionieren - oder an thematisch passenden Orten (da fallen mir spontan Zoos und Tierparks ein, die evtl. auch einmal ein literarisches Angebot zu schätzen wissen).

Ohne diese Option gibt der Autor jedoch seine Einflussnahme auf den Verkauf völlig auf - was im schlimmsten Fall bedeuten kann, dass sein Buch nur drüftig beworben wird. Hier sind immer viele Absprachen und vertragliche Festlegungen von Vorteil.

Ich wünsche viel Erfolg!

Viele Grüße

S. Tröller

Hallo,

die Vorgehensweise, den Autor den Druck finanzieren zu lassen ist durchaus üblich, aber alles andere als fair. Das Risiko trägt der Autor und der Verlag kriegt das Geld.

Ein Lyrikbändchen eines unbekannten Autors gilt per se als unverkäuflich, egal wie gut es ist. Das Risiko ist für Verlage zu hoch. Kleinverlage wittern hier zumindest eine Chance.

Ich würde mit der Zeit gehen und das Ganze als E-Book herausbringen. Das finanzielle Risiko ist gering, der mögliche Gewinn auch, aber eine Öffentlichkeit ist in kleinem Umfang erreichbar.

Das kann z.b. so aussehen: http://www.simon-verlag.de/

Infos zu E-Books gibt es hier: http://www.readerfinder.de/

Eine Plattform für Illustratoren wäre:
http://www.toonpool.com/artists/thalasso_10147

Ich hoffe, das hilft dir weiter.

Grüße
Titus

Hallo Nicole,

von Veröffentlichungen mit eigener Finanzierungen sollte man die Finger lassen. Seriöse Verlage machen so was nicht. Ich kann euch aber mal ein paar Tipps, die ich von Autoren und Verlagen erhalten habe geben:
Als erstes niemls das gesamte Werk einschicken. eine Zusammenfassung und erklärung worum es geht und ein paar Seiten als Probe reichen völlig aus. Kein Lektor hat die Zeit sich alles durchzulesen.
Und ihr solltet darüber nachdenken, ob ihr euch einen Buchagenten zulegt. Die seriösen arbeiten auf Provisionsbasis, bekommen also erst Geld, wenn ihr welches bekommt. Die wissen 1. sehr genau worauf zu achten ist, 2. kennen sie die Branche ganz gut und 3. legen die sich für ihre Auoren richtig ins Zeug.
Mehr kann ich leider auch nicht sagen, da ich zwar n einem Verlag arbeite, aber wir Kunden- & Fachzeitschriften machen. Mit Büchern haben wir eher weniger zu tun.

Hallo,

vielen Dank für die rasche und hilfreiche Antwort.
Lesungen und eine enge Kooperation mit dem örtlichen Zoo bestehn bereits. Interessant also, von außen auch nochmal die Bestätigung zu erhalten, dass der Weg gar nicht schlecht ist.
Und die Vorteile eines kleinen Verlages alterativ zu gar keinem waren mir so noch nicht bewusst. Werde es mit dem Autor besprechen.

Vielen dank und lieber Gruß

Nicole

Hallo, Titus,

vielen Dank für deine schnelle Antwort und deine Einschätzung. Alle Tipps bespreche ich gerne mit dem Autor. Berühmt und reich werden wir natürlich nicht, aber arm halt hoffentlich auch nicht.

Lieber Gruß

Nicole

Hallo, Hanna,

vielen Dank für deine racshe und hilfreiche Rückmeldung!

Lieber Gruß

Nicole

Liebe Nicole

Ich würde auf diesen „Deal“ eingehen, aber vertraglich vereinbaren, welche Leistungen der Verlag erbringt. Wenn man bedenkt, dass Autoren sonst um die 10-15% des Verkaufspreises eines Buches erhalten, ist dies soweit ok und fair.

Es gibt in der Slowakei Druckereien (ich kann sie Dir bei Interesse nennen), die schon für 3-4 Euro pro Stück auch in kleinen Auflagen sehr preiswert und in guter Qualität drucken. Die Kosten wären also nicht zu hoch, ausser noch die Cover-Grafik, doch die kann man auch in Eigenregie wagen.

Beste Grüsse
M. de Micheli
PRAXIUM Verlag
wwww.praxium.ch
[email protected]

Hallo Nicole,

tut mir leid, ich bin ausschließlich im Zeitungsverlag tätig und kann somit leider nicht weiterhelfen. Ich hoffe, Sie finden jemand mit Wissen zum Buchverlag, der hilfreicher ist.

In jedem Fall wünsche ich viel Erfolg und sende
beste Grüße
Claudia

Hallo, Claudia,

trotzdem vielen Dank für die Antwort! Ja, ich habe auch schon einige Tipps bekommen.

Viele Grüße

Nicole

Hallo,

vielen Dank für die Einschätzung und die Hinweise. Es scheint doch im Endeefekt sehr auf den Vertrag anzukommen. Gerne gebe ich den Tipp mit der Druckerei weiter, wobei ich persönlich prinzipiell in Deutschland bleiben würde. Ggf. würde ich mich aber tatsächlich einfach nochmal melden.

Viele Grüße

Nicole

Hallo Nicole,
Grundlage des Verlagsgeschäfts ist gegenseitiges Vertrauen und Fairness. So teilen sich üblicherweise Verlag und Autor Risiko und Erfolg. Das bedeutet: Während der Autor seine Zeit, Arbeit und Kreativität eingebracht hat und so in Vorleistung getreten ist, übernimmt der Verlag - sofern er an den Erfolg des Produktes glaubt - die Kosten für Produktion und Vermarktung.
Branchenüblich sind zwei Honorarmodelle. Erfolgsabhängiges Honorar in der Größenordnung von 9-10% des Verkaufspreises je verkauftem Buch oder alternativ ein Pauschalhonorar, das je nach Verkaufserfolg gut („Ladenhüter“) oder schlecht („Topseller“) für den Autor sein kann.
Dem geschilderten Angebot, auch noch selbst die Produktionskosten zu tragen, würde ich persönlich nicht nähertreten.
Vorschlag: Vergleichbare Büchlein und Themen im Internet suchen. Diese Verlage kontaktieren und beschreiben, wie und warum dieses neue Manuskript eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Angebot wäre. Dann klappt´s bestimmt!
Ich hoffe, ein wenig geholfen zu haben, und wünsche viel Erfolg.
Schöne Grüße
Paul

Hallo, Paul,

vielen Dank für die ausführlichen und hilfreichen Tipps - das hilft bei der Orientierung sehr weiter! Das mit dem Büchlein-Vergleichen und die Verlage gezielt anschreiben klingt sehr plausibel, ich werd’s auf jeden Fall weiterleiten.

Viele Grüße

Nicole

Hallo Nicole,

da Sie Beide das Projekt hobbymäßig betreiben, sollten Sie keinen Kleinverlag eröffnen, da dies zu aufwendig ist.

Eine Alternative isr das Buch über Books on demand zu veröffentlichen (http://www.book-on-demand.de) dies hat Nachteile, z. B.: Wenn ein Kunde Ihr Buch bestellt, dann kann es sein, dass er 1 Woche auf das Buch warten muss!

Zum Thema: Der Gewinn würde scheinbar geteilt werden. Da frage ich mich: Ist das fair bzw. üblich?

Bitte informieren Sie sich genau über die Vertragsgestaltung. Das Wort „scheinbar“ zeigt, dass der Verlag Sie da im Unklaren lässt.
Wenn es heist, der Gewinn wird geteilt, so ist das ein Vorteil für Sie. Dies glaube ich im Moment aber nicht, da die Realität folgende ist:

Ein Verlag ist vom Erfolg eines Buches überzeugt. Er schließt einen Vertrag mit Autor und Illustrator und zahlt ca. 5%, bei bekannten Autoren ca. 7-8% an die beiden Beteiligten. Der Verlag übernimmt die Druckkosten.
So sieht die normale Praxis aus.

Wenn Sie die Druckkosten übernehmen sollen, so möchte der Verlag kein Risiko übernehmen, zahlt Ihnen aber 50% vom Gewinn! Also ein gutes Angebot.
Stellen Sie auch genau fest, welche Werbemaßnahmen der Verlag ergreifen wird. Stecken die Geld in das Projekt oder bestehen die Werbemaßnahmen nur darin, dass die Abbildung Ihres Buchestitels auf der Internetseite des Verlages erscheint? Das wäre zu wenig.
Wird Ihr Buch bei Libri, KNV , Umbreit gelistet?

Auch noch zu klären ist: Was heist Gewinn? Wie wird der definiert? Zieht der Verlag die investierten Werbekosten ab?

Noch etwas zur Info: Ein Buch das 10 EUR kostet wird von Amazon verkauft. Amazon nimmt z. B. ca. 50% vom Verkauftspreis!
bleiben ca. 5 EUR übrig. Das heist für Sie 2,50 EUR minus Druckkosten = ca. 1,50 EUR.

Meine Empfehlung: Mit dem Verlag zusammensetzen und genau besprechen, wie die sich das vorstellen.
Und es dann einfach mal ausprobieren. Die Druckkosten werden nicht allzu hoch sein, wenn Sie eine niedrige Auflage wählen ist dies vielleicht zu finanzieren.

Viel Spaß und Erfolg!

Gruß

Tobias

Hallo, Tobias,

herzlichen Dank für die ausführliche Antwort, die kritischen Überlegungen und die Empfehlungen! Die Informationen sind neu und hilfreich und helfen bei der weiteren Orientierung.

Liebe Grüße

Nicole