Wie einfache Unternehmensbewertung?

Ich suche eine Faustformel, um den Verkaufswert eines Dienstleistungsunternehmens zu schätzen. Es geht also nicht um Warenvorräte, sondern um den Goodwill, das Know-How etc.

Das Unternehmen ist in einem Wachstumsmarkt, hat zur Zeit keine Konkurrenz und verfügt über einen ausgezeichneten Namen bei Kunden und der allgemeinen Öffentlichkeit.

Man hat mir gesagt, man können 3 x Jahresgewinn rechnen. Stimmt das?

Ich bin froh um jede Antwort.

Markus

Hallo Markus,

Ich suche eine Faustformel, um den Verkaufswert eines
Dienstleistungsunternehmens zu schätzen. Es geht also nicht um
Warenvorräte, sondern um den Goodwill, das Know-How etc.

somit ist der (zu erwartende) Gewinn die nötige Messlatte.

Das Unternehmen ist in einem Wachstumsmarkt, hat zur Zeit
keine Konkurrenz und verfügt über einen ausgezeichneten Namen
bei Kunden und der allgemeinen Öffentlichkeit.

Man hat mir gesagt, man können 3 x Jahresgewinn rechnen.
Stimmt das?

Man kann sogar 5x den Jahresgewinn rechnen, wobei man bei einer Personengesellschaft vorher noch die fiktiven Kosten eines Geschäftsführers abziehen muß, es zählt also nur der „Vergleichsgewinn zu einer GmbH“.

In der heutigen Zeit ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gewinne kommen werden, eine wichtige Messlatte.

Grüsse

Sven

Halte leider nichts von solchen Pi x Daumen-Verfahren. Wenn der Wert des Know How bewertet werden will, was machst du, wenn am Tag des Firmenübergangs/Kaufs das Know How (Mitarbeiter) kündigen? Der Goodwill hängt auch sehr vom Ansehen des Unternehmens bei den Kunden und Lieferanten ab. Wie sehen diese einem Führungswechsel?

Des Weiteren ist der Gewinn nicht immer gut vorauskalkulierbar. Die Börse zeigt es mit ihren Gewinnwarnungen immer wieder! Was ist, wenn ein Unternehmen super dasteht, aber keinen Gewinn macht (machen will)!! Umsatz - Kosten = O?? Alles wieder investiert, so dass am Ende kein Gewinn rauskommt? Ist dann das Unternehmen „0 x 3 Jahre = Nix wert“?

Gruß
Falke

Hallo Falke,

Halte leider nichts von solchen Pi x Daumen-Verfahren. Wenn
der Wert des Know How bewertet werden will, was machst du,
wenn am Tag des Firmenübergangs/Kaufs das Know How
(Mitarbeiter) kündigen? Der Goodwill hängt auch sehr vom
Ansehen des Unternehmens bei den Kunden und Lieferanten ab.
Wie sehen diese einem Führungswechsel?

Auch ich würde niemals ein Unternehmen nach Pi x Daumen-Verfahren kaufen. Aber manchmal ist es schon sehr nützlich, auf die schnelle die mögliche Höhe eines Kaufpreises zu kennen (man steht einfach besser da, wenn man überraschend schnell sagen kann „der Preis erscheint mir aber hoch, das rechnet sich nie“).

Des Weiteren ist der Gewinn nicht immer gut
vorauskalkulierbar.

Daher sagte ich ja auch: der zu erwartende Gewinn mit Abschätzung der Wahrscheinlichkeit. Dass ein Unternehmen dann zukünftig doch Verluste fahren kann - unternehmerisches Risiko.

Was ist, wenn ein Unternehmen

super dasteht, aber keinen Gewinn macht (machen will)!! Umsatz

  • Kosten = O?? Alles wieder investiert, so dass am Ende kein
    Gewinn rauskommt? Ist dann das Unternehmen „0 x 3 Jahre = Nix
    wert“?

Nein, natürlich nicht. Aber Investitionen müssen sich amortisieren, d.h. zukünftigen Gewinn „bescheren“ (sonst war es eine Fehlinvestition). Daher (ich weiss, ich wiederhole mich): es zählt der zu erwartende Gewinn.

Den bestehenden Gewinn nimmt man in einer ersten Abschätzung nur, weil man die zukünftigen Pläne nicht genau einschätzen kann und das Vorsichtsprinzip immer noch gibt. Daher sollte übrigens auch die Entwicklung der Vergangenheit berücksichtigt werden (Zu-/Abnahme des Gewinns).

Grüsse

Sven

Ich suche eine Faustformel, um den Verkaufswert eines
Dienstleistungsunternehmens zu schätzen. Es geht also nicht um
Warenvorräte, sondern um den Goodwill, das Know-How etc.

Ich kenne da eine Formel, die lautet: 10 x Jahresumsatz

Davon gehen ab: alle Kredite, alle Verbindlichkeiten, alle Risiken.

Gerade bei den Risiken ist die Bewertung versteckt. D.H. je höher das Risiko, desto größer der Abschlag und da liegt letztendlich die „Verhandlungsmasse“.

Sind evtl. Einsparpotentiale vorhanden? Wenn nicht Kaufpreis senken!

Das Unternehmen ist in einem Wachstumsmarkt, hat zur Zeit
keine Konkurrenz

Höchstes Risiko, da jederzeit Konkurrenz eintreten kann, wenn Idee wirklich gut. Also sämtliche Entwicklungskosten abziehen, da die Konkurrenz diese auch nicht hat.

und verfügt über einen ausgezeichneten Namen

bei Kunden und der allgemeinen Öffentlichkeit.

Großes Risiko. sollte die Formulierung stimmen, fragt es sich, warum noch keine Konkurrenz da!!! Bzw. wird die Konkurrenz nicht lange auf sich warten lassen. Welches Potential besteht, wann setzt Verdrängung ein?

Man hat mir gesagt, man können 3 x Jahresgewinn rechnen.
Stimmt das?

Wenn der Jahresgewinn sich unter EUR 100.000 beläuft gerne.

Darüber würde ich durchaus eine Bewertung durch „Fachleute“ vorschlagen, diese sollte dann Gegenstand einer Verhandlung zwischen Käufer und Verkäufer sein.

gruss
winkel

Hallo Sven,

die letzte Anwort bestärkt mich in meiner Meinung, dass all solche Verfahren für die Katz’ sind: erst x3, dann x5 und jetzt x10.

Man kann nie sagen, es rechnet sich nicht: die Marktlage kann sich ändern, ein anderer Manager erschließt neue Möglichkeiten und Nischenmärkte, gesetz. Bestimmungen ändern sich etc.

Selbst diese Punkte müssen in den „Wahrscheinlichkeitsabschlag“ einkalkuliert werden, der von jedem anders beurteilt wird. Der eine glaubt nicht an gesetzl. Änderungen (also keine Beeinflussung), der andere fürchtet unter einer Stoiber-Regierung drastische gesetzliche Änderungen (Risikoabschlag bei dem vielleicht -10 %)… und dies sind nur wenige Faktoren, die einen Wert beeinflussen.

Eine Aussage also a lá „Coca-Cola ist meines Wissens 10 Mio. Euro wert“ ist nahezu wertlos.

Grund auch, dass nahezu alle notwendigen Faktoren einer Minimalkalkulation fehlen! Wie hoch ist das Gehalt des GF von Coca-Cola, von Microsoft? Welchen Gewinn erwarten diese Unternehmen für 2003, 2004?? Nur zwei Punkte, die diese ganze Daumenkalkulation über den Haufen werfen.

Finde daher, dass es keine vernümpftige Daumenkalkulation gibt, ohne einen sehr tiefen Einblick in den Markt, die Geschäftsbücher, das Produkt und Führungs/Arbeitsqualitäten des Unternehmens haben zu können.

Gruß
Falke

über den Daumen gepeilt und mit EXCEL gespielt

Finde daher, dass es keine vernümpftige Daumenkalkulation
gibt, ohne einen sehr tiefen Einblick in den Markt, die
Geschäftsbücher, das Produkt und Führungs/Arbeitsqualitäten
des Unternehmens haben zu können.

Ja, da lobe ich mir die Scheingenauigkeit. Da steht man besonders cool da, wenn man den Unternehmenswert dann nach intensivem Studium des Marktes und des Unternehmens dann auf den Euro genau bestimmen kann.

Ich fand´ es auch verblüffend, als der damalige Chef der Rheinmetall AG in einem Seminar eine Kalkulation eines Unternehmenswertes vorlegte, dem damals (1997) eine Planung des Unternehmensergebnisse bis 2005 zugrunde lag. Darauf angesprochen, wie aberwitzig das ist, hat er allein schon die Frage nicht verstanden. Wie schön, daß man mit Excel so eine Planung/Wertberechnung mit all ihren Annahmen praktisch ohne Nachdenken durchführen kann.

Letzten Endes ist jede Planung für die Katz (wobei es Ausnahmen gibt, z.B. kann ein Großanlagenbauer seine Zahlen für das übernächste Jahr praktisch genau vorhersagen) und damit auch jede Berechnung eines Unternehmenswertes.

Der Wert eines Gegenstandes bemißt sich danach, was jemand dafür bezahlen will. Da kann der Verkäufer noch so sehr auf seine Berchnungen berufen, der Wert des Unternehmens wird durch die Käufer bestimmt.

Besonders bizzar wird das ganze dann, wenn man sich das DCF-Verfahren mal genauer anschaut und feststellt, daß das ganze an den Nachkommastellen Abzinsungszinssätzen hängt, die man wiederum nur annehmen kann. Ein Zehntel mehr oder weniger und der Wert des Unternehmens ist nicht wiederzuerkennen.

Also: Rechnen gut und schön, letztlich ist ein Schätzwert nicht besser oder schlechter, nur scheinbar genauer und deswegen wird bei Übernahmen so gerne gerechnet. Oder vielleicht auch, weil sich die Beratungsgesellschaften sich die Rechnerei teuer bezahlen lassen. :wink:

Fruß
Christian

1 Like

Ich kenne da eine Formel, die lautet: 10 x Jahresumsatz

Ach Du liebe Güte. Dann wär ja die Stollwerck-Gruppe um die 8 Mrd. Euro wert gewesen. Da wird sich der olle Imhoff aber ärgern, daß er den Laden so billig verkauft hat:
http://www.welt.de/daten/2002/04/29/0429brw329312.htx

Oder meintest Du den Jahresgewinn? :wink:

Gruß
Christian

Hallo Falke,

die letzte Anwort bestärkt mich in meiner Meinung, dass all
solche Verfahren für die Katz’ sind: erst x3, dann x5 und
jetzt x10.

Ich beziehe meinen Wert 5x Jahresgewinn aus der Annahme, dass ich bei jedem Investment einen gewissen jährlichen ROI erzielen möchte. Da ich hierbei von vielen Firmen den Wert 20 gehört habe, gehe ich von 5x zu erwartendem Jahresgewinn aus. Übrigens ist das auch eine Aussage eines Steuerberaters, der mich mal bei der Planung eines Unternehmenskaufs beraten hat.

Man kann nie sagen, es rechnet sich nicht: die Marktlage kann
sich ändern, ein anderer Manager erschließt neue Möglichkeiten
und Nischenmärkte, gesetz. Bestimmungen ändern sich etc.

Daher: der zu erwartende Gewinn zählt.

Grund auch, dass nahezu alle notwendigen Faktoren einer
Minimalkalkulation fehlen!

Man sollte sich natürlich in der Branche schon auskennen, wenn man eine grobe Beurteilung eines Unternehmenswerts machen will. Ich werde mir auch niemals anmaßen, den Wert einer AG bestimmen zu wollen - in meinem Fall geht’s vielmehr um Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen (

Hallo Sven,

OK - nun habe ich mal eine Begründung für die Zahl „5“! Und ich dachte immer, die Antwort auf alle Fragen wäre „42“!! :wink:

Daher: der zu erwartende Gewinn zählt.

Nur wie willst du den „zu erwartenden Gewinn“ berechnen, wenn zu viele Faktoren unbekannt oder sich zu schnell ändern können.

Ich werde mir auch niemals anmaßen, den Wert einer AG
bestimmen zu wollen - in meinem Fall geht’s vielmehr um
Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen (

Hi EXC,

ich hab mal in einer firma gearbeitet, da flatterte eines Tages ein Schreiben ins Haus:

Wir haben einen Käufer für ihre Firma!

Wir haben die guten Geister herbestellt und ausgefragt. eine kostenlose Bewertung der firma wurde angeboten. Wir wurden gefragt, was wir uns vorstellten (10facher Umsatz).

Es wurde zustimmend genickt, das sei absolut richtig.

Dann wurden die firmendaten erfaßt, der „Taschenrechner“ bemüht, einige tolle Fragen gestellt, und festgestllt, daß unsere Schätzung bis auf 5% genau richtig war.

Die Vermittlung würde auch tatsächlich sofort eingeleitet, wenn wir auf die Vermittlungsgebühr von 8% einen sofortigen Vorschuß von 50% zahlen würden. Eine Vermittlungsgarantie werde hedoch nicht übernommen, weil „wir“ ja jederzeit nein sagen könnten.

im übrigen geb ich dir recht: Letztendlich wird bezahlt, was der eine haben und der andere geben will. siehe die neuesten Berichte über Telekom und Voicestream

gruss
winkel

in der Tat :wink:
Hallöchen,

Wir haben die guten Geister herbestellt und ausgefragt. eine
kostenlose Bewertung der firma wurde angeboten. Wir wurden
gefragt, was wir uns vorstellten (10facher Umsatz).

also da hätte ich (als Verkäufer) dann auch sofort zugegriffen. Normalerweise nimmt man die Jahressüberschüsse der nächsten X Jahre und zinst diese dann auf den heutigen Zeitpunkt ab. D.h. eine Faustformel wie x mal Jahresüberschuß ist da vertretbar. Den Umsatz unabhängig vom Gewinn heranzuziehen, halte ich für sträflichen Leichtsinn. Aber gut, wer es bezahlen will…

Gruß
Christian

Hallo Falke,

Nur wie willst du den „zu erwartenden Gewinn“ berechnen, wenn
zu viele Faktoren unbekannt oder sich zu schnell ändern
können.

Das ist in manchen Branchen sicherlich sehr schwierig - insbesondere in den kurzlebigen (IT usw.). Wenn man ein Unternehmen kauft, geht man aber auch ein unternehmerisches Risiko ein - genauso wie der bisherige Eigentümer, wenn er das Unternehmen weiterhin behält.

Es geht also vielmehr darum, den wahrscheinlichen zukünftigen Gewinn abzuschätzen und daraufhin zu überlegen, was einem das Unternehmen als Kaufpreis wert ist. Je höher das Risiko, desdo kleiner natürlich der Kaufpreis.

Ich werde mir auch niemals anmaßen, den Wert einer AG
bestimmen zu wollen - in meinem Fall geht’s vielmehr um
Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen (

Hallo Christian,

Den Umsatz unabhängig vom Gewinn
heranzuziehen, halte ich für sträflichen Leichtsinn. Aber gut,
wer es bezahlen will…

Man sollte es nicht glauben, aber tatsächlich rechnen viele Firmeninhaber im Handwerk mit Faustformeln in Abhängigkeit vom Umsatz (Textil-Reiniger: 3 - 4 Monatsumsätze).

Liegt wohl daran, dass sehr viele Handwerker (natürlich nicht alle) nichts von Kostenrechnung verstehen und sich daher mit Gewinn = Umsatz - Kosten sehr schwer tun (noch schwerer mit der Tatsache, dass nicht der Gewinn der Einzelunternehmung gilt, sondern vorher noch das Inhaber-Gehalt abgezogen werden muß).
Den Umsatz kennen die meisten Handwerker aber noch, also versuchen sie Faustformeln, die Ihnen sicherlich mal in Abhängigkeit vom Gewinn mitgeteilt wurden, in eine Abhängigkeit vom Umsatz zu bringen.

Grüsse

Sven