Wie entstand das Universum

Ich hab ja schon viel über den Urknall gehört. Aber ich wollte mal wissen, ob mir jemand in wenigen Sätzen eine einigermassen bewiesene Theorie sagen kann!!

MfG

Dominik Jochem

Lieber Dominik

Ich fürchte, es gibt sie nicht.

Man sollte diese, wie jede andere Theorie als ein vorübergehendes Hilfsmittel nehmen, um sich mit Hilfe dieses Strohalms über Wasser zu halten :smile:

gruß
rolf

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Hallo Dominik

„Einigermassen bewiesen“ ist die Urknalltheorie, d.h. es gibt viele
Beobachtungen, die mit der Urknalltheorie in Einklang stehen. Meines
Wissens gibt es keine Theorie, die die Beobachtungen besser erklaeren
koennte (das inflationaere Szenario ist eine Verfeinerung der
Urknalltheorie). Jedoch stehen manche Beobachtungen im Widerspruch
zur Urknalltheorie. Sie ist trotzdem die beste wissenschaftliche
Erklaerung der Welt, die wir haben, auch wenn es eine Reihe
alternativer Theorien gibt.
„Einigermassen bewiesen“ ist uebrigens eine sinnlose Formulierung,
aber ich weiss, was du meinst. Eine Sache ist entweder bewiesen oder
sie ist es nicht. Abstufungen gibt es nicht. Weiterhin gebe ich zu
bedenken, dass keine naturwissenschaftliche Theorie bewiesen werden
kann, denn die Naturwissenschaften versuchen, Theorien durch
Beobachtungen zu stuetzen. Ein Beweis ergibt sich daraus nie.

Gruss, Tychi

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Himmel!

Gestern noch die Papstbegeisterung und heute nach dem Ursprung fragen!
Laß das nicht den Ratzinger hören!

mfgConrad

Hallo Tychi,

„Einigermassen bewiesen“ ist die Urknalltheorie, d.h. es gibt
viele
Beobachtungen, die mit der Urknalltheorie in Einklang stehen.
Meines
Wissens gibt es keine Theorie, die die Beobachtungen besser
erklaeren
koennte (das inflationaere Szenario ist eine Verfeinerung der
Urknalltheorie). Jedoch stehen manche Beobachtungen im
Widerspruch
zur Urknalltheorie. Sie ist trotzdem die beste
wissenschaftliche
Erklaerung der Welt, die wir haben, auch wenn es eine Reihe
alternativer Theorien gibt.

kein Einwand!

„Einigermassen bewiesen“ ist uebrigens eine sinnlose
Formulierung,

warum?

aber ich weiss, was du meinst. Eine Sache ist entweder
bewiesen oder
sie ist es nicht. Abstufungen gibt es nicht.

Auf der Grundlage welcher Wissenschaftstheorie kannst Du so argumentieren?

Der Logische Empirismus etwa, eine sicher sehr bedeutende Richtung, hätte mit dieser Formulierung kein Problem:

hier wird jede empirische Hypothese einer Vielzahl von Beobachtungen ausgesetzt, die die Hypothese/Theorie verifizieren sollen;

dieser Verifikationsvorgang ist prinzipiell unabschließbar, jede einzelne Verifikation erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit der Wahrheit einer Theorie, in dem Sinne, als es dadurch rationaler für uns wird, dieser Theorie zu „vertrauen“.

Die einzigen Bereiche des Wissens, bei denen es keine „Abstufungen“ geben kann sind nach dem Logischen Empirismus tautologische Systeme wie Mathematik und Logik, nicht aber die Physik, um die es hier geht.

Deine strenge Dichotomie bewiesen/nicht-bewiesen würde der Logische Empirismus als „Rationalismus“ kennzeichnen.

Meines Erachtens hält aber auch Poppers „Kritischer Rationalismus“, der ja eine Revision des Log. Emp. ist, an den „Abstufungen“ fest, auch wenn er sich grundsätzlich der Dichotomie falsifiziert/nicht-falsifiziert bedient, weshalb er sich „Rationalismus“ nennen kann.

Viele Grüße
franz

Hallo Franz Ben

„Einigermassen bewiesen“ ist uebrigens eine sinnlose
Formulierung,

warum?

aber ich weiss, was du meinst. Eine Sache ist entweder
bewiesen oder
sie ist es nicht. Abstufungen gibt es nicht.

Auf der Grundlage welcher Wissenschaftstheorie kannst Du so
argumentieren?

Aehhm, ja also einen Namen kenne ich nicht. Fuer mich gibt es Beweise
nur in der Mathematik oder in verwandten Systemen, die von
Definitionen ausgehen und alles andere durch logische Schluesse
(Syllogismen?) ableiten. Innerhalb eines solchen Systems kann man
etwas beweisen, z.B. den Satz des Pythagoras. Ein Beweis ist ein
unwiderlegbares Argument fuer die zu beweisende Aussage, an dem kein
vernueftiger Mensch zweifeln kann.
Ein Klassiker, den du in Abwandlung sicher kennst:
Defintion: Ein Grieche ist sterblich.
Behauptung: Sokrates ist sterblich.
Beweis: Sokrates ist sterblich, weil er ein Grieche ist.

So oder so aehnlich funktioniert ein Beweis. Innerhalb des Systems
kann kein Zweifel mehr an der Richtigkeit der Behauptung bestehen.
Nimmt man aber systemfremde Elemente hinzu, dann ist der Beweis nicht
mehr gueltig. Solche waeren Zweifel wie: Ist wirklich jeder Grieche
sterblich? Ist Sokrates wirklich ein Grieche?
Diese systemfremden Elemente sind gerade empirische Daten, derer es
prinzipiell unendlich viele gibt. Deshalb findet man kein
abgeschlossenes System, in welchem es keine Zweifel mehr gaebe,
sobald man empirische Daten zulaesst. Und deshalb ist innerhalb des
Systems, in welchem sich die Naturwissenschaften bewegen (die Welt),
kein Beweis moeglich.

Der Logische Empirismus etwa, eine sicher sehr bedeutende
Richtung, hätte mit dieser Formulierung kein Problem:

hier wird jede empirische Hypothese einer Vielzahl von
Beobachtungen ausgesetzt, die die Hypothese/Theorie
verifizieren sollen;

dieser Verifikationsvorgang ist prinzipiell
unabschließbar, jede einzelne Verifikation erhöht jedoch
die Wahrscheinlichkeit
der Wahrheit einer Theorie, in dem
Sinne, als es dadurch rationaler für uns wird, dieser Theorie
zu „vertrauen“.

Dem stimme ich zu. Popper jedoch ist noch strenger: Er schreibt, dass
sich noch nicht einmal die Wahrscheinlichkeit erhoehe. Sein Argument
ist, glaube ich: Es bleiben trotz noch so vieler Verifikationen (die
ja keine Beweise sind) immer unendlich viele potenzielle
Falsifikationen uebrig, von denen eine allein eine Theorie schon zu
Fall braechte. Oder besser: Das Induktionsproblem bleibt
unangetastet, egal wie viele Beobachtungen einen Induktionsschluss zu
rechtfertigen scheinen.

Die einzigen Bereiche des Wissens, bei denen es keine
„Abstufungen“ geben kann sind nach dem Logischen Empirismus
tautologische Systeme wie Mathematik und Logik, nicht aber die
Physik, um die es hier geht.

Beweise gibt es nur in den tautologischen Systemen. In der Physik
gibt es keine abgestuften Beweise, sondern gar keine. Es gibt nur
Verifikationen und Falsfikationen, die letzteren kann man auch
Gegenbeweis nennen. Dann gibt es zumindest keine positiven Beweise.

Deine strenge Dichotomie bewiesen/nicht-bewiesen würde der
Logische Empirismus als „Rationalismus“ kennzeichnen.

Moeglich, weiss ich jetzt nicht.

Meines Erachtens hält aber auch Poppers „Kritischer
Rationalismus“ [Empirismus meinst du, oder?], der ja eine Revision
des Log. Emp. ist, an den
„Abstufungen“ fest, auch wenn er sich grundsätzlich der
Dichotomie falsifiziert/nicht-falsifiziert bedient, weshalb er
sich „Rationalismus“ nennen kann.

Jeder normale Mensch wuerde einer Theorie, die tausendfach mit den
Beobachtungen uebereinstimmte mehr Vertrauen schenken als einer, die
erst einmal verifiziert wurde. Aber mit Beweisen hat das alles nichts
zu tun.

Gruss, Tychi

Hallo Tychi,

ich sehe schon, unsere Differenz bestand lediglich in einer unterschiedlichen Interpretation von „bewiesen“; ich verstand darunter „Beweis“ im Sinne von „als wahr erwiesen“ bzw. „wahr“.

Darum hat das folgende nichts mehr mit unserem Ausgangsproblem zu tun, dennoch kommentiere ich es kurz:

Der Logische Empirismus etwa, eine sicher sehr bedeutende
Richtung, hätte mit dieser Formulierung kein Problem:

hier wird jede empirische Hypothese einer Vielzahl von
Beobachtungen ausgesetzt, die die Hypothese/Theorie
verifizieren sollen;

dieser Verifikationsvorgang ist prinzipiell
unabschließbar, jede einzelne Verifikation erhöht jedoch
die Wahrscheinlichkeit
der Wahrheit einer Theorie, in dem
Sinne, als es dadurch rationaler für uns wird, dieser Theorie
zu „vertrauen“.

Dem stimme ich zu. Popper jedoch ist noch strenger: Er
schreibt, dass
sich noch nicht einmal die Wahrscheinlichkeit erhoehe. Sein
Argument
ist, glaube ich: Es bleiben trotz noch so vieler
Verifikationen (die
ja keine Beweise sind) immer unendlich viele potenzielle
Falsifikationen uebrig, von denen eine allein eine Theorie
schon zu
Fall braechte. Oder besser: Das Induktionsproblem bleibt
unangetastet, egal wie viele Beobachtungen einen
Induktionsschluss zu
rechtfertigen scheinen.

Das ist richtig, wenn man es auf eine einzelne Hypothese/Theorie bezieht, bezieht man es auf die Gesamtheit der Theorien (und das sollte man meines Erachtens; in diesem und nur in diesem Punkt bin ich Quine-ianer) dann geht es bei Popper eben doch um „Annäherung an die Wahrheit“, also doch Erhöhung von Wahrscheinlichkeit.

Darüber haben wir uns ja schon mal ausgetauscht:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Meines Erachtens hält aber auch Poppers „Kritischer
Rationalismus“ [Empirismus meinst du, oder?],

Nein, sein Programm nennt sich in der Tat „Kritischer Rationalismus“ (wohl in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass er nicht mehr wie der Log. Emp. induktiv, sondern -rationalistisch- deduktiv vorgeht);
selbstverständlich gehört er in die Oberkategorie „Empirismus“, (aber dieser Begriff ist ein überaus farbloser!)

der ja eine Revision
des Log. Emp. ist, an den
„Abstufungen“ fest, auch wenn er sich grundsätzlich der
Dichotomie falsifiziert/nicht-falsifiziert bedient, weshalb er
sich „Rationalismus“ nennen kann.

Jeder normale Mensch wuerde einer Theorie, die tausendfach mit
den
Beobachtungen uebereinstimmte mehr Vertrauen schenken als
einer, die
erst einmal verifiziert wurde.

Das ist eine sehr voraussetzungsreiche Annahme; wie gesagt, macht an dieser Stelle tatsächlich der Log. Emp. am „normalen Menschen“ sein Rationalitätskriterium fest, aber bereits dort muss es auch gleich wieder eingeschränkt werden;

ein Beispiel: die ptolemäische „Theorie“ der Planetenbewegung:
sie stimmt mit millionenfacher täglicher Beobachtung des normalen Menschen überein, dass die Sonne sich um die Erde dreht bzw. zumindest sich in Bezug auf die Erde bewegt;
dennoch konnte die kopernikanische „Gegentheorie“ „Vertrauen“ gewinnen.

Aber mit Beweisen hat das alles
nichts
zu tun.

richtig, das war eben unser Mißverständnis bezüglich des Begriffes „Beweis“.

Viele Grüße
franz

Hallo,

dieser Verifikationsvorgang ist prinzipiell
unabschließbar, jede einzelne Verifikation erhöht jedoch
die Wahrscheinlichkeit
der Wahrheit einer Theorie, in dem
Sinne, als es dadurch rationaler für uns wird, dieser Theorie
zu „vertrauen“.

Dem stimme ich zu. Popper jedoch ist noch strenger: Er
schreibt, dass sich noch nicht einmal die Wahrscheinlichkeit
erhoehe.

richtig, Popper ist strenger. So schreibt er z.B. im Abschnitt über die deduktive Überprüfung der Theorien in Logik der Forschung:

Induktionslogische Argumente treten in dem hier skizzierten Verfahren nicht auf; niemals schließen wir von der Geltung der singulären Sätze auf die der Theorien. Auch durch ihre verifizierten Folgerungen können Theorien niemals als ‚wahr‘ oder auch nur als ‚wahrscheinlicher‘ erwiesen werden (Sir Karl R. Popper, Logik der Forschung, 1934).

Grüße,

Oliver Walter

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Hallo Franz,

ich sehe schon, unsere Differenz bestand lediglich in einer
unterschiedlichen Interpretation von „bewiesen“; ich verstand
darunter „Beweis“ im Sinne von „als wahr erwiesen“ bzw.
„wahr“.

Das macht es aber auch nicht besser: „einigermaßen wahr“ paßt ebensowenig. Denn „wahr“ ist normalerweiser auch ein binärer Begriff: entweder etwas ist wahr oder halt nicht. Also sollte statt „einigermaßen wahr“ eher ein Begriff wie hohe Wahrscheinlichkeit des Zutreffens oder so gewählt werden.

Gruß Kubi

Die Kath Kirche hat den Urknall als durchaus mit der kath Lehre kompatibel erklärt

-mkl-

Hallo Kubi,

ich sehe schon, unsere Differenz bestand lediglich in einer
unterschiedlichen Interpretation von „bewiesen“; ich verstand
darunter „Beweis“ im Sinne von „als wahr erwiesen“ bzw.
„wahr“.

Das macht es aber auch nicht besser: „einigermaßen wahr“ paßt
ebensowenig. Denn „wahr“ ist normalerweiser auch ein binärer
Begriff: entweder etwas ist wahr oder halt nicht. Also sollte
statt „einigermaßen wahr“ eher ein Begriff wie hohe
Wahrscheinlichkeit des Zutreffens oder so gewählt werden.

OK, meinetwegen, aber ein Streit über „Wahrheit“ ist auf einer solchen Ebene relativ müßig, weil die Frage, was „wahr“ ist, nie der Sache selbst entnommen werden kann, sondern eine Frage von Definition ist.

Mein „Missverständnis“ mit Tychi bestand darin, das er das „erwiesen“ des Ausgangsposters im Sinne des logisch-mathematischen Beweises verstanden hatte, und ich -wie wohl der Ausgangsposter auch- eher in einem solchen Sinne, dass man es sinnvollerweise auf empirische Theorien anwenden kann.
Thats all!

Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass etwa die Urknalltheorie „einigermaßen bewiesener“ ist als etwas der Genesis-vor-5000-Jahren-Kreationismus.

Wofür das „einigermaßen bewiesen“ dann letztlich steht, ist wiederum eine andere Frage, falsch wäre es meines Erachtens aber auf jeden Fall zu sagen: „bewiesen ist gar nichts, also sind beide ‚Theorien‘ gleichwertig“, wie das z.B. Teile des Kreationismus machen.

Übrigens:

Also sollte
statt „einigermaßen wahr“ eher ein Begriff wie hohe
Wahrscheinlichkeit des Zutreffens oder so gewählt werden.

Im Sinne des Logischen Empirismus argumentiert:
Wenn ich für „einigermaßen wahr“ „wahrscheinlich“ einsetzen darf, dann geht es aber nicht um die „Wahrscheinlichkeit des Zutreffens“ einer Theorie, denn dann wäre sie einfach probabilistisch, d.h. einer solchen Art, dass ihre Voraussage mit einem bestimmten Grad an Wahrscheinlichkeit zutreffen wird.

„Wahrscheinlichkeit“ bei einer deterministischen (=nicht-probabilistischen) Theorie bedeutet aber eine „Wahrscheinlichkeit der richtigen Anwendung“ der Theorie, ist also ein Maß des Vertrauens, das der Wissenschaftler der Theorie zubilligen kann;

also z.B. (im Sinne des Log. Emp.!): das Fallgesetz ist ein deterministisches, weil ein Gegenstand unter Normalbedingungen immer bzw. zu 100% fallen wird.

Dennoch ist es in Anbetracht der Induktionsproblematik, also des Problems dass ja einmal ein Gegenstand nicht fallen könnte, eine „Vertrauensfrage“.
Somit geht es dabei aber bei „Wahrscheinlichkeit“ nicht um Wahrscheinlichkeit (Probabilität) auf der Ebene der Theorie selbst, sondern auf der Ebene der Anwendung der Theorie.

Viele Grüße
franz

Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass etwa die
Urknalltheorie „einigermaßen bewiesener“ ist als etwas der
Genesis-vor-5000-Jahren-Kreationismus.

Wofür das „einigermaßen bewiesen“ dann letztlich steht, ist
wiederum eine andere Frage,(…)

Aber das genau ist doch die Eingangsfrage.

Ich würde mal gerne mal denjenigen erleben, der sein Leben so riskierte dafür, dass die Urknalltheorie einigermaßen erwiesen sei, wie es Millionen Urlauber dafür tun … dass die Flugtheorie einigermaßen erwiesen sei.

… ich glaube nicht, daß ein einziger Wissenschaftler auch nur seine Hand für diese Urknalltheorie ins Feuer legen würde. Diese Theorie ist eine mathematische Spielerei … interessanter Art … ja.

Hallo Jacobias,

Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass etwa die
Urknalltheorie „einigermaßen bewiesener“ ist als etwas der
Genesis-vor-5000-Jahren-Kreationismus.

Wofür das „einigermaßen bewiesen“ dann letztlich steht, ist
wiederum eine andere Frage,(…)

Aber das genau ist doch die Eingangsfrage.

richtig, meine Antwort war ja auch nicht auf die Eingangsfrage bezogen, sondern auf das was Tychi unter „bewiesen“ verstanden hat, und zwar nur auf das.
Dass es über die Urknalltheorie viel zu sagen gäbe, ist ganz sicher richtig.

Ich würde mal gerne mal denjenigen erleben, der sein Leben so
riskierte dafür, dass die Urknalltheorie einigermaßen erwiesen
sei, wie es Millionen Urlauber dafür tun … dass die
Flugtheorie einigermaßen erwiesen sei.

Das mag sein, aber was soll das besagen? (by the way: ich habe mit keinem Wort gesagt, dass die Urknalltheorie richtig sei, lediglich dass man nicht alle konkurrierenden Theorien schon deshalb als gleichwertig ansehen darf, nur weil sich keine davon „streng logisch-mathematisch beweisen“ lässt.

… ich glaube nicht, daß ein einziger Wissenschaftler auch
nur seine Hand für diese Urknalltheorie ins Feuer legen würde.
Diese Theorie ist eine mathematische Spielerei …
interessanter Art … ja.

Ja hier würde ich durchaus zustimmen (abgesehen davon, dass ich von „logischer Spielerei“ sprechen würde)

Viele Grüße
franz

Hallo,

Induktionslogische Argumente treten in dem hier skizzierten
Verfahren nicht auf; niemals schließen wir von der Geltung der
singulären Sätze auf die der Theorien. Auch durch ihre
verifizierten Folgerungen können Theorien niemals als ‚wahr‘
oder auch nur als ‚wahrscheinlicher‘ erwiesen werden
(Sir
Karl R. Popper, Logik der Forschung, 1934).

laut Poppers später veröffentlichten, aber gleichzeitig entstandenen Ergänzungen zur „Logik der Forschung“ unterscheidet er mit Waismann die „Ereigniswahrscheinlichkeit“, wie sie in der Wahrscheinlichkeitsrechnung verwendet wird, und die „Hypothesenwahrscheinlichkeit“, auf die allein Popper seine Sätze bezogen wissen will (s. Popper, Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Aufgrund von Manuskripten aus den Jahren 1930-1933 hg. v. T. E. Hansen, 1979).

Gruß

Bona

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Hallo Jacobias

… ich glaube nicht, daß ein einziger Wissenschaftler auch
nur seine Hand für diese Urknalltheorie ins Feuer legen würde.
Diese Theorie ist eine mathematische Spielerei …
interessanter Art … ja.

Bisschen mehr als das ist sie schon. Sie erklaert z.B. die 2,7-K
Hintergrundstrahlung, das Hubblegesetz oder die Verteilung der
Elemente. Sicher auch noch vieles mehr, aber so genau kenne ich mich
mit diesem Thema auch nicht mehr aus.
Hier sind noch ein paar Details:
http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall

Gruss, Tychi

Tach Franz,

OK, meinetwegen, aber ein Streit über „Wahrheit“ ist auf einer
solchen Ebene relativ müßig, weil die Frage, was „wahr“ ist,
nie der Sache selbst entnommen werden kann, sondern eine Frage
von Definition ist.

Letztendlich schon, da jedes System irgendwo mit Definitionen anfangen muß, auf denen man aufbaut. Aber wenn man erst einmal ein Erklärungssytem akzeptiert hat, gibt es im Rahmen desselben durchaud viele wahre Aussagen, die nicht ihrerseits als wahr definiert werden müssen. Ihre Wahrheit folgt dann aus den Grundaxiomen.

Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass etwa die
Urknalltheorie „einigermaßen bewiesener“ ist als etwas der
Genesis-vor-5000-Jahren-Kreationismus.

Da sind wir uns einig.

Wofür das „einigermaßen bewiesen“ dann letztlich steht, ist
wiederum eine andere Frage, falsch wäre es meines Erachtens
aber auf jeden Fall zu sagen: „bewiesen ist gar nichts, also
sind beide ‚Theorien‘ gleichwertig“, wie das z.B. Teile des
Kreationismus machen.

Das ist richtig. Hier kommen halt wieder Wahrscheinlichkeiten ins Spiel, die letztlich über Vereinbarkeit mit bekannten Fakten bestimmt werden.

Im Sinne des Logischen Empirismus argumentiert:
Wenn ich für „einigermaßen wahr“ „wahrscheinlich“ einsetzen
darf, dann geht es aber nicht um die „Wahrscheinlichkeit des
Zutreffens“ einer Theorie, denn dann wäre sie einfach
probabilistisch, d.h. einer solchen Art, dass ihre Voraussage
mit einem bestimmten Grad an Wahrscheinlichkeit zutreffen
wird.

Das hängt davon ab, was man mit „Zutreffen“ meint, und schon sind wir wieder bei Begriffsdefinitionen. Ich meinte es hier in dem Sinne „Wahrscheinlichkeit, daß diese Theorie eine korrekte Erklärung der von ihr behandelten Fakten/Ereignisse liefert“.

„Wahrscheinlichkeit“ bei einer deterministischen
(=nicht-probabilistischen) Theorie bedeutet aber eine
„Wahrscheinlichkeit der richtigen Anwendung“ der Theorie, ist
also ein Maß des Vertrauens, das der Wissenschaftler der
Theorie zubilligen kann;

Das kommt meiner Vorstellung schon eher entgegen als die obige Aussage.

Somit geht es dabei aber bei „Wahrscheinlichkeit“ nicht um
Wahrscheinlichkeit (Probabilität) auf der Ebene der Theorie
selbst, sondern auf der Ebene der Anwendung der Theorie.

Ich habe Hemmungen, hier von Anwendung der Theorie zu sprechen, weil auch das wieder anders interpretiert werden kann, Stichwort Anwendungsgrenzen. Deshalb hatte ich Zutreffen geschrieben. Aber letztlich meinen wir glaube ich schon das Gleiche, und die Grundproblematik (ja auch schon im ursprünglichen Mißverständnis) liegt in der Ungenauigkeit der Sprache.

Gruß Kubi

Hallo,

diese Unterscheidung hat Popper in der Tat getroffen. Sie ist allerdings in Bezug auf das von mir gebrachte Zitat aus Logik der Forschung, in dem es um die Wahrscheinlichkeit von Theorien ging, und seine Anwendung auf die Urknalltheorie irrelevant. Das schreibt Popper auch in dem Werk, aus dem Du zitiert hast.

Grüße,

Oliver Walter

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Hallo Tychi,

natürlich erklärt diese Urknalltheorie eine ganze Menge und natürlich wird es so sein, dass keine zweite Theorie soviel Fakten unter einen Hut bringt, wie die Urknalltheorie.

Dies gilt natürlich aber nur solange, bis das es eine Theorie gibt, die die Fakten noch besser unter einen Hut kriegt.

Die Justiz wäre ja nicht auch die Geschichte der Justizirrtümer, wenn jede Logelei, die in der Lage ist einige Fakten unter einen Hut zu bringen, damit auch automatisch wahr wäre.

Hinzu kommt doch, dass es viele Fakten gibt die bisher noch nicht einmal ansatzweise erklärbar sind.

Ob es sich dabei nun um die seltsame Abbremsung aller intersolaren menschlichen Raumgefährte handelt oder etwa um die beschleunigte Expansion des Universums oder etwa um die rätselhafte Natur dunkler Materie.

Gruss Jacobias

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]