Hallo,
‚am besten‘ hättest du es tatsächlich gleich im ersten Gespräch erwähnt. Wenn schon nicht der AG damit anfängt, dann du zum Ende des Gesprächs. Das gehört einfach mit dazu und ich wundere mich schon, dass der Punkt nicht zur Sprache kam.
Vielleicht könntest du dich so aus der Affaire ziehen, dass du - falls dem so ist - grundsätzliches Interesse signalisierst, aber selbstbewusst (NICHT überheblich!) einschränkst, dass man sich natürlich auch noch über die Bezahlung einig werden müsse. Zu diesem Punkt würde ich - bei gegenseitigem Interesse - um ein weiteres persönliches Gespräch bitten und mich nicht auf ein Hin- und Herschieben von Zahlen am Telefon einlassen wollen. Es sei denn, der AG sperrt sich da spürbar.
M. E. ist das Gehalt ein wichtiger Punkt, bei dem es nicht nur um eine bloße Zahl und dann ‚Hopp oder Top‘ geht. Vielmehr geht es auch um Zusatzleistungen des Arbeitgebers, wie z. B. die Gehaltsentwicklung nach Beendigung der Probezeit oder auch Leistungen zur betriebliche Altersvorsorge, Bonuszahlungen etc. etc. Ach ja, nicht zu vergessen nichtmonetäre Zusatzleistungen wie ein Firmenfahrzeug, das für dich aufgrund der Entfernung eine interessante Option sein könnte, Zuschüsse zur Monatskarte etc. Das hast du zwar nicht in Euro und Cent auf dem Gehaltsstreifen, aber für dich könnte es schon reizvoll sein und vielleicht auch für deinen Chef attraktiv, da er Sozialabgaben sparen kann. Gibt es ein fixes Gehalt oder variable Anteile, deren Höhe du womöglich beeinflussen kannst? All das sind Punkte, die m. E. ein weiteres Gespräch rechtfertigen und nicht mal eben zwischen Tür und Angel abgehakt werden sollten. An dieser Stelle bekommt du übrigens auch schon einen ersten Eindruck, ob sich der zukünftige Chef Zeit für dich und deine Fragen nimmt.
Entsprechend würde ich mich auch vorbereiten, damit du nach diesem Gespräch nicht immer noch zahlreiche Fragezeichen auf der Stirn hast.
Wie sich dein Wunschgehalt zusammensetzt, solltest du - wie auch weiter unten als AG-Sicht dargestellt - schön für dich behalten. Was, wenn du dich über ‚hohe Fahrtkosten‘ -> ‚große Entfernung Wohnort - Arbeitsstätte‘ -> ‚schlechte Erreichbarkeit wenn es mal brennt‘ noch vor Abschluss des Arbeitsvertrages plötzlich mit neuen Fakten unattraktiv machst?!
Zudem klingt es schon halb nach Bittstellerei, wenn du darlegst, ab wann sich eine Tätigkeit für dich wirtschaftlich rechnet. Oder tut das der AG, indem er dir erklärt, warum er eben nicht mehr als den Betrag XY zahlen kann (Lohnnebenkosten sind so hoch, Rohstoffpreise gestiegen etc. pp.)?!
Es gibt (d)eine Arbeitsleistung, die den Betrag X wert ist… und zwar einmal aus Sicht des AG, dann aber auch aus deiner. Je nachdem, wie gut deine Verhandlungsposition ist (verfügst du z. B. über Expertenwissen oder bringst langjährige Berufserfahrung ein, passt aufgrund deiner Persönlichkeit sehr gut ins Team, bist also ein kleiner Diamant auf dem Arbeitsmarkt), desto höher kannst du pokern. Auch da gilt es allerdings Bodenhaftung zu bewahren, denn bevor sich ein AG einen Größenwahnsinnigen an Land zieht, verzichtet er lieber ganz - und dann ist der Zug ein für allemal abgefahren. Oder bist du auf den Job angewiesen, willst ihn womöglich unbedingt haben?! Dann musst du evtl. kleinere Brötchen backen und auch für weniger Geld arbeiten, als du dir wünschst.
Bei der Gehaltsfrage gilt es, sich langsam anzunähern. Ich würde es vermutlich so machen, dass ich mich im Vorfeld erkundige, was branchen-/positionsüblich ist und ein bisschen drauflegen. Schließlich bin ich ja doch etwas besonderes und einen Mercedes bekommt man nun mal nicht zum Preis eines Smart. 
Vielleicht ist die Tätigkeit aber auch per se an einen festen Tarif gebunden, dann kannst du dir selber über die geltenden Tarifverträge ergoogeln, wie deine Arbeit bezahlt wird. Leider geht das aus deinem Posting nicht hervor.
Also keine Scheu! Begegne deinem zukünftigen Chef auf Augenhöhe - ihr seid gleichberechtigte Verhandlungspartner. Unterwürfigkeit ist hier unangebracht.
Viele Grüße
Kirsten