Hallo missbluebell,
es haben Dir ja schon viele Leute viele gute Dinge geschrieben. Ich will nur noch was anhängen zu Deinem letzten Satz, der mir nachgeht:
Ich möchte meinem Schatz nicht weh tun mit der Wahrheit.
Das verstehe ich gut. Aber Du wirst Deinem Kind auf Dauer den Schmerz, dass sein Vater ihn/ Euch verlassen hat, wohl nicht ganz ersparen können. Dass ihm das Leben mit Dir, ohne Papa, selbstverständlich ist, ist aber doch eine gute Ausgangsbasis!
Aber ich denke, immer wieder mal in den nächsten Jahren wird er sich damit beschäftigen, dass sein Vater ihn nicht in seinem Leben haben will. Das ist eine Aufgabe, die ihm nun mal zugefallen ist, so wie die Dinge liegen. Das hat erstmal mit Dir nichts zu tun, sondern mit seinem Vater, deswegen kannst Du es auch nicht „wegzaubern“, auch den Schmerz darüber nicht. Musst Du auch nicht.
Natürlich kannst Du für Dich einen Umgang mit dem Thema „Papa ist nicht da“ suchen, der es Deinem Sohn erleichtert, dazu wurde ja schon Vieles gesagt. Und natürlich ist es gut, dass Du nach einer Weise suchst, ihn sanft damit vertraut zu machen.
Ich habe keine Ahnung, ob verständlich ist, was ich meine. Ich möchte Dich eigentlich etwas entlasten von der Idee, Du müsstest oder könntest Deinem Kind den (möglichen/ wahrscheinlichen zukünftigen) Schmerz über die Wahrheit ersparen. Sein Vater hat ihm weh getan mit seinem Weggehen. Lad Du Dir innerlich diese Last nicht auf. Du bist dafür nicht „zuständig“. Zuständig bist Du für Dein Zusammenleben mit Deinem Sohn, für Deine Kommunikation mit ihm (auch über seinen Vater), dafür, dass Du ihn stärkst und auffängst, wenn nötig.
Ach, ich bring’s nicht recht auf den Punkt, ich hoffe, es kommt trotzdem etwas von dem rüber, was ich meine. Vielleicht so, Deinen Satz nochmal aufgreifend: Nicht Du tust ihm weh mit der Wahrheit, sondern wenn, dann tut die Wahrheit ihm weh. Du hilfst ihm und bist seine Ansprechpartnerin dabei, mit der Wahrheit umzugehen.
Viele Grüße Dir,
Jule