Wie erkläre ich meinem Sohn, wer sein Vater ist?

Hallo,

ich bin alleinerziehende Mutter eines Jungen(5).
Zum Vater habe ich keinen Kontakt mehr, seitdem der Kleine geboren wurde. Er hat mich verlassen und nie Interesse an meinem Kleinen.
Mein Sohn hat bisher noch nie gefragt, das Thema"Papa"ist ihm total fremd.
Wie bereite ich mich vor, wenn er fragt? Was kann ich ihm sagen, ohne ihn zu traumatisieren?
Ich bin wirklich ratlos. Ich möchte meinem Schatz nicht weh tun mit der Wahrheit.

Hallo

Zum Vater habe ich keinen Kontakt mehr, seitdem der Kleine geboren wurde. Er hat mich verlassen und nie Interesse an meinem Kleinen.

Zahlt er auch keinen Unterhalt?
Wurde denn Unterhalt von ihm eingefordert?

Mein Sohn hat bisher noch nie gefragt, das Thema"Papa"ist ihm total fremd.
Wie bereite ich mich vor, wenn er fragt? Was kann ich ihm sagen, ohne ihn zu traumatisieren?

Das traumatisiert ihn nicht, wenn du ihm was von seinem Vater erzählst. Ich glaube, am besten wäre es, wenn ihm was erzählst, bevor er fragt. Es ist nämlich nicht gerade unwahrscheinlich, dass er erst dann fragt, wenn er selber von anderen Kindern nach seinem Vater gefragt wird. Und wenn er dann gar nichts dazu sagen kann, und der oder die Fragesteller (vielleicht andere Kindergartenkinder) darüber Bauklötze staunen, das kann ihn allerdings schon traumatisieren. Vielleicht ist es ja auch schon passiert, und es war ihm so unangenehm, dass er gar nicht mehr drüber reden will? Na, vielleicht ja auch nicht. Aber über kurz oder lang wird das passieren, dass ihn jemand fragt.

Denke dir eine Geschichte aus, die der Wahrheit nicht widerspricht, die aber alles ganz Fiese ausspart. Also, dass der Vater weggegangen ist, bevor er geboren wurde, und dass kein Kontakt mehr besteht. Aber nicht, dass der Vater nie Interesse an ihm hatte. Danach kann man ihn fragen lassen, wenn er es wissen will.

Dann kannst du noch irgendwas über den Vater erzählen, was du an ihm gut fandest (es wird ja was gegeben haben), was er von Beruf war, wie er aussah, vielleicht irgendein lustiges Erlebnis, das du mit ihm hattest usw. Dann hat er immerhin einen Vater, den er sich vorstellen und über den er reden kann. Das ist besser als nichts.

Viele Grüße

Hallo,

vielleicht hilft es, wenn Du deinem Sohn erklärst, dass sein Vater einfach kein Papatyp war. Eben jemand, der fürs Vater sein keine Fähigkeiten hatte, das nicht konnte und die Elternrolle deshalb lieber Dir überlassen hat. Das könnte ja in etwa der Wahrheit entsprechen.
Hauptsache, der Kleine denkt nicht, dass er zu schlecht für einen Vater ist oder sich des Vaters schämen muss.
Lieber umgekehrt - was verm. auch der Wahrheit sehr nahe kommt.

Du musst nicht lügen, nur den Vater ein bißchen besser darstellen, als Du ihn in Erinnerung hast - was der Wahrheit nicht widerspricht. Deine Sicht ist schließlich einseitig - ergo nicht die letzte Wahrheit.
Bastele Deinem Kind einen Vater, dessen es sich nicht schämen muss.

Ist unfair, klar. Aber für das Kind sicher besser, als die Wahrheit aus Deiner Sicht.
Die kannst Du offenbaren, wenn das Kind erwachsen ist.

Ich hoffe, jetzt nicht völligen Blödsinn verzapft zu haben.
Aber jung verwitwet mit zwei Kindern musste ich mir auch überlegen, was ich den Kindern später vom Papa erzählte. Kinder sehnen sich nach einem Vorbild, nicht nach einem Unhold als Vater. Natürlich kann man auch Differenzen/Mängel erwähnen, der abwesende Vater soll auch kein Heiliger werden, an den keiner heranreichen kann.

Ist eine Gradwanderung, sehr abhängig vom Alter des Kindes, seinem Interesse und sozialem Verständniss.

Mit etwas Geschick kriegst Du das sicher hin.

Gruß, Paran

Hallo,

er wird irgendwann nach dem Papa fragen.
Und du wirst ihn sicher nicht traumatisieren!

Auf Fragen, wo du keine Antwort weißt sage doch einfach: Ich weiß es nicht.

Die Fragen nach dem „Warum“ und „wieso hast du nie angerufen“ stellt er dem Papa eh irgendwann selber.

Total wichtig und fair, für das Kind, finde ich es aber, den Vater nicht als Feinbild darzustellen.
Er wird eh seine eigene VOrstellung vom Papa haben, der nie anruft.
Aber den Vater jetzt noch zu verteufeln wäre noch schwerer für deinen Sohn.
Das ist eine Sache zwischen dem Vater und dem Kind, er muss sich vor ihm irgendwann rechtfertigen. Dein Sohn wird sicher irgendwann vor seiner Türe stehen…

Alles Gute für euch…

Moin,

Mein Sohn hat bisher noch nie gefragt, das Thema"Papa"ist ihm
total fremd.

ich mutmaße mal, daß er (noch) nicht in den Kindergarten geht.
Spätestens dann dürfte die Frage ein Thema werden, oder allerspätestens mit dem Schulbesuch.

Wie bereite ich mich vor, wenn er fragt? Was kann ich ihm
sagen, ohne ihn zu traumatisieren?

Keine Panik, Du wirst ihn schon nicht traumatisieren. In der Spielgruppe oder Klasse wird er sicher nicht das einzige Kind sein, daß ohne Vater aufwächst, das ist mittlerweile nichts besonderes mehr und stigmatisiert auch nicht mehr.

Ich bin wirklich ratlos. Ich möchte meinem Schatz nicht weh
tun mit der Wahrheit.

Warum solltest Du ihn mit der Wahrheit traumatisieren bzw. ihm weh tun?
Wenn er fragt, warum es bei Euch keinen Vater gibt, sagst Du es ihm wie es ist. Er hat Euch verlassen und möchte keinen Kontakt. Aber wie schon
gesagt wurde mach das möglichst neutral und hüte Dich davor, den Vater schlecht zu machen, das würde irgendwann auf Dich zurückfallen, egal ob dieses Schlechtmachen gerechtfertigt ist oder nicht.

Wenn Du nicht mit ihm darüber sprichst, das Thema gar tabuisierst, wird sich das Kind irgend einen Reim auf die Sache machen und das ist meist die schlechtere Variante.

Gandalf

Hallo,

ich bin auch alleinerziehend und mein Sohn ist ebenfalls beinahe 5. Allerdings besteht bei uns noch Kontakt zu dem Vater.

Ich habe nach der Trennung mich auch sehr davor gehütet, irgendetwas Negatives über den Vater zu sagen. Ich hatte eine Heidenangst davor, dass der Kleine uns dann gegeneinander ausspielt oder aber dass er sich vom Vater entfremdet. Außerdem wollte ich natürlich nicht den Streit zwischen uns Erwachsenen über das Kind austragen. Deshalb hab ich anfangs noch nicht mal „Kritik“ über den Vater von Seiten meines Sohnes zugelassen. Er sollte nicht den Eindruck haben, dass er jetzt Mama gegenüber nicht mehr den Papa lieb haben darf, weil die sonst selbst beleidigt ist.
(Es gibt ja Trennungs-Eltern, bei denen das so ist.)

Ich denke, die besondere Trennungssituation, die ja für ein Kind immer sehr belastend ist, hat das schon gerechtfertigt. Außerdem war der Kleine damals erst zweieinhalb.

Heute sehe ich das aber sehr viel differenzierter. Kritik am Verhalten des Vaters muss schon drin sein. Jedenfalls solange sie sachlich gerechtfertigt ist und ruhig geäußert wird. Und natürlich nur dann, wenn sie den Kleinen betrifft. Erwachsenen-Streitigkeiten diskutiere ich ja nicht mit meinem Sohn.

Das traumatisiert das Kind auch nicht - denke ich jedenfalls - sondern vermittelt ihm einfach meine Werte und Ansichten. Das ist auch wichtig für so kleine Kinder.

Und dass der Vater deines Sohnes keinen Kontakt zu ihm wollte, ist nicht schön und auch nicht normal. Ich finde deshalb auch nicht, dass du das so darstellen solltest. (Ich glaube auch nicht, dass meine Vorposter das so gemeint haben.) Aber der Eindruck entsteht ja, wenn du alles absolut wertneutral und sachlich formulierst.
Ich denke auch, dass du den Vater nicht schlecht machen solltest. Und dass du dem Jungen etwas Positives aus deiner Erinnerung erzählst und ein bisschen schönfärberisch von seinem Papa erzählst, das halte ich auch für eine gute Idee. Einfach, damit dein Sohn eine nette Vorstellung von seinem Papa hat.

Aber dass der Vater nie Kontakt wollte und einfach gegangen ist, würde ich nicht völlig wertfrei im Raum stehen lassen. Es könnte bei dem Kind der Eindruck entstehen, dass es einfach nicht „gut genug“ gewesen ist, als dass der Papa ihn sehen wollte.

Ich würde nicht übertreiben, aber hinzufügen, dass ich das auch nicht schön finde, dass der Vater sich nie gemeldet hat. Nur, damit dein Sohn klar weiß, dass Väter das eigentlich so machen, und dass es nicht an ihm liegt.

Viele Grüße,

larymin

Klasse Antwort, wie ich finde. Leider geht nur ein Sternchen :smile:.

Jule

ach Mönsch.

gesagt wurde mach das möglichst neutral und hüte Dich davor,
den Vater schlecht zu machen, das würde irgendwann auf Dich
zurückfallen, egal ob dieses Schlechtmachen gerechtfertigt ist
oder nicht.

Ich wünschte, das wäre so. Ich werde bei meinen Stieftöchtern schlechtgemacht und sie machen nur zu gerne mit…

Hallo

gesagt wurde mach das möglichst neutral und hüte Dich davor, den Vater schlecht zu machen, das würde irgendwann auf Dich zurückfallen, egal ob dieses Schlechtmachen gerechtfertigt ist oder nicht.

Ich wünschte, das wäre so. Ich werde bei meinen Stieftöchtern schlechtgemacht und sie machen nur zu gerne mit…

Vielleicht kommt es ja noch, dass das irgendwann auf deren Vater (oder wer auch immer dich schlechtmacht) zurückfällt …

Aber eigentlich glaube ich es nicht. Der Vater wird ihnen rein aus verwandtschaftlichen Gründen wesentlich näher stehen als du, und die Mutter in der aktuellen Fragestellung wird ihrem Sohn sogar noch viel näher stehen als der unbekannte Vater, und da ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass der Einfluss nicht noch lange fortwirkt.

Allerdings wäre es für den Jungen sehr schlecht, wenn er einen Vater hätte, von dem er so eine schlechte Meinung hat. Vielleicht wäre es ja ganz gut, wenn er sich einen Vater zurechtträumen kann, wenn der in Wirklichkeit nicht ganz so erquickend ist?

Viele Grüße

Hallo missbluebell,

es haben Dir ja schon viele Leute viele gute Dinge geschrieben. Ich will nur noch was anhängen zu Deinem letzten Satz, der mir nachgeht:

Ich möchte meinem Schatz nicht weh tun mit der Wahrheit.

Das verstehe ich gut. Aber Du wirst Deinem Kind auf Dauer den Schmerz, dass sein Vater ihn/ Euch verlassen hat, wohl nicht ganz ersparen können. Dass ihm das Leben mit Dir, ohne Papa, selbstverständlich ist, ist aber doch eine gute Ausgangsbasis!

Aber ich denke, immer wieder mal in den nächsten Jahren wird er sich damit beschäftigen, dass sein Vater ihn nicht in seinem Leben haben will. Das ist eine Aufgabe, die ihm nun mal zugefallen ist, so wie die Dinge liegen. Das hat erstmal mit Dir nichts zu tun, sondern mit seinem Vater, deswegen kannst Du es auch nicht „wegzaubern“, auch den Schmerz darüber nicht. Musst Du auch nicht.

Natürlich kannst Du für Dich einen Umgang mit dem Thema „Papa ist nicht da“ suchen, der es Deinem Sohn erleichtert, dazu wurde ja schon Vieles gesagt. Und natürlich ist es gut, dass Du nach einer Weise suchst, ihn sanft damit vertraut zu machen.

Ich habe keine Ahnung, ob verständlich ist, was ich meine. Ich möchte Dich eigentlich etwas entlasten von der Idee, Du müsstest oder könntest Deinem Kind den (möglichen/ wahrscheinlichen zukünftigen) Schmerz über die Wahrheit ersparen. Sein Vater hat ihm weh getan mit seinem Weggehen. Lad Du Dir innerlich diese Last nicht auf. Du bist dafür nicht „zuständig“. Zuständig bist Du für Dein Zusammenleben mit Deinem Sohn, für Deine Kommunikation mit ihm (auch über seinen Vater), dafür, dass Du ihn stärkst und auffängst, wenn nötig.

Ach, ich bring’s nicht recht auf den Punkt, ich hoffe, es kommt trotzdem etwas von dem rüber, was ich meine. Vielleicht so, Deinen Satz nochmal aufgreifend: Nicht Du tust ihm weh mit der Wahrheit, sondern wenn, dann tut die Wahrheit ihm weh. Du hilfst ihm und bist seine Ansprechpartnerin dabei, mit der Wahrheit umzugehen.

Viele Grüße Dir,

Jule