Wie erklärten sich die Menschen früher Erdbeben?

Hallo und Guten Tag,

wie erklärten sich eigentlich früher, also z.B. im Mittelalter oder in der Antike, Menschen das Entstehen von Erdbeben? Vermuteten Sie eine „göttliche Strafe“ oder ein „Rumoren in der Hölle“ oder so etwas? Und seit wann eigentlich weiss man dass Erdbeben durch tektonische Verschiebungen entstehen, wer hat das wann das erste mal vermutet?

Danke im Voraus für Antworten,

Jasper.

Hallo!

wie erklärten sich eigentlich früher, also z.B. im Mittelalter
oder in der Antike, Menschen das Entstehen von Erdbeben?

Eine Deutung der Antike erkennt man an dem Namen und dem Wesen des Gottes Poseidon.
Er wird „enosíchthon/enosígaios/gaiéochos“ genannt, also „Erderschütterer“.
Was der Meergott - über ein Seebeben hinaus - mit der Erde zu tun hat?
Da ist einmal die Analogie zu Zeus, der, um seinen (Un-)Willen kund zu tun, den Olymp erschüttert; dann aber der Name selbst. Denn es hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass „posis/Herr“ darin steckt und "Da/Ga(ia)/Erde: P. also als „Gatte/Herr der Erde“
Gruß!
Hannes

Hallo Jasper,

in der Antike gab es zwischen dem 6. und 4. Jh. v. Chr. die Epoche der „ionischen Aufklärung“. Das heißt, es haben sich einzelne Menschen wie z. B. Thales von Milet von animistischen Vorstellungen freigemacht und sind zur Auffassung gelangt, die Welt funktioniere nach Gesetzmäßigkeiten, die man durch Beobachten und Nachdenken herausfinden könne. Sie haben also angenommen, die Welt sei logisch verständlich und nicht ein Tummelplatz von Göttern, Dämonen usw. = „Verständlichkeitsannahme“.

Natürlich hatte man damals nicht die Möglichkeiten, die tatsächlichen Ursachen von Erdbeben herauszufinden. Stattdessen hat man Theorien erdacht, indem man mittels Analogieschluß von bekannten Phänomenen ausgegangen ist. Eine dieser Theorien besagte, die Länder und Kontinente würden wie Schiffe auf dem Wasser schwimmen, und es gäbe ebenso wie bei den Schiffen einen Seegang. Dieser würde sich manchmal durch Erdbeben bemerkbar machen.

Weitere antike Erklärungsmodelle findest Du hier:

http://antike.suite101.de/article.cfm/erdbebenforsch…

Die moderne Erklärung der Erdbeben (Plattentektonik, Drift der Kontinente) ist ungefähr hundert Jahre alt und stammt von Alfred Wegener.

Wie man sich die Entstehung der Erdbeben in der Zeit nach der Antike, aber vor dem 20. Jh. erklärt hat, weiß ich nicht.

Grüße,

I.

Ein berühmtes und folgenreiches Beben - auch in geistesgeschichtlicher Hinsicht - war das von Lissabon 1755:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erdbeben_von_Lissabon_1755

Hallo,

so weit es das christliche Europa betrifft, wurden Erdbeben meist als „Strafen Gottes für sündiges Verhalten“. Bis vor ca. 200 Jahren wurden Bergstürze in den Alpen auch so gesehen.
In anderen Kulturen gab es andere Erklärungen, meist mit bösen Geistern verbundene - siehe z.B. auch in der heutigen Sendung „SWR2/Wissen“, http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/i…, in der es um einen der gefährlichsten Vulkane der Welt auf Java geht. Auf Seite 6 wird auf den Glauben der dortigen Menschen eingegangen. Die Menschen wussten ja nichts über die Ursachen.

Was das Erdbeben von Lissabon angeht, ein Vorredner erwähnte das ja, habe ich mal einen interessanten Vortrag gehört. Sinngemäß hieß es dort:
Die Jesuiten predigten, dass die Menschen Buße tun müssten, in die Kirchen kommen sollten, denn das sei eine Strafe Gottes gewesen. Die Stadtverwaltung die damals ein ausserordentlich professionelles Katastrophenmanagement hingelegt hatte, fühlte sich durch die Gottesmänner derart gestört, dass sie diese schliesslich aus der Stadt gejagt haben.

Gruss
Laika

Hallo Laika,

Die Jesuiten predigten, dass die Menschen Buße tun müssten,
in die Kirchen kommen sollten, denn das sei eine Strafe Gottes
gewesen. Die Stadtverwaltung die damals ein ausserordentlich
professionelles Katastrophenmanagement hingelegt hatte, fühlte
sich durch die Gottesmänner derart gestört, dass sie diese
schliesslich aus der Stadt gejagt haben.

Gab es damals noch Kirchen, die man besuchen konnte?

Gruß,
Andreas

Hallo Andreas,

Gab es damals noch Kirchen, die man besuchen konnte?

Wahrscheinlich nicht sehr viele, habe nur das wiedergegeben, was im Vortrag gesagt wurde, vielleicht waren die Leute auch in den Kirchenruinen. Jedenfalls lässt es sich gut vorstellen, dass das Treiben der Gottesmänner der Stadtverwaltung erheblich ins Handwerk pfuschte. Um es mal so zu sagen: Das Erdbeben lag ja nicht nur an der Nahtstelle zweier tektonischer Platten, sondern auch an einer Nahtstelle des Denkens über solche Katastrophen und darüber, wie so etwas angesichts eines gütigen Gottes passieren kann. Voltaire hat sich darüber erheblich und wohl auch spöttisch „ausgelassen“.

Gruß
Laika

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