Hallo ich bin 22 Jahre alt und hab angefangen meine Gedanken/Geschichte aufzuschreiben.
Ich versuche ein kurzes Buch über meine Lebensgeschichte zu schreiben. Hab schon ein paar Seiten geschrieben, aber wollte noch ein paar Meinungen dazu hören. Hier der Anfang davon, was haltet ihr davon?
Wir stehen am Flughafen von Moskau. Keiner kennt uns. Wir kennen keinen. Zwei Koffer in der Hand. In diesen Koffern befindet sich unsere Kleidung. Kein Geld, keine Seele, kein Herz, nur Kleidung. Meine Eltern halten meine Schwester und mich an der Hand. Es ist Oktober 1992. Draußen ist es dunkel, überall diese vielen Lichter, die man davor noch nie gesehen hat. Alles ist riesig, eine große Stadt. Da stehen wir. Wissen nicht wohin es geht. Wissen nicht, was uns erwartet. Ich schreie: „Mama, ich will nach Hause.“ Meine Eltern wissen, wir haben kein zuhause mehr. Unser zuhause ist weg. Wir mussten es verkaufen, um das Geld für die Flugtickets zu haben. Das Haus war genauso viel Wert, wie die Flugtickets. Umgerechnet in Deutsche Mark waren es knapp 2.000 DM, 2.000 DM für ein Haus und für Flugtickets. Aber was soll´s. Jetzt stehen wir da. Am Himmel konnte man jeden einzelnen Stern sehen, der Vollmond erhellt die Erde. Es sah schön aus. Der Wind bläst einem kalten Wind ins Gesicht. Die Haare meiner Schwester, die von meiner Mutter zu einem Zopf zusammengebunden wurden, werden durch den Wind hin und hergeweht. Sie hat ein graues Kleidchen mit weißen Strumpfhosen an. Das hat sie oft an, denn sie besitzt nicht viel. Sie hat naturblonde Haare, richtig blond. Man kann kein einziges dunkles Haar bei ihr finden. Meine Mutter trägt einen roten Mantel und schwarze Stiefel, die sie mal geschenkt bekommen hatte. Mein Vater trägt eine normale blaue Jeans und eine braune Jacke. Ich habe eine rote Zipfelmütze, eine rote Jacke und eine grüne Hose an. Dazu noch weiße Turnschuhe. Die Augen meiner Schwester und mir sind gleich. Schöne Augen. Wenn helles Licht auf die Augen fällt, werden sie hellblau, so wie der Himmel. Wenn ein Schatten das Licht bedeckt, werden sie gräulich bis hellgrün. Es ist ein schöner Abend, der Wind drückt der Nase eine erfrischende Brise auf, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Doch es konnte nicht regnen, der Himmel war klar, keine einzelne Wolke war zu sehen. Auf einmal ertönt eine Stimme am Mikrofon, die über den ganzen Flughafen zu hören ist: „Der Flug nach Frankfurt geht in 20 Minuten. Begeben Sie sich bitte zum Flugzeug!“ Es ist unser Flug. In 20 Minuten lässt man sein ganzes Leben hinter sich. Alles was man erreicht hat, alles was man hatte. Freunde, Nachbarn, mit denen man sein Leben lang zusammen war. Seine Heimat, wo man geboren wurde, wo man aufgewachsen ist, wo man zur Schule ging, wo man alles erlebt hat. Seine Heimat, wo seine Wiege stand. Man hofft vom besseren Leben, obwohl man die Entscheidung nicht treffen konnte, ob man bleibt oder geht. Man ging, weil alle gingen. Wir machen uns auf den Weg zum Flugzeug, der uns unsere Heimat nimmt, ungewollt, schon gezwungen. Zurückbleiben konnten wir nicht. Es wäre nicht mehr das Leben was man hatte. Man war dort ein Deutscher, wurde als Deutscher beschimpft und bliebe man da, hätte man kein Leben mehr. Was hätte man tun sollen? Sein Leben lang als Sklave arbeiten? Unter Menschen bleiben, die einen nicht akzeptieren oder respektieren? Man wusste, es wäre die Hölle. Wir hatten keine Entscheidung, wir konnten sie nicht treffen.