Hallo!
Das ist eine sehr schwierige Frage. Vielleicht wäre sie im Psychologie-Brett besser aufgehoben als hier. Ich versuche es trotzdem mal:
Die allermeisten Prozesse im Gehirn laufen unterbewusst ab. Diese Prozesse sind unglaublich effizient und schnell, weil sie (um einen Begriff aus der Computertechnologie zu verwenden) nicht seriell sondern hochgradig parallel ablaufen. Denk nur einmal daran, wie einfach es ist, ein Papierknäuel in einen 3m entfernten Papierkorb zu werfen und wie schwierig und langwierig es wäre, wollte man diese Aufgabe mit bewusstem Denken lösen.
Bei dem, was Du als „mittelschwere Aufgaben“ bezeichnest, kann man sich nicht mehr auf Erfahrungswerte verlassen. Das Gehirn schafft dann ein imaginäres Modell des Objekts, mit dem die Aufgabe zu tun hat. Und dann versucht das Gehirn in Gedanken das Ganze durchzuspielen. Dabei muss das Bewusstsein ständig beobachten und eventuell eingreifen. Nun kann der Prozess selbstverständlich nur noch sequenziell ablaufen Das Bewusstsein kann nämlich nur sehr wenige Informationsinhalte zugleich bearbeiten. Man schätzt, dass das ungefähr sieben so genannte „chunks“ sind. Wenn ich Schach spiele, muss ich daher die unterschiedlichen Zugmöglichkeiten nacheinander durchdenken. Das kostet unglaublich viel Zeit und Konzentration. Deswegen braucht ein mittelmäßiger Schachspieler (wie ich) zur Berechnung eines guten Zuges vielleicht 5 min. Ein Großmeister, der sich durch intensives Training auf sein viel schnelleres, parallel arbeitendes Unterbewusstsein und seinen Erfahrungsschatz verlassen kann, braucht für dieselbe Berechnung vielleicht nur eine halbe Sekunde.
Je nach Aufgabenstellung sieht das Modell ganz unterschiedlich aus. Es kann ein Bild sein, wenn man z. B. versucht einen Zauberwürfel zu lösen. Häufig ist das Modell aber sprachlich, weshalb sich unsere Gedanken oft wie innere Selbstgespräche anfühlen.
Michael