Wie funktioniert Problemlösung im Gehirn?

Hallo,

ich habe mal eine Frage, das Gehirn betreffend und hoffe das ist das richtige Board.

Ich habe vor einiger Zeit diverse IQ-Tests gemacht und mir ist dabei aufgefallen, dass es Aufgaben gibt, auf deren Lösung man gleich auf den ersten Blick kommt, dann gibt es Aufgaben die für einen unlösbar sind.
Was mich interessiert sind Aufgaben, auf deren Ergenis man nicht sofort kommt, die man aber mit etwas Konzentration und Anstrengung lösen kann.

Wenn ich es richtig verstehe, habe ich für einfache Aufgaben bereits Verknüpfungen im Gehirn, die ich zur Lösung heranziehen kann, für unlösbare Aufgaben fehlen mir die Verknüpfungen (berichtigt mich wenn es anders ist).
Was ist nun mit den mittelschweren Aufgaben? Was passiert bei solchen Aufgaben im Gehrin, wenn ich mich Anstrenge und warum kann ich das in gewissem Maß steuern?

Würde mich sehr interessieren.

Gruss und Dank Maldweister

Hallo!

Das ist eine sehr schwierige Frage. Vielleicht wäre sie im Psychologie-Brett besser aufgehoben als hier. Ich versuche es trotzdem mal:

Die allermeisten Prozesse im Gehirn laufen unterbewusst ab. Diese Prozesse sind unglaublich effizient und schnell, weil sie (um einen Begriff aus der Computertechnologie zu verwenden) nicht seriell sondern hochgradig parallel ablaufen. Denk nur einmal daran, wie einfach es ist, ein Papierknäuel in einen 3m entfernten Papierkorb zu werfen und wie schwierig und langwierig es wäre, wollte man diese Aufgabe mit bewusstem Denken lösen.

Bei dem, was Du als „mittelschwere Aufgaben“ bezeichnest, kann man sich nicht mehr auf Erfahrungswerte verlassen. Das Gehirn schafft dann ein imaginäres Modell des Objekts, mit dem die Aufgabe zu tun hat. Und dann versucht das Gehirn in Gedanken das Ganze durchzuspielen. Dabei muss das Bewusstsein ständig beobachten und eventuell eingreifen. Nun kann der Prozess selbstverständlich nur noch sequenziell ablaufen Das Bewusstsein kann nämlich nur sehr wenige Informationsinhalte zugleich bearbeiten. Man schätzt, dass das ungefähr sieben so genannte „chunks“ sind. Wenn ich Schach spiele, muss ich daher die unterschiedlichen Zugmöglichkeiten nacheinander durchdenken. Das kostet unglaublich viel Zeit und Konzentration. Deswegen braucht ein mittelmäßiger Schachspieler (wie ich) zur Berechnung eines guten Zuges vielleicht 5 min. Ein Großmeister, der sich durch intensives Training auf sein viel schnelleres, parallel arbeitendes Unterbewusstsein und seinen Erfahrungsschatz verlassen kann, braucht für dieselbe Berechnung vielleicht nur eine halbe Sekunde.

Je nach Aufgabenstellung sieht das Modell ganz unterschiedlich aus. Es kann ein Bild sein, wenn man z. B. versucht einen Zauberwürfel zu lösen. Häufig ist das Modell aber sprachlich, weshalb sich unsere Gedanken oft wie innere Selbstgespräche anfühlen.

Michael

Hallo,

besorge dir das Büchlein:
Frederic Vester: "Denken, Lernen, Vergessen. Was geht in unserem Kopf vor, wie lernt das Gehirn, und wann läßt es uns in Stich? " Sachbuch vom dtv Verlag.
Die 12. Auflage stammt von 1985. Der Autor hat aber auch in neuerer Zeit immer wieder ähnliche Bücher zum Thema geschrieben.

Gruss und Dank Maldweister

Gruß und Bitte

watergolf

Hallo,

danke für die Erklärung, sehr interessant.
Also könnte man sagen, der Verstand bzw. das Bewustsein - wenn man das biologisch so nennen kann - sucht nach passenden oder ähnlichen Verknüpfungen, die dann quasi „zweckentfremdet“ werden und zur Lösung herangezogen werden?