Wie ging die Stasi mit Ausreisenden aus der DDR um?

Hallo!

Meine Mutter stellte 1983 einen Ausreiseantrag und dieser wurde ungewöhnlich schnell bearbeitet und sogar genehmigt. Die Gründe dafür waren familiär bedingt, wegen meines Vaters. Jedenfalls hatte sie die Stasi am Hals und empfahl meinem Opa, der leider schon kurz nach meiner Geburt starb, sie aus dem Haus zu werfen. Ich selbst wurde 1982 in der DDR geboren, in Potsdam. Mir wurde mal von einem ehemaligen DDRler gesagt, dass Leute aus Ost-Berlin und Potsdam da anders behandelt wurden als welche aus Halle, Dresden, Rostock usw. weil man in und der Nähe der Hauptstadt der DDR Revolten fürchtete. Stimmt das?

Ich kann mich erinnern, dass wir 1987 per Zug in die DDR fuhren, um meine Oma und den Rest der Familie zu besuchen. Ich war damals erst 5 Jahre alt, kann mich vage daran erinnern. Ich weiß noch, wie wir ewig lange mitten in der Nacht an der Grenze standen, draußen liefen Grenzposten mit ihren Suchhunden herum, überall standen helle Scheinwerfer, die die Nacht zum Tag machten. Ein Grenzkontrolleur kam ins Abteil und wollte alle Pässe sehen, sah mich auch ganz argwöhnisch an. Der wirkte nicht sehr nett. Wir waren bestimmt 2 Wochen dort.

Was ich mich aber bis heute frage ist, ob meine Mutter in der Zeit, als wir dort waren, erneut bespitzelt wurde, da sie ja nur 4 Jahre zuvor aus der DDR ausreiste. Ist das denkbar? Wurden wir alle beobachtet? Immerhin waren wir da schon BRD-Bürger. Gibt es von mir auch eine Stasi-Akte, obwohl ich gerade mal ein Jahr alt war, als wir ausreisten, oder wurde zumindest schon mal vorsorglich eine für mich angelegt?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass du bei der Stasi eine eigene Akte hast, aber deine Mutter könnte eine haben in der du erwähnt bist. Was nun die unterschiedliche Behandlung der Ausreiseanträge in den verschiedenen Gebieten der DDR angeht, kann es schon sein, dass es recht unterschiedliche Dinge gab, denn die Ausreisen wurden meines Wissens von den jeweiligen Bezirksstellen bearbeitet und genehmigt. Ich kenne selbst sehr unterschiedliche Fälle, bis hin zum Freikauf, sodass sich darauf zu schließen lässt, dass es keine allgemein gültigen Normen dafür gab, sondern oft auch eine Willkür der bearbeitenden Stellen war.

Was kostet eine Aktenauskunft? Kann man sich davon eine Kopie holen? Kann ich das auch begründen,also eine beantragen, weil ich vielleicht in der Akte meiner Mutter erwähnt werde?

Hallo,

es gab für Bürger von Potsdam oder Berlin keine Bevorzugung oder wie man dies ausdrücken möchte. Bis heute hält sich das Gerücht, dass das MfS entschieden hat, wer wann ausreisen durfte. Dies ist so nicht korrekt. Der Entscheidungsträger war das Ministerium des Innern. Ich empfehle Dir mal ein Buch. Geh mal auf die Seite www.mfs-insider.de dort findet man das Buch „Die Sicherheit - Zur Abwehrarbeit des MfS“. Die Kapitel sind alle gratis zum laden. Im Buch ist vieles zur Problematik zu finden.

Für die restlichen Fragen , einfach mal bei der BStU anfragen.

Gruß

Hallo,
Glückwunsch, dass Sie damals ausreisen durften. Selbstverständlich waren Sie danach Staatsfeinde für die DDR. Mehr weiss ich dazu nicht.
Schöne Grüsse

Nachdem was wir mittlerweile wissen, ist davon auszugehen. Ansonsten wurde früher die Problematik nie öffentlich behandelt.
Gruß, Frank.

Mit diesem Thema hatte ich glücklicherweise nichts zu tun.

Deine Anfrage ist sehr komplex und andererseits sehr privat.

Hast Du mal in den Stasi-Akten dazu gelesen? Aber das ist auch nur EINE Quelle…

Im Laufe der Jahre hat sich der Umgang mit Antragstellern auch geändert. Schußakte von Helsinki, Mauerbau, Ungarn '89 etc…

Welche Rolle Deine Mutter für die Stasi spielte, kann sie oder kannst Du per Antrag unter www.bstu.de herausfinden. Dort gibt es ein Antragsformular.

Dass es zu Dir als Kind eine Akte gibt, ist eher unwahrscheinlich…

Beste Grüße
Matthias Henke

sorry, da kann ich leider gar nicht weiterhelfen

wenn die Ausreise so schnell genehmigt worden ist, so war es wohl eine Familienzusammenführung???

Ansonsten kann man sagen das Anträge von Arbeitern und wenig qualifizierten Angestellten schneller und unkomplizierter genehmigt wurden als Ausreiseanträge von Akademikerinnen. Rentner durften sofort ausreisen. Ich weiß, das auch in Dresden Ausreiseanträge sehr korrekt und schnell bearbeitet worden sind.

Die wenigsten DDR- Bürger hatten eine Stasiakte. Wozu auch, sie waren einfach zu unwichtig!
In vielen Akten steht so gut wie nichts. Zum Beispiel: Bruder oder Sohn drei Jahre NVA, gefestigtes soziales Umfeld… Nicht mal eine A4-Seite

Beantragt doch Akteneinsicht