Die Haltung von Zwergziegen geht natürlich, so klein sie auch sind, schon in Richtung Großtier-Haltung, das sollte klar sein. Mit Goldhamstern oder Meerschweinchen lassen sie sich nicht vergleichen.
Nach meiner Erfahrung werdet ihr
- viel Zeit damit verbringen, das Gehege ausbruchssicher zu
machen, wobei es sehr spannend ist, wie lange es dauert, bis
die Ziegen wieder draußen sind,
Ein guter Zaun und ein sicheres Tor sind Voraussetzungen. Am besten Maschendraht oder die Stahlgitterzäune, die man heute überall sieht. Feste Pfosten in Beton verlegt. Wer glaubt, dass er sich mit ein paar alten Bohnenstangen und ein paar Stricken behelfen kann, liegt von vornherein daneben.
- viel Zeit damit verbringen, sie wieder einzufangen, wobei
sie manchmal recht schnell zurückkommen, um umso schneller
wieder auszubrechen,
siehe oben! Unsere Ziegen waren leicht zurück zu locken, wenn man mit der Pelletsdose rappelte. Sogar der Bock, der schon mal am Nachbargehege stand und dem darin beheimateten Schafbock Unverschämtheiten an den Kopf warf. Raus kamen sie übrigens nur, wenn irgendein Trottel das Tor offen ließ.
- viel Zeit damit verbringen, die Nachbarn zu beruhigen, denen
sie in Rekordzeit die Bäume geschält haben,
siehe oben!
- demzufolge eine gute Versicherung brauchen,
Ist immer ratsam.
- viel Zeit damit verbringen, ihnen das passende Futter
ranzuschaffen, wobei das, was sie morgens fressen, nicht
zwangsläufig auch das ist, was ihnen mittags, abends oder
zwischendurch mundet,
Als Hauptfutter gutes Heu, daneben klein geschnittene Äpfel, Möhren,altes Brot. Das Schneiden ist wichtig, weil sie sonst ersticken können. Schaffutter als Pellets lieben sie am meisten. Vorsicht, sie werden leicht fett.
-viel Zeit damit verbringen, Techniken zu entwickeln, den
Ziegen nicht als Kletterfels oder zum Ausprobieren der
neuesten Rempeltechnik zu dienen, sobald ihr das Gatter
betretet,
Es kam in mindestens 5 Jahren, in denen auch Kleinkinder das Gehege oft und gerne betraten, kein einziger Unfall vor. Wer das Gehege natürlich mit sichtbarem Futter in der Hand betrat, sah sich alsbald umstellt, wenn er das Futter dann nicht fallen ließ, wurde es ihm aus der Hand gerissen. Wer sich besteigen lässt, ist selber schuld.
- viel Zeit damit verbringen auszumisten, vor allem auf der
kleinen Fläche,
Stimmt. Man braucht Straßenbesen und Stallschaufel, am besten auch eine Mistgabel. Mit Handfeger und Kehrblech kommt man nicht weit.
- euch wundern, wie sehr zwei kleine Ziegen samt Gehege
stinken können (auch wenn sie weiblich sind),
Stimmt. Wer den „Geruch“ nicht ab kann, sollte es lassen. Man gewöhnt sich allerdings leicht daran. Kindern macht er gar nichts aus. Müttern schon eher. Wenn man sich mit den Ziegen abgeben möchte, braucht man „Stallklamotten“. Ansonsten riecht man selbst bald wie eine Ziege.
- euch wundern, wie viel Ziegen meckern können - vor allem,
wenn sie sich langweilen,
Stimmt leider auch. „Unsere“ Ziegen begannen damit gewöhnlich 1 Stunde vor der abendlichen Fütterung. Wer sich erweichen lässt und öfter mal was zwischendurch gibt, ist garnicht mehr sicher.
- euch wundern, was ihr an Kosten für Parasitenbekämpfung,
Klauenpflege und Impfungen braucht - vor allem, wenn ihr nicht
supersauber mistet und die Ziegen häufig nass stehen (was sie
zudem hassen).
Die Kosten sind geringer als bei einem Hund. Klauenpflege entfällt, wenn man einen Teil des Geheges mit Waschbetonplatten auslegt. Ziegen sind Gebirgsbewohner. Der Stallboden sollte Gefälle haben.
Zum Liegen Stroh mit einer Unterlage aus Sägespänen. Impfen muss man, zur Zeit, einmal im Jahr, aber das muss man bei Hühnern auch, wenigstens in NRW.
Viel Spaß wünscht Jule
Wenn mans richtig macht, hat man den.
mfg