Wie hat sich Russland suf den 1. Weltkrieg

… vorbereitet?
Vielleicht durch irgendwelche Modernisierungen? Ich habe gehört, RUssland sei damals recht zurückgeblieben gewesen?

Hay,

Industrialisierung, wie in den West- und Mitteleuropäischen Staaten bestand kaum. Vielmehr wurde Russland als überwiegend agraisch geprägter Staat durch eine sehr kleine Oberschicht beherrscht.
An seiner südlichen Grenze strebte Russland eine Vergrößerung nicht nur seiner Einflußzonen, sondern auch seines Staatsgebietes an, was zu einem Krieg mit dem Osmanischen Reich führte.Deutschland sendete Lenin nach Russland, der dort das mit dem Deutschen Reich kämpfende Russische Zarenreich schwächen sollte. Deutschland führte einen Zweifrontenkrieg, den es an der Ostfront durch einen Sieg gegen die Russen beenden konnte. Der „Export“ Lenins führte im Weiteren zur Russischen Revolution und der Machtergreifung der Kommun. Partei unter Lenin. Somit begann ebenfalls die Industrialisierung Russlands. Nach dem Zusammenbruch v. Bismarcks Ententepolitik brach das labile Gleichgewicht der imperialistisch orientierten Staaten Europas zusammen, was zu der unkontrollierbaren Situation führte, die mit dem Beginn des 1. WKs das Ende des sog. Imperialistischen Zeitalters einleitete.

Dankesehr :smiley:

… vorbereitet?
Vielleicht durch irgendwelche Modernisierungen? Ich habe
gehört, RUssland sei damals recht zurückgeblieben gewesen?

Lieber Doctor, Doctor!!!
Schon mal was von – unter anderem — Wikipedia gehört? Da ich ein ziemlich netter Mensch bin, hab ich’s getan.
Vorbereitet ? Russland musste in den Krieg eintreten, weil es mit Serbien verbündet war. Die Truppen waren schlecht ausgestattet, es fehlte sogar an Munition, mit der Nahrungsmittelversorgung klappt es an der Front nicht (auch in den Städten fehlt Brot). Die Russen erleiden schwere Niederlagen (Tannenberg, Masurische Seen, Polen). Was 1917 passierte, wissen Sie gewiss.

Zur politischen und wirtschaftlichen Situation kurz vor Kriegsausbruch: Russland ist eine absolute Gottes-Gnaden-Monarchie, aufgeteilt in 81 „Gouvernorats“ und 20 „oblasts“ (Regionen); mehr als 100 ethnische Gruppen siedeln auf etwa einem Sechstel der Erdoberfläche. Sie sind in Klassen eingeteilt (Adel, Kaufleute, Geistlichkeit usw.)
Alexander II führt, nach der Niederlage im Krimkrieg, drei Reformen durch: 1861 Abschaffung der Leibeigenschaft, von 1864 gewählte Ortsverwaltungen („zemstvos“) und ein – zumindest theoretisch – unabhängiges Justizsystem. An Industrie ist vor allem Bergbau und Textil zu nennen. In die Schule gehen nur Kinder der höheren Schichten.
Unter Alexander III (1881) entwickelt sich die Industrie rasch, vor allem aufgrund ausländischer, vor allem französischer, Investitionen (die berühmt-berüchtigten „emprunts russes“), im Zusammenhang mit der russisch-französischen „Alliance“. Zu dieser Zeit wird der „Transsibérien“, eine ebenfalls berühmte Eisenbahnlinie, gebaut. Die Arbeitslosigkeit unter den von aus der Leibeigenschaft entlassenen Landarbeitern ist jedoch gross.
Im Vorfeld des 1. Weltkriegs: Niederlage im russisch-japanischen Krieg, 1905, Revolution von 1905 (vor allem Bauern im Baltikum, aber auch Arbeiter); der Armee verdankt Nikolaus II es, dass er nicht gestürzt wird.
1917 wird sie ihn nicht mehr verteidigen.

Vorbereitet?
Grüße aus Paris,
Lore de Chambure

… vorbereitet?
Vielleicht durch irgendwelche Modernisierungen? Ich habe
gehört, RUssland sei damals recht zurückgeblieben gewesen?

Noch ein kleiner Nachtrag aus Paris : Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs war Russland die fünftgrösste Industriemacht der Welt. Die Erzförderung und die Stahlproduktionzwischen 1890 und 1913 verfünffachen, die von Kohle verachtfacht sich.

Das stimmt. Die russische Armee war zu Beginn des Ersten Weltkriegs zahlenmäßig zwar die stärkste der Welt, hatte aber qualitativ unter schweren Mängeln zu leiden. Kraftfahrzeuge und schwere Artillerie waren Mangelware, und auch ansonsten war die Ausrüstung nicht auf dem neuesten Stand. Ebenso waren die Organisation des Nachschubs, die Truppenführung sowie die vorhandenen Nachrichtenmittel unzureichend. Die so genannte „Russische Dampfwalze“ sollte die Gegner eher durch ihre schiere Übermacht bezwingen, was dann aber ja gründlich schiefgegangen ist.

Durch die schweren Verluste im russisch-japanischen Krieg war auch die Marine stark dezimiert.

Zu „Kriegsvorbereitungen“ im weiteren Sinn könnte man natürlich auch die Bündnisse zählen. Einfach mal in der Wikipedia unter „Zweiverband“ oder „Triple Entente“ nachsehen.

Letztendlich gilt aber, dass sich wohl kein Staat gezielt auf den Ersten Weltkrieg vorbereitet hat, da die meisten Staaten mehr oder weniger in diesen (ungeplanten) Krieg hineingeschlittert sind. Kaum jemand wollte diesen Krieg wirklich - es gab aber leider auch nicht genügend Leute und Staaten, die ihn engagiert verhindern wollten.

Im Gegensatz dazu ist der Zweite Weltkrieg von Deutschland und Japan ja gezielt vom Zaun gebrochen worden.

Viele Grüße

Hariolf

… vorbereitet?
Vielleicht durch irgendwelche Modernisierungen? Ich habe
gehört, RUssland sei damals recht zurückgeblieben gewesen?

Hallo,

Nach dem Debakel im Russisch-Japanischen Krieg 1904/05 und der Revolution 1905 wurden tatsächlich einige Modernisierungen durchgenommen.

Vielleicht die wichtigste Modernisierung war der Ausbau des militärischen Eisenbahnnetzes im Westen des zarenreiches (also an der Russisch-Deutschen und Russisch-Österreichischen Grenze), wodurch der Aufmarsch der russischen Truppen im Kriegsfalle wesentlich beschleunigt werden konnte. 1905 Rechnete der Deutsche Generalstab unter v. Schlieffen damit, dass im Kriegsfall Russland 6 Wochen brauchen würde, um seine Truppen gegen Deutschland entfalten zu können. Genug Zeit, um den Alliierten Russlands -Frankreich - im Westen zu schlagen. meinte man.
1914 wurden die deutschen dann überrascht, als die Russen schon kruz nach Kriegsbeginn in Ostpreußen einmarschierten. Es mussten von der Westfront Truppen abgezogen werden, die dann nachher an der Marne fehlten (und auch im Osten erst zu spät ankamen). Die Folgen sind bekannt.

Finanziert wurde der Ausbau des Eisenbahnnetzes übrigens durch Frankreich.

Ansonsten war Russland zu Beginn des Krieges in vielem sehr rückständig. Die Truppe war schlecht ausgerüstet, von modernen Errungenschaften (Luftaufklärung, Luftabwehr, Telefon, Eisenbahn, Telegraf) wurde, sofern überhaupt vorhanden, nur gelegentlich Gebrauch gemacht. Zudem war das russische Heer dem deutschen Heer an schwerer Artillerie unterlegen. Die Verbände wurden insbesondere zu KRiegsbeginn schlecht geführt und auch auf unterer Ebene hielt man nicht viel von moderner Infanterietaktik. Höhere Kommandoebenen versagten darin, sich untereinander abzusprechen und koordinierte Aktionen zu starten.

Wirtschaftlich war Russland auch kaum in der Lage einen längeren Krieg durchzustehen: Der allergrößte Teil der Bevölkerung waren Bauern, die teils in mittelalterlichen Leibeigenschaftsverhältnissen lebten. Russland war ein Agrarstaat, keine Industrienation, auch wenn das Land über ungeheure Ressourcen verfügte. Sie richtig zu nutzen und zu verteilen war schwer, fast unmöglich.

Mehr weiß ich auch nich,

Gruß
Betasator