Gesucht wird der Name (Fremdwort) des Stilmittels, bei dem äußere Bedingungen (z. B. Wetter) und innerer Zustand einer literarischen Figur in totalem Kontrast stehen, z. B.: ärgste Depression bei strahlendem Sonnenschein.
diametral
antagonistisch
In der Rhetorik haben wir
das Oxymoron (Prototyp: „Hassliebe“)
die Paradoxie („Dunkel war’s, der Mond schien helle“)
die Antiphrase (Hauptmittel für die Ironie: „Wie freundlich du heute wieder bist!“)
das Antitheton
In der Erzählung, im Film oder bei der Bühneninszenierung wäre ein Antitheton zwischen Disposition/Stimmung der (oder zwischen den) Probanden und der Kulisse bzw. dem landschaftlichen Hintergrund zu bezeichnen als:
atmosphärischer Kontrast
paradoxes Ambiente
kontrastiertes Ambiente
antithetisches Szenarium
paradoxes Szenarium
oder eben als systematischer Stilbruch.
Gruß
Metapher
Klingt nach Oxymoron oder Kontrast.
Danke allen, das sind lauter nützliche Begriffe. Antitheton hatte ich nicht drauf. Aber ich bin überzeugt, dass es für das Kontrastpaar Wetterlage - Gemütsstimmung einem speziellen Begriff gibt,
Beste Grüße. Elbbatz
Entschuldigung, mein Gedächtnis (bin Jg. 1942) hat mir einen Streich gespielt. Was es da gibt, ist in Wirklichkeit eine Übereinstimmung zwischen Natureieignissen und der Stimmung. Im Englischen heißt das „pathetic fallacy“ (wörtlich: gefühlsmäßiger Trugschluss" oder, sehr frei übersetzt: „Vermenschlichung der Natur“).
Elbbatz
Ok, du meintest also genau das Gegenteil von dem, wonach du fragtest
Ja, die pathetic fallacy stellt Naturphänomene als menschliche Gefühlregungen dar. Die Trauerweide zum Beispiel hat ihren Namen, weil sie ihre Äste und Blätter traurig hängen läßt. Und Wolken können sich bedrohlich türmen. Bekanntestes cinematographisches Stilmittel ist der Regen, der die Entspannung einer extremen psychischen Dramatik vergegenwärtigt. Es handelt sich also um eine Metapher.
Die Übersetzung von pathetic fallacy ist mit Vorsicht zu genießen. „pathetic“ heißt ja in diesem Zusammenhang eben nicht „rührselig/erbärmlich“, sondern - wie ursprünglich - „emotional“ bzw. „empathisch“. Es geht also um eine „emotionale Täuschung“. „Täuschung“ deshalb, weil Naturobjekte ja nicht wirklich Emotionen haben. „Vermenschlichung der Natur“ wird oft genannt, ist aber irreführend bzw. sogar falsch; Denn ein Anthropomorphismus ist eine sprechende Ente, ein Wolf oder ein weißes Kaninchen. Sowas wird engl. als „personification“ bezeichnet. Auch eine Allegorie ist ein Anthropomorphismus bzw. personification, nur halt nicht eines Objektes, sondern eines Abstraktums.
„Vermenschlichung“ ist also genau das Gegenteil: Sie oktroyiert Naturobjekten menschliche Tätigkeiten. Die pathetic fallacy dagegen liest menschliche Regungen aus Naturphänomenen heraus.
Gruß
Metapher
Ganz wunderbar, danke. Ich hatte ja „pathetic“ schon mit „gefühlsmäßig“ übersetzt und nicht mit „pathetisch“, aber so richtig Sinn ergab das nicht.
Jetzt verstehe ich es richtig.
Elbbatz