Hallo,
angenommen, ein Mann baut mitte der 90er ein Haus. In die untere Hälfte zieht eine Praxis für Krankengymnastik ein (Schwerpunkt ADHS-Kinder und Behinderte). Die Praxis wird von der Frau des Vermieters geführt. Die obere Haushälfte wird als Wohnung vermietet.
Nun ist leider das Haus so hellhörig gebaut, dass der oben wohnende Mieter ALLES aus der unter ihm befindlichen Praxis hört:
- Gespräche bei Zimmerlautstärke werden deutlich gehört (ganztags blablabla…), meistens wird sogar der Gesprächsinhalt verstanden und ganze Gesprächsfetzen mitgehört, je nach Stimmlage der sprechenden Person
- Kindergeschrei, Stöhnen und Gekreische deutlich über Zimmerlautstärke
- Babygeschrei (extrem durchdringend) und Geheule mehrmals täglich
- Schritte der Mitarbeiter und Patienten mehrmals stündlich
- Herumgerenne und Getrampel der Patienten mehrmals stündlich
- Toben als offensichtliche Therapiemaßnahme mehrmals täglich
- Singen, Springen und Klatschen, Herumwerfen von Gegenständen (als Therapiemaßnahme oder als Symptom oder… was weiß ich…), Schlagen an Wände… mehrmals täglich
- Pinkeln und Toilettenspülung der Praxis werden in der ganzen Wohnung gehört, mehrmals täglich
- Abstellen von Teetassen oder Hinlegen von Schlüsseln als deutliches „KLACK“ „Rums“ in der Wohnung (wie kann das sein???)
- Das Abhören des Anrufbeantworters der Praxis ist in der Wohnung zu hören
- ständiges Türenschlagen (Holztüren ohne Dichtung), über 20mal täglich
- Öffnen und Schließen von Fenstern mehrmals pro Stunde als deutliches *RUMS*
- Aufbauen und Demontage von Turngeräten, die an Wand und Decke der Praxis befestigt sind als extrem lauter Knall und Rums, Gequietsche…
- Abends wird in der Praxis staubgesaugt, was so laut in die Wohnung dringt, dass dort Gespräche unterbrochen werden müssen.
- etc. etc…
Wenn der Mieter telefoniert, hört der Gesprächspartner sogar oft die Geräusche und die Stimmen durchs Telefon.
Der Mieter kann tagsüber nicht schlafen (teilweise Nachtdienst) und empfindet, keine Privatsphäre mehr zu haben, da auch ER annehmen muss, dass alle Gespräche und Geräusche, die von ihm ausgehen, unten gehört werden. Persönliche Gespräche mit dem eigenen Partner werden nur noch geflüstert, wenn der Inhalt „sensibel“ ist. Auf Musikhören wird verzichtet, da der Mieter weiß, dass auch leise Musik unten zu hören ist.
Der Mieter wurde seinerseits bereits gebeten, Stepper (Sportgerät) und Waschmaschine zu bestimmten Zeiten nicht zu benutzen, da ruhige (???) Therapien gestört werden (1 Std. täglich mittags). Das Benutzen von Waschmaschine und anderen Elektrogeräten wird nach Möglichkeit in die Abendstunden verlegt, wenn die Praxis geschlossen ist, um nicht zu stören.
Da es sich sowohl um Körperschall als auch um Luftschall handelt, dürfte eine „Nachbesserung“ z.B. durch Trittschalldämmung nur wenig Erfolg haben bzw. ein Tropfen auf den heißen Stein sein.
Die Nachtruhe ist weitestgehend ungestört, außer das ab und zu der Marder auf dem Dachboden nachts Krach macht oder manchmal die Praxis bereits um 7:00 oder 7:30 beginnt (normalerweise um 8:00), was besonders an freien Tagen, wo der Mieter ausschlafen möchte, störend ist.
Insgesamt fühlt sich der Mieter extrem (!!!) eingeschränkt und belästigt. Auch ist konzentriertes Arbeiten (wissenschaftliche Arbeit) zuhause kaum möglich aufgrund der ständigen Knalle, Schreie, Schritte…
Vor Einzug, bei Besichtigung der Wohnung (da war in der Praxis Urlaub und daher Ruhe) hat der Mieter den Vermieter mehrmals darauf hingewiesen, er suche eine besonders leise Wohnung, mit dem Hinweis auf mögliche Nachtdienste. Dies wurde vom Vermieter mehrmals bestätigt (der wusste es evtl. auch nicht besser, aber das macht ja wohl keinen Unterschied?). Die Wohngegend ist tatsächlich sehr ruhig, nur der Tagesbetrieb der Praxis nicht…
Als der Mieter kurz nach Einzug die Hellhörigkeit persönlich angesprochen hat, führte der Vermieter dies auf das „individuelle Lärmempfinden“ des Mieters zurück und sagte „das kann gar nicht laut sein, das ist 18er Stahlbeton“. Eine schriftliche Mängelanzeige wurde nicht gemacht. Es existiert auch kein Lärmprotokoll, jedoch kann der Mieter einige Dinge zitieren, die er eigentlich nicht hätte hören können dürfen (Gespräche, Preise, Patientennamen, Kinderlieder…).
Der Mieter ist aufgrund eines Rückenleidens bei Umzug auf eine Spedition angewiesen und momentan aber finanziell nicht in der Lage, diese für einen erneuten Umzug zu bezahlen (700,00 €).
Eine Rechtschutzversicherung (inkl. Mietrecht) besteht.
Bei diesem Wohnbeispiel besteht (noch) eine freundliche Stimmung zwischen Mieter und Vermieter.
Fragen:
Darf man so etwas als vollwertige Wohnung vermieten?
Wie kommt der lärmgeplagte Mieter am besten schnell und ohne finanziellen Verlust aus der Sache raus?