Ich habe zwar einmal einen Erste-Hilfe-Kurz mitgemacht, aber das ist viele Jahre her. An was ich mich nicht erinnere, ist: Wohin legt man die Hände bei einer Frau? Oberhalb der Brüste oder dazwischen?
„Man legt seine Hände aufs Brustbein, welches in der Mitte der Brust ist. Theoretisch berührt man also die Stelle zwischen den Brüsten.“
also ein Kurzlehrgang ?
Offenbar nur mit Männern.
Falsch!
Denn ich sagte schon eingangs: „An wass ich mich nicht erinnere, …“
Hallo Christa,
eine Orientierung am Brustbein (3 Finger oberhalb des unteren Endes) hilft besser, den richtigen Druckpunkt zu finden, als eine an den Bruswarzen, wie sie die Grafik in dem Videoclip suggeriert, und kostet auch nicht mehr Zeit.
Schöne Grüße
MM
Das spielt keine Rolle. Die Puppen, an denen Herzdruckmassage demonstriert und geübt wird, sind eher männlich gestaltet, unabhängig vom Geschlecht der Kursteilnehmer.
Sinnvoll wäre es allerdings, wenn man dafür eher vollbusige weibliche Puppen gestaltete, damit die Herren Kursteilnehmer nicht mehr so sehr Angst davor haben, sie könnten irgendwas kaputtmachen.
Schöne Grüße
MM
Jetzt bin ich doch ein wenig schockiert wie viel Halbwissen hier herumkursiert.
Ich möchte hier die hochoffizielle Sicht darstellen und zitiere die aktuellsten Leitlinien des Deutschen Rates für Wiederbelebung. Diese Version ist von 2015 und somit die aktuellste. Eine Aktualisierung erfolgt international alle fünf Jahre, das nächste mal also 2020
„Kreislauf: Beginnen Sie mit Thoraxkompressionen
Knien Sie sich neben den Patienten.
Legen Sie den Ballen einer Hand auf die Mitte der Brust
des Patienten (entspricht der unteren Hälfte des
Brustbeins [Sternum]).
Legen Sie den Ballen Ihrer anderen Hand auf die erste
Hand.
Verschränken Sie die Finger Ihrer Hände ineinander und
vergewissern Sie sich, sie nicht auf die Rippen des
Patienten drücken.
Halten Sie die Arme gerade.
Üben Sie keinerlei Druck auf den Oberbauch oder das
untere Ende des Brustbeins aus.“
Außerdem gilt:
Bringen Sie ihre Schultern senkrecht über den Brustkorb des
Patienten, und drücken Sie das Brustbein mindestens 5 cm
(jedoch nicht mehr als 6 cm) nach unten.
Entlasten Sie nach jeder Kompression vollständig den
Brustkorb, ohne den Kontakt zwischen Ihren Händen und dem
Brustbein zu verlieren.
Wiederholen Sie dies mit einer Frequenz von 100–120/min.
Quelle:
Kapitel 1 der Leitlinien zur Reanimation
2015 des European Resuscitation Council
Kurzdarstellung, Folien auf den Seiten 10-12 des PDF’s
Hier als Download: https://www.grc-org.de/downloads/GRC-Leitlinien-2015-Kurzdarstellung.pdf
Mehr Informationen: https://www.grc-org.de
Mehr Downloads: www.grc-org.de/wissenschaft/leitlinien
Ergänzungen zum Thema „Frau“:
Vor langer Zeit galt einmal, dass man sich an den Brustwarzen orientieren soll und dazwischen drücken soll. Das mag in der Tat beim Mann zutreffen, bei Frauen kann das allerdings auch mal weiter Steißwärts sein. Deshalb orientieren Sie sich bitte am Brustbein. Das kann man auch mal an sich selber ertasten. Tastet man daran herunter, hört irgendwann der harte Brustkorb auf und der (je nach Bier) weiche Bauch beginnt.
Ergänzungen zum Thema rippen:
Einst galt, dass eine gute Reanimation mal mindestens ein bis zwei Rippen zum brechen bringt.
In der Tat kann es passieren, dass bei älteren oder verunfallten Personen Rippen zu Bruch gehen. Allerdings bricht nicht die knöcherne Rippe an sich, sondern sie reißt vom knorpeligen Ansatz ab.
Das ist für den reanimierenden unangenehm und man spürt dies auch. Solch ein Geschehen ist allerdings kein Weltuntergang und soll keinesfalls ein Grund für einen Abbruch der Reanimation sein.
Dennoch: Kräftig drücken! Die Erfahrung sagt: So kräftig wie es geht und trotzdem vollständig entlasten!!! (Eine Luftpumpe muss sich auch entfalten, bevor sie erneut Luft pumpen kann. Ein menschliches Herz ist eben auch einfach nur eine Pumpe)
Grüße. Ich hoffe, dass ich Hirngerecht und unmissverständlich geantwortet habe.
Servus,
das waren Sani-Sprüche.
„Rippen“ heißen nicht die cartilagines costales, sondern die corpus costae. Und die bringt auch der wildeste Reanimator nicht zum Knacken.
Beiläufig: Die brandaktuelle, „hochoffizielle Sicht“ wird ohne Veränderungen seit mindestens 37 Jahren gelehrt und angewendet, und die Frage des Druckpunktes ist in diesem Thread vor lauter Halbwissen schon ganz beiläufig geklärt worden. Was sich im Lauf der letzten Jahrzehnte geändert hat, ist die Ansicht über das Verhältnis von Herzdruckmassage zu Beatmung, aber das weißt Du als Notfallmediziner ja eh.
Ach ja, wenn wir schon dabei sind: Hast Du eigentlich mal jemanden reanimiert? Ich meine so ganz auf echt, ohne Puppe und Kursleiter?
Schöne Grüße
MM
Bei den Rippen hab ich ja halbwegs für den nicht-fachmann verständlich erklärt. Im groben hoffentlich richtig.Bei dem Sanisprech gebe ich dir vollständig recht. Es ist halt in manchen Köpfen noch immer drin und manch einer glaubt, dass das eine Aussage von offizieller Seite ist/war.
Der Druckpunkt ist immer der selbe, ja. Aber es gab meines Wissens nach durchaus variationen in der Erklärung wie man diesen Findet. (Drei Finger von hier nach dort usw). Korrigiere mich, wenn ich falsch liege.
Was die Beatmung angeht, geht der Trend im Rahmen der Laienreanimation inzwischen ja eher zum „Lieber nicht beatmen“, da sich da ja einige schwer tun und darunter dann die Thoraxkompressionen leiden.
Ich bin Intensivpfleger in der Herzchirurgie, hab ALS, EPLS und trainiere unter anderen unser eigenes Team.
Reanimationen? Ich weiß nicht wie viele. Viele.
Grüße