Hallo Ben!
…dass der Staat im :Unterschied zu Dir und mir :diesen von Dir angeführten :„Bankmenschen“ nicht fürchten :muss, weil er in gewisser :Weise selbst dessen :Vorgesetzter ist.
Nehme „Bankmensch“ als Metapher für Kreditgeber und die Verhältnisse werden deutlich. Jedes Staatswesen ist auf Kreditwürdigkeit angewiesen und sobald diese ernsthaft in Gefahr gerät, ist das gesamte Gemeinwesen gefährdet. Die Kreditwürdigkeit eines Gemeinwesens wird bei unablässig steigendem Haushaltsdefizit gefährdet. Dafür gibt es zahllose Beispiele rund um den Globus. Etwa Argentinien muß für Anleihen deutlich höhere Zinsen am Kapitalmarkt bieten als z. B. die Bundesrepublik. Solange die Regierenden nicht kaufmännisch vernünftig wirtschaften, geben ihnen Kreditgeber kein billiges Geld, sondern verlangen einen schmerzhaften Risikozuschlag. Es ist wohlbegründet, daß z. B. in Europa oder den USA keine Weisungsempfänger der Regierungen die Geldpolitik bestimmen.
…weil ich mich damit gerade :beschäftige, hat Louis XIV. :durch massiven Einsatz der :Geldpolitik zur Finanzierung :des Krieges gegen England 1689-1713 der französischen :Nationalökonomie :beträchtlichen Schaden :zugefügt…
Der Ruin von Währung und Volkswirtschaft ist die zwingende Begleiterscheinung eines jeden Krieges. Die Folgen sind umso schlimmer, weil sie anfänglich nicht von jedermann erkennbar sind, vielmehr sogar der Anschein von Aufschwung erweckt wird. Rüstung bringt zunächst Beschäftigung und erweckt den Anschein einer florierenden Wirtschaft. Tatsächlich wird Vermögen in eine Sackgasse geschaufelt, aus der es nicht wieder herauszuholen ist. Ein Panzer brachte für seine Produktion Beschäftigung, aber das Produkt ist dem Wirtschaftskreislauf entzogen, es ist zu rein gar nichts zu gebrauchen. Mit vergleichbarem Effekt könnte man eine Hälfte der Beschäftigten Löcher buddeln lassen, die von der anderen Hälfte wieder zugeschaufelt werden. Rüstung und Krieg werden deshalb stets von den gleichen Effekten begleitet: Viele Aufträge, ein Haufen Arbeit, alle sind zufrieden und mit einigem Zeitversatz folgt der Katzenjammer, weil Geld, Arbeit und Ressourcen im günstigsten Fall in nutzloses Zeug flossen, im weniger günstigen Fall für Zerstörung eingesetzt wurden. Das ist so, als wenn ich Kredit aufnehme, um mein Eigentum zu zerstören. Rüstung und Krieg sind ohne jede Ausnahme immer volkswirtschaftlicher Hirnriß.
…eine Entscheidung, welche :sich etwa auf ideologischer :Ebene in dem völlig :unsinnigen Ausdruck :„Deutschland AG“ :widerspiegelt.
An dem Ausdruck sehe ich nichts Unsinniges. Er verdeutlicht vielmehr, daß wir auf die Dauer nicht mehr verbrauchen und verteilen können, als wir erarbeiten. Dummerweise ist das Kürzel AG in den Ohren mancher Leute negativ belegt, wird mit „Konzernen“ und Gewinn um jeden Preis in Verbindung gebracht. Von daher ist der Ausdruck psychologisch ungeschickt gewählt. Vielleicht gefällt das Bild vom nachhaltig bewirtschafteten Deutschlandforst besser. Wir können auf die Dauer nicht mehr Holz entnehmen als nachwächst. Für diese schlichte Erkenntnis brauchte die Menschheit tausende Jahre und sie ist noch längst nicht bis in alle Ecken vorgedrungen. Allemal bereitet die Übertragung der Inhalte nachhaltigen Wirtschaftens auf die Bereiche Finanzen und Umgang mit z. B. Ressourcen erhebliche Probleme.
stranger_one sprach nicht nur :von Politikern, sondern auch :von Aufsichtsratsmitgliedern, :Ökonomieprofessoren, :Unternehmensvorständen, etc.
was leider im Laufe der
iskussion völlig :untergegangen ist)
Das hole ich gerne nach: Aus der Tätigkeit als Aufsichtsrat ist noch keiner reich geworden. Man unterhält sich über wenige T€ p. a. und zuweilen über Beträge, für die kein ALGII-Empfänger den Wecker stellen würde. Das Einkommen von Unternehmensvorständen der Privatwirtschaft hat die Öffentlichkeit nicht zu interessieren. Allemal dann nicht, wenn der/die Unternehmensführer gleichzeitig Eigner sind. Das ist der mit weitem Abstand häufigste Fall, wobei diese Leute oft ein hohes Risiko tragen, wozu die Mehrheit aller anderen Bürger nicht bereit ist. Oder warum wohl ist die Selbständigenquote bei uns so erbärmlich niedrig und warum wohl erfreuen sich Anbieter britischer Strohmann-Ltds ihrer Beliebtheit? Wo die Unternehmensführung aus Angestellten besteht, ist deren Bezahlung Sache der Unternehmenseigner und geht außerhalb des Unternehmens niemanden etwas an. Immer wieder werden die gleichen wenigen Symbolfiguren der Wirtschaft bemüht, die überwiegend Gehaltsempfänger und zudem nicht repräsentativ für das Einkommensniveau sind. Das Gros der Geschäftsführer liegt bei Jahreseinkommen um 100 T€, oft genug weniger. Auf den Monat und Nettoeinkommen herunter gebrochen, kommt man auf sehr überschaubare Beträge, die weder Neid noch Rechtfertigungsbedarf angemessen erscheinen lassen. Solcher Diskussion liegt die irrige Annahme zugrunde, man könne durch Verteilung des relativen Wohlstands einiger „Besserverdiener“ in der Masse irgendetwas bewegen. Tatsächlich leisten die beneideten Leute in absoluten Zahlen und darüber hinaus auch prozentual einen deutlich überdurchschnittlichen Beitrag für das Gemeinwesen.
Ungeachtet dessen gab es etliche Experimente weitgehender Kappung und Egalisierung von Spitzeneinkommen. Das Ergebnis war regelmäßig eine im negativen Sinn zu verstehende Proletarisierung und materielle Verarmung des Gemeinwesens. Ich lebe selbst in einem Paradebeispiel für solche Entwicklung: Meine Wahlheimat befand sich bis 1939 in Privatbesitz. Das ganze Dorf bestand aus architektonischen Kleinoden, hatte elektrischen Strom, Telefone, fließend Wasser und mindestens ein Bad in jedem Haus, eine Abwasserentsorgung, sogar Zentralheizungen und mechanisierte Werkstätten, lange bevor man sonst irgendwo davon nur träumen konnte. Es ging augenblicklich bergab, als der ehemalige Eigentümer nicht mehr verantwortlich war und alles in Staatseigentum überging. Den Krieg überdauerte der Ort noch halbwegs, aber was dann folgte, war ruinös. Kolchisten wirtschafteten alles herunter, bekamen alles kaputt, statt Spülklos gabs Bretterbuden mit Donnerbalken im Freien, statt Zentralheizungen Einzelöfen, alle Wege kaputt, ein einziges Telefon im ganzen Ort, Zinkschüsseln statt der früheren Bäder, kein heiles Dach mehr - der ganze Ort ein einziger Haufen Schrott. Genau so erging es ungezählten Orten. An einem inzwischen traumhaft hergerichteten Gehöft in Elbnähe steht ein Schild: „Dieses Anwesen wirtschafteten Kolchisten in 40 Jahren bis zur Abbruchreife herunter. Der Wiederaufbau dauerte 12 Jahre.“ Was ich damit sagen will: Privates Gewinnstreben erfüllt eine wichtige Aufgabe für das Gemeinwesen, die das Gemeinwesen nicht zu ersetzen imstande ist. Der neidvolle Blick auf hohe Einkommen ist deshalb schädlich, der Ruf nach Beschneidung solcher Einkommen ist der Ruf nach dem Schnitt ins eigene Fleisch.
Gruß
Wolfgang