Hallo Wolfgang,
Die öffentlichen Haushalte haben zu wenig Geld und hohe
Schulden. Also müssen Ausgaben runter und/oder Einnahmen rauf.
So reagierst Du doch auch, wenn es in der Kasse eng wird und
der Bankmensch beim Wunsch nach höherem Kredit fragt, wovon
der zurückgezahlt werden soll. Meine Befürchtung ist, daß die
erforderlichen Maßnahmen nur halbherzig stattfinden und die
Verschuldung weiter steigt.
Deine Befürchtug in allen Ehren, stört es mich doch immer wieder, dass auch in qualitativ wertvollen Artikeln wie den Deinen eine recht undurchdachte Gleichsetzung von privaten Haushalten und öffentlichen Haushalten auftaucht.
Natürlich sind beide durch den Einnahmen-Ausgaben-Mechanismus gekennzeichnet, im Unterschied zum Privathaushalt verfügt der öffentliche Haushalt aber über eine Vielzahl von Instrumentarien um genau diesen Mechanismus selbst zu steuern (um nur eines davon zu nennen: Geldpolitik); d.h. dass der Staat im Unterschied zu Dir und mir diesen von Dir angeführten „Bankmenschen“ nicht fürchten muss, weil er in gewisser Weise selbst dessen Vorgesetzter ist.
Nun können zweifellos solche Instrumentarien wie der Einsatz der Geldpolitik zur Finanzierung von Haushalten unglaublich negative Rückkopplungen besitzen (z.B., weil ich mich damit gerade beschäftige, hat Louis XIV. durch massiven Einsatz der Geldpolitik zur Finanzierung des Krieges gegen England 1689-1713 der französischen Nationalökonomie beträchtlichen Schaden zugefügt), dennoch darf aber in ernsthafter Diskussion nicht übersehen werden, dass in unserer Zeit öffentliche Haushalte immer stärker so geführt werden als ob sie private Haushalte wären, was jedoch nichts in der Sache selbst liegendem geschuldet ist, sondern einzig der Entscheidung für eine bestimmte Art von Fiskal- und Wirtschaftspolitik entspringt;
eine Entscheidung, welche sich etwa auf ideologischer Ebene in dem völlig unsinnigen Ausdruck „Deutschland AG“ widerspiegelt.
Einen wirklich sehr lesenwerten Artikel zu diesem Thema gibt es vom Wirtschaftsressortleiter der SZ, Nikolaus Piper (den man nun wirklich getrost als „Neo-Liberalen“ bezeichnen darf) in der SZ vom 23. 07. 03:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/44/150…
Viele Grüße
franz
P.S.:
Ist das für die Probleme abgesehen von Symbolik von
irgendeiner Bedeutung?
stranger_one sprach nicht nur von Politikern, sondern auch von Aufsichtsratsmitgliedern, Ökonomieprofessoren, Unternehmensvorständen, etc. (was leider im Laufe der Diskussion völlig untergegangen ist)
In diesem Sinne die Antwort: Ja!