Wie ist es richtig?

Hallo,

deine Sätze sind richtig. Der des Professors auch. Er ist als Professor in Jena, nicht als Student oder Biertrinker.

Grüße
Siboniwe

Hi,

ersteres schließt letzteres nicht aus. :wink: Ich finde, sein Satz klingt holprig und unvollständig. Von einem Professor, der „Germanisten und vor allem auch Deutschlehrer“ ausbildet, hätte ich eine präzisere Ausdrucksweise erwartet.

Gruß
Christa

Der Satz ist richtig.
Ich finde ihn nicht holprig.
Was erwartest du? Der Mann hat einen anderen Stil als du. Das ist erlaubt, auch wenn es dir nicht gefällt. Solange er keinen Fehler macht, ist ihm das nicht vorzuwerfen.

Das mit einmal Student, einmal Biertrinker war absichtlich gewählt, eben weil das eine (Student) das andere (Professor) ausschließt, der Biertrinker und der Professor sich aber nicht aussschließen. In beiden Bedeutungen ist der Satz aber grammatisch richtig.

Grüße
Siboniwe

Das finde ich auch; ich kann allerdings auch nicht sagen warum, bin kein Deutschlehrer. Google gibt uns allerdings Recht und findet für den Satz

„er ist Professor an der Universität“ 25.900 Ergebnisse, für den Satz
„er ist als Professor an der Universität“ dagegen nur 3

FG myrtillus

Sorry, aber google ist - vor allen Dingen, wenn ohne Einschränkungen gesucht wird - kein Werkzeug, um Sprachqualität zu bewerten.

Nimm den Professor raus: Ich bin als Kursleiterin bei der VHS. Nicht als Sekretärin.
Ich bin als Koch bei Mercedes. (ich arbeite in der Kantine)
Das mag stilistisch nicht das Gelbe vom Ei sein, aber es ist immer noch nicht falsch.

Gruß
Siboniwe

Tut mir leid, aber deine Beispiele klingen auch nicht besser. Beim ersten Satz fehlt immer noch so etwas wie „tätig“, finde ich, beim zweiten sage ich auch „Ich arbeite als Koch bei Mercedes“ und nicht „Ich bin als Koch bei Mercedes.“

Ich hoffe, @Metapher oder @Kreszentia hierher zu locken, um eine Erklärung zu bekommen, mit der ich mehr anfangen kann. :smile:

Hi Christa, ich fühle mich gelockt :smile: und bin dabei, dieses komplette Satzmonster mal auseinander zu pfücken. Ich glaube, es wird ganz lustig :smile:

Ich warte gespannt. :smile:

Hallo Christa,

kannst du eine Quelle verlinken für dieses sprachliche Monster?

Ich habe besonders viel mit Orthografie zu tun, seit ich als Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena bin.

Deine beiden Korrekturvarianten führst du völlig zu Recht an. Wenn es sich bei dem Zitierten um denjenigen Co-Autor (Prof. Gallmann) dieses Buches handelt, der „den Lehrstuhl für Deutsche Sprache der Gegenwart in Jena“ hat (also damit dort auch Professor ist) und zudem auch noch dem „Rat für deutsche Rechtschreibung“ angehört, dann kräuseln sich einem die Fußnägel, und es ist vielleicht ganz amüsant, dieses Gebilde mal genauer unter die Lupe zu nehmen:

Zunächst der Nebensatz:

Lassen wir mal gelten, daß( * ) „… ist an der Uni“ ein gängiger elliptischer Sprachgebrauch ist (aber wirklich nur in salopper Umgangssprache!) für „… lehrt/studiert/arbeitet an der Uni“. So also, wie „… ist beim Aldi“ bedeutet „… arbeitet bei Aldi, und zwar als Kassiererin.“

So, wie der Nebensatz gebaut ist, ist dessen Hauptaussage nun, daß er an der Universität Jena „ist“. Denn „an der Uni …“ ist hier das Prädikativ, und zwar als lokales Adverbial. Weil dabei „Professor“ lediglich mit der Satzteilkonjunktion „als“ zugesetzt ist, gilt dies als eine - ggf. sogar überflüssige, nebensächliche - weitere Attribution.

Ok, könnte wurscht sein, wenn nicht der Haupsatz mit seiner Aussage „irgendwas mit Orthographie“ vorgeben würde, daß das Wesentliche seines Nebensatzes nicht das Faktum „an der Uni Jena“ ist, auch nicht das Faktum „an der Uni“ überhaupt, sondern vielmehr, daß er Professor ist (stimmt eigentlich ebenfalls nicht, aber dazu gleich mehr). Also: „… seit ich Professor bin …“

Daher ist (zunächst) eindeutig, daß die Satzkonjunktion „als“ hier völlig fehl am Platz ist. Es sei denn, das Prädikativ würde nicht lauten „an der Uni Jena“, sondern „tätig“: Also „seit ich als Professor tätig bin“, und „an der Uni Jena“ würde als zusätzliche, nur beiläufige Attribution mit „und zwar …“ angehängt.

Nun hat aber, daß er „was mit Orthographie zu tun“ hat, mit seiner Berufsbezeichnung „Professor“ als solcher so viel zu tun wie die Kuh mit Kuchenbacken. Es hat vielmehr was zu tun damit, daß er den Lehrstuhl für deutsche Sprache der Gegenwart inne hat. Und damit ist vorgegeben, daß Orthographie schlicht Teil seines definierten Arbeitsgebietes in Forschung und Lehre ist. Da das mutmaßlich eigentlich die Aussage seines Gesamtsatzes hätte sein sollen, hätte es somit lauten müssen:

„… seit sie (= die Orhographie) Teil meines Arbeitsgebietes als Professor für deutsche Sprache ist.“

Oder halt auch:
„… seit ich Professor für deutsche Sprache bin.“
bzw.
„… seit ich als Professor für deutsche Sprache tätig bin.“

Wesentlich wäre also die Apposition „für deutsche Sprache“, keineswegs aber „an der Uni Jena“. Denn das zu erwähnen ist absurd: Es würde ja heißen, an der Uni Bonn oder sonstwo würde das nicht Teil des Arbeitsgebietes eines Lehrstuhls für deutsche Sprache sein.

Nun aber zum Hauptsatz:
„Ich habe besonders viel mit Orthographie zu tun“
Man denke an Ähnliches:
„Frau Meier hat viel mit Heuschnupfen zu tun, seit sie aufs Land gezogen ist.“
„Frau Meier hat viel mit Rücken zu tun, seit sie den Job als Schreibkraft angenommen hat.“
„Prof. Meier hat viel mit dem Fachbereich zu tun, weil er sich seit Jahren weigert, die dringend anliegende Vorlesung über die Neue Deutsche Rechtschreibung zu halten.“
Soweit Beispiele für die komische nichtssagende Floskel „hat zu tun mit“.

Aber hier kommt eben noch dazu, daß es sich um einen definierten Teil des Arbeitsgebietes handelt, dem zu erwähnen folglich witzig obsolet ist:
„Seit Herr Meier die Autowerkstatt übernommen hat, hat er viel mit Getrieben und Motoren zu tun.“
Was für ein Unsinn. Wenn Herr Gallmann mit Orthographie vorher nie „etwas zu tun“ gehabt hätte, wie hätte er es wohl zu diesem Lehrstuhl gebracht haben können?

Da es sich bei dem zitierten Buch offenbar um eine Podiumsdiskussion über Probleme der Orthographie gehandelt hat, wohl insbesondere um Schludereien und Scheinlegalisierung falscher Orthographie, dürfte doch wohl in der programmatischen Aussage von Gallmann gemeint gewesen sein, daß er - seit das Gebiet zu seiner Lehr- und Forschungstätigkeit gehört - viel mit strittigen Fragen der Rechtschreibung konfrontiert sei, oder mit z.B. dem Problem der Häufung von Orthographie-Fehlern in den sozialen Netzen usw.
„Seine Sekretärin hat viel mit Orthographie-Korrekturen und Grammatikfehlern und stilistischen Fehlgriffen zu tun, wenn sie die Texte und Diktate von Prof. Gallmann abtippt.“ Aber doch nicht: „… hat viel mit Orthographie zu tun, wenn sie …“!

Also, bitte sehr, Herr Professor:
„Seit ich (als) Professor für deutsche Sprache (tätig) bin - übrigens an der Universität Jena - , bin ich (unter anderem auch) besonders viel mit strittigen Fragen der Orthographie und mit Häufungen von Orthographie-Fehlern konfrontiert.“

Schönen Gruß :slight_smile:
Metapher

PS:
( * ) Ich schreibe das „daß“ immer so, wo immer es nicht mit der Todestrafe geahndet wird (z.B. bei DaF-Grammatikfragen). Kleine Ehrerbietung vor der letzten ausschließlich deutschen Ligatur und als Zwergenaufstand gegen die ß/ss Reglementierung der NDR.

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Hallo Metapher,

wow, da bist du ja richtig abgegangen. :wink:

Du hast mein Problem genau erfasst! Hätte Nadja gefragt, „ist es so richtig?“, hätte ich gesagt „na gut, sie hat sich das wie auch immer zusammengereimt, will es aber richtig lernen und fragt deshalb nach“. Aber wenn von einem Professor eine solche Aussage kommt, der nicht irgendwas lehrt, sondern, wie ich schon oben zitierte, „Germanisten und vor allem auch Deutschlehrer“ ausbildet, dann finde ich das mindestens unpassend, wenn nicht gar peinlich.

https://www.duden.de/Shop/Warum-es-nicht-egal-ist-wie-wir-schreiben
Unter dem Umschlagbild ist ein Link „Blick ins Buch“, und das Zitierte befindet sich auf Seite 9. Das, was rechts unten (auf Seite 10 also) steht, finde ich genauso merkwürdig, wahrscheinlich wollte er besonders authentisch rüberkommen. Dass er manchmal „vergisst“, beim Schreiben von SMS die Großtaste zu drücken.

Viele Grüße
Christa

Damit gebe ich dir übrigens Recht, trotzdem zeigen Metaphers Ausführungen, dass mein Gefühl richtig war. :smile:

Großtaste?
Ist das neudeutsch oder SMS-Sprache?
Dachte eben beim Lesen, ich sei sprachlich vielleicht nicht mehr auf der Höhe der Zeit und habe gockel nach „großtaste“ (sic!) suchen lassen, fragt gockel doch glattweg „Meintest du große taste“.
Nee, Herr Professor Gallmann, ähm Herr Gockel, das meinte ich nicht.
Besagte Taste heißt auf Deutsch wie eh und je Umschalttaste, auch bei wiki.

Gruß
.

ich finde nicht, daß eine Aussage mit „Ich bin + Beruf + Firma/Arbeitgeber“ das Wörtchen „tätig“ verlangt. Es ist doch durch die Firmennennung bereits kundgetan, daß hier eine Tätigkeit vorliegt.

Ich bin Koch. (das ist erstmal „nur“ ein Beruf)

Ich bin Koch bei Mercedes. (das ist bereits die (Berufs-)Tätigkeit)

Ich bin Koch bei Mercedes in der Kantine. (das ist ein überflüssiger Zusatz, weil man bei Mercedes nur in der Kantine Koch sein kann.)

Anders dagegen:
Ich bin Koch bei Dr. Oetker in der Kantine (Zusatz erforderlich, weil Dr. Oetker auch Versuchsküchen für Tütchen-Produkte hat).

Volle Zustimmung.

Bei „Ich bin“ braucht es weder „als“ noch „tätig“.

Gruß
.

Ja eben! Aber woher soll ein Prof. für deutsche Sprache soetwas wissen :slight_smile: Und dann dieses peinliche „vergesse die Taste zu drücken“ statt „übersehe die Großschreibung“

Ich auch, ich auch!
(wenngleich die Abkü. NDR bei mir für den Norddeutschen Runkfunk reserviert ist.)

Der Schauspieler Burghart Klaußner nennt das ß seinen „Heimatbuchstaben“, den er verteidigen müsse.
(Link von Christa, S. 12 ca. in der Mitte)

Wir sind schon zu dritt! :wink:

Gruß
.

1 Like

Das Buch ist ja überhaupt derartig peinlich. Gleich am Anfang geht es schon los:
Die Rechtschreibung begleitet mich eigentlich schon ein ganzes Leben lang. und zwar seit meinem ersten Schultag. Da ging es gleich heiß her: Wir haben schnell „im“ und „auf“ schreiben müssen.

So einen kompletten Schwachsinn leistet sich eine „Schulentwicklerin“. Und der Professor findet „Auch in meiner Lebensgemeinschaft haben wir immer mit Orthografie zu tun.“ Der Mann hat eine rhetorische Kompetenz, da ist ja selbst die unserer Bundeskanzlerin noch Gold gegen.

Das Ganze überhaupt so in dem Stil: „Ich bin ein richtiger Fan von Rechtschreibung“ - „Ja, ich finde Rechtschreibung auch ganz toll“. :slight_smile: ROFL

Deutschprofessoren-Deutsch ist das, Mennooo!

Hallo Metapher,

auf deine langen Einführungen will ich gar nicht eingehen, ich beuge mich deinem Sachverstand. Dass der Mann sich andere Fehler erlaubt, glaube ich mal, ich habe das Buch nicht angesehen.

ABer der fragliche Satz, um den es geht … ist es möglich, dass es sich hier um eine Dialektvariante handelt.
Ich selbst hätte zwar auch nicht geschrieben: Seit ich als Professor in Leipzig bin, … aber sagen würde ich Vergleichbares durchaus. Weshalb ich die Konstruktion auch nicht als falsch (höchstens unschön) empfinde.

Wenn ich sage (und sogar schreibe): „Seit mein Mann als Rentner zu Hause ist“, ist das für mich durchaus akzeptabel.

Grüße
Siboniwe