Wie ist euer persönliches Bild vom Mittelalter?

Hallo,
im Rahmen eines Geschichtsreferates möchte ich einige Informationen sammeln. Ich soll ein Referat darüber erstellen, wie unsere heutige Sicht auf das Mittelalter durch Filme, etc. geprägt ist, nicht wie es wirklich war.

Dazu meine Fragen, die jeder, wie er möchte, beantworten kann:

  1. Welchen Eindruck habt ihr vom Mittelalter zum Thema „gesellschaftliche Werte“ (Ehrlichkeit, etc.), aber auch zu Werten wie „Respekt vor dem Leben anderer“?

  2. Welches Bild der Frau zur Zeit des Mittelalters habt ihr aufgrund von Filmen, etc.?

Ich hoffe, ihr versteht die Fragen und schildert mir einfach eure Sicht und gebt vielleicht auch konkretere Beispiele, wodurch besonders ihr dieses Bild bekommen habt.

Vielen Dank :smile:

Guten Morgen,

also das Bild, das ich aus den Medien (Film, Fernsehen, Buch) habe, ist ziemlich konfus.

Junge, weibliche Heldin, gekleidet in Samt und Seide, gerät durch fiesen Kerl (kann jung oder alt sein) in die schlimmste Bredoille. Dem Fiesling springen zahllose mächtige Helfer zur Seite, die Heldin muss sich mit einfacherern Zeitgenossen begnügen. Der Zufall kommt den Bedrängten zu Hilfe, man schafft es, sich Helfer an sehr hohen Stellen zu verpflichten. Showdown und Happy End.

Optisch auffällig sind die wunderschönen Kleider, welche milimetergenau passen. Damit kann die Heldin durch die verlottertste und vedreckteste Stadt oder Dorf laufen, ohne auch nur ein Stäubchen abzubekommen. Zum Ausgleich dafür waschen sich die Männer nicht, saufen dafür und fressen.

Werte spielen keine besondere Rolle. Es wird hingenommen, dass die Mächtigen tun was sie wollen, und dass die Kleinen zu gehorchen haben. Verstöße gegen Konventionen (Frau übt einen reinen Männerberuf aus z. B.) werden zwar mit Kopfschütteln behandelt, aber nicht ernsthaft geahndet. Politische Intrigen, die Auswirkungen haben bis an die Spitze des Reiches, gehören zum Tagesgeschäft - und dass im kleinsten Bauernnest.

Doppelte Moral herrscht allerorten. Es regiert die Fleischeslust, aber nur wer sozial niedrig steht, hat Ärger von Seiten der Obrigkeit oder der Kirche (oftmals dasselbe) zu befürchten. Blutige Kämpfe, Raufereien scheinen an der Tagesordnung zu sein; Vergewaltigungen ebenso.

So, das wär’s auf die Schnelle.

Viel Glück.
Hagazussa

Hallo Hagazussa,

Optisch auffällig sind die wunderschönen Kleider, welche
milimetergenau passen. Damit kann die Heldin durch die
verlottertste und vedreckteste Stadt oder Dorf laufen, ohne
auch nur ein Stäubchen abzubekommen. Zum Ausgleich dafür
waschen sich die Männer nicht, saufen dafür und fressen.

hinzu kommt dann zumeist noch:
Frauen bleiben auch unter widrigsten Umständen immer äußerst gepflegt.
Auch Hungersnöte, Krankheiten etc. führen zu keinen Verunstaltungen - keine Pockennarben, immer sehr gepflegtes Haar, Zähne sind natürlich ebenmäßig und strahlend weiß.

Auch typisch: Schmuck scheint immer reichlich vorhanden sein.
Hexerei, Zauber etc. scheinen sehr verbreitet zu sein.

(Nein, mein persönliches Bild vom Mittelalter ist dies auch nicht, aber eben das, was einem durch entsprechende arg unrealistische Darstellungen so weisgemacht wird.)

Viele Grüße,
Nina

Hallo,

  1. Welches Bild der Frau zur Zeit des Mittelalters habt ihr
    aufgrund von Filmen …?

Die „Guten“ sind immer die blonden, gut aussehnden Frauen. Dunkelhaarige oder hässliche Frauen sind dann die „Bösen“. Ist eigentlich ganz einfach. (Genauso wie im Western, die „Bösen“ tragen dunkle Hüte.)

Gruß
Jörg Zabel

  1. Gesellschaftliche Werte & Respekt vor dem Leben anderer & die Ehre wird oft als sehr wichtig dargestellt.
    Auch in der Literatur wie z. B. in Wilhelm Hauff’s (1802-1827) “Lichtenstein” (die Geschichte des Mittelalterlichen Herzogs Ulrich von Wuerttemberg) wird sehr viel auf Ehre, Ehrlichkeit, Treue und “Tugendlichkeit” geachtet. Auch in Heinrich von Kleists (1777-1811) “Michael Kohlhaas” wird auf Ehre & Gerechtigkeit & Vergeltung nach begangenem Betrug/Verrat gepocht.
  2. Frauen werden oft in Filmen wie z.B. ueber Henry VIII oder spaeter Charles II entweder als zielsicher kalkulierend, erfolgshungrig, ueberlebenshungrig/berechnend - oder aber als sanfte “muetterliche” Wesen dargestellt.

Hallo, Angilicious,

Mir faellt gerade ein, dass bei Heinrich von Kleist’s Geschichte des “Michael Kohlhaas”,(das ich gestern erwaehnte) eine Schlichtung des Konflikts erst durch die Vermittlung von Martin Luther ermoeglicht wurde.

Ich erwaehne das jetzt, weil die christiiche Religion bei dieser Diskussion noch nicht erwaehnt wurde, aber sie spielte doch eine grosse Rolle im Mittelalter und das wird auch in Filmen/mittelalterlichen Geschichten/Novellen/Romanan so dargestellt.
Es zeigt sich auch in Geschichten/Filmen wie z. B. Victor Hugo’s “Der Gloeckner von Notre Dame” ganz deutlich, dass die christliche Kirche als ein sicherer Ort, als ein Refugium betrachtet wurde, in dem sich Jeder sicher fuehlen durfte, weil Niemand angegriffen oder aus dieser Sicherheit herausgenommen werden durfte.

Die Kirche stand also “ueber” den jeweiligen Landesherren und wurde auch so verstanden.

Das Leben im Mittelalter wurde oft von Malern wie z.B. Duerer oder Brueghel dargestellt, wie z.B. in “Tanzende Bauern” Schlittschuhlaufende Buerger” “Feste” “Jaeger im Schnee” etc.

Manche vermoegende Buerger liessen ihre Frauen auch als “Maria mit dem Kind” malen & vor allem Kuenstler wie Tilman Riemenschneider gaben der Frau ein wunderbares unvergessliches Bild der “reinen” Schoenheit in ihrer Kunst.

Viel Glueck von Frau Siggi.